ELEKTROTECHNIK
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Fazit: Die Elektrotechnik ist eine junge Ingenieurwissenschaft. Auf sie gehen entscheidende Umwälzungen in Gesellschaft und Wirtschaft dieses Jahrhunderts zurück.
VDI und VDE
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Die Aufgliederung des VDE in Fachgesellschaften zeigt, auf welchen Gebieten der Elektroingenieur heute tätig ist:
Siehe auch: Verein Deutscher Ingenieure (VDI)
Die
Rahmenbedingungen
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Der Ingenieurberuf ist im Umbruch
Die achtziger und frühen neunziger Jahre waren geprägt vom Trend zur Reduzierung der Faktorkosten (insbesondere des Faktors "Arbeit") durch Verlagerung der Arbeitsplätze in Niedriglohnländer.
Der aktuelle Trend zeigt eine Rückverlagerung von Arbeitsplätzen aus dem Ausland: Die Phase der Verschlankung der frühen 90er Jahre hat die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen hierzulande - also deren Flexibilität und Effizienz - deutlich verbessert. Nun scheint sich eine neue Aufbauphase anzuschließen, in der die gute Ausbildung der Mitarbeiter, deren Kreativität, aber auch die Infrastruktur wieder wichtiger werden als die reinen Lohnkosten.
Arbeitsmarkt und
Studiensituation
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Die Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lassen folgende Rückschlüsse zu (MatAB Nr. 1.1/1998):
Sozialversicherungspflichtige Dipl.-Ing. ET im Jahr 2000 |
172 000 |
Nachwuchsquote ET im Jahr 2000 |
4.5% |
Fachstudiendauer ET (durchschnittliche Semesterzahl) |
10 (FH) 13 (Uni) |
Aufteilung der Studienanfänger ET FH:Uni |
3:2 |
Die Arbeitsmarktdaten (ibv vom 17.4.02 und 25.12. 02) zeigen, dass die Studienanfängerzahlen dem konjunkturellen Verlauf zeitnah folgen: Einstellungsstopps bei Großfirmen sprechen sich offenbar schnell herum.
Die Absolventen-Prognose aus den Statistischen Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz (Nr.168 vom Juni 2003) zeigt: Die Nachwuchsquote für die Beschäftigten der Elektrotechnik bleibt im Wachstumsbereich.
In seiner 19-Punkte-Erklärung vom April 2002 geht der VDI von einer wachsenden Zahl offener Stellen aus. Damit bleibt der VDI bei seiner schon in der VDI-Studie "Ingenieurbedarf 2000" gemachten Vorhersage eines Ingenieurmangels. Der Mangel an qualifiierten Ingenieuren stellt eine Wachstumsbremse dar und gefährdet unsere internationale Konkurrenzfähigkeit.
Akademiker-Arbeitsmarkt 2001, Ingenieure. In den großen exportorientierten Branchen Maschinenbau und Elektro-Industrie gestaltete sich trotz des im Jahresverlauf zäheren Auslandsgeschäfts der Berufsstart für Hochschulabsolventen fast problemlos. Schwierig entwickelte sich die Lage für die von der Baukrise betroffenen Bauingenieure und Architekten. Gefragt waren in erster Linie berufserfahrene Ingenieure zwischen 30 und 45 Jahren sowie Nachwuchskräfte. Meist wurden Allroundspezialisten gesucht, die kaum eingearbeitet werden mussten. Auf dem Markt standen aber nicht genügend Ingenieure mit solchen Voraussetzungen zur Verfügung. Viele Unternehmen warben Jungingenieure bereits vor dem Examen an. Für Fachkräfte über 50 Jahre war die Job-Suche weiterhin schwierig.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (iwd)
Megatrends
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Auch wenn detaillierte und interessante Vorhersagen aus prinzipiellen Gründen äußerst selten sind: Es gibt Trends. (Sollten Sie etwas Zeit haben, empfehle ich eine kleine Abschweifung zum Thema Prognosen.) Manche Trends sind sehr dominant und sie lassen sich bereits über viele Jahrzehnte beobachten. Es ist kaum zu erwarten, dass sie morgen schon gebrochen sein werden. Fünf für den Arbeitsmarkt wesentliche Trends sind auszumachen:
Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Industrialisierung. In unserem Jahrhundert geht es hin zu den Dienstleistungen: Handel, Banken, Versicherungen, Verkehr, Nachrichtenwesen. Das schafft Beweglichkeit - vor allem in den Unternehmen.
