Der Heilige Bonifatius
Der Heilige Bonifatius

Domplatz

An der Außenfassade des Fuldaer Doms im Parterre befindet sich auf der linken Seite des Hauptportals eine Sandsteinstatur des Heiligen Bonifatius, die von Andreas Balthasar Weber gestaltet wurden.
In der geschichtlichen und religiösen Entwicklung Fuldas spielte der Benediktinermönch Bonifatius eine entscheidende Rolle. Durch die auf ihn zurückzuführende Gründung des Benediktinerklosters war die Entstehung der Stadt Fulda erst möglich. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß man auf dem heutigen Stadtgelände viele Darstellungen des Heiligen findet. Neben der hier gezeigten Darstellungen, befinden sich noch zwei weitere nennenswerte Skulpturen des Heiligen im Innenstadtgebiet: eine Bronzestatur auf dem Bonifatiusplatz und eine Sandsteinplastik auf dem Borgiasplatz.

Bonifatius wird heute noch als führender Heiliger Fuldas bezeichnet. Bonifatius, der um 675 in der Grafschaft Wessex geboren wurde, trat schon in jungen Jahren dem Benediktinerorden bei und wurde auf eine Tätigkeit als Missionar vorbereitet. Nach dem Scheitern der ersten Missionsversuche im damaligen Friesland erhielt Bonifatius 719 den offiziellen Auftrag zur Mission im damaligen Reich durch Papst Gregor II. Er widmete sein ganzes Leben der Missionarstätigkeit und unternahm viele Reisen, um Heiden zum Christentum zu bekehren. Nach seinem Martyrium in Friesland wurde er am 9 Juli 754 in Fulda beigesetzt. Durch dieses Ereignis wurde Fulda schnell zum Zentrum der Bonifatiusverehrung, die bis heute existiert. Ein Beispiel hierfür ist z. B. die jährlich stattfindende Bischofskonferenz, in der sich die Bischöfe regelmäßig um das Grab Bonifatius versammeln.

Während meiner Recherche habe ich festgestellt, daß Bonifatius eine Vorbildfunktion ausübt, die sich während der Jahrhunderte seiner Verehrung gewandelt hat. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts war Bonifatius für die damaligen Benediktinermönche kein Vorbild in Bezug auf seine Missionarstätigkeit und sein Sterben für den Glauben, sondern war ein Beispiel für einen vorbildlichen Mönch. Erst zu Zeiten des Abtes Rhabanus Maurus entwickelte sich eine Vorbildfunktion in Hinblick auf seine Missionarstätigkeit.(1) Die Vorbildfunktion Bonifatius für die normale, nicht im Kloster lebende Bevölkerung setzte fast zeitgleich mit der Beisetzung in Fulda ein. In der Bevölkerung wurde er als Vorbild für die Ausübung und Verteidigung des christlichen Glaubens angesehen. Er war ein hervorragendes Beispiel für ein gläubiges Leben, daß ganz Gott gewidmet war. Der Höhepunkt dieses Lebens fand mit seinem Tode statt, "denn seit frühchristlicher Zeit galt deren Sterben (Anmerkung: das Sterben der Heiligen) als engste Vereinigung mit Christus, Mitvollzug nicht nur seiner vollkommenen Liebe, sondern auch seines gewaltsamen Kreuztodes"(2).Jeder christliche Mensch sollte das Leben des Bonifatius als Beispiel nehmen und wie er streng nach den Richtlinien der Religion leben. Es war erstrebenswert, den Glauben zu verteidigen, wenn nötig auch mit dem Tod. Aus diesem Grund wird Bonifatius auf dem meisten Darstellungen mit einem von einem Dolche durchstoßenen Buch in der einen Hand als Symbol für seinen Märtyrertod und seinem Bischofsststab, als Zeichen seiner religiösen Tätigkeit, in der anderen gezeigt. Auch sieht man ihn mit Buch und Kreuz als Symbole des Glaubens.

  1. Petra Kehl, "Heiligenverehrung in der Reichsabtei Fulda", Fulda in seiner Geschichte - Landschaft, Reichsabtei, Stadt, Hrsg. Heinemeyer und Jäger, (Fulda: Parzeller, 1995), S. 187
  2. Lutz E. v. Padberg, "Fidelis intercessor in caelessti Hierusalem - Formen und Funktionen der Bonifatiusverehrung",Fuldaer Geschichtsblätter, Jahrgang 70, (Fulda: Rindt Druck, 1994), S. 53
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© August 1999 Christiane Spork, Peter Klingebiel