Umweltsimulation mit Tabellenkalkulation

Der "Schweinezyklus"

Einführung

Problem: Jeder kennt die Schwierigkeiten: Das Wasser, das aus der Dusche kommt, ist zu heiß. Hektisch wird das Warmwasser zurückgedreht. Bald ist es zu kalt - also wird wieder aufgedreht. So geht das eine Weile hin und her im Wechsel zwischen zu heiß und zu kalt. Einen ähnlichen Effekt beobachtet man auf dem Arbeitsmarkt: Herrscht in einem Marktsegment Arbeitskräftemangel, wird gut bezahlt. Das macht die Ausbildung attraktiv. Später ist dann eher ein Überangebot an Arbeitskräften zu erwarten und der Trend kehrt sich um, erneut hin zum Arbeitskräftemangel.

Ziel: Es gilt, zu erkennen, was hinter dem unwillkommenen Auf und Ab steckt und wie man ihm begegnen kann.

Methode: Zur Beschreibung der genannten Systeme - und vieler anderer - wird gemeinhin die Metapher vom "Schweinezyklus" benutzt. Die wichtigsten Struktureigenschaften (Anreiz, Totzeit und negative Rückkopplung) werden - auf das Wesentliche beschränkt - mit einem Tabellenkalkulationsblatt modelliert. (Wie real der Schweinzyklus ist, zeigen Meldungen vom Agrarmarkt, beispielsweise aus der BauernZeitung, Schweiz).

 

Ein stark vereinfachtes Modell des "Schweinezyklus"

Das momentan am Markt herrschende Angebot an Schweinefleisch bezeichnen wir mit x. Dieses Angebot führt zu einem Stückpreis y. Nach den Gesetzen des Marktes fällt der Preis mit wachsendem Angebot. Ein einfacher Ansatz dieses Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen hat die Form y = a(1-x/b). Hierin bezeichnet a den Höchstpreis, der sich bei absoluter Warenknappheit erzielen lässt; und b ist die Sättigungsmenge, also die Menge, die sich nur dann erzielen lässt, wenn man die Ware verschenkt. Damit hat man schon diejenige Komponente des Modells, die für die negative Rückkopplung sorgt.

Den Bestand an Schweinen in der aktuellen Periode bezeichnen wir mit z. Dieser Bestand gelangt in der folgenden Wirtschaftsperiode auf den Markt. Wir setzen also x+ = z, wobei das "+"-Zeichen anzeigt, dass es sich um den Wert in der folgenden Periode handelt. Diese Verzögerung um eine Wirtschaftsperiode wird in der Systemtheorie als Totzeit bezeichnet.

Worin liegt der Anreiz, die Produktion zu erhöhen? Wir nehmen einmal an, dass es einen minimalen Preis c gibt, unterhalb dessen es sich nicht lohnt, überhaupt Schweine in den Stall zu stellen. Den Zuwachs an Schweinen setzen wir folgendermaßen an: z+ = z + d(y+- c). Also: der zukünftige Bestand an Schweinen z+ erhöht sich gegenüber dem momentanen Stand z proportional zur Differenz aus dem dann erzielbaren und dem minimalen Preis; der Proportionalitätsfaktor wird mit d bezeichnet.

 

Übungen, Diskussionspunkte

1 Zeigen sie Analogien zwischen dem "Schweinezyklus" und volkswirtschaftlichen Prozessen auf. Wo begegnen uns Schweinezyklen noch?

2 Führen Sie Experimente mit dem Arbeitsblatt Schweinzyklus.xls durch. Stellen Sie fest, welche Einflüsse die Parameter des Modells auf Schwingungsfrequenz, Amplitude und Dämpfung des Schwingungsverhaltens haben. Was ist zu tun, um Schwingungen zu vermeiden? Erläutern Sie die Begriffe prozyklisches und antizyklisches Verhalten.

3 Lösen Sie die Systemgleichungen mit analytischen Methoden.

 

Zurück zur Gliederung

 

© Timm Grams, 8.12.1999