Das Wettrennen

Am letzten Dienstag, 23.09.2025, auf der UN-Vollversammlung gab’s wieder mal Trump in Reinform. Sein Auftritt hat mich an einen gut abgehangenen Witz erinnert:

Zwei Männer in der Wüste, sie rennen um ihr Leben, weil ein Löwe hinter ihnen her ist. Einer der beiden hält kurz an und holt sich ein paar Adidas-Schuhe aus dem Rucksack. Der andere: »Du glaubst doch nicht, dass du damit jetzt schneller bist als der Löwe?« – »Das wohl nicht, aber schneller als du bin ich dann schon.«

In seiner einstündigen Rede – geplant waren eigentlich 15 Minuten – redete Donald Trump begeistert von sich und seinen Großtaten, oder was er dafür hält. Das machte die eine Hälfte seiner Rede aus, die andere Hälfte widmete er mit Hingabe dem Verächtlichmachen all jener, die nicht auf seiner Linie sind. Seine besondere Verachtung gilt den Europäern mit ihrer Klima- und Migrationspolitik.

Ausschnitte aus seiner Rede, so wiedergegeben von WELT News:

In meiner ersten Amtszeit habe ich die größte Wirtschaft in der Geschichte der Welt aufgebaut. […] Ich habe sieben Kriege beendet. Und in allen Fällen handelte es sich um Kriege, in denen unzählige Menschen getötet wurden. Dazu gehören Kambodscha und Thailand, Kosovo und Serbien, Kongo und Ruanda, ein brutaler, gewalttätiger Krieg, Pakistan und Indien, Israel und Iran, Ägypten und Äthiopien sowie Armenien und Aserbaidschan. Alle waren dabei. Kein Präsident oder Premierminister und auch kein anderes Land hat jemals etwas Vergleichbares geleistet. Und ich habe es in nur sieben Monaten geschafft. Das hat es noch nie gegeben. So etwas hat es noch nie gegeben. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das geschafft habe.

Im FAZ-Faktencheck sehen die Heldentaten nicht ganz so groß aus. Aber ganz falsch ist es nicht, was Trump so von sich gibt. Er nennt es wahrheitshaltige Übertreibung: »Truthful Hyperbole«.

Dann geht er mit den Vereinten Nationen ins Gericht:

Die UNO löst nicht nur nicht die Probleme, die sie lösen sollte – viel zu oft schafft sie sogar neue Probleme, die wir lösen müssen. Das beste Beispiel dafür ist das wichtigste politische Thema unserer Zeit: die Krise der unkontrollierten Migration. […] Sowohl die Einwanderung als auch ihre selbstmörderischen Energiekonzepte werden den Untergang Westeuropas bedeuten.

Und da ist natürlich auch noch sein Lieblingsfeind:

Joe Bidens Politik hat Mördern, Banden, Menschenschmugglern, Kinderhändlern, Drogenkartellen und Gefangenen Macht verliehen.

Damit hat Donald Trump tatsächlich einen wunden Punkt getroffen.

Statista Research Department, 26.06.2025:

Ende März 2024 betrug der Anteil der ausländischen Strafgefangenen in Deutschland 37,4 Prozent. Damit stieg der Ausländeranteil bei den Gefängnisinsassen das dritte Jahr in Folge und auf einen erneuten Höchststand.

Statista Research Department, 20.06.2025:

Der Anteil der Bevölkerung in Deutschland ohne deutschen Pass wächst immer weiter. Im Jahr 2024 betrug der Ausländeranteil in Deutschland 14,8 Prozent.

Weiter Donald Trump in New York:

Deutschland wurde auf einen sehr kranken Weg geführt, sowohl in Bezug auf die Einwanderung als auch in Bezug auf die Energiepolitik. Sie wollten grün werden und gingen dabei bankrott. […] Meiner Meinung nach ist das der größte Betrug, der jemals an der Welt begangen wurde. Klimawandel – egal, was passiert, Sie sind daran beteiligt. Keine globale Erwärmung mehr, keine globale Abkühlung mehr. All diese Vorhersagen der Vereinten Nationen und vieler anderer, oft aus schlechten Gründen, waren falsch. Sie wurden von dummen Menschen gemacht. Aber natürlich das Schicksal ihrer Länder, und angesichts dieser Länder keine Chance auf Erfolg. Wenn Sie sich nicht von diesem grünen Betrug lösen, wird Ihr Land scheitern.

