ELEKTROTECHNIK

Eine kleine Berufskunde

Timm Grams

Fachhochschule Fulda

 

 

Geschichte und Bedeutung der Elektrotechnik

1765

Watt: Dampfmaschine

1831

Faraday: Elektrische Induktion

1833-37

Gauß, Weber, Morse: Telegraph

1861-76

Reis, Bell, Gray: Telephon

1865-88

Maxwell, Hertz: Elektromagnetische Wellen

1866

W. v. Siemens: Dynamomaschine, Begriff "Elektrotechnik"

1882

TH Darmstadt: Neuer Studiengang Elektrotechnik

1893

Gründung des VDE: Sicherheitsvorschriften, Elektromagnetische Verträglichkeit

1896

Marconi: Drahtlose Telegraphie

1923

Rundfunk in Deutschland

1941

Zuse: Computer

Fazit: Die Elektrotechnik ist eine junge Ingenieurwissenschaft. Auf sie gehen entscheidende Umwälzungen in Gesellschaft und Wirtschaft dieses Jahrhunderts zurück.

  

VDI und VDE

VDE

Verband der
Elektrotechnik,
Elektronik,
Informationstechnik e. V.

Die Aufgliederung des VDE in Fachgesellschaften zeigt, auf welchen Gebieten der Elektroingenieur heute tätig ist:

Siehe auch: Verein Deutscher Ingenieure (VDI)

  

Die Rahmenbedingungen

 

Der Ingenieurberuf ist im Umbruch

Die achtziger und frühen neunziger Jahre waren geprägt vom Trend zur Reduzierung der Faktorkosten (insbesondere des Faktors "Arbeit") durch Verlagerung der Arbeitsplätze in Niedriglohnländer.

Der aktuelle Trend zeigt eine Rückverlagerung von Arbeitsplätzen aus dem Ausland: Die Phase der Verschlankung der frühen 90er Jahre hat die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen hierzulande - also deren Flexibilität und Effizienz - deutlich verbessert. Nun scheint sich eine neue Aufbauphase anzuschließen, in der die gute Ausbildung der Mitarbeiter, deren Kreativität, aber auch die Infrastruktur wieder wichtiger werden als die reinen Lohnkosten.

 

Arbeitsmarkt und Studiensituation

Einige Strukturdaten des Arbeitsmarkts ET (bezogen auf die Fachhochschulen der alten Bundesländer)

Die Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lassen folgende Rückschlüsse zu (MatAB Nr. 1.1/1998):

Studiensituation und Nachwuchsquote

Sozialversicherungspflichtige Dipl.-Ing. ET im Jahr 2000

172 000

Nachwuchsquote ET im Jahr 2000

4.5%

Fachstudiendauer ET (durchschnittliche Semesterzahl)

10 (FH) 13 (Uni)

Aufteilung der Studienanfänger ET FH:Uni

3:2

Ingenieurbedarf

Die Arbeitsmarktdaten (ibv vom 17.4.02 und 25.12. 02) zeigen, dass die Studienanfängerzahlen dem konjunkturellen Verlauf zeitnah folgen: Einstellungsstopps bei Großfirmen sprechen sich offenbar schnell herum.

Die Absolventen-Prognose aus den Statistischen Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz (Nr.168 vom Juni 2003) zeigt: Die Nachwuchsquote für die Beschäftigten der Elektrotechnik bleibt im Wachstumsbereich.

In seiner 19-Punkte-Erklärung vom April 2002 geht der VDI von einer wachsenden Zahl offener Stellen aus. Damit bleibt der VDI bei seiner schon in der VDI-Studie "Ingenieurbedarf 2000" gemachten Vorhersage eines Ingenieurmangels. Der Mangel an qualifiierten Ingenieuren stellt eine Wachstumsbremse dar und gefährdet unsere internationale Konkurrenzfähigkeit.

Akademiker-Arbeitsmarkt

Akademiker-Arbeitsmarkt 2001, Ingenieure. In den großen exportorientierten Branchen Maschinenbau und Elektro-Industrie gestaltete sich trotz des im Jahresverlauf zäheren Auslandsgeschäfts der Berufsstart für Hochschulabsolventen fast problemlos. Schwierig entwickelte sich die Lage für die von der Baukrise betroffenen Bauingenieure und Architekten. Gefragt waren in erster Linie berufserfahrene Ingenieure zwischen 30 und 45 Jahren sowie Nachwuchskräfte. Meist wurden Allroundspezialisten gesucht, die kaum eingearbeitet werden mussten. Auf dem Markt standen aber nicht genügend Ingenieure mit solchen Voraussetzungen zur Verfügung. Viele Unternehmen warben Jungingenieure bereits vor dem Examen an. Für Fachkräfte über 50 Jahre war die Job-Suche weiterhin schwierig.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (iwd)