Die Wirtschaftssektoren:
Auf lange Sicht gehören die Mikroelektronik, die Informations- und Kommunikationstechnik (I&K-Technologien) zu den Schlüsseltechnologien. Immer mehr Arbeitsplätze dienen der Verarbeitung und Übermittlung von Information. Ein weiterer Anstieg wird prognostiziert.
In der folgenden Grafik sind die Informationsberufe aus den drei Wirtschaftssektoren herausgerechnet (Informationsberufe = Berufe mit mehr als 75% Informationstätigkeiten).
Aggressive Wettbewerber nutzen die Standortwahl, um näher an Lieferanten und Absatzmärkte heranzukommen und von niedrigeren Faktorkosten zu profitieren. Fabriken werden so gestaltet, dass sie schnell aufgebaut und hochgefahren werden können. Schwindet aufgrund des Lohnkostenanstiegs nach etwa drei bis fünf Jahren der Standortvorteil, brechen diese Unternehmen ihre Zelte wieder ab. Solche Wanderfabriken sind ein Zeichen für die Rückkehr zum Nomadentum: Audi baut Motoren in Ungarn, Siemens produziert Elektromotoren in Tschechien. Das geschieht zum Großteil nicht zu Lasten deutscher Abeitsplätze: Siemens beispielsweise kaufte die Motoren bisher in Fernost.
Der zur Globalisierung gegenläufige Trend einer Regionalisierung gewisser Marktbereiche wird durch die zunehmende Verwirklichung des Verursacherprinzips ausgelöst. Wir stehen in einem Prozess der Neubewertung 1. der Risiken großtechnischer Anlagen, 2. der erschöpflichen Ressourcen und 3. der Belastbarkeit der Umwelt. Es lohnt sich zunehmend, die lokal verfügbaren Ressourcen zu nutzen und dem lokalen Verbrauch zuzuführen. Bei Sony beispielsweise sind die Produktionsstätten für Fernsehapparate regional verteilt, einfach deshalb, weil bei Fernsehgeräten die Frachtkosten zum dominierenden Teil der Kostenstruktur werden
Auf den Märkten ändern sich die Wachstumsgesetze: In Aufbauphasen haben auch leistungsschwächere Mitbewerber ihr Auskommen. In gesättigten Märkten wird verdrängt, wessen Produktivität nicht schnell genug zunimmt. Die Verschärfung des Wettbewerbs kommt in einem sich unglaublich steigernden Innovationstempo zum Ausdruck. Das führt zu einem Spiel nach neuen Regeln.
Dem Ungelernten geht die Arbeit aus
Quelle: Klems, 1998
Innovationstempo
in der Elektrotechnik
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Fakten, die das Innovationstempo in der Elektrotechnik verdeutlichen:
Neue Spielregeln
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Das Marktgeschehen spielt sich heute nach neuen Regeln ab:
Das Wunschprofil aus
Unternehmersicht
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Oben wurde das Biotop geschildert, in dem sich der angehende Elektrotechniker bewähren muss. Was wird von den Akademikern erwartet? Die Staufenbiel-Studie von 1998 gibt dazu Auskunft: Unternehmer stufen folgende Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen als wichtig ein:
Gleich dahinter rangieren:
Auch noch als wichtig angesehen werden:
Der Neue
Ingenieur
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Der Neue Ingenieur braucht
Tätigkeitsfelder
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Etwa 50 % der jungen ET-Ingenieure machen
Software.