Bereits vor seiner UN-Rede kommentierte die Tagesschau Donald Trumps Kurs (ARD 1, 29.08.2025 18:01 Uhr):

Das Tempo, das er dabei vorlegt, könnte einem den Atem verschlagen – vor allem, wenn man bedenkt, dass es dabei nicht nur um ein besseres Wirtschaften in den USA geht, sondern auch um eine Neugestaltung der globalen Handelsbeziehungen, so der Ökonom Rolf Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft.

»Trump hat bisher – und das war auch in seiner ersten Amtszeit so – immer nach dem Prinzip verfahren, wir verlieren zwar alle. Aber die USA verlieren am wenigsten«, so Langhammer. »Also eine Art Negativ-Summenspiel. Und dann bin ich der Gewinner.«

Trumps Denken tritt in seiner Zeit als New Yorker Immobilien-Tycoon hervor, besonders wenn er seinen Konkurrenten bei der Bewerbung um das Gelände für das Hyatt-Hotel aussticht (TRUMP. The Art of the Deal. Chapter 6 GRAND HOTEL.1987).

Und damit sind wir zurück beim Witz vom Wettrennen in der Wüste. Er trifft vielleicht den Kern der internationalen Handelsbeziehungen und das Geschacher um die Zölle ziemlich gut. Da könnte Trumps Egoismus sogar funktionieren. Ganz anders liegt die Sache bei der Klimakrise. Da verfolgt uns nicht ein Löwe, sondern wir sitzen alle in einem überladenen Boot.

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11 Antworten zu Das Wettrennen

  1. Realo sagt:

    Ich meine, bei der Nato Osterweiterung geht es auch um eine Art von „Wettrennen“, um den Einfluss in Russland, um sich letztlich deren Bodenschätze unterm Nagel reißen zu können.

    Weit vorne die Ukrainer, die Europäer und natürlich das potentielle deutsche Kanonenfutter, das endlich „aushelfen sollte“. Die Amerikaner sollten Rückendeckung mit ihren Atombomben geben.

    Für die Russen ist die Sache sehr ernst, sie haben es satt, lassen sich weder vom Schwarzen Meer vertreiben, keine Westmarionette (vom Nawalny Typ) vorsetzen und schon gar nicht ihre Bodenschätze abnehmen, das ist offenbar auch Trump klar. Der hat kaum Lust sich mit den Russen gegenseitig Atombomben um dem Kopf zu schlagen….

    Aber Waffen in Amerika kaufen und sich die verlorenen Gebiete zurückholen, das kann die Ukraine samt den Europäern jederzeit und so lange sie zahlen können, Hauptsache die Kassa klingelt in Amerika. Da könnte den Ukrainern und Europäern was „dämmern“?

    Da scheint Trump das „Pferd von der anderen Seite satteln“ zu wollen. Er ist damit nicht nur schneller als die Ukrainer/Europäer, er ist auch schneller als der „Bär“.

    Trump ist immer für Überraschungen gut….

    • Timm Grams sagt:

      Ihr Kommentar verfehlt das Thema. Im Artikel geht es darum, Erster zu sein, egal ob man selbst exzelliert oder die anderen zurücksetzt. Donald Trumps Zölle leisten das: Zwar leiden die USA darunter, aber andere noch mehr. Anstatt auf Trumps Performance einzugehen, wärmen Sie Dinge auf, die damit nichts zu tun haben.

  2. Kinseher Richard sagt:

    Im letzten Jahrhundert war die Idee „Nie wieder Krieg“ ein erstrebenswertes Ziel.

    Mittlerweile soll Deutschland bzw. Europa ´kriegstüchtig´ werden und Rüstung soll sogar als ´nachhaltig´ betrachtet werden.