Weitere Arbeitsmarkt-Trends

  

Megatrends

Auch wenn detaillierte und interessante Vorhersagen aus prinzipiellen Gründen äußerst selten sind: Es gibt Trends. (Sollten Sie etwas Zeit haben, empfehle ich eine kleine Abschweifung zum Thema Prognosen.) Manche Trends sind sehr dominant und sie lassen sich bereits über viele Jahrzehnte beobachten. Es ist kaum zu erwarten, dass sie morgen schon gebrochen sein werden. Fünf für den Arbeitsmarkt wesentliche Trends sind auszumachen:

  1. die Ausweitung des Dienstleistungsbereichs
  2. der Ausbau der Informationsgesellschaft
  3. die Globalisierung der Märkte
  4. die Regionalisierung von Marktbereichen
  5. die Verschärfung des Wettbewerbs
  6. die Höherqualifizierug und Akademisierung

 

Ausweitung des Dienstleistungsbereichs

Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Industrialisierung. In unserem Jahrhundert geht es hin zu den Dienstleistungen: Handel, Banken, Versicherungen, Verkehr, Nachrichtenwesen. Das schafft Beweglichkeit - vor allem in den Unternehmen.

 

Die Wirtschaftssektoren:

Zurück

 

Ausbau der Informationsgesellschaft

Auf lange Sicht gehören die Mikroelektronik, die Informations- und Kommunikationstechnik (I&K-Technologien) zu den Schlüsseltechnologien. Immer mehr Arbeitsplätze dienen der Verarbeitung und Übermittlung von Information. Ein weiterer Anstieg wird prognostiziert.

In der folgenden Grafik sind die Informationsberufe aus den drei Wirtschaftssektoren herausgerechnet (Informationsberufe = Berufe mit mehr als 75% Informationstätigkeiten).

 

Zurück

 

Globalisierung der Märkte

Aggressive Wettbewerber nutzen die Standortwahl, um näher an Lieferanten und Absatzmärkte heranzukommen und von niedrigeren Faktorkosten zu profitieren. Fabriken werden so gestaltet, dass sie schnell aufgebaut und hochgefahren werden können. Schwindet aufgrund des Lohnkostenanstiegs nach etwa drei bis fünf Jahren der Standortvorteil, brechen diese Unternehmen ihre Zelte wieder ab. Solche Wanderfabriken sind ein Zeichen für die Rückkehr zum Nomadentum: Audi baut Motoren in Ungarn, Siemens produziert Elektromotoren in Tschechien. Das geschieht zum Großteil nicht zu Lasten deutscher Abeitsplätze: Siemens beispielsweise kaufte die Motoren bisher in Fernost.

Zurück

 

Regionalisierung von Marktbereichen

Der zur Globalisierung gegenläufige Trend einer Regionalisierung gewisser Marktbereiche wird durch die zunehmende Verwirklichung des Verursacherprinzips ausgelöst. Wir stehen in einem Prozess der Neubewertung 1. der Risiken großtechnischer Anlagen, 2. der erschöpflichen Ressourcen und 3. der Belastbarkeit der Umwelt. Es lohnt sich zunehmend, die lokal verfügbaren Ressourcen zu nutzen und dem lokalen Verbrauch zuzuführen. Bei Sony beispielsweise sind die Produktionsstätten für Fernsehapparate regional verteilt, einfach deshalb, weil bei Fernsehgeräten die Frachtkosten zum dominierenden Teil der Kostenstruktur werden

Zurück

 

Verschärfung des Wettbewerbs

Auf den Märkten ändern sich die Wachstumsgesetze: In Aufbauphasen haben auch leistungsschwächere Mitbewerber ihr Auskommen. In gesättigten Märkten wird verdrängt, wessen Produktivität nicht schnell genug zunimmt. Die Verschärfung des Wettbewerbs kommt in einem sich unglaublich steigernden Innovationstempo zum Ausdruck. Das führt zu einem Spiel nach neuen Regeln.

Zurück

 

Höherqualifizierug und Akademisierung

Dem Ungelernten geht die Arbeit aus

Quelle: Klems, 1998

Zurück

 

 

Innovationstempo in der Elektrotechnik

 

Fakten, die das Innovationstempo in der Elektrotechnik verdeutlichen:

 

 

Neue Spielregeln

 

Das Marktgeschehen spielt sich heute nach neuen Regeln ab:

 

Das Wunschprofil aus Unternehmersicht

 

Oben wurde das Biotop geschildert, in dem sich der angehende Elektrotechniker bewähren muss. Was wird von den Akademikern erwartet? Die Staufenbiel-Studie von 1998 gibt dazu Auskunft: Unternehmer stufen folgende Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen als wichtig ein:

 

Gleich dahinter rangieren:

 

Auch noch als wichtig angesehen werden:

 

Der Neue Ingenieur

 

Der Neue Ingenieur braucht

 

 

Tätigkeitsfelder

ChartObject Tätigkeitsfelder für Elektroingenieure

Etwa 50 % der jungen ET-Ingenieure machen Software.

