Götterdarstellungen
Götterdarstellungen

Stadtschloß

Vor dem Innenhof des Schlosses, über dem Eingang zum Ehrenhof befinden sich sechs Götterdarstellungen, die vom Künstler Johannes Neudecker d. Älteren erschaffen und zwischen 1706-1721 aufgestellt wurden.
Schaut sich der Betrachter in Fulda aufmerksam um, so wird er feststellen, daß sich um das Schloß herum und im Schloßgarten viele barocke Skulpturen befinden, die Götter darstellen. In der Kunst der Epoche des Barocks griffen die Künstler vermehrt auf antike Motive in der Bildhauerkunst zurück. Durch den Humanismus war die Geschichte des Altertums den damaligen Künstlern bekannt und deshalb verarbeiteten sie auch Teile davon in ihren Kunstwerken. "So tritt dem christlichen Mythos der antike an die Seite; neben dem Himmel nimmt der Olymp, neben dem Heiligen der Heros im barocken Bildersaal seinen Platz ein".(1)

Die in Fulda existierenden barocken Skulpturen dieser Art symbolisieren auch die Tugenden und Vorlieben der zu dieser Zeit herrschenden Fürstäbte. Keine Skulptur ist ohne besonderen Grund aufgestellt worden, jede stellt ein besonders Symbol dar. Vor dem Innenhof des Schlosses, über dem Eingang zum Ehrenhof befinden sich sechs Götterdarstellungen (Themis,Mars, Zeus, Herakles, Apollon, Pallas-Athene), die die Macht und die Tugenden der Fürstäbte symbolisieren. Diese Sandsteinplastiken wurden alle vom Künstler Johannes Neudecker d. Älteren erschaffen und zwischen 1706-1721 aufgestellt.

Diese Götterfiguren haben die Fuldaer Bürger schon immer bewegt und der Berufsschuldirektor a. D. August Feldmann hat über sie sogar ein Gedicht verfaßt:

Die Standbilder des Torgitters am Schloß zu Fulda

Von Danae ohne Geld zurückgekehrt
Jupiter im Olymp einen Tanz begehrt;
ist mir alles eins,
ob ich Geld hab oder keins,
hebt er lustig zu tanzen an,
und Mars stellt auch gleich seinen Mann.
Er nimmt schon ab das Seitengewehr,
daß er niemand kommt in die Quer.

Apollo schmunzelnd die Zither schlägt,
Herkules nur ist nicht aufgelegt;
er hat einen Riesenstall gefegt
und dann einen wilden Leu erschlagen.
Die Haut er braucht als Mantelkragen;
hat auch eine furchtbare Schlange getötet,
bei Bacchus verschiedene Schnäpse vertötet,
und nebenbei - o welche Seligkeit -
ein irdisches schönes Fräulein gefreit,
"Laßt mich", er spricht: "tu nicht mit,
an die Damen richtet doch eure Bitt!"
...
Von allen Gestalten die merkwürdigste,
ist Herkules, an Kraft die gewaltigste;
denn dieser Held, dem jedes Werk gelang,
steht da so zahm, fast ängstlich bang,
als ob "ach tut mir nichts" er wollte sagen.
Und jedesmal mit heiterem Behagen
zum Herkules empor ich seh',
wenn ich am Schloß vorübergeh'.(2)

  1. Werner Hager, Barock - Skulptur und Malerei-, 2. Auflage, (Baden-Baden: Holle, 1980), S. 10
  2. "Die Standbilder am Fuldaer Schloß", Buchenblätter, Nr. 27, 10.11.1996, S. 108
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© August 1999 Christiane Spork, Peter Klingebiel