Gendern hilft, weil Gendern hilft

Jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen: Durch das generische Maskulinum wird ein männerlastiges Bild ausgelöst. Das ist das Ergebnis einer Studie des Würzburger Psychologieprofessors Fritz Strack. Ihn haben wir schon kennengelernt als Träger des Ig-Nobelpreises.

Diese Studie überzeugt mich nicht. Warum? Zwar wird von den meisten Deutschen das Gendern abgelehnt. Wir können aber von etwa zwanzig Prozent ausgehen, die dem Gendern positiv gegenüberstehen. Ich nehme an, dass dieser Prozentsatz auch für die Studienteilnehmer gilt.

Die Genderanhänger kann man zu den aufgeweckten Leuten rechnen (woke). Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass die Fragen der Studie bei ihnen ein Filter durchlaufen, das für eine Schieflage (Bias) des Studienergebnisse sorgt: Ist kein Hinweis zu finden, dass Nichtmänner mitgemeint sind, dann sind sie für den aufgeweckten Studienteilnehmer eben nicht mitgemeint.

Ich bringe dieses Beispiel, weil es sehr gut zu meinem vorhergehenden Artikel passt: Das Instrumentarium des Naturwissenschaftlers – messen und statistisch auswerten – ist ungeeignet, wenn sich das untersuchte Objekt nicht klar vom Beobachter trennen lässt.

Diese Studie fällt für mich in die Kategorie Statistikplunder, ein zentrales Thema dieses Hoppla-Blogs.

Um mich vor Angriffen der Wokies zu schützen, könnte ich jetzt behaupten, dass der Artikel ironisch gemeint sei. Das hilft leider nichts. Diese Behauptung könnte ja Ironie sein.

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7 Antworten zu Gendern hilft, weil Gendern hilft

  1. Rainer Gebauer sagt:

    „Das Instrumentarium des Naturwissenschaftlers – messen und statistisch auswerten – ist ungeeignet, wenn sich das untersuchte Objekt nicht klar vom Beobachter trennen lässt.“

    Dies ist ja das Wesen der Unschärferelation: Das Mittel der Beobachtung beeinflusst das Beobachtete und verhindert damit die Objektivität.

    Übertragen auf die moderne Medienwelt erklärt dieser Zusammenhang, warum die Menschheit nicht zur Ruhe kommt. Diese Medienwelt lebt allein von Sprache (ergänzt bzw. verstärkt durch Bilder), denn anders als beim persönlichen Gespräch fällt die intuitive Wahrnehmung des Gegenübers – Tonfall, Augenbewegung, Verlegenheit usw. – komplett aus. Wir leben also in einer Welt perfekter Unschärfe. So perfide es klingt: Die Demokratie, die Staatsform des Diskurses, ist aus dieser Sicht das schlechteste aller politischen Systeme. Wie soll man sich wundern, dass Despoten, Diktatoren, Inquisitoren und sonstige Basta-Typen immer reger werdenden Zulauf zu bekommen scheinen?

    • Timm Grams sagt:

      Noch ein Beispiel: Die Selbstbestätigung des öffentlich rechtlichen Rundfunks mittels Meinungsumfragen.

  2. Mussi sagt:

    @ Gebauer / Grams

    Hans Lenk – https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Lenk_(Philosoph) – hat daraus beabsichtigt oder unbeabsichtigt ein Interpretationsschema entwickelt.
    Lesetipp: „Interpretation und Realität“, „Interpretationskonstrukte“, „Bewusstsein un Interpretationsschemata“ z.B. …

  3. Frank Wohlgemuth sagt:

    Diese Studie überzeugt mich nicht. Warum? Zwar wird von den meisten Deutschen das Gendern abgelehnt. Wir können aber von etwa zwanzig Prozent ausgehen, die dem Gendern positiv gegenüberstehen. Ich nehme an, dass dieser Prozentsatz auch für die Studienteilnehmer gilt.

    Mir ist nicht klar, womit Sie diese Annahme stützen, meine Bedenken zu dieser „Studie“ sind ganz andere.

    Ich habe mir die Veröffentlichung angesehen und darin nichts zu den Testgruppen gefunden. Weder zur Altersverteilung noch zur Verteilung von Schichtzugehörigkeiten.

    Außerdem müsste – wenn man die älteren Untersuchungen zu dem Thema kennt, ist auch klar, warum – die reale Verteilung der Geschlechter in den jeweiligen Beispielen angegeben werden. Wenn ich von Lehrern rede, weiß ich, dass der größere Anteil weiblich ist, wobei der Anteil der männlichen Lehrer bei Grundschulen sehr gering ist, bei Gymnasien dürfte es fast die Hälfte sein, früher war er bei Gymnasien erheblich höher als die Hälfte. Wenn ich von Maurern rede, ist auch klar, dass da die Geschlechter nicht gleich verteilt sind. Ein derartiges Wissen geht in das Verständnis ein.

    Ansonsten kommen derartige Untersuchungen jetzt, nachdem wir alle bereits x Jahre mit dieser sexualisierten Sprache berieselt werden, reichlich spät. Wir haben uns nämlich daran gewöhnt, ob wir sie selbst sprechen oder ablehnen, spielt dabei keine Rolle: Die Tiere des Waldes „verstehen“ den Warnruf des Hähers „richtig“, auch wenn sie selbst keine Häher sind. Das ist auch der Hintergrund dafür, dass ich gerne die Altersverteilung der Testgruppen kennen würde: Es ist ein Unterschied, ob jemand sein ganzes Leben nur in der sexualisierten Sprache verbracht hat, oder ob ihm diese erst im Alter begegnet ist.

    Das generische Maskulinum war früher mal eine unausgesprochene Sprachkonvention mit der man aufgewachsen ist, und die man auch verstanden hat. Unsere Sprache ist aber inzwischen in veröffentlichten Texten schon so lange sexualisiert, dass es mich nicht wundert, wenn man heute feststellt, dass das generische Maskulinum nicht mehr verstanden wird.

    • Timm Grams sagt:

      Ihre Erklärung zeigt, dass Sie mich gut verstanden haben und dass mein Verdacht nicht gänzlich aus der Luft gegriffen ist.

  4. Realo sagt:

    @ Mussi 15. April 2024 um 14:32 Uhr

    Zitat: Hans Lenk – https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Lenk_(Philosoph) – hat daraus beabsichtigt oder unbeabsichtigt ein Interpretationsschema entwickelt.“

    Dass wir immer nur mittels „Interpretationen“ Zugang zur Welt haben, ist für mich völlig klar, weil die Interpretation von allen Mechanismen die die Interpretation bewirken, sozusagen von der dahinter stehenden „Messtechnik“ abhängen.

    Warum es nach Lenk jedoch keinen Relativismus, sozusagen keine „Relationen“ geben soll, kann ich nicht nachvollziehen???

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