Who Watches the Watchmen?

Ein gewisser Guy Foxx hat im Facebook-Forum „Mathematik & Physik“ den folgenden Kommentar zum letzten Artikel abgeliefert:

Timm Grams Bist du wirklich so dumm? Ich habe doch gerade klar gesagt: „Klassiker mit Hüten oder Gesichtern sind sinnvoller.“

Und was machst du? Du schickst mir ein Beispiel mit den Muddy Faces. Muss ich meinen Kommentar echt noch übersetzen, weil du selbst nicht in der Lage bist, mitzudenken?

Die Originalaufgaben wie „Hats“ oder „Muddy Faces“ sind sinnvoller als deine idiotische Umschreibung mit Rückennummern. Der Grund ist simpel: In den Originalen kann jede Person den Hut oder das Gesicht aller anderen sehen – nur eben nicht den eigenen.

Bei deiner Version mit Rückennummern ist das völlig unbrauchbar. Wie soll denn jede Person die Rückennummer aller anderen sehen? Genau deshalb gibt es das Rätsel im Original mit Hüten und Gesichtern – weil es dann funktioniert. Darum meine Kritik: Denk doch mal über die Machbarkeit deiner Umschreibung nach, die wirklich selten dämlich ist.

Ergo: Wenn du schon Klassiker kopierst (was allein schon nicht gerade ein Zeichen von Kreativität ist), dann sorg wenigstens dafür, dass deine Abwandlung auch Sinn ergibt.

Den übergriffigen Tonfall kenne ich von GWUP-internen Diskussionen, die mich eigentlich hinreichend hätten abhärten sollen. Dennoch habe ich mich zu einer Meldung an die Gruppenadministratoren hinreißen lassen, was ich aber sofort bereut habe. Von Tugendwächtern halte ich nämlich gar nichts. Guy Foxx will offenbar mitspielen, die Frage ist nur, in welcher Rolle. Spielt er den Tugendwächter oder ist er ein Fall für Tugendwächter?

Ein weiteres Beispiel: Wenn jemand harte Strafen für Klimakleber fordert, widerspreche ich vehement: Eine kalkulierte Übertretung strafbewehrter Regeln muss in einer Demokratie möglich sein. Es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit.

Der Skeptiker stellt Autoritäten infrage und hält das für eine Tugend. Er hat verinnerlicht, dass Irrtum grundsätzlich möglich ist und vor Autoritäten nicht haltmacht. In den Basics für Skeptiker schreibe ich darüber.

Eine grassierende Unsitte ist derzeit, Meinungen als Faktenchecks zu verkaufen. So etwas machen auch die öffentlich-rechtlichen Medien. Einer solchen Verlautbarung sollten wir grundsätzlich misstrauen. Woher soll Vertrauen auch kommen: Die Faktenchecker sind in den irrtumsträchtigen Prozess des Wissenserwerbs genauso eingebunden wie jeder andere. Wir sollten stets davon ausgehen, dass auch der Faktencheck interessengeleitete Meinung ist.

Das lässt sich nicht verhindern, vor allem nicht durch übergeordnete Überwachungsapparate. Diese sorgen nur für Machtballung und für die weitere Erschwernis der Kontrolle.

Wer diesen Faden weiterspinnen will, der wird seinen Spaß an dem im Titel angesprochenen Superheld*innen-Comic haben. Auch die Youtube Videos des Wirtschaftswissenschaftlers Christian Rieck nähern sich dem Thema auf unterhaltsame Art, beispielsweise wenn Rieck vom Vertrauenswürdigen Hinweisgeber spricht und fragt: „Wer kontrolliert den Kontrolleur?“

Stichwörter: Trusted Flagger, Digital Services Act (DSA), Bundesnetzagentur, Meldestellen, Community Notes auf X (vormals Twitter).

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2 Antworten zu Who Watches the Watchmen?

  1. Timm Grams sagt:

    Den mathematischen und spieltheoretischen Modellen der Wirtschaftswissenschaftler sollte man mit Argwohn begegnen und sich immer fragen, welche Ideologie dahinter steckt und ob die Abstraktion möglicherweise nur die Absichten
    als sachgegeben erscheinen lassen soll. Mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften haben die Neoliberalen sich ein Instrument der Seriosifizierung ihrer Anliegen geschaffen. Für mich wird mit diesem „Nobelpreis“ die Verlässlichkeit der Wissenschaft fragwürdig.

    Davon hatten wir es schon, unter anderem in der Diskussion zum Artikel Was ich nicht verstehe.

    Einer der einflussreichen und hochdekorierten Wirtschaftswissenschaftler, wenn auch ohne Nobelpreis, ist Arthur Betz Laffer, Namensgeber der Laffer-Kurve und Ideengeber für die Reaganomics und den Thatcherismus.

  2. Realo sagt:

    @ Timm Grams 28. November 2024 um 13:51 Uhr

    Es dürfte darum gehen, „Optimierungsrechnungen“ (z.B. für Steuereinnahmen die „Laffer-Kurve“) für Systemoptimierungen zu erstellen.

    Werden mathematische und spieltheoretische Modelle, besonders der Wirtschaftswissenschaftler genutzt, was oft sehr naheliegend ist, sollte man auch davon ausgehen, dass die Annahmen umstritten, nicht präzise sind und später auch noch „ausgehebelt“ werden können, um persönliche Vorteile für irgend eine Gruppe zu erzielen. Dann verlieren sie ihre Gültigkeit….

    Das verhält sich z.B. in der Baustatik nicht so, da können höchstens z.B. Erdbeben oder Katastrophen Probleme verursachen.

    Dass oft eine Ideologie dahinter steckt, Abstraktionen möglicherweise nur (auch aus psychologischen Gründen „verborgene“) Absichten und Wünsche als sachgegeben erscheinen lassen sollen, erklärt originell ein Witz unter Sachbearbeitern die Berechnungen für „Planungsprozesse“ erstellen müssen.

    Fragt der Sachbearbeiter den Chef, welches Modell soll ich verwenden? Antwortet der Chef, nehmen sie doch das Modell, bei dem herauskommt was vom Auftraggeber gewünscht wird!

    Ohne Mathematik wird es kaum gehen, man wird sich möglichst anpassen müssen, eine „absolute Wahrheit“ können sich höchstens Mathematiker „künstlich schaffen“….. um ihre „Sehnsüchte zu befriedigen“…. Damit muss man leben können.

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