Angela Merkels Buch Freiheit habe ich mir sofort nach Erscheinen am vergangenen Dienstag, den 26.11.24 besorgt. Mehr als den Prolog habe ich noch nicht geschafft, denn der Wälzer braucht Zeit. Die werde ich mir nehmen. Schon die auch bei mir auf DDR und BRD aufgeteilte Biografie schafft Verbundenheit.
Einmal, so erinnere ich mich, habe ich Angela Merkel auch gewählt. Ich bin halt Wechselwähler. Jedenfalls fand ich seinerzeit, dass sie einiges richtig gemacht hat: Im nachbarschaftlichen Verhältnis zu Russland und in der Flüchtlingskrise 2015/2016. Ihren Gebrauch des Wortes „alternativlos“ fand ich aber schon immer grässlich. Dann kamen die AfD und Putins Angriffskrieg. Die „Wahrheit“ wurde neu kalibriert.
Abgesehen vom Prolog ist mein Informationsstand zum Buch gegeben durch die Videos der Interviews mit Anne Will am Vortag und am Tag der Buchvorstellung im Deutschen Theater.
Was mich heute schon zu einem Artikel provoziert, sind die stante pede erschienenen 38 Rezensionen bei Amazon – so der Stand heute, zwei Tage nach Erscheinen des Buches.
Über die Hälfte davon sind Verrisse in dieser Tonlage:
Wie banal kommt sie daher, ohne kritische Reflexion, ohne ein Eingeständnis ihrer Fehler.
Eine andere:
Merkel vermeidet konsequent, Fehler einzugestehen. Weder die umstrittene Energiewende noch die Herausforderungen der Eurokrise oder die Polarisierung der Gesellschaft durch ihre Migrationspolitik werden kritisch beleuchtet.
Es geht noch toller:
Sowohl der Titel als auch der Preis für dieses Schundwerk sind eine Frechheit.
Auf der Gegenseite heißt es:
Einen so tiefen und ehrlichen Einblick, ohne sich zu bemitleiden oder zu bejubeln, habe ich selten seitens eines Politikers gelesen.
Und:
Frau Merkel war das beste Staatsoberhaupt das wir je hatten.
Den meisten Rezensenten geht es nicht um das Buch, sondern um die Politik. Sie müssen das Buch also gar nicht gelesen haben. Die Rezensionen spiegeln Zerrissenheit und Polarisierung unserer Gesellschaft. Darin sind die USA Vorreiter und kein gutes Vorbild.
Der Tumult um das Buch führt uns einen weiteren Irrtum vor Augen, nämlich das, was ich die Erinnerungsfalle nenne. Der Volksmund sagt: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Die Verzerrung der Wirklichkeit kann sich in die eine oder die andere Richtung auswirken, als Beschönigung oder als Übertreibung. Dabei ist das, was man im Nachhinein für falsch hält, oftmals nur ein ganz Normaler Irrtum. Ich neige dazu, auch die Nord Stream Pipeline für einen solchen zu halten. Was das Buch selbst angeht, werde ich mich später noch einmal melden.
Ich persönlich habe Sichtweisen von Frau Merkel geschätzt. So wie ich übrigens auch manche Sichtweisen der Herren Gysi, Lafontaine oder Scholz („Friedenskanzler“) schätze.
Für mich war Frau Merkel fast so etwas wie eine „Staatspsychiaterin“. Sie konnte gut mit Menschen umgehen. Vermutlich weil sie in einer Pfarrersfamilie aufgewachsen ist und ihr Vater auch noch eine Einrichtung für „psychisch beeinträchtigte“ Menschen in der DDR leiten musste….
„Alternativlos“ bedeutet in christlich humanitären Kreisen nicht dass es keine „Alternativen“ gibt, sondern dass bestimmte „Alternativen“, die hauptsächlich mit „Brutalität und Gewalt“ zu tun haben, „verpönt“ sind, nicht einmal „angedacht“ werden sollten.
Griechenland bekam zwar eine „ordentliche Kopfwäsche“, die allerdings recht erfolgreich schien. Sie haben sich erholt und soweit ich das mitbekommen habe, ihre Schulden sogar vorzeitig zurückgezahlt….
Die Erpressungsstrategie der Invasoren (z.B. 2015 auf einem ungarischen Bahnhof) konnte praktisch nicht mit brutaler Gewalt, (wie sie Nazis bevorzugen), abgewendet werden, sondern nur mit „subtilen Optionen“ (z.B. „Türkei Deal“) beantwortet werden.
Vor vielen Jahren habe ich von einem Theologen (Religionslehrer) erfahren, dass das Konzept der „Nächstenliebe“ noch lange nicht bedeutet, dass man damit gezwungen wird sich „planmäßig ausnehmen“ lassen zu müssen…..
Wie B. Luckes Kampf gegen die „Alternativlosigkeit“ (vorerst) geendet hat, haben wir gesehen, seine neue Partei wurde einfach gekapert….
Nun bin ich dabei, das Buch kreuz und quer zu lesen. Die Sätze sind prägnant und lassen den Humor der Angela Merkel durchscheinen. Das ist Zeitgeschichte von einem Insider und das zu lesen, ist ein Gewinn. Für den einen oder anderen Leser mag das Lesevergnügen beeinträchtigt sein, da es sich auch um eine Rechtfertigungsschrift handelt.
Eine Denkfalle ist, „im Nachhinein ist man immer schlauer“ zu rufen, wenn einem im Vorhinein Leute die ganze Zeit ins Gesicht gesagt haben, dass etwas schief läuft und man das ignoriert hat. Das nennt man Rationalisierung.
@ Pablo
Es ist nun wirklich nicht überraschend, dass es bereits damals welche gab, die es besser wussten, besonders diejenigen, die aus damaliger Sicht Leidtragende der Entscheidung waren.
Die Frage ist doch, wie deutlich die Warnzeichen waren und ob sie ernst genommen wurden. Und ja: Merkels Biografie ist in Teilen eine Apologie und muss im Prozess der Nachbereitung ihrer Amtszeit als solche gesehen werden.
Aber auch ohne inhaltliche oder gar moralische Bewertung lässt sich ein Grundmechanismus ausmachen: Stets existiert eine Vielzahl von alternativen Prognosen. Manche realisieren sich, und andere eben nicht. Mit dieser Erkenntnis kann man es gar zum Börsenguru bringen.
Das stimmt nur, wenn wir das Spiel der Politiker mitspielen und so tun als sei Politik etwas, das nur mit den Regeln der Politik zu tun hat.
Aber wir wissen schon länger, dass Politik auch etwas mit unserer Erde zu tun hat, die nach Gesetzlichkeiten funktioniert, die nicht politisch bestimmt werden – zumindest sollten wir das schon länger wissen, wenn wir keine naturwissenschaftlichen Analphabeten sind. Aber sogar die sollten es eigentlich seit spätestens 1990 wissen: Das ist das Jahr, in dem der „Weltklimarat“ (IPCC) quasi als Notruf seinen ersten Sachstandsbericht herausgab, der schon relativ genau vorhersagte, wohin das Klima laufen würde, wenn wir unser wirtschaftliches Verhalten nicht änderten. Zu diesem Bericht gab es bereits keine ernstzunehmende Gegenprognose mehr.
Seit 1990 war Frau Merkel im Bundestag, von 91 bis 94 unter Kohl als Bundesministerin für Frauen und Gedöns, von 94 bis 98 als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Von 2005 bis 2021 war die studierte Physikerin Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Da hat sie zum Thema Klima auf einigen Konferenzen auch schöne Sachen gesagt. Dabei blieb es aber und ihre praktische Politik hat sie sich von Lobbyisten diktieren lassen. Man braucht kein Hellseher zu sein, um vorherzusagen, dass in 100 Jahren die Klimapolitik bzw. ihr Fehlen von ca 1980 bis 2030 als DAS politische Versagen der Menschheit betrachtet werden wird, neben dem ein paar Massenmörder wie Hitler, Stalin, Mao oder Putin nur unwesentlichen Schaden angerichtet haben.
Mich wundert, dass das völlige Versagen der Physikerin Merkel in diesem Zusammenhang heute anscheinend keine Rolle spielt. Dagegen ist auch die nicht wirklich nachvollziehbare praktisch fehlende Antwort auf auf den ersten Angriff Putins auf die Ukraine 2014 vernachlässigbar.
Zu meinen Leidenschaften gehört, Scheinargumente aufzudecken. Frank Wohlgemuth schreibt:
Nein. Ich spieße Pseudoargumente auf. Das muss möglich sein, ohne für Inhaltliches verhaftet zu werden. Zu unterstellen, ich spielte das Spiel der Politiker mit, ist eine ziemlich wüste Unterstellung.