Elektrotechnik ist Informatik zum Anfassen.
Job- und Info-Börsen, die aktuellen Einstiegsgehälter und weitere Hilfestellung findet der Berufsanfänger im Web.
Ein guter Rat
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Volkswirtschaften sind komplexe Systeme. Sie lassen verlässliche Prognosen
nicht zu. Das Problem sind die Diskontinuitäten: Wir wissen aus Erfahrung, dass
es immer wieder Überraschungen gibt. Karl Raimund Popper wandte sich zeitlebens
gegen das Planen im großen Stil. Deshalb:
Daraus folgt:
Unterschiede
FH-/Universitätsstudium
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Das Universitätsstudium bietet
Das FH-Studium bietet
Im Zuge der Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Hochschultypen wird begabten FH-Absolventen der Zugang zur Promotion an einer Uni erleichtert.
Inhalte der Ausbildung
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Die grundsätzliche Aufteilung der Lehrinhalte stellt sich aus Sicht der Industrie und des VDE heute so dar:
"Die Aussagen zu 'Struktur und Inhalt eines zukunkftsorientierten Elektrotechnik-Studiums an Fachhochschulen', wie sie gemeinsam vom Fachbereichstag Elektrotechnik und vom VDE-Ausschuß Ingenieurausbildung erarbeitet und im Februar 1995 veröffentlicht wurden, gelten ... nach wie vor. Noch stärker an Bedeutung gewonnen haben die sogenannten fachübergreifenden Inhalte, der Erwerb von Schlüsselqualifikationen (z. B. die Fähigkeit zur Teamarbeit, zur Präsentation von Arbeitsergebnissen u. a.), der Erwerb von zusätzlichen Sprachkenntnissen, insbesondere Englisch, sowie Kenntnisse über Grundsätze und Methoden der Unternehmensführung" (Hans-Eckart Scholz, Siemens AG, Zentralabteilung Personal, Vorsitzender des VDE-Ausschusses Ingenieurausbildung, 1998)
Struktur des Studiums
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Typische Strukturen des Studiums der Elektrotechnik findet man beispielsweise
Quellen
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Deutscher Ingenieurtag Saarbrücken, 30./31. Mai 1995: Ingenieure für die Zukunft. VDI Berichte 1198, Düsseldorf 1995
Dostal, W.: Die Informatisierung der Arbeitswelt - Multimedia, offene Arbeitsformen und Telearbeit. Institut für Arbeistmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg. MittAB 4/1995, 527-548
Grüneberg/Wenke (Herausgeber): Arbeitsmarkt Elektroingenieure. VDE-Verlag, Berlin und Offenbach. Verschiedene Auflagen. Aufsätze:
Klems, W. (Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Landesarbeitsamt Hessen.): Perspektiven des Arbeitsmarktes bis zum Jahr 2010 unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Fachhochschulabsolventen. Vortrag an der FH Fulda, 3.6.1998
McKinsey & Co.: Wachstum durch Verzicht. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1994
Mieck, I.: Von der Kopie zur Innovation: Einführung der Dampfkraft in Preußen. Spektrum der Wissenschaft (1982) 5, S. 116-127
Pierer, H. v.; Oetinger, B. v.: Wie kommt das Neue in die Welt? Hanser, München, Wien 1997
Scholz, H.-E. (Siemens): Bildung und Ausbildung von Elektroingenieuren in Deutschland. Fachbereichstag Elektrotechnik. Festschrift zum 25. Jubiläum. IBN-Verlag Kaarst 1998
Staufenbiel Studie "Berufsplanung für Ingenieure". ibv Nr 31 vom 5.8.1998, S. 3037-3042
VDE und Fachbereichstag Elektrotechnik: Struktur und Inhalte eines zukunftsorientierten Elektrotechnik-Studiums an Fachhochschulen in Deutschland. Frankfurt/M. Februar 1995
Zeitungs- und Zeitschriftenartikel:
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© Timm Grams, 21. Oktober 2004