Elektrotechnik ist Informatik zum Anfassen.

Job- und Info-Börsen, die aktuellen Einstiegsgehälter und weitere Hilfestellung findet der Berufsanfänger im Web.

 

 

Ein guter Rat


Volkswirtschaften sind komplexe Systeme. Sie lassen verlässliche Prognosen nicht zu. Das Problem sind die Diskontinuitäten: Wir wissen aus Erfahrung, dass es immer wieder Überraschungen gibt. Karl Raimund Popper wandte sich zeitlebens gegen das Planen im großen Stil. Deshalb:

Statt die Zukunft zu planen, sollten wir uns auf sie vorbereiten.

Daraus folgt:

 

 

Unterschiede FH-/Universitätsstudium

 

Das Universitätsstudium bietet

 

Das FH-Studium bietet

Im Zuge der Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Hochschultypen wird begabten FH-Absolventen der Zugang zur Promotion an einer Uni erleichtert.

 

Inhalte der Ausbildung

 

Die grundsätzliche Aufteilung der Lehrinhalte stellt sich aus Sicht der Industrie und des VDE heute so dar:

ChartObject Ausbildunsinhalte

"Die Aussagen zu 'Struktur und Inhalt eines zukunkftsorientierten Elektrotechnik-Studiums an Fachhochschulen', wie sie gemeinsam vom Fachbereichstag Elektrotechnik und vom VDE-Ausschuß Ingenieurausbildung erarbeitet und im Februar 1995 veröffentlicht wurden, gelten ... nach wie vor. Noch stärker an Bedeutung gewonnen haben die sogenannten fachübergreifenden Inhalte, der Erwerb von Schlüsselqualifikationen (z. B. die Fähigkeit zur Teamarbeit, zur Präsentation von Arbeitsergebnissen u. a.), der Erwerb von zusätzlichen Sprachkenntnissen, insbesondere Englisch, sowie Kenntnisse über Grundsätze und Methoden der Unternehmensführung" (Hans-Eckart Scholz, Siemens AG, Zentralabteilung Personal, Vorsitzender des VDE-Ausschusses Ingenieurausbildung, 1998)

 

Struktur des Studiums

 

Typische Strukturen des Studiums der Elektrotechnik findet man beispielsweise

 

Quellen

 

Deutscher Ingenieurtag Saarbrücken, 30./31. Mai 1995: Ingenieure für die Zukunft. VDI Berichte 1198, Düsseldorf 1995

Dostal, W.: Die Informatisierung der Arbeitswelt - Multimedia, offene Arbeitsformen und Telearbeit. Institut für Arbeistmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg. MittAB 4/1995, 527-548

Grüneberg/Wenke (Herausgeber): Arbeitsmarkt Elektroingenieure. VDE-Verlag, Berlin und Offenbach. Verschiedene Auflagen. Aufsätze:

Klems, W. (Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Landesarbeitsamt Hessen.): Perspektiven des Arbeitsmarktes bis zum Jahr 2010 unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Fachhochschulabsolventen. Vortrag an der FH Fulda, 3.6.1998

McKinsey & Co.: Wachstum durch Verzicht. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1994

Mieck, I.: Von der Kopie zur Innovation: Einführung der Dampfkraft in Preußen. Spektrum der Wissenschaft (1982) 5, S. 116-127

Pierer, H. v.; Oetinger, B. v.: Wie kommt das Neue in die Welt? Hanser, München, Wien 1997

Scholz, H.-E. (Siemens): Bildung und Ausbildung von Elektroingenieuren in Deutschland. Fachbereichstag Elektrotechnik. Festschrift zum 25. Jubiläum. IBN-Verlag Kaarst 1998

Staufenbiel Studie "Berufsplanung für Ingenieure". ibv Nr 31 vom 5.8.1998, S. 3037-3042

VDE und Fachbereichstag Elektrotechnik: Struktur und Inhalte eines zukunftsorientierten Elektrotechnik-Studiums an Fachhochschulen in Deutschland. Frankfurt/M. Februar 1995

Zeitungs- und Zeitschriftenartikel:

 

Verbindungen

Ämter und Öffentliche Stellen

Weitere Informationsanbieter


© Timm Grams, 21. Oktober 2004