Zum Inhaltlichen von Merkels Buch habe ich bisher nicht Stellung bezogen, und ich werde es auch weiterhin nur äußerst sparsam tun. Da hier aber ein Bedarf an Meinung besteht, will ich dem Wunsch zumindest punktuell nachkommen: Acht Jahre lang war ich bei einem KKW-Hersteller beschäftigt. In dieser Zeit bin ich Kritiker dieser Technik geworden. Das von Angela Merkel betriebene abrupte Aus in der Folge des Kraftwerksunfalls von Fukushima 2011 fand ich dennoch von Anfang an falsch.
In ihrem Buch schreibt Angela Merkel ab Seite 600, in welchen Schritten die Energiewende in Deutschland vollzogen worden ist. Gut, noch einmal daran erinnert zu werden. Bemerkenswert ist, dass damals offenbar auch Markus Söder auf Merkels Linie lag.
Es tut mir leid, wenn Sie meine Äußerung so verstanden haben, dass ich Ihnen eine absichtliche geistige Kungelei mit der Politik unterstelle. Ich glaube auch nicht, dass man jemandem seine Meinung zum Vorwurf machen kann, man kann sich höchstens ansehen, wie er zu der gekommen ist – das ist letztlich ja auch Ihre Technik.
Meine Äußerung beinhaltete nur meine Verwunderung, dass die Logik der Merkelschen Entscheidungen zwar geteilt oder auch kritisch untersucht wird, dass aber kaum jemand auf die Elefanten Bezug nimmt, die da als Herde im Raum stehen. Das Klima ist ja nur einer davon. Ein anderer sind die Sachschulden, die die Regierungen Kohl, Schröder, Merkel und auch Scholz machen „mussten“, indem sie die fälligen Investitionen z.B. für die Infrastruktur unterließen, als könnten diese Gelder gespart werden, indem wir sie nicht heute ausgeben. In Wirklichkeit wachsen diese Sachschulden durch auf diese Handlungsversäumnisse anfallenden Folgeschäden erheblich stärker als die Zinslast aufgenommener Kredite. Der einzige „Vorteil“ dieser Schulden besteht darin, buchhalterisch unsichtbar zu sein, so dass das Argument mit den Kindern und Enkeln, die man nicht belasten dürfe, dann scheinbar zieht. Um nur noch einen Elefanten zu nennen: Die Kapitalertragssteuer, die durchaus in der Lage wäre, einen Teil der Steuern zu liefern, die der Staat braucht, und die in ihrer jetzigen Form ziemlich sicher verfassungswidrig ist.
Mein Mosern war zwar eine Antwort auf eine Äußerung von Ihnen, aber nicht gegen Sie gerichtet sondern eher allgemein.
@ Pablo 1. Dezember 2024 um 09:25 Uhr
Dass etwas „schief läuft“, ist schnell erkannt, nur können Umstände, besonders z.B. die „deutsche Vergangenheit“ („Probleme mit der Demokratie“) so „stark“ sein, dass (fast) „nichts mehr geht“.
Jetzt droht uns auch noch, in einen großen Krieg hineingezogen zu werden….
Bei der Energiefrage sind z.B. die Franzosen (praktisch fast die ganze Welt), rational und eigentlich recht erfolgreich vorgegangen. Bei uns war das aus politischen Gründen unmöglich…..
Sie haben nicht nur die AKWs einfach weitergebaut, sie verzichteten auf die teure und auch noch politisch problematische „Gasökonomie“. Nachträglich wissen wir, dass auch die CO2 Probleme viel geringer sind als bei uns.
Die ökonomischen Probleme sind bei uns, wegen des massiven „grünen Vorrangs“ der Ökologie, eskaliert, das erkennt man am drohenden Niedergang der Autoindustrie.
Allerdings dürfte es auch andere Probleme geben, zumal in D weder Radios, TV Geräte noch Handys erzeugt werden…., jetzt ist eben die Autoindustrie dran.
Meine persönliche Befürchtung ist auch, dass es in Mittel bis Osteuropa Probleme mit der Trockenheit geben hätte können, wenn die Franzosen ihre Atlantikküste mit „Windkraftwerken zugepflastert“ hätten, zumal die Biskaya als Wetterküche gilt.
Die „Volksmeinung ist wankelmütig“ und die Politiker können höchstens für die Periode, für die sie gewählt wurden planen, danach kann die „Sintflut“ kommen…
Nicht jeder hat den Nerv, diese knapp 800 Seiten durchzulesen. Dem eiligen Leser empfehle ich, angesichts der kommenden Regentschaft des 47. Präsidenten der USA, sich auf die Donald Trump betreffenden Passagen zu konzentrieren. Erhellend ist, wenn er den PT Barnum gibt. Angela Merkel schreibt über ihren Besuch am 17. März 2017 in Washington (S. 591 f.):
@ Frank Wohlgemuth 11. Dezember 2024 um 19:18 Uhr
Zitat: „Man braucht kein Hellseher zu sein, um vorherzusagen, dass in 100 Jahren die Klimapolitik bzw. ihr Fehlen von ca 1980 bis 2030 als DAS politische Versagen der Menschheit betrachtet werden wird, neben dem ein paar Massenmörder wie Hitler, Stalin, Mao oder Putin nur unwesentlichen Schaden angerichtet haben.“
Ich fürchte, dass Sie recht haben werden. Menschen brauchen immer einen Vorwand, andere Menschen „auszunehmen“. Katastrophen, die neuerdings auch Klimaursachen haben können, eignen sich bestens, eine nicht zu knappe „Schuld zu konstruieren“, die es „einzutreiben“ gilt.
Das führt naheliegender Weise zu Konflikten, weil die Interessen stark unterschiedlich sind….
Wo das hinführt, wenn man auf das zur Verfügung stehende Waffenarsenal blickt, kann man sich vorstellen. Dann kann man sich auch vorstellen, dass sich das „Klimaproblem“ praktisch von selbst löst…..
Zum Thema Energiewende. Das Merkel-Buch hilft, die Faktenlage zu erinnern:
– 2001 vereinbart Schröders rot-grüne Regierung mit den EVUs den Ausstieg aus der Kernenergienutzung.
– 2010 wurde ein FDP-Versprechen wahr und Schwarz-Gelb entschied die Laufzeitverlängerung der KKW.
– Kurz darauf geschah der Reaktorunfall von Fukushima, dem der überhastete
Um das mit etwas Fleisch zu füttern:
Während der rotgrüne Ausstieg mit der Industrie abgestimmt war, war der Wiedereinstieg eine rein politische Entscheidung der Koalitionspartner, die auch nicht vorher auf ihre Folgen geprüft wurde. Sie war von der Politik weder zeitlich begrenzt noch an andere Auflagen als die normalen Sicherheitsauflagen gebunden. Es handelte sich, wie auch bei ganz vielen Entscheidungen in der Verkehrspolitik, um so etwas Ähnliches wie vorauseilenden Gehorsam. Die Akteure meinten, zu wissen, was die Industrie und damit Deutschland brauchte, die Stimmungen in der Bevölkerung in diesem Thema war zur Zeit vernachlässigbar.
Mit dem Unfall von Fokoshima war Merkel sofort klar, dass eine „Kernkraftpartei“ hier in näherer Zukunft keine Wahl mehr gewinnen würde. Also gab es einen publikumswirksamen zweiten Ausstieg, der allerdings sehr teuer erkauft werden musste, weil die Energiewirtschaft die Gewinne geltend machte, die sie eingefahren hätte.
Wir haben hier Merkels Wirtschaftspolitik „in a Nutshell“: Auf der einen Seite ein blindes Bedienen der gefühlten momentanen Interessen der Industrie, man könnte boshaft auch sagen der Großspender, auf der anderen Seite immer ein Ohr am Volk. Ihre Entscheidungen waren immer umfragegestützt.
@ Frank Wohlgemuth 13. Dezember 2024 um 13:45 Uhr
Ihr Vergleich mit den „Elefanten“ die im Raum stehen und ignoriert werden, trifft sicherlich zu. Die „Elefanten“ die früher eher unsichtbar waren, werden allmählich für alle sichtbar.
Das Problem ist nur, wie will man die alle „durchfüttern“? Sie alle sind derart „gefräßig“, dass bestes ökonomisches Handeln nicht reichen könnte.
Beim „unersättlichen Klimaelefanten“ z.B., will man nicht einmal die Gesetze der Ökonomie beachten, sondern will ihm alles was wir uns mühevoll erworben haben, auch um ein halbwegs lebenswertes Leben zu führen, möglichst sofort „in den Rachen werfen“. Wir alle müssten praktisch in kürzester Zeit, alles „Fossile“, die Ölheizungen, Benzinautos, und natürlich den LKW, Schiffs und Flugzeugverkehr „opfern“. Natürlich müsste auch ein großer Teil der Industrie still gelegt werden…. Wenn man auch noch die „Forderungen“ von Benachteiligten im „Süden“ dazurechnet, ein Fass ohne Boden.
An sich dürfte es bei uns an sich ausreichend Personal geben, die erforderlichen Arbeiten „zu stemmen“. Das Problem ist die hochgradige „Spezialisierung“, die an sich sehr wichtig ist. Die „Arbeitslosen“ und die, die es bald werden, (ohne persönlich „etwas dafür zu können“), sollten nach den besten Methoden umgeschult und an die neue Aufgaben herangeführt werden. Das Verständnis dafür sollte gefördert werden….
Ein Problem sind die Wohnungskosten an den neuen Arbeitsstätten. Dort wo es Arbeit gibt, steigen die Preise für das Wohnen. Die Nazis haben ehemals einfach Baracken hingestellt und die Arbeitslosen waren froh, überhaupt wieder arbeiten und leben zu können…. Sie waren sehr anspruchslos geworden….
Es ist nicht leicht zu ertragen, wenn die „unsichtbaren Elefanten“ plötzlich allgemein „sichtbar“ werden….
„Brainstorming im Konjunktiv II“ wären ein erster Weg, auf der Suche Antworten zu finden um die Probleme zu bewältigen.
Bei diesen Elefanten handelt es sich um ungelöste Probleme, die um so größer und teurer werden, je länger man sie vor sich herschiebt. Das sind die Sachschulden, die wir spätestens seit Kohl vor uns herschieben und damit gleichzeitig mästen. Wenn Kohl sie damals angepackt hätte, wären zumindest der deutsche Anteil davon leicht zu bewältigen gewesen, und man hätte, weil alle Probleme noch nicht so groß und damit billiger gewesen wären, auch leichter einen internationalen Konsens in Sachen Klima hinbekommen, auch, weil es das Problem Putin noch nicht gab. Damals gab es auch eine Zeitlang die Physikerin Merkel als Umweltministerin; die war allerdings lieber als Atomkraftlobbyistin unterwegs, indem sie die Gutachten zur Endlagerung etwas freundlicher gestaltete.
Was damals auch möglich gewesen wäre, wäre eine Zentralisierung unseres Schulwesens und eine Förderung durch den Bund. Dass es bei uns heute fast normal ist, wenn in den Schulen die Dächer undicht sind, weil nicht genug Geld zur Instandhaltung da ist, ist ja nicht erst durch die Ampel so. Auch beim Personal sparen wir seit Jahrzehnten in der Bildung und die wird nicht besser davon. Auch unsere Verkehrsinfrastruktur wurde durch jahrzehntelanges Sparen nicht besser.
Es ist richtig, dass wir weder das Geld noch die Leute haben, das alles sofort und abschließend anzupacken, doch jeder Aufschub macht alles noch teurer. Die Leute haben wir übrigens auch deshalb nicht, weil unser Bildungssystem einen immer schlechteren Output hat und das schon lange auch an Unis und in der Wirtschaft angekommen ist. Und selbst, wenn wir das Geld und die Leute hätten, dürften wir nicht alles sofort machen, weil die Wirtschaft, der finanzielle Motor des Staates, selbst Zeit zur Umstrukturierung braucht; es handelt sich um eine OP am lebenden Patienten.
Dazu bedürfte es zu zuallererst einer größeren Ehrlichkeit in der Politik. Wir haben uns darauf geeinigt, bestimmte Aufgaben durch den Staat erledigen zu lassen. Das sind, um nur einige zu nennen, Verwaltung, Verteidigung, Verkehrsinfrastruktur, Bildung. Dann ist es die Aufgabe der Politik, für diese Aufgaben auch das Geld zu sammeln, also Steuern einzutreiben. Stattdessen betrachten populistische Geistesgrößen niedrige Steuersummen selbst als politische Zielvorgaben, um danach zu sagen, dass für die Staatsaufgaben leider kein Geld da sei, man sie also mit Rücksicht auf die Kinder und Enkel nicht erfüllen könne: man spart an der Instandhaltung des Dachs, um den Kindern ein schuldenfreies Gebäude zu vererben, das bis zur Baufälligkeit vom Hausschwamm befallen ist.
In der Qualitätssicherung gibt es das auch, da ist es ein Teil der FMEA (Fehlermöglichkeits- und Effektanalyse). QM-Leute, die die entsprechenden Kurse bei der deutschen Gesellschaft für Qualitätsmanagement gemacht haben, vergrätzen die Mitarbeiter gerne damit, bei alten Prozessen, bei denen alle Fehler schon x-mal vorgekommen sind, freies Assoziieren von Nonsens zu fordern, am liebsten genau den Nonsens, den sie auch auf dem Seminar gehört hatten. Das taugt für neue Prozesse, aber kaum für lang bekannte. Da nerven die Leute nur, die das freie Faseln fordern oder damit anfangen.
@ Frank Wohlgemuth 16. Dezember 2024 um 13:46 Uhr
Die Schuldenprobleme für die Nachkommenden sehe ich lockerer als Sie. Ich betrachte die letzten 60 Jahre. Einen Krieg blende ich aus, weil der die Situation völlig verändern könnte. Die Schuldenfrage, die geführten Debatten und die Lösungen waren praktisch sehr ähnlich wie auch heute.
Letztlich, im Rückblick gesehen, gab es eine Inflationsrate von ca 5% pro Jahr, gemessen an Anfangsgehältern bestimmter Berufsgruppen. (Z.B. 1965 umgerechnet 2000 Euro pro Jahr. 2024 ca. 35 000 Euro pro Jahr).
Diese Inflationsrate, an die wir uns längst gewöhnt haben, deckt letztlich alles ab. Technische Güter sind dabei weitaus besser geworden (Autos, TV Geräte,….). Die damaligen „riesigen“ Staatsschulden sind aus heutiger Sicht fast lächerlich. Es geht uns eher besser, obwohl auf der anderen Seite die familiären Bindungen abnehmen, was durchaus sozialpsychologische Nachteile hat….
Die Bildung hat sich allerdings nicht so positiv entwickelt. Einerseits der „Katheder Unterricht“ hat sich fast überhaupt nicht geändert, andererseits die Qualität des Outputs wird immer mehr beklagt. Der Personalaufwand ist gestiegen.
Meiner Meinung nach sollten nach besten psychologischen Methoden gestaltete, KI gesteuerte „Lerncomputer plus Software“ entwickelt werden, die den Lernstoff bestens vermitteln und auch noch die individuelle Situation der Jugendlichen bestens berücksichtigen könnten. Lehrer hätten immer mehr nur mehr „Aufsichtsfunktionen“….
Sie haben meinen Post leider nicht wirklich inhaltlich gelesen. Was Sie da schreiben, stimmt auch für buchhalterische Schulden nur bedingt: Den Kreditgebern ist das Phänomen der Inflation durchaus bekannt und sie wissen in ihren Verträgen auch Vorkehrungen dagegen zu treffen, sonst könnten sie diese Kredite gar nicht gewähren.
Was viel härter als die Kredite zu Buche schlagen wird, sind die Sachschulden, d.h. Gelder, die nicht ausgegeben wurden, um keine buchhalterischen Schulden zu machen. Um zu verschleiern, worum es sich handelt, redet man auch lieber von Investitionsbedarf: Der Staat kam in der Vergangenheit seit Jahrzehnten einfach seinen Aufgaben nicht nach. Er löste die Bundeswehr weitgehend auf, ließ bauliche Infrastruktur wie Straßen und Gebäude vergammeln und verschleppte den Aufbau des Informationsnetzes bzw. der dazugehörigen Hardware und kürzte überall (außer in den Parlamenten) die Stellen bzw. unterließ eine Neubesetzung.
Die Kosten für diese Sachschulden steigen doppelt, zum einen durch die Inflation und zum anderen durch die Folgeschäden. Und genau deshalb werden wir es uns nicht leisten können, diese Kosten einfach weiter vor uns herzuschieben.
Wir hatten schon früher Schwierigkeiten mit unseren Haushalten und haben deshalb diese Sachschulden aufgebaut. Eine Partei, die ehrlich mit uns umgehen will, müsste damit anfangen, zuzugeben, dass das Steueraufkommen der BRD schon seit Jahrzehnten zu gering ist. Nun sorgen außerdem der selbstgemachte Klimawandel und der Krieg eines Imperialisten für zusätzliche Kosten.
Wer unter diesen Bedingungen die Steuern reduzieren will, ist entweder intellektuell überfordert, oder hat nicht das Wohl dieses Staates im Auge sondern nur das einer kleinen Gruppe.
Was Ihre Vorstellungen zur Bildung angeht, gehe ich da nicht weiter drauf ein, weil aus dem hervorgeht, dass sie die Evaluation des Großversuchs in Bildung, der unter der Bezeichnung Corona gelaufen ist, offensichtlich nicht kennen. Sie betreiben da wieder „Brainstorming im Konjunktiv II“ oder wie ich es nenne freies Faseln.
Wenn ich lese
dann sehe ich darin die Beschreibung eines Problems, und nicht einer Lösung. Kontrolle und Überwachung sind Tätigkeiten, die der Mensch nicht gut kann. Lisanne Bainbridge spricht von der Ironie der Automatisierung. Mein Eindruck ist, dass die KI Probleme löst und dabei neue und schwerer lösbare schafft.
@ Timm Grams 18. Dezember 2024 um 10:43 Uhr
Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen sind die Sendungen des „Telekolleg“. Der Lehrstoff war, auch mit ausgeklügelten Beispielen, hoch professionell aufbereitet, fast „jedes Wort“ war gut überlegt und hat gut „gepasst“. Übersetzungen in andere Sprachen, heutzutage ein großes Problem in den Schulen, ist kein Problem.
Heutzutage kann man nach einer Lernphase sofort durch gezielte Fragen ermitteln, ob der Stoff auch verstanden wurde und individuell darauf Rücksicht nehmen. Man könnte „Motivationsmechanismen“ einbauen, wie z.B. bei Spielen, auf die Jugendliche „fast süchtig“ sind.
Es muss keine Rücksicht auf schwächere Schüler genommen werden. Sogar das Sozialverhalten könnte trainiert werden. Das Problem ist nur, dass das System ausgetrickst wird und die Aufsicht, am besten 2 m große „Hobbyboxer“, sollten das verhindern….
Grundschüler werden noch mehr Betreuung durch Fachpersonal benötigen. Das wird auch nötig sein, wenn z.B. Labor Unterricht mit eigenen Experimenten anstehen.
KI bedeutet nur, dass die KI schnell herausbekommt, wo die verschiedene Typen Verständnisprobleme haben auf die durch die Gestaltung und auch individuelle Präsentation des Lehrstoffes eingegangen werden kann.
Zwischen den Lektionen kann es, wie heute auch, Auflockerungen durch Sport oder Kultur (z.B. Debattenkultur, Musik,…) geben.
KI ist kein Selbstzweck, sie kann Verhaltensmuster zumindest annähernd so gut erkennen wie „Experten“. Nur können diese „Experten“ fast beliebig skaliert und flexibel eingesetzt werden. Das ist bei Menschen nicht so einfach. Sie können nicht so einfach „kopiert“ werden, oder sie haben z.B. Wohnungsprobleme….
@ Frank Wohlgemuth 18. Dezember 2024 um 11:02 Uhr
Was Sie unter Sachschulden sehen, das gab es praktisch schon immer. Früher mussten Neubauten (Straßen, Bahnlinnen, Gebäude,….) finanziert werden, heute hauptsächlich nur die Instandhaltung.
Man hat im Westen offensichtlich auf eine „samtpfotige“ Nato Osterweiterung gesetzt. Hat angestrebt mit der „Demokratiemasche“ und „Investitionen“ (banaler „Bestechungen“) zu „arbeiten“, im Osten neues Führungspersonal zu installieren und sich auch noch die Bundeswehr „ersparen“ wollen. Durchaus anspruchsvolle Ideen, aber eben „schief“ gegangen… (Hitler wollte ehemals so nebenbei, bekanntlich mit Sprüchen, wie „am deutschen Wesen, soll die Welt genesen“, hausieren gehen).
Die Osterweiterung ist lange gut gegangen, zumal die Russen z.B. den Verlust Polens nicht übermäßig „betrauert“ haben dürften. In der Ukraine ging es ums „Eingemachte“ (Schwarzmeerzugang) und sie haben sofort den „Unfug“ (die NATO Erweiterung) radikal beendet….
Das Informationsnetz ist deswegen mangelhaft, weil es „privatisiert“ wurde. Eigentlich wollten die privaten Unternehmen nur die Endgeräte vermarkten, weil nur die für Kunden attraktiv und ein gutes Geschäft sind.
Die weitaus größten Kosten fallen für die erforderlichen umfangreichen Erdkabelverlegungen an. Die wollen Kunden und die privaten Unternehmer natürlich nicht zahlen. Diese Kosten sollte der Staat (Telekom) übernehmen. Nur die Telekom wäre pleite gegangen (und das Management in den Knast) weil sie für die „Privaten“ ihr Netz öffnen hätten müssen, zu Preisen, die die „gerne geben“…. Statt fest Kabel zu verlegen, haben sie ihr Personal „entsorgt“ und nur mehr das Allernötigste für den Eigengebrauch ausgebaut.
Früher bekamen nur Menschen die ihren Job verloren haben, Arbeitslosenunterstützung. Das hat sich bekanntlich grundlegend geändert und wir werden „überrannt“. Auch bekam die Ökologie Vorrang vor der Ökonomie. Das verursachte hohe Kosten und wir geraten in Nachteil gegenüber Staaten die das nicht machen. Wie wir sehen, fällt das jetzt den Grünen auf den Kopf.
Eine Partei, die „ehrlich mit uns umgehen“ will, auf die Idee kommt wegen der Verschwendung von Geld jetzt in schweren Zeiten auch noch die Steuern zu erhöhen, die Wettbewerbsfähigkeit weiter verringert, ist sofort „weg vom Fenster“.
Das Steueraufkommen ist zu niedrig um die „Grünen Luxus Ideen“ zu finanzieren.
Meine Vorstellungen zur Bildung haben nichts mit dem Corona Chaos zu tun. Allenfalls haben sie eine gewisse Ähnlichkeit mit fortschrittlichen Lehrmethoden zur Erlangung des Führerscheines.
Das hat mit „gewöhnlicher Beobachtung“, aber nichts mit „Brainstorming im Konjunktiv II“ zu tun….
Das ist ja schön, dass sie das so sehen. Es gibt aber berufenere Münder, die es anders sehen. So rechnet z.B. das Institut das IW (Institut der deutschen Wirtschaft) mit einem Investitionsbedarf von ca. 600 Milliarden in den nächsten 10 Jahren, die nicht durch den Haushalt zu decken sind, und bezeichnet seine Kalkulation selbst als konservativ. Marcel Fratzscher vom DIW Berlin hält eine zusätzliche Investition des Bundes von 80 Milliarden pro Jahr für einen Ausgleich bestehender Defizite für realistisch. Da sind bei beiden die Kriegsfolgekosten noch nicht eingerechnet. Das sind keine grünen Träumer, und diese Forderungen zur Erhaltung und Entwicklung der Infrastruktur und zur Erhaltung unserer biologischen Lebensbedingungen sind zwar aktuell erhöht worden, aber sie sind schon erheblich älter.
Dass das Steueraufkommen zu niedrig ist, aber nicht erst seit heute, sondern bereits seit Jahrzehnten, hatte ich schon bemerkt. Die Pläne der Grünen als Luxusideen abzutun, zeigt nur, dass der, der das tut, keine Ahnung von den Folgen der Veränderungen der Biosphäre hat, die wir mit unseren Wirtschaften ausgelöst haben. Da sind unsere Wirtschaftsfachleute realistischer (s.o.), vor allen Dingen haben die auch einen Blick auf die Folgeschäden, wenn man nicht sofort damit anfängt.
Da verallgemeinert offensichtlich jemand von Methoden, die selbst in der Erwachsenenbildung nur bei relativ einfachen Themen und sehr starker Motivation etwas bringen – das liegt beim Führerschein beides vor – auf die Methoden in der allgemeinen Bildung bis in den Bereich der Schulpflicht. Das kann man natürlich machen, aber es ist nicht besonders sinnvoll.
Ein aktueller Zeitschriftenartikel zeigt die Gefahren des Konjunktivs. Der Spiegel 51/2024 zitiert auf Seite 52 : Es sei
und weiter:
Der NDR wird angeführt:
@ Timm Grams 20. Dezember 2024 um 12:16 Uhr
Meine Motivation, dass ich so schreibe wie ich eben schreibe, sind meine Erfahrungen. Ich bin gegen einen Krieg. „Niemals wieder Krieg“, damit bin ich aufgewachsen.
Ich musste vor ungefähr 60 Jahren meinen Wehrdienst ableisten. Ich habe das, auch innerlich, akzeptiert.
Das „Feindbild“ waren die Russen. Und das drohende Szenario hat mir eingeleuchtet.
[…]
Das uns motivierende „Szenario“ war, die „Roten“ würden Aufmärsche und Demos inszenieren. Demonstranten würden „den Ostblock um Hilfe rufen“ und der würde der „Arbeiterklasse“ im Westen zur Hilfe eilen, die Regierung beseitigen und den Ostblock „erweitern“.
[…]
Gekommen ist es aber genau umgekehrt.
Die Nato wurde „erweitert“ und die Russen haben sich das einige Zeit gefallen lassen.
[…]
Wir sollten Lehren aus unserer Vergangenheit ziehen, uns keinesfalls in einen Krieg hineinziehen lassen….
[Moderator: gekürzt]
Realo, Sie antworten nicht auf meinen Kommentar. Mir ging es darum, dass sich die Nichtexistenz von nur Möglichem nicht zeigen lässt, so wie sich auch das Jenseits einer Widerlegung entzieht. Wenn sich keine Gründe für das Mögliche finden lassen, spielt es in einer Diskussion für mich keine Rolle. Die einzige Wirkung ist, dass es einem die Zeit für die Beschäftigung mit wirklich wichtigen Dingen nimmt.
Das macht für mich den Reiz des Merkel-Buchs aus: Nicht ohne Witz, aber Beschränkung auf das Tatsächliche.
Zur Nichtexistenz des Jenseits: Claudia Preis muss lachen.
(Das Gesprächsvideo und die angehängten Kommentare zeigen, in welchem Gedankensumpf jemand landet, der sich Gedanken über die Gedanken anderer macht und für den Fantasien zur Realität werden.)
Zum motivierenden Szenario:
Ob es der Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR war, der ungarische Volksaufstand von 1956 oder der Prager Frühling von 1968: Hier waren immer Menschenmengen unterwegs, die zu groß waren, um „inszeniert“ zu sein, die vor allem unter der jeweiligen Herrschaftsstruktur nicht von außen organisiert sein konnten. In der Tschechoslowakei waren sie sogar im Einklang mit der kommunistischen Regierung unterwegs, die einfach einen menschlicheren Sozialismus wollte. In allen drei Fällen wurden die Länder von der Sowjetarmee „befriedet“. Gibt es irgendein entsprechendes Vorkommnis innerhalb der Nato? Ansonsten entspricht dieses Szenario ziemlich genau dem Vorgang Russlands bei „abtrünnigen“ Republiken, seit sich Russland wieder stark genug fühlt, das fing mit Tschetschenien schon an. Auch der Überfall auf die Ukraine wurde vor der Annexion der Krim im Osten durch den „Aufstand“ getarnter russischer Milizen eingeleitet, wie Putin anschließend belustigt zugab.
Da aber alles genau umgekehrt gekommen sein soll: Wo sind denn nach „inszenierten Aufmärschen“ Natotruppen einmarschiert, um dem Land zu Hilfe zu eilen und das Land dann in die Nato zu integrieren? Ich bitte da um ein Beispiel.
Nach meiner Erinnerung gab es in den Ländern, die heute den Osten der Nato bilden, zuerst freie Wahlen, also nichts, was von außen inszenierbar ist, dann gab es den Antrag der neuen Regierung, in die Nato aufgenommen zu werden, was der Zustimmung aller Natopartner bedarf. Die ungeheure Aggressivität (Vorsicht: Ironie), mit der der Westen dabei vorging, war auch direkt nach dem Zerfall der Sowjetunion zu sehen, als die baltischen Staaten sich als erste für unabhängig erklärten. Da hat der Westen mit der Anerkennung dieser Unabhängigkeit gewartet, bis Russland unter Jelzin sie anerkannt hatte.
Man muss schon unter einer gewaltigen Wahrnehmungsverzerrung leiden, wenn man das Annehmen eines Aufnahmeantrags mit einer militärischen Aggression gleichsetzt, insbesondere, da diese „Natoosterweiterung“ in Westeuropa teilweise von einer Abrüstung begleitet wurde, die, was die Größe der aktiven Truppen angeht, fast einer Demilitarisierung gleichkam.
Dazu gehört auch dieses Märchen:
Dass Sewastopol nicht der einzige russische Schwarzmeerhafen ist, könnte sich theoretisch schon rumgesproche haben, das hatten wir auch schon mal.
Zur Geschichte: Nach dem Zerfall der Sowjetunion gab es in der Ukraine ein Referendum zur staatlichen Unabhängigkeit, in dem 90% der stimmabgebenden Bevölkerung für diese Unabhängigkeit stimmten. Danach war die Ukraine ein souveräner Staat, der selbstverständlich seine Bündniszugehörigkeit auch selbst bestimmen kann. Zum „neuen Führungspersonal“ der Ukraine: Selenskyj kam wahrscheinlich durch die freiesten Wahlen ins Amt, die das Land bis dahin gesehen hatte. Die Ukraine hatte aber vorher schon einen Antrag auf die Aufnahme in die Nato gestellt, dem leider nicht stattgegeben wurde. Dass Sie, wie auch Putin, von freien Wahlen genauso wenig halten wie von freier Meinungsäußerung, ist an der Vokabel „Demokratiemasche“ sehr gut zu sehen. Und dann ausgerechnet beim Erzählen von Putin-Märchen noch einen „Godwin“ unterzubringen, ist an Lächerlichkeit kaum zu toppen.
@ Frank Wohlgemuth 23. Dezember 2024 um 15:29 Uhr
Wir haben beim Wehrdienst gefragt, worin die Gefahr aus dem Osten bestand, die wir abwehren müssten. Da wurde uns das Szenario mit den „Demos“ erklärt und das fanden wir logisch.
Allerdings gab es diese Demos nicht bei uns, sondern umgekehrt, im Osten, wie von Ihnen aufgezählt. Da ist es naheliegend, dass die Ostsoldaten die analoge Sicht zu unserer Sicht hatten…..
Antreiber für die Demos waren die Propagandasender VOA, RIAS,…
Ich habe allerdings den Freiheitssender 904 der DDR wegen der Musik gehört. Am Anfang habe ich die kommunistische Propaganda, Goldene Klodeckel bei Kapitalisten, ausgebeutete Arbeitssklaven in deren Fabriken, die das erarbeiten mussten geglaubt, aber das Gegenteil war der Fall.
In meiner Verwandtschaft gab es einen früheren Bauern, der sozusagen als „Arbeitssklave in einer Autoschmiede“ schuften musste, die im o.a. Sender immer wieder erwähnt wurde. Den habe ich bei einem Treffen darauf angesprochen und er wollte zuerst nicht recht darüber reden. Ich habe vermutet, der „schämt“ sich. Als ich ihm mein Interesse erklärt habe, meinte er, die Arbeit sei zwar laut, aber wegen dem Gehörschutz kein Problem und die Arbeiter verständigen sich mit den „Fingern“…. Er wollte deswegen nicht darüber reden, weil er normalerweise wegen seinem sehr guten Lohn beneidet würde….
Sie bestätigen doch selbst, dass es im Ostblock die Demos gab. Auslöser waren die genannten Propagandasender…. und das KDW Berlin…. Sie werden doch selber nicht glauben das wäre spontan gewesen. Haben doch fast alle heimlich Westsender gehört.
Soweit ich das mitbekommen habe, waren die Ostbürger durchaus von der Massenarbeitslosigkeit nach der Wende überrascht und sie sehen auch jetzt die „Ukrainefrage“ kritisch.
Fakt ist, die Grenzen der Nato wurden Richtung Osten erweitert. Wäre es umgekehrt gekommen, hätten wir „kämpfen müssen“ und das auch freiwillig getan. Jetzt kämpfen eben die Russen freiwillig, wenn sie sich ausrechnen können, dass sich eines Tages die NATO auf die „Russischen Bodenschätze“ erweitern würde….
Wenn ein Staat aus einem Staatsverband „herausgerissen“ wird, gibt es oft Krieg. (WK2: Sudetenland, WK1: Serbien,….). Das ist die Erfahrung und bittere Realität. Ich bin gegen Krieg und man sollte alle typischen „Kriegsmuster“ vorsorglich vermeiden, sonst braucht man sich nicht zu wundern wenn er kracht….
Die „Demokratiemasche“ wird genau so wenig geglaubt, wie Hitlers Spruch „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, oder die Moslems meinen es gut mit uns, „wenn sie uns den einzig wahren Glauben bringen“…. Das sind natürlich nur Vorwände.
Der NATO geht es offensichtlich vorerst um die Krimhäfen (Ukraine), und um Poti und Batumi (Georgien). Noworossijsk und Sotschi (Provinz Krasnodar) wären eine Frage der Zeit.
Aber es scheint, die Russen haben die „NATO Osterweiterung“ beendet…
Aha. Ein paar Sendungen im Radio reichen bei Ihnen aus, um einen Aufstand hervorzurufen. Da haben die Propagandasender des Westens den dummen DDR-Bürgern anscheinend verraten, dass die Genossen die Arbeitsnormen zu hoch angesetzt haben, dass die Wahlen nicht frei waren usw..
Ich verrate Ihnen jetzt ein Geheimnis: Im Extremfall reicht sogar ein Flugblatt. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn die Unzufriedenheit der Leute groß genug ist. Genauso war es in der DDR, in Ungarn und dann in der Tschechoslowakei.
Als die Leute in der DDR 1953 wie 1989 trotz Polizeistaat im ganzen Land in Massen auf die Straßen gingen, taten sie das, weil sie die Nase voll hatten. Eine Nachricht, sei nun von einem Propagandasender oder sei sie nur ein Flugblatt, führt nur in einer revolutionären Situation zum Aufstand. Wenn Sie schon die von der SED diktierte Version der Geschichte schreiben, sollten Sie sich ein paar Gedanken dazu machen, was es wohl gewesen sein könnte, dass ein paar Radiosendungen zu diesem Aufstand geführt haben.
Sie setzen schon wieder den freiwilligen Eintritt in eines souveränen Staates in ein Bündnis mit der militärischen Vereinnahmung durch ein Bündnis gleich. Außerdem übernehmen Sie auch wieder Putins Ansicht vom fehlenden Recht der Ukraine auf einen eigenen Staat, auf Souveränität. Aber die Ukraine ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein souveräner Staat, was auch bereits verträglich von Russland bestätigt wurde, auch wenn Putin das für falsch hält.
Die Ukraine wurde nirgends herausgerissen, sondern hat sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mit der Zustimmung Russlands für unabhängig erklärt. Und dann wurde sie von einem imperialistischen Nachbarn, der wieder ein großrussisches Reich aufbauen möchte und deshalb etwas gegen diese Unabhängigkeit hat, überfallen. Das sind die Fakten, solange wir uns noch innerhalb des Völkerrechtes bewegen.
Wenn das so wäre, käme aber die Frage auf, warum die NATO nicht beim ersten Antrag der Ukraine einfach zugestimmt hat, solange Putin noch nicht angriffsfähig war.
Sie versuchen hier ein Bild der NATO zu malen, dass nichts mit der Realität zu tun hat. Die NATO besteht weder nur aus den USA, noch kann die USA nach Gutdünken über sie verfügen. Die NATO hat seit ihrem Bestehen in eigener Verantwortung einen ganzen Angriff außerhalb ihres Territoriums veranstaltet. Das war nach einem Angriff in militärischer Größenordnung auf New York, nachdem Afghanistan, wo sich die Basis der angreifenden Gruppe befand, nicht bereit war, diese Gruppe an die USA auszuliefern. Da hat dann die USA den Verteidigungsfall ausgerufen, und die NATO hat reagiert (nicht gerade in besonders schlauer Weise, aber das ist ein anderes Thema).
Über die USA selbst brauchen wir uns nicht zu streiten, aber in diesen Zusammenhang gehört auch Fischers „I am not convinced“ in Bezug auf den verbrecherischen Angriff auf den Irak. Wie jeder schon am aktuellen Umgang mit Ungarn oder der Türkei sehen kann, ist die NATO eine relativ demokratische Angelegenheit, in der zahlenmäßig Europa mit seinen letztlich sehr unterschiedlichen Ländern, die fast alle bis zum russischen Angriff auf die Ukraine ihre Militärstärke sehr stark reduziert hatten, die Überzahl stellt. Damit ist die NATO nicht nur formal nur ein Verteidigungsbündnis, sondern auch strukturell zu den aggressiv strategischen Planungen, die Sie und Putin unterstellen, kaum in der Lage.
Außerdem sieht es für mich so aus, als würden Sie wie Ihr Kollege Putin NATO und EU in einen Topf werfen. Allerdings hat die EU militärisch überhaupt noch keinen Plan. Über den fängt sie seit dem Überfall auf die Ukraine gerade erst an, nachzudenken.
Die ganze „Aggression“ der EU und der NATO in Sachen Ukraine besteht darin, dass man die Ukraine als das souveräne Land behandeln wollte, das sie völkerrechtlich auch ist, dessen Existenz Putin jedoch bestreitet. Die Nato-Osterweiterung ist auch keine Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland, sondern die „Aggression“ besteht auch hier nur darin, die aufgenommenen Länder der militärischen Bedrohung durch Russland zu entziehen. Diese Länder wussten sehr genau, warum sie, wie zuletzt Finnland und Schweden, den Antrag auf Aufnahme in die NATO stellten. Das taten sie nicht, um jetzt Russland angreifen zu können.
Die eigentliche Bedrohung, die von der NATO-Osterweiterung ausgeht, ist auch keine militärische. Die Bedrohung geht eher von der Verbreitung demokratischerer Zustände aus, jener lächerlichen und für Diktatoren gleichermaßen bedrohlichen Zustände, in denen man erst nach dem Auszählen einer Wahl weiß, wie es weitergeht. Das ist zumindest der Häme zu entnehmen, die Putin zu seiner eigenen Versicherung regelmäßig über Europa und die Demokratie vergießt.
@ Frank Wohlgemuth 23. Dezember 2024 um 15:25 Uhr
Sie sind noch wesentlich jünger als ich. Hören das „Schuldengejammer“ vermutlich das erste Mal. Für mich ist das nichts Neues.
Ich kann nur über Veränderungen berichten.
Die Kriegskosten sind für mich tatsächlich neu.
Die biologischen Lebensbedingungen waren früher natürlich viel härter als heute.
Im Winter gab es den „Braunkohlenmief“, obwohl meistens nur tagsüber ein Raum in der Wohnung beheizt wurde. Autos (z.B. Holzvergaser-LKWs) stanken fürchterlich, obwohl es nur wenige gab.
Und natürlich die Fabriken. Rauchwolken verdüsterten den Himmel. Die Kinder haben gehustet. Es gab starke Geruchsemissionen der Chemiefirmen die oft widerlich stanken. Bei Eis und Schnee fuhren die Menschen mit Fahrrädern zur Arbeit. Wohlhabende konnten ihr Fahrrad mit einem kleinen Benzinmotor antreiben.
Ich sehe es so, dass ein kleines Paradies geschaffen wurde und habe noch niemals eine derart saubere Umwelt erlebt.
Dann begann die „ideologische“ Verschwendung, man hat bestens funktionierende AKWs abgeschaltet, obwohl das andere Länder nicht tun, was sich natürlich auf die Konkurrenzfähigkeit auswirkt.
Dann das CO2 und das politische „Pech“ mit den Gaskraftwerken…
Wir hatten beste Beziehungen zu Russland, bekamen günstig Rohstoffe und Energie und jetzt treibt man uns womöglich in einen Krieg….
Eltern berichten von absurden Zuständen in manchen Schulen. Kinder sind doch im Gebrauch von Computern weitaus geschickter als Erwachsene, die damit nie etwas zu tun hatten. Kinder sitzen oft stundenlang vor Computerspielen….
KI Einsatz kann das System extrem leistungsfähig und flexibel machen. Was angesichts der Situation dringend geboten erscheint.
Mein lieber Realo.
Angesichts des ganzen Unfugs, den Sie hier schreiben, weiß ich nicht, in wie weit das Alter, das Sie in Ihrer Legende angeben, echt ist. Aber selbst wenn, wären Sie nicht so wesentlich älter als ich.
Zum Verständnis: Ich habe nichts von Umweltverschmutzung geschrieben. Die Themen, die ich selbst seit ca. 1980 beobachte – ich bin von der Ausbildung her Biologe – sind das Artensterben sowie, erst seit kurzem in den Medien, die abnehmende Biodiversität. Dabei betrifft das, was da in den normalen Medien berichtet wird, nur das oberirdische Leben, der Boden selbst als Lebensraum, der wesentlich auch die Fruchtbarkeit der Felder bestimmt, ist noch nicht im allgemeinen Blickfeld angekommen. Auf diese biologische Problematik kommt dann das Klima noch obendrauf.
Das ist keine Antwort auf die eigentliche Problematik: Auf einem sauber gefegten Betonplatz lässt sich weder Getreide noch Obst anbauen. Sie argumentieren auch bei diesem Thema auf AfD-Niveau. Das ist wahrscheinlich auch die eigentliche Zielgruppe Ihrer Desinformation.
@ Frank Wohlgemuth 26. Dezember 2024 um 21:48 Uhr
Ich bin bald 80. War Techniker, schreibe und argumentiere um mich geistig fit zu halten.
Es geht mir um bestimmte Muster, die üblicher Weise zu Konflikten, auch zu Kriegen geführt haben und ich argumentiere dagegen.
Zum WK1 ist es gekommen, weil z.B. Serbische Nationalisten die Donaumonarchie verlassen wollten und den Thronfolger umgebracht haben. Die Regierung wollte den Verband zusammenhalten und verhindern dass der Reststaat den Meerzugang (Triest) verliert.
Zum WK2 ist es gekommen, weil der „Hitlerstaat“ das Sudetenland (samt der Tschechei) zurück holen wollte….
Russland hat zunächst immerhin die Ukraine aus dem SU Verband entlassen, was nicht gerade die Regel ist. Aber als Russen in der Ostukraine und auf der Krim auch ihre Unabhängigkeit wollten, hat das die Ukraine nicht akzeptiert (rund 15 000 Tote). Als sie den Russen auch noch den Flottenhafen abknöpfen wollten, haben sie zugeschlagen…. Ganz einfach weil sie sich derartiges nicht bieten lassen und weil sie Atomwaffen und Raketen haben…..
Wenn sich womöglich die Amis Grönland schnappen, können die Dänen samt Westeuropa höchstens „weinen“, sie haben jedenfalls keine A Bomben…. Und B- Waffen, die Waffen für „Zwerge“, werden sie doch nicht einsetzen wollen…..
Es geht mir weder darum, ob etwas freiwillig ist, oder rechtlich korrekt. Es geht um Macht und Stärke.
Selbst wenn aus dem Völkerrecht explizit hervorgehen würde, dass Russland keine Meerzugänge haben darf, oder der Besitz von Bodenschätzen Russland nicht zusteht, wenn sie ausreichend A-Bomben haben, werden sie sich sowohl die Meerzugänge sichern, als auch ihre Bodenschätze.
Ob die Ukraine einen Staat bildet oder nicht, die Nato Russen mit Bestechungen oder Psychotricks so weit bringen sollte, dass Russen ihre eigenen Bodenschätze der Nato „aufdrängen“, oder noch so ausgeklügelte juristische Tricks nutzen, derartige Typische Muster führen zu Krieg. Es war schon immer so, nur jetzt spielen wir mit der eigene Ausrottung….
Bin Laden hat den Amis mit seinen Selbstmord Attentätern „auf den Zahn gefühlt“, wollte wissen wie sie es mit ihren eigenen Werten halten. Die Amis konnten den Toten Mördern keinen Prozess machen, so haben sie einfach brutal Rache genommen, was offensichtlich zu erwarten war….
Hätte Bin Laden „realistisch“ gedacht, hätte er die Reaktion der Amis erahnen können und den Moslems viele Opfer erspart…. er wollte es halt genau wissen.
Es ist auch nicht die Regel, dass Großmächte so kollabieren wie die Sowjetunion damals. Sie wurde offiziell aufgelöst, die Unabhängigkeit der ehemaligen Republiken war eigentlich nur eine Formsache und Russland hätte auch nicht die Macht gehabt, mehr als eine zur Zeit gewaltsam zurückzuhalten (das war damals Tschtetschenien) , sondern hat wahrscheinlich überhaupt nur wegen amerikanischer Kredite überhaupt überlebt. Da würde ich – besonders als Realist – keine Großzügigkeit daraus konstruieren.
Als Realist sollte man auch nicht so großzügig mit der Wahrheit umgehen:
Wo Sie die Zahl 15 000 herhaben, weiß ich im Moment nicht, aber das einzige, was annähernd da hinkommt, das ist die Zahl der Toten auf beiden Seiten, nachdem es durch die damals nicht als Russen gekennzeichneten russischen Milizen zu militärischen Auseinandersetzungen gekommen war. Dass es sich hier nicht um einen inneren Aufstand sondern bereits um eine Invasion handelte, hat Putin auch inzwischen selbst oft genug unter Lachen bestätigt, nachdem er es während dieser Invasion natürlich dementiert hatte.
Das Unabhängigkeitsvotum lag für die gesamte Ukraine bei 90%. Nur die Krim selbst, von der die ansässige Bevölkerung fast vollständig vertrieben worden war, lag bei ca. 50%. Zu der Zeit war russisch auf der Krim auch offiziell als Amtssprache zugelassen, die Unterdrückung der Ostukrainer ist genauso ein Putin-Märchen wie das der Nazi-Regierung in Kiew oder das der angriffsbereiten europäischen Truppen in der Ukraine, denen man nur zuvorgekommen sei.
Warum wärmen Sie den Unsinn von den unterdrückten Ostukrinern immer wieder auf? Solange Sie hier in der relativ freien Welt wohnen, zwingt Sie doch niemand, die russischen PR-Lügen zur wiederholen.
Für jeden, der eine einigermaßen gut belegte und detaillierte Geschichte der Krim-Annexion lesen möchte, empfehle ich ganz einfach einen Blick in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Annexion_der_Krim_2014
@ Frank Wohlgemuth 26. Dezember 2024 um 21:49 Uhr
Lieber Herr Wohlgemuth!
Auch wenn ich sehr kontrovers argumentiere, bedeutet das nicht, dass ich Ihre Sichtweise nicht dennoch sehr schätze. Sie ist Mainstream und muss es auch sein.
Die Entwicklung von der Herrschaft des Stärkeren hin zur Stärke des Rechts ist ein zentraler Aspekt der Zivilisation und des Fortschritts in menschlichen Gesellschaften. Es ist ganz klar, dass auch ich diesen Aspekt würdige.
Allerdings gibt es Grenzbereiche wo wir (noch) nicht so weit sind und die beachtet werden sollten.
Das war für mich als Beispiel „nine eleven“. Rund 3000 Amerikaner wurden grausam getötet und der Rechtsstaat war hilflos.
Oder Israel wird täglich von Islamisten mit der Vernichtung bedroht, können sich praktisch nur so wehren wie sie sich eben wehren. Besonders berührend ein Video, das vor einigen Tagen im Fernsehen zu sehen war. In einem Islamischen Lager in dem hauptsächlich westliche Familien von Islamkämpfern untergebracht waren, lief ein Junge zum Zaun und erklärte den Reportern sie wären ungläubige Teufel und müssten getötet werden….
In diesen Fällen geht es um Massentötungen.
Kategorien “humaner“, die Sichtweise der „Naziukrainer“. Die wünschen den Russen nicht den Tod, aber man kann es so sagen, die „Sklaverei“. Wollen ihnen eine Westmarionette als Staatschef aufzwingen, sie unter Druck setzen, indem die Russen letztlich vom Schwarzen Meer vertrieben werden sollen, ihre Bodenschätze dem Westkapital überlassen werden, die Russen dürfen sie in Sklavenarbeit fördern.
Manche Russen sehen es so, dass sie lieber im Krieg sterben, als „Sklave“ zu werden….
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Ukrainer die Angelegenheit nicht so drastisch sehen, wie die Russen, ihnen das nicht einmal auffällt.
Es kann einfach nicht so weiter gehen. Alle sollten erkennen, dass sie durch menschliche Unzulänglichkeit in die schreckliche Situation hineingeraten sind. Beide Seiten sind nicht auf brutales Töten aus. Sie sollten bei verständnisvollen und würdevollen Friedensverhandlungen aufeinander zugehen und künftig kooperativ zusammenleben….
Zur Umweltproblematik meine ich, dass es noch niemals zuvor gelungen ist, aus dem Boden derart viele Lebensmittel herauszuholen, wie heute. Das ist ja auch ein wichtiges psychologisches Problem in der Ukrainefrage.
Früher waren die Russen auf Getreidelieferungen aus der Ukraine angewiesen, mussten fast schon von den Ukrainern „durchgefüttert“ werden, jetzt habe sie selber soviel Getreide, dass sie den Ukrainern am Weltmarkt Konkurrenz machen können.
Die Russen konnten einfach nicht soviel „Dankbarkeit“ aufbringen, wie es sich die Ukrainer gewünscht hätten.
Uups. Da haben wir sie schon wieder. Original russische PR, die in keiner Weise belegbar ist. Und die sich schon mit der „aufgezwungenen Westmarionette“ selbst als Lüge enttarnt: Diese Westmarionette wurde durch freie Wahlen unter internationaler Kontrolle aufgezwungen. Das ist auf einer Ebene mit der Mär, die man den russischen Soldaten am Anfang erzählt hatte: Dass diese „Spezialoperation“ nur drei Tage dauern würde, weil die Ukrainische Bevölkerung die Russen als Befreier willkommen heißen würden.
Auch der Verweis auf den Mainstream qualifiziert den Autor. Im Gegensatz zu Russland ist es bei uns ungefährlich, dem Mainstream zu widersprechen. Aber man sollte es mit glaubwürdigen Quellen belegen können.
@ Realo
@ Wohlgemuth
In ihrem Disput geht es zentral um die Frage, inwiefern das Völkerrecht Normativität beanspruchen kann. Da gibt es, soweit ich sehen kann, idealistische und pragmatische Ansätze. Die Verabsolutierung eines Standpunkts trägt nicht.
Was Sie als das Zentrum dieses Disputes ansehen, halte ich eher für ein Manöver, das davon ablenken soll, sich die Propagandalügen, die „Realo“ hier bis zum Erbrechen wiederholt, näher anzusehen.
Seine Form des Realismus ist ein implizite Aufforderung zum vorauseilenden Gehorsam. Doch der schafft erst die Macht, vor der er sich beugt.
Das genau ist auch der Hintergrund, vor dem ich „Besonnenheit“ des Herrn Scholz seit Beginn des Ukraine-Krieges für absolut falsch halte.
@ Frank Wohlgemuth
Sie unterstellen mir
Die Abwesenheit von nicht Vorhandenem lässt sich schlechterdings nicht beweisen. Sie bringen mich also vorsätzlich in eine unhaltbare Lage. Das halte ich für unfair.
Kommen wir besser zur Sache. Die Haltlosigkeit der Vorstellung eines absolut gültigen Völkerrechts habe ich im Artikel Wenn die Regeln versagen und die Ideale verblassen aufgegriffen.
Nein.
Sie äußerten sich zum Kern des Dialoges zwischen mir und Realo. Ich habe eine andere Meinung zum diesem Kern und meine Aussage, Sie dürfen das gerne auch Unterstellung nennen, gilt dem Diskussionsverhalten Realos.
Wenn ich Ihnen das unterstellte, was ich ich Realo unterstelle, würde ich nicht in Ihrem Blog schreiben.
@ Frank Wohlgemuth
Der Kommunismus hat sich selbst zerlegt. Danach gab es massenhaft Arbeitslose wie in der DDR. „HP Logos“ auf russischen Computerbildern von Weltraumaktivitäten weisen auf Amikredite.
Die Russen waren politisch und finanziell am Boden und ich nehme an, sie sind dankbar, als es Putin geschafft hat, eine Normalität im Land herzustellen.
Es gab in den Ostgebieten insgesamt rund 15 000 Tote und mir tun alle Toten gleich leid…..
Viele Russen in den Westgebieten, wo die Ukrainer die Mehrheit hatten, haben ihre Jobs, hauptsächlich beim Militär und im Sicherheitsdienst verloren und sind in die Ostgebiete und die Krim übersiedelt, haben dort angeheuert. Alles naheliegend, auch dass es spätestens dann sichere russische Mehrheiten gab….
Aus Westsicht, (z.B. Herr Kiesewetter), sollten die Russen vom Schwarzen Meer „vertrieben“ werden….
Warum, ist völlig klar. Es geht grundsätzlich um Macht, Geld und Verfügungsgewalt über Ressourcen (Bodenschätze, Arbeitskräfte,…). Habe ich nicht nur beim „Ukraine Nazi“ im Internet gelesen, sondern auch im Geschichtsunterricht vor Jahrzehnten erfahren….
Aus Ukraine/Westsicht mussten die Russen aus der Ostukraine und der Krim vertrieben werden, weil sie sonst die Mehrheit gewesen wären und die „Träume vom großen Geld“ wären früher oder später geplatzt.
Zitat Realo: „Kategorien “humaner“, die Sichtweise der „Naziukrainer“. Die wünschen den Russen nicht den Tod, aber man kann es so sagen, die „Sklaverei“. Wollen ihnen eine Westmarionette als Staatschef aufzwingen, sie unter Druck setzen, indem die Russen letztlich vom Schwarzen Meer vertrieben werden sollen, ihre Bodenschätze dem Westkapital überlassen werden, die Russen dürfen sie in Sklavenarbeit fördern.“
Das ist „hart formuliert“, zwar im Stil etwas milder, als es der in der DDR berühmte „Sudel Ede“ formuliert hätte, den ich viel „abgeschaut“ habe, aber der Herr Lawrow argumentiert wesentlich diplomatischer….
Der Nawalny Kult sollte Ihnen nicht entgangen sein.
Hätten die Ukrainer den Sinn der Panzer in Kiew verstanden, dass es die Russen ernst meinen, hätten sie den Krieg und das Blutvergießen noch vermeiden können. Panzer haben umgedreht wenn sich einige Zivilisten mit Fäusten entgegen gestellt haben.
@ Timm Grams
Ich meine, das Völkerrecht sollte von modernen psychologischen Konzepten begleitet werden, die auf die typischen Muster verweisen, die immer wieder zu Konflikten führen.
Im Zusammenhang mit dem Islam dürften immer mehr, letztlich krankhafte „Tötungsphantasien“, eine Rolle spielen. Die sind womöglich bei westlichen Konvertiten zum Islam noch ausgeprägter, als bei den traditionellen Moslems….
So wie Sie es geschrieben haben, klingt es leider völlig anders.
Es ging um die Begründung des russischen Einmarsches, die Sie so geliefert haben:
Im Klartext: Nachdem die Russen durch eine verdeckte Invasion da für einen Krieg gesorgt hatten, war es doch völlig logisch, dass sie danach eine Friedensmission starten mussten (vorsicht: Ironie).
Da würde ich gerne einen Link sehen, der das belegt.
Was soll das praktisch bedeuten?
Soll das ein Freibrief für psychopathische Autokraten werden, damit nicht wieder angeklagt wird, nur weil da einer sein Nachbarland überfallen hat, was ja psychologisch völlig klar war? Damit es nicht noch einmal passiert, dass so ein Verbrecher nur deshalb angeklagt wird, weil er die historischen Muster Ihres alten Geschichtslehrers bestätigte, während die eigentlichen Schuldigen, die das alles durch ihr böswilliges Bestehen auf dem Völkerrecht ausgelöst haben, als Opfer unterstützt werden? (Vorsicht, könnte Ironie enthalten)
@ Frank Wohlgemuth 29. Dezember 2024 um 14:28 Uhr
Zitat: „Seine Form des Realismus ist ein implizite Aufforderung zum vorauseilenden Gehorsam.“
Meine Form des Realismus ist ein explizite Aufforderung zum vorausschauenden Denken. Manche sorgen sich, es ist Krieg und wir kommen zu spät und sind womöglich nicht dabei….
Wenn uns womöglich A Bomben um die Köpfe fliegen, ist es zu spät. Dann gibt es auch noch das Problem der „finalen Rache“ mit B Waffen. Dann wäre die „halbe Welt ein Friedhof“….
Aus Erfahrung nach 1945 sollte man lernen. Scholz scheint dies klar. Wenn sogar die künftige Regierung in Amerikas einen Frieden anstrebt, kann doch nicht ausgerechnet Deutschland den Kriegslüstling spielen…. Wir spielen mit unserer Ausrottung….
Ich beziehe nur meinen Realismus nicht auf die Musterlösungen eines fiktiven Lehrers sondern auf geschichtswissenschaftliche und psychologische Untersuchungen von Putins Verhalten und seine eigenen Aussagen in der Gegenwart.
Er belügt nicht nur sein eigenes Volk sondern hält sich auch anderen Staaten gegenüber nicht an seine Zusagen. Seine Zielsetzung ist ein großrussisches Reich, das über die Grenzen der ehemaligen Sowjetunion hinausgeht. Dafür nimmt er auch Kriege in Kauf. Das einzige, was ihn von diesen Kriegen abbringen kann, sind zu große Kosten. Praktisch heißt das, dass ihn tote Strafgefangene, Sibirier oder Nordkoreaner nicht interessieren, während er tote Westrussen vermeidet. Und die, die es gibt, dürfen in Russland nicht vorkommen. Deshalb werden sogar Vereinigungen der Hinterbliebenen russischer Gefallener verboten.
Keinen Krieg zu wollen, wenn Putin angreift, ist nicht einmal möglich, indem man kapituliert: Die Russen haben gezeigt, wie sie in besetzten Gebieten wüten. Man kann also nur weniger Krieg wollen, und den wird es bei Putin nur geben, wenn er merkt, dass er nicht gewinnen kann. Er hält sich zwar an keine Verträge und spielt gerne den Unberechenbaren, die Wahrung dieses Images ist auch eine alte Sowjetdoktrin, aber an seinem Umgang mit den menschlichen Ressourcen ist erkennbar, dass er sehr genau kalkuliert.
Vor diesem Hintergrund ist die angstdiktierte Strategie Scholzens „Du kannst machen was Du willst und Dich darauf verlassen, dass wir die Ukraine nicht in die Lage versetzen werden, sich ernsthaft zu wehren.“ kontraproduktiv und erzeugt, nach allem, was wir von Putin wissen, am Ende mehr Krieg und nicht weniger.
Dass Sie diese Haltung als kriegslüstern bezeichnen und nebenbei auch gleich wieder mit der Vernichtung der Menschheit drohen, liegt genau in der Ebene der russischen Agitation und passt damit sehr gut zu dem Desinformationswillen, den ich