Statistiken im Alltag – Was ist dran an der Astrologie?
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Auto |
|
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Geschlecht |
Ford |
andere |
Zeilensumme |
Frau |
12 |
138 |
150 |
Mann |
6 |
144 |
150 |
Spaltensumme |
18 |
282 |
300 |
Wir haben es mit dem Merkmal Ford
(ja oder nein) zu tun und mit zwei Statistiken, einer für die Frauen und
einer für die Männer. Natürlich kann man auch so tun, als sei es nur eine
Statistik, aufgeschlüsselt nach zwei Merkmalen: Automarke und Geschlecht.
Die Frage ist, was die Statistik tatsächlich über die Größe und Deutlichkeit der erhöhten Vorliebe der Frauen für die Automarke Ford aussagt. Könnte es sein, dass sowohl Männer als auch Frauen mit jeweils derselben 6-prozentigen Wahrscheinlichkeit Ford bevorzugen und dass nur die Stichprobe rein zufällig die Werte 12 und 6 der Tabelle anstelle von jeweils 9 produziert hat?
Der Rinderwahnsinn breitete sich vorzugsweise in Großbritannien aus und wurde 1986 erstmals beschrieben. Vor allem beunruhigte damals die Möglichkeit einer Übertragung auf den Menschen. Die Sorge war, dass eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entstanden sein könnte, die in erster Linie junge Menschen befällt. Eine Studie schien dies zu bestätigen: In Großbritannien waren 9 von 207 der erfassten Erkrankten jünger als 40 Jahre. Zum Vergleich wurden von einer Göttinger Arbeitsgruppe 81 sichere Fälle dieser Krankheit in Deutschland erfasst. Darunter fand sich eine Person unter 40 Jahren. (Beck-Bornholdt und Dubben: Der Hund, der Eier legt. Erkennen von Fehlinformation durch Querdenken. Hamburg 1997)
Tabelle 3 Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in GB und Deutschland
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Unter 40 |
Ab 40 |
Zeilensumme |
Großbritannien |
9 |
198 |
207 |
Deutschland |
1 |
80 |
81 |
Spaltensumme |
10 |
278 |
288 |
Wird der Verdacht durch die
Tabelle bestätigt? Wenn ja, in welchem Maß? Oder kann mit gutem Grund Entwarnung
gegeben werden?
Aral hat auf der Basis von 1163 Telefoninterviews (offenbar Männer und Frauen), darunter 301 Neuwagenkäufer, die „Trends beim Autokauf 2009“ ermittelt und festgestellt, „dass der Anteil der Frauen, die sich bevorzugt einen Kleinwagen zulegen wollen, von 23 Prozent auf 20 Prozent geschrumpft ist“. Wie ist diese Aussage zu interpretieren? Wie gehaltvoll ist sie?
Gunter Sachs hat 1997 ein datenreiches Buch vorgelegt: Die Akte Astrologie. Seine Statistiken erfassen – anders als die der Aral-Studie – sehr viele Fälle, in der Regel mehrere hunderttausend. In den Tabellen des Buches findet man beispielsweise, dass Mann und Frau mit demselben Tierkreiszeichen überdurchschnittlich oft einander heiraten.
Nehmen wir als Beispiel die Widder-Menschen. Die folgende Tabelle zeigt: Von den insgesamt 358709 erfassten Paaren sind 33009 Männer und 32830 Frauen im Tierkreiszeichen Widder geboren. Würde die Paarbildung rein zufällig passieren, ergäben sich im Schnitt 33009*32830/358709 = 3021 reine Widder-Paare. Diese Zahl kommt so zu Stande: Der Anteil der Widder-Frauen unter den Frauen, die einen Widder-Mann heiraten, ist unter der Zufallsannahme etwa so groß, wie der Anteil der Widder-Frauen unter den Frauen insgesamt. Sei also x die Zahl der reinen Widder-Ehen, m die Zahl der Widder-Männer, f die Zahl der Widder-Frauen, und n die Zahl der Ehen und damit auch der Frauen insgesamt, dann gilt x/m = f/n. Also ist x = mf/n.
Die Statistik weist aus, dass es tatsächlich 3154 Widder-Paare sind, also 133 mehr als erwartet.
Tabelle 2 Wer heiratet wen?
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Frau |
|
|
Mann |
Widder |
andere |
Zeilensumme |
Widder |
3154 |
29855 |
33009 |
andere |
29676 |
296024 |
325700 |
Spaltensumme |
32830 |
325879 |
358709 |
Die Tafel der Eheschließungen
bezieht sich auf die Schweiz und die Jahre 1987-1994. Verblüffend ist, dass
über die gesamte Tabelle gesehen zwischen den Tierkreiszeichen und den Eheschließungen
ein Zusammenhang im Sinne der Astrologie erkennbar ist.
Muss der Astrologie-Skeptiker auf Grund dieser Zahlen sein Weltbild revidieren? Oder sind die Abweichungen noch mit der Zufallsannahme vereinbar?
Bei der Analyse sollte man mögliche Einflüsse bedenken, die nichts mit der direkten Einwirkung der Sterne zu tun haben. Interessant ist beispielsweise, dass 0,7% der Verheirateten bezeugen, dass das Sternzeichen bei der Wahl des Partners eine Rolle gespielt hat, und 3,9% geben zu, dass das „ein bisschen der Fall“ war.
Hoppla! Ein Weblogbuch über sonderbare Nachrichten und alltäglichen Statistikplunder
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Timm Grams, 26. Juli 2010 (letzte Änderung: 05.08.2011)