Homöopathie
In der Fuldaer Zeitung vom 13. September 2010 erklärt der Allgemeinmediziner Dr. Klaus Isert, wie Homöopathie funktioniert: „Dem Körper werden Informationen auf dem energetischen Weg geliefert – nichts anderes läuft beim Satellitenempfang ab.“ Dr. Jürgen Freiherr von Rosen (Schlosspark-Klinik Gersfeld) stimmt dem zu: „Die Homöopathie liefert dem Körper Informationen – wenn er aufnahmebereit dafür ist.“ Und die Experten sind sich in einem Punkt einig: „Wasser hat ein Gedächtnis.“
Sollten Sie diese Aussagen nicht verstanden haben, hilft Ihnen vielleicht dieser Kurzkurs in Sachen Homöopathie weiter: Aufgestellt wurde diese Therapieform von Samuel Hahnemann (1755-1843). Die Behandlung beginnt mit einer gründlichen Untersuchung des Patienten. Sie dient der Repertorisierung. Dabei wird das Krankheitsbild ermittelt und mit den Arzneimittelbildern, das sind die Symptome, die die jeweiligen Mittel an Gesunden hervorrufen, verglichen. Ausgewählt wird nach dem Simile-Prinzip dasjenige Mittel, dessen Arzneimittelbild dem Krankheitsbild am ähnlichsten ist (Homöopathie = ähnliches Leiden). Allerdings wird das Mittel nicht pur, sondern stark verdünnt verabreicht. Der Grad der Verdünnung, ausgedrückt in Potenzen, ist meist so extrem, dass in dem Lösungsmittel (Wasser oder Alkohol) keinerlei Spuren der Substanz mehr vorhanden sein können. Der Patient nimmt ausschließlich das Lösungsmittel zu sich. Und um wirksam zu sein, braucht dieses Lösungsmittel eben ein „Gedächtnis“.
Einem Wassermolekül wird im Laufe seiner Existenz eine Menge Information angeboten. Das Wasser braucht also ein ziemlich selektives Gedächtnis, wenn es die angestrebte Informationsübertragung und die damit einhergehende spezifische Wirkung erreichen soll. Nicht anders der Alkohol.
Die Lehre, dass Wasser und Alkohol ein Gedächtnis besitzen, stellt eine Herausforderung für die gängigen Lehrbuchweisheiten und die aktuelle Wissenschaft dar. Auf jeden Fall ist diese umwälzende Erkenntnis nobelpreiswürdig.
Also: Was ist dran an der Homöopathie? Ist sie wissenschaftlich fundiert?
Wissenschaft
Machen wir uns erst einmal klar, was wir unter Wissenschaft verstehen wollen.
Nach Karl Raimund Popper lassen sich die empirisch-wissenschaftlichen Systeme gegenüber Mathematik und Logik und gegenüber den metaphysischen Systemen durch das Falsifizierbarkeitskriterium abgrenzen (Logik der Forschung, 1934, 1982): „Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.“ Dieses Abgrenzungskriterium ist eine Spielregel des Spiels empirische Wissenschaft und selbst nicht Gegenstand der wissenschaftlichen Erkenntnis.
Demnach zerfallen die Erkenntnissysteme in zwei Sparten: In wissenschaftliche und in metaphysische Erkenntnissysteme. Zu letzteren gehören die Religionen und die Pseudowissenschaften.
Nicht jeder im Rahmen eines wissenschaftlichen Erkenntnissystems formulierte Satz ist auch richtig. Denn Prüfbarkeit heißt, dass die Prüfung auch zur Widerlegung führen kann. Es gibt also einen Schatz an momentan akzeptierten Aussagen und Theorien einerseits und den wesentlich größeren „Abfallhaufen“, der im Laufe der Geschichte widerlegten Theorien andererseits. Das folgende Klassifikationsschema bietet eine Übersicht über die Erkenntnissysteme.
Wenn ein Gebiet – wie beispielsweise die Homöopathie – den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, können wir diesen Anspruch mit einigen Testfragen auf die Probe stellen.
- Fragen zur Generalisierung: Was genau wird behauptet? Handelt es sich um einen hinreichend allgemeinen Anspruch? (Einmalige Vorgänge und Wunder stehen nicht zur Debatte.)
- Fragen zur Falsifizierbarkeit: Ist der Anspruch überprüfbar? Ist er grundsätzlich widerlegbar? (Was immun gegen jeden Widerlegungsversuch ist, hat keinen Erkenntniswert.)
- Fragen zur Objektivität: Lassen sich Anspruch und Testergebnis verständlich und nachvollziehbar darstellen? Ist die Prüfung von unabhängiger Seite wiederholbar?
Analyse
Hahnemann hat mit der von ihm vermuteten Heilwirkung der Behandlung nach dem Simile-Prinzip und der Technik der Potenzierung eine prüfbare Hypothese formuliert, auch prüfbar nach den gängigen Regeln der klinischen Tests.
Und solche Tests wurden in großer Zahl und mit unterschiedlicher Strenge durchgeführt. Es gibt Metastudien, in denen viele dieser Tests unter Einrechnung ihrer Strenge zusammengefasst werden. Solche sind in dem renommierten Medizinfachblatt The Lancet erschienen. Noch aktuell dürfte die von Shang u.a. (2005) sein.
In dieser Metastudie wird die Wirksamkeit der Homöopathie derjenigen der „normalen“ Medikation (Allopathie) gegenübergestellt. Verlässlich nachgewiesen wird eine Risikoreduktion auf 88% im Falle der Homöopathie und auf 58% im Fall der Allopathie. Die Zusammenfassung schließt mit dem Urteil, dass die Ergebnisse der Studie mit der Auffassung verträglich seien, dass die klinischen Effekte der Homöopathie Placebo-Effekte sind.
Kurz gesagt: Die Homöopathie ist wissenschaftlich begründet, also grundsätzlich prüfbar; aber sie besteht die Prüfung nicht.
Die Vertreter der Homöopathie können dieses Urteil nicht akzeptieren. Sie sehen den Standard für klinische Tests, die placebokontrollierte randomisierte Doppelblindstudie, als nicht geeignet für die Homöpathie an, da diese Tests der Ganzheit des lebenden Menschen und dem individuellen Krankheits- und Heilungsverlauf nicht gerecht würden. Sie favorisieren die Einzelfallstudie. Nur so könne die individuelle Wahl und erforderlichenfalls der Wechsel der Arznei in Abhängigkeit vom Symptomverlauf berücksichtigt werden.
Es fragt sich allerdings, wie in den Einzelfallstudien der Misserfolg festgestellt werden soll, wenn es zum Prinzip gehört, dass erforderlichenfalls „weitere Interventionen anhand der aktuellen Symptomatik“ erfolgen (Friedrich Dellmour). Durch dieses Hintertürchen entzieht sich die Therapie jeglicher Widerlegung. Und damit verliert die Homöopathie den Status der Wissenschaftlichkeit.
Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung, deren zentrale Aufgabe die Förderung der Homöopathie ist, hat zum Thema Homöopathie und klinische Forschung eine Stellungnahme abgegeben. Diese Darstellung bietet ein erstes Bild vom Für und Wider verschiedener Prüfungsansätze in der Homöopathie.
Ich komme eingedenk der Argumente der Befürworter zum Schluss, dass die Homöopathie entweder widerlegte Wissenschaft ist oder aber Pseudowissenschaft. Sie gehört wohl in eines der beiden grauen Kästen des Klassifikationsschemas.
Vielleicht wollen Sie selbst einmal die eine oder andere Diagnosemethode oder Therapieform der Alternativ- und Komplementärmedizin unter die Lupe nehmen und auf Wissenschaftlichkeit untersuchen. Hier ein paar Anregungen:
- Kirlian-Photographie
- Aroma-Therapie
- Bachblüten-Therapie
- Eigenblut-Therapie
- Edelsteintherapie
- Fußreflexzonen-Massage
- Detox-Ausleitungsfußbad
- Magnetfeld-Therapie
- Neurolinguistisches Programmieren (NLP)
- Positives Denken
- Reiki
Ich stelle voraus, dass ich praktisch an nichts glaube (auch nicht wirklich an die Homöopathie), außer halbwegs an bestimmte mathematische Formulierungen (z.B. die Boolesche Algebra) oder Tautologien, die allerdings, wie ich Sie verstanden habe, wissenschaftlich wertlos sind. Ich halte sie mitunter für zweckmäßig, weil z.B. geistige ideologisch/religiöse Konstrukte den Existenzerhalt von Gruppen fördern können, allenfalls ein absurdes Chaos verringern. Davon bin ich fast überzeugt.
Ich vermute, bei der Homöopathie könnte es letztlich um „Resonanzen“ gehen, wenn „Muster“ von „Valenzelektronen Strömungen“ der H2O Molekülbewegungen, sich mit (viel Wasser enthaltenden) Biomolekülen aufschaukeln könnten, vergleichbar wie „Elektronen“ in Schwingkreisen.
Werden und können „Muster“ von z.B. „Valenzelektronen Strömungen“ überhaupt gemessen werden? Uns haben Lehrer, teilweise Doktoren der Chemie/Physik, so nebenbei davon berichtet, dass es in Nazi Forschungsstätten, wo sie ihren Wehrdienst ableisten konnten, derartiges gegeben haben soll. Es wurde sogar vermutet, dass in diesem Zusammenhang das „Empfindungsphänomen“ auftreten könnte?
Die „Schwingungsmuster“ bei der Homöopathie könnten von den eingebrachten Substanzen angeregt worden sein und könnten, selbst nach der Verdünnung, eine gewisse Zeit anhalten. Da könnten sehr wohl, wegen der „Polstellen“, heftige Resonanzeffekte auftreten.
Allerdings dürfte es an Grundlagenwissen und mit der Messtechnik hapern und man ist auf „Zufallstreffer“ angewiesen. Es könnte z.B. willkürlich formuliert, nur nach z.B. 10 bis 11 Stunden nach der Muster Erzeugung eine erfolgreiche „Resonanz“ auftreten, aber nicht vorher oder nachher und womöglich abhängig ist von der „Resonanzempfindlichkeit“ des Empfänger.
Das Problem hatten auch Radiotechniker, die anfangs als verrückt galten. Nur hatten sie Glück, weil sie mit „Drehkondensatoren“, bzw. Spulen, die Resonanzen gut verändern und alles gut messen und rekonstruieren konnten.
@ Elektroniker
Was die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie angeht, haben Sie keine der oben angeführten drei Testfragen versucht zu beantworten. Das Möglichkeitsdenken begleitet die Homöopathie nun seit über zwei Jahrhunderten, ohne merkbaren Erfolg. Ich halte es für angemessen, den Kommentarteil zu schließen.