    Wir brauchen uns daher über Trump nicht wundern – weil wir auch immer noch nicht wirklich kapiert gaben, dass die Klimaveränderung unser wichtigstes Problem ist.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      @ Kinseher Richard

      Nie wieder Krieg ist immer noch Ziel der europäischen Politik, die aber nicht umhinkann, festzustellen, dass wir uns bereits in einem „hybriden“ Krieg befinden, der allerdings außerhalb der Ukraine im Moment noch weniger militärisch als durch Sabotage und Spionage geführt wird. Weil bei uns bisher keine großen Flughäfen betroffen waren und es deshalb nicht zu großen allgemeinen Verkehrsbehinderungen kam, sind die nicht identifizierten Drohnen bei uns im Moment kein so großes Thema wie in Skandinavien, dem Baltikum oder Polen. Aber gesichtet werden sie täglich über Bundeswehreinrichtungen genauso wie über Einrichtungen, die allgemein von strategischem Interesse sein könnten, und Industrieeinrichtungen. Bei uns sind zur Zeit weder die technischen Möglichkeiten da, diese Drohnen großflächig rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren, noch die rechtlichen. Alles was wir bisher können, ist festzustellen, dass gesichteten Drohnen sich nicht mehr in der Bandbreite privater Spielzeuge befinden.

      Und wenn vom Erreichen der Kriegstüchtigkeit gesprochen wird, bedeutet das bei uns den Aufbau des Militärs zum Verteidigungskrieg. Von der Möglichkeit eines Angriffskrieges sind die angepeilten militärischen Fähigkeiten so weit entfernt, wie sie im Moment von der Möglichkeit eines Verteidigungskrieges sind. Wir leben gerade davon, dass Russland noch in der Ukraine beschäftigt ist. Die Aufrüstung der Bundeswehr dient also der Friedenssicherung, indem sie einen Angriff auf uns zu teuer macht. Und dass dieser Angriff nicht reine Theorie ist, ist bei allen Anrainerstaaten Russlands zu sehen, die nicht rechtzeitig unter die Fittiche der NATO gekrochen sind. Welche abenteuerlichen Märchen dabei als Begründung für diese Angriffe erzählt werden, führt uns „Realo“ freundlicherweise regelmäßig vor.

      In diesem Sinn: Si vis pacem para bellum.

      Darin, dass die möglichst schnelle Beschränkung der Klimaerwärmung unser wichtigstes Ziel sein sollte, stimme ich mit Ihnen überein. Aber ein Mensch, dem dieses Ziel ganz offensichtlich egal ist, ist Putin. Insofern gehe ich nicht davon aus, dass es hilfreich wäre, ihn durch Wehrlosigkeit zu einer „Befriedung“ Europas einzuladen. Außerdem ist das Leben unter einer Diktatur kein Frieden.

  3. Kinseher Richard sagt:

    zum Thema ´Wettrennen´

    Wenn man das Verhalten und die Aussagen/Behauptungen von Trump analysiert kann man viel über seine menschlichen und sozialen Qualitäten lernen.
    Wir sollten uns daher auch einmal über den Geisteszustand von solchen Menschen Gedanken machen, welche sich als seine Erfüllungsgehilfen profilieren wollen.

    Denn was wir aktuell beobachten ist eine Form von intellektuellem Wettrennen: Trump legt vor – und Andere wollen gleichzeiehen oder ihn mit ihren Ideen übertreffen.

    Beispiel: Trump forderte – 5 % des BIP sollen für Rüstung ausgegeben werden.
    Diese Vorgabe wurde ohne große Diskussion übernommen, ohne überhaupt zu diskutieren welche ökologischen und sozialen Auswirkungen dadurch entstehen. Bzw. ob mehr Rüstung wirklich zu mehr Frieden führt oder ob nicht eher die Kriegsgefahr steigt. Auch die Gefahr für Demokratien wurde nicht beachtet – wenn Entscheidungen nach Gutsherrenart getroffen werden, ohne demokratische Diskussion.

    • Timm Grams sagt:

      Wir »anderen« werden von der Angst getrieben vor dem, was Trump noch so alles aus seinem Rucksack hervorzaubern könnte. Der Zauberer ist immer im Vorteil.

  4. Frank Wohlgemuth sagt:

    Trumps Denken tritt in seiner Zeit als New Yorker Immobilien-Tycoon hervor, besonders wenn er seinen Konkurrenten bei der Bewerbung um das Gelände für das Hyatt-Hotel aussticht (TRUMP. The Art of the Deal. Chapter 6 GRAND HOTEL.1987).

    Trump hat zwar hart an dem Image gearbeitet, aber nur am Image. Er ist nie ein Tycoon gewesen – in den USA erscheinen Listen, wer diese Bezeichnung tragen „darf“ -, und das Buch, aus dem Sie zitieren ist eine beauftragte Imagepflege aus der Feder des Journalisten Tony Schwartz.

    Mir scheint, dass auch Kommentare wie der aus der Tagesschau wesentlich von diesem so entstandenen Image des „Dealmakers“ beeinflusst sind.

    Ich werde mich hüten, irgendwelche Bücher zu lesen, die unter Trumps Regie entstanden sind und ihm evtl auch noch Geld bringen. Ich halte es für sinnvoller, seine Vita in Wikipedia zu überfliegen als Bücher zu lesen, die nicht erzählen wie er ist, sondern wie er erscheinen möchte. Trumps notorische Versuche, negative Nachrichten über ihn juristisch zu bekämpfen und die Autoren nach Möglichkeit persönlich zu vernichten, geben die Sicherheit, dass das Bild, das Wikipedia von ihm zeichnet, einer juristischen Prüfung standgehalten hat.

    Wenn ich diese Kenntnis von Trumps Vita mit seinen sich täglich ändernden Entscheidungen als Präsident und dem Wahrheitsgehalt seiner Aussagen verbunden mit seinem Maulkorb für die Wissenschaften zusammenfasse, bekomme ich ein anderes Bild von diesem Mann.

    1. Ich glaube nicht daran, dass ihn MAGA wirklich interessiert. Was er hat, ist ein gutes Gespür für die Stimmungen der Enttäuschten und das Wissen, welche Geschichten bei denen ankommen. Wenn ihm die Größe der USA wichtig wäre, hätte er nie die NATO in Zweifel ziehen dürfen, denn ohne NATO sind die USA nicht mehr so groß und die rasant wachsenden Militärsysteme Chinas und Russlands werden da schnell zur Bedrohung. Die Leute, die ihm das gleich hätten sagen können, scheinen aber nur sehr bedingt zu ihm gedrungen zu sein.

    2. Was ihn interessiert, ist sein Image, für dessen Leben er persönlicher Gewinn und Macht braucht. Die Macht braucht er auch, um seinen persönlichen Gewinn zu erreichen: Gute Geschäfte hat er in Wirklichkeit nie gemacht, weil er so gut war. Er hat entweder falsch gespielt oder ein Machtgefälle ausgenutzt. Sein erster und einziger dauerhafter Erfolg war nicht als Geschäftsmann, sondern als Darsteller des Geschäftsmannes Trump, also als Entertainer in „The Apprentice“. Diese Tätigkeit hat er zugunsten des Trump-als-Präsident-Darstellers aufgegeben.

    Trump hat es „geschafft“, sein Ideal zu seinem Selbstbild zu machen, und alles bzw. jeder, der dieses Selbstbild angreift, wird für ihn zur Gefahr und mit allen Möglichkeiten bekämpft, die er hat, bzw. jetzt als Präsident schaffen kann: Als er die 2. Wahl verloren hatte, suchte er nach den Schuldigen, die falsch gezählt hatten, als er die 3. Wahl wieder gewonnen hatte, waren für ihn natürlich so viele jubelnde Amerikaner auf der Straße wie noch bei keinem anderen Präsidenten vorher. Und als dann Bilder auftauchten, die zeigten, dass bei Biden mehr zum Jubeln auf der Straße gewesen waren, ließ er nach dem Schuldigen für diese „Fakebilder“ suchen, wie er auch gerade nach den Schuldigen in der UN suchen ließ, die seine Rede behindern wollten. Auch zu diesem Thema gehört die Anklage gegen Ex-FBI-Chef James Comey auf seine Anweisung.

    Wenn dem Mann an den USA gelegen wäre, müsste ihm als Basis für vernünftige Entscheidungen an einer Kenntnis der Realität gelegen sein, aber egal ob Wirtschaft, Medizin oder das Klima, Trump verbietet der Wissenschaft den Mund, wenn er nicht versucht, sie komplett zu schleifen. In seiner Genialität braucht er die nämlich nicht, er macht es anders und natürlich besser – amtliche Statistiken, die das widerlegen, werden verboten.

    Was er allerdings versprochen und eingehalten hat, ist eine Steuersenkung, wenn auch hauptsächlich für Reiche und ohne Gegenfinanzierung.

    Wie kommen Sie bloß auf die Idee, hinter Handlungen einer derart narzisstischen Persönlichkeit einen Plan zu sehen, der etwas anderem dient als ihm selbst? Weil Sie „seinem“ Buch glauben? Oder ist es die Angst vor der Möglichkeit, dass es für die Handlungen Trumps keine bessere Erklärung gibt als seine Persönlichkeit?

    Zu einem völlig anderen Ergebnis in der Art des „Wettrennens“ kommt übrigens der Ökonom und Spieltheoretiker Christian Rieck, der das Trumps Politik eigentlich wohl zu Grunde liegende Strategiepapier von Stephen Miran untersucht hat. Was er bei seiner Analyse aber auch nicht berücksichtigt, ist die von ihm selbst bemerkte Unfähigkeit Trumps, an so einer Strategie festzuhalten.
    Trotzdem interessant: https://www.youtube.com/watch?v=Bt71KTw_iWc (Trumps neue Weltwirtschaftsordnung: Der Mar-a-Lago-Accord erklärt)

  5. Kinseher Richard sagt:

    @Wohlgemuth
    Trump kann machen was er will, weil es zu viele Leute gibt, die im vorausschauenden Gehorsam handeln, weil sie sich einen Vorteil damit versprechen: ein Wettlauf um seine Gunst.

  6. Timm Grams sagt:

    @ Frank Wohlgemuth

    Sie schreiben, auf welchem Weg Sie sich Informationen verschaffen. Kritisieren werde ich das nicht. Willkommen ist jede Meinung. Wichtig ist, dass eine Person dahinter steht, mit der man fair diskutieren kann. Soweit ist alles in Butter.

    Für hilfreich halte ich den kritischen Blick auf das, was die Leute selbst von sich herauslassen und auf das, was sie tun. Zentral ist die Abstraktion: die Suche nach inneren Widersprüchen und nach Mechanismen, die sich auch anderswo finden lassen. So ähnlich macht es ja auch Christian Rieck.

    Fakten sind natürlich zu prüfen. Faktenchecker meide ich, weil sie sich zu oft als getarnte Meinungsäußerungen herausgestellt haben. Besser sind amtliche Statistiken und – für eine erste Orientierung – die Wikipedia. Das verschafft eine gewisse Sicherheit des Urteils, irrtumsfrei ist es natürlich nicht.

    Ihr Zugang ist offensichtlich ein anderer, soweit ich sehen kann, aber auch nicht weniger fehlerträchtig:

    Ich werde mich hüten, irgendwelche Bücher zu lesen, die unter Trumps Regie entstanden sind und ihm evtl auch noch Geld bringen. Ich halte es für sinnvoller, seine Vita in Wikipedia zu überfliegen als Bücher zu lesen, die nicht erzählen wie er ist, sondern wie er erscheinen möchte.

    Auch Wikipedia-Artikel werden von Menschen mit Vorprägungen und Interessen geschrieben.

    Ich halte die kritische Lektüre von Büchern, die erzählen, »wie er erscheinen möchte«, gerade im Falle von Donald Trump für sehr aufschlussreich. Hinzu kommen noch gut dokumentiertes Verhalten wie die Debatte mit Kamala Harris, von der bei uns inzwischen keiner mehr redet, sowie seine Reaktion auf das Attentat vom 13.7.24, und sein kürzlicher Auftritt bei der UN-Vollversammlung.

    Die UN-Rede Trumps strotzt vor Übertreibungen und ist teilweise purer Quatsch. Und genau das sagt auch etwas aus über die Methode, nämlich Disruption um jeden Preis. Das ist die wesentliche Erkenntnis; sie setzt einen in volle Alarmbereitschaft. Nur ein Beispiel dazu. Trump redet von Windrädern, die er offenbar gar nicht mag:

    Und die meisten davon werden in China gebaut, und ich schätze China sehr. Sie bauen sie, aber sie haben nur sehr wenige Windparks. Warum also bauen sie Windräder und verschicken sie in alle Welt, nutzen sie aber selbst kaum? Wissen Sie, sie nutzen Kohle, sie nutzen Gas, sie nutzen fast alles, aber sie mögen keinen Wind, aber sie verkaufen verdammt gerne Windräder.

    Dem steht entgegen (Wikipedia):

    Die Volksrepublik China ist weltweit das Land mit der höchsten Kapazität und Produktion erneuerbarer Energien. Ende 2023 verfügte China über 1,4 Terawatt an installierter Leistung zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, davon 420 GW an Wasserkraft, 536 GW an Photovoltaik, 404 GW an Windkraft und 44 GW Biomasse. Erneuerbare stellten 49,9 % der installierten Kapazität.

  7. Realo sagt:

    @ Frank Wohlgemuth 26. September 2025 um 13:06 Uhr

    Zitat: „Welche abenteuerlichen Märchen dabei als Begründung für diese Angriffe erzählt werden, führt uns „Realo“ freundlicherweise regelmäßig vor.“

    Am Begriff „Märchen“ will ich nicht viel aussetzen, zumal ich offen gesagt, fast alles was an Texten im Internet und auch in den Medien so „herumschwirrt“ für „Märchen“ halte. Allerdings bin ich ausdrücklich überzeugt davon, dass Prof. Grams absolut „ehrliche um die Wahrheit ringt“.

    Meine Sichtweisen habe ich mir als sehr neugieriger Mensch im Laufe meines schon längeren Leben (80) „aufgerissen“, wo und wie auch immer.

    Meine „Hauptsicht“ zu „Krieg und Frieden“ stammt, naheliegender Weise, aus meiner Wehrdienstzeit. Ich hätte damals am „Eisernen Vorhang“, auch unter Einsatz meines Lebens, meine Heimat (gegen den Warschauer Pakt mit Russland) verteidigen müssen. Es war auch selbstverständlich für mich.

    Bei uns galt die „Erzählung“, dass z.B. eine 1. Mai Feier von den Kommunisten genützt würde, um Unruhen zu inszenieren, die von der Polizei niedergeschlagen würden. Danach würden die Kommunisten den WP. um Hilfe bitten, um das „grausame Vorgehen“ gegen die „Arbeiterklasse“ zu beenden.

    Kurz gesagt, wir Soldaten müssten die Eroberung von Westgebiet durch den WP. der sich natürlich gegen den Westen erweitern möchte, verhindern. Diese „Muster“ waren und sind völlig logisch.

    Allerdings: Gekommen ist es genau umgekehrt. Die Nato begann mit der „Osterweiterung“, die offenbar irgendwann den Russen zu viel wurde und sie haben „zugeschlagen“.

    Am Majdan demonstrierten keine Kommunisten, sondern eher „Pelzmantelträgerinnen“ (ist mir bei einer ähnlichen Demo im TV einmal aufgefallen).

    Mich wundert natürlich auch nicht, dass die Russen, auch wegen traditioneller „Heimatschutz Instinkte“, ihre Heimat gegen die Nato verteidigen, wie auch wir das selbstverständlich umgekehrt auch getan hätten.

    „Wir“ stehen plötzlich auf der Seite der „Angreifer“, wie unsere Elterngeneration ehemals Russland angegriffen hat. Mit ähnlichen Argumenten, die Russen sollten nunmehr, statt am „Deutschen Wesen“, an der „Demokratie genesen“. Da stellen sich mir die Haare auf…. und ich argumentiere entsprechend.

    Mir hat in diesem Blog jemand vorgeworfen ich hätte ehemals an einer „russischen politischen Akademie“ mein Wissen erworben. Ich war mein ganzes Leben noch nie in Russland. Dennoch könnte ich mit von dort stammenden „Denkmustern“ argumentieren.

    Ganz einfach deswegen, weil unter den vielen, hauptsächlich Kriegsversehrten, die wegen meiner großen Neugier nach dem Krieg Einfluss auf mich (und meine Denke) genommen haben, auch ein „Leibhaftiger“ Absolvent einer Moskauer Parteiakademie, dabei gewesen sein soll. Allerdings kann ich mich nicht mehr konkret an eine bestimmte Person erinnern….

  8. Realo sagt:

    @ Timm Grams 26. September 2025 um 16:09 Uhr

    Stimme Ihren Beitrag voll zu.

    In der „Windräder Frage“ ist Trump kein Spezialist. Er denkt ähnlich wie der „Mainstream“.

    Bemerkenswert ist, dass der Mainstream (wegen der Medien) auch bei uns eher denkt, dass in China noch immer zu viele Kohlekraftwerke gebaut werden, auch sehr viele PV Anlagen, die auch reichlich nach Europa exportiert werden, von Windrädern in China hört man kaum….

    Das ist der Unterschied zu unserer „Techniker Denke“, die sich z.B. an Statistiken der Wikipedia orientiert….

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