ChatGPT über ein philosophisches Problem

Am 22.2.23 habe ich diese
Frage an ChatGPT gestellt: Ist der ontologische Naturalismus für die Wissenschaft unverzichtbar?

Die Antwort von ChatGPT (redundanzreduziert):

Ohne die Annahme des ontologischen Naturalismus würde die wissenschaftliche Forschung aufgrund der Annahme von metaphysischen oder transzendentalen Kräften, die das Universum beeinflussen, nicht möglich sein. Ein solches Verständnis würde bedeuten, dass nicht alle Phänomene im Universum durch Naturgesetze erklärt werden können. Dies würde es der Wissenschaft unmöglich machen, die Welt zu verstehen und die Grundlagen unseres Universums zu erforschen. Daher ist der ontologische Naturalismus für die Wissenschaft unverzichtbar.

Ein paar Stunden später lautet die Antwort auf dieselbe Frage so:

Ontologischer Naturalismus ist die philosophische Position, dass die Natur die einzige Realität ist und dass es keine übernatürliche oder metaphysische Entität gibt. Diese Position geht davon aus, dass alles, was existiert, Teil der natürlichen Welt ist und dass es keine übernatürlichen Kräfte gibt, die in die natürliche Welt eingreifen können. Ob der ontologische Naturalismus für die Wissenschaft unverzichtbar ist, hängt davon ab, wie man die Beziehung zwischen Philosophie und Wissenschaft sieht. Einige Wissenschaftler und Philosophen argumentieren, dass die Naturwissenschaften nur auf der Annahme von Naturalismus aufbauen können. Sie sehen Naturalismus als grundlegende Voraussetzung für wissenschaftliche Erkenntnis und argumentieren, dass die Naturwissenschaften ohne die Annahme von Naturalismus nicht funktionieren würden. Andere argumentieren, dass die Wissenschaft sich nicht auf philosophische Positionen stützen muss, um gültige Erkenntnisse zu erlangen. Sie betonen, dass die wissenschaftliche Methode sich auf empirische Beobachtungen und das Testen von Hypothesen stützt, unabhängig von ontologischen Annahmen. In dieser Sichtweise kann die Wissenschaft verschiedene ontologische Positionen einnehmen und trotzdem wissenschaftlich arbeiten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der ontologische Naturalismus nicht unverzichtbar für die Wissenschaft ist. Obwohl es philosophische Argumente dafür gibt, dass er eine notwendige Voraussetzung für wissenschaftliche Erkenntnis ist, gibt es auch Gegner dieser Position. Letztlich hängt es von der epistemologischen und ontologischen Grundlage ab, auf der die Wissenschaft aufbaut, und wie man die Beziehung zwischen Philosophie und Wissenschaft sieht.

Dieses kleine Frage-Antwort-Spiel zeigt, dass man von ChatGPT keine hilfreichen Antworten erwarten darf. Texte, deren Quellen unbekannt oder dubios sind, gehören in den Papierkorb.

In diesem Hoppla!-Blog ist der ontologische Naturalismus schon ausgiebig besprochen worden.

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5 Antworten zu ChatGPT über ein philosophisches Problem

  1. Frank Wohlgemuth sagt:

    Seien Sie nicht so hart mit dem Programm. Denken Sie mal an die, soweit ich mich erinnere, ca. 400 promovierte, und 8 habilitierten Mediziner, die „Ärzte stehen auf“ unterschrieben hatten. Die Website von denen existiert noch immer, sie erzählen auch noch immer, dass die Impfungen nicht wirken und dass ganz viele Menschen daran sterben werden.
    In einer Abendgesellschaft solch akademisch hochgebildeter Menschen würde sich ChatGPT hervorragend schlagen und wäre mit seiner Eloquenz wahrscheinlich Mittelpunkt dieser Gesellschaft.

    Neben den erwähnten Ärzten fällt mir auch gerade der federführende, natürlich promovierte, Wissenschaftler aus einer gemeinsamen Arbeit ein, der nicht wusste, was die kurze Bemerkung „Zirkelschluss“, die ich neben einen Absatz geschrieben hatte, bedeuten sollte, und bei dem ich eine halbe Stunde brauchte, um ihm zu erklären, warum wir das nicht schreiben sollten.

    Deshalb: Bevor Sie so hart über ChatGPT urteilen, gehen Sie einfach mal unter Menschen, es dürfen auch Akademiker sein.

    Gestehen wir diesem Programm doch jetzt einfach einmal zu, dass es den Turing-Test auf der sprachlichen Ebene inzwischen glänzend bestehen würde.

    • Timm Grams sagt:

      Sie raten mir:

      Bevor Sie so hart über ChatGPT urteilen, gehen Sie einfach mal unter Menschen, es dürfen auch Akademiker sein.

      Das ist ja das Problem: Von meiner Industrietätigkeit her und aus dem Internet ist mir hohles Geschwätz sehr vertraut. Ich halte es nicht für einen Fortschritt, wenn man das jetzt auch noch automatisiert. Mit hohlem Geschwätz kann man Turing-Tests bestehen. Das zeigt die Größe der Herausforderung für den Debunker.

  2. John Solar sagt:

    Ha, oder der Turing Test ist gegenteilig gemeint

  3. Oliver Geisen sagt:

    vlt. besteht ein Nutzen von ChatGpt auch darin, viel besser darin zu werden das hohle Geschwätz von echtem Inhalt zu unterscheiden, also auch an den Stellen an denen Noten vergeben werden.

  4. Elektroniker sagt:

    Bei ChatGPT ist bemerkenswert, dass das Programm wie ein typischer menschlicher „Klugschwätzer“ redet, und nicht wie früher eine eine unflexible Automatenstimme.

    Es dürfte nicht angedacht gewesen sein, ein Expertensystem für das „Weltwissen“ sofort mit ChatGPT zu realisieren. Vermutlich möchte man möglichst viele Fragen die Nutzer so haben, nach und nach „einsammeln“ um später darauf vorbereitet zu sein.

    Meiner Meinung nach war es wichtig, die „assoziative Nähe“ von Begriffen zu ermitteln, wie sie bestimmte Menschen (Milieus) bei der Konversation bevorzugt verwenden.

    Bei scilogs hat Herr Konecny darüber berichtet, dass ein tschechischer Informatiker einen derartigen Algorithmus entwickelt hat.

    Vermutlich wird ChatGPT künftig auf immer mehr Expertensysteme Zugriff haben und tatsächlich immer mehr „wissen“. So wie in einzelnen Expertensystemen heutzutage schon mehr Wissen und Können kumuliert ist als in einzelnen Menschen.

    Wissenschaftler können sterben, ihr Wissen lebt weiter und kann mit anderem Wissen „vereinigt“ und immer mehr erweitert werden.

    Wie weit und zu welchen Kosten das System allgemein zugänglich sein wird, ist eine andere Frage.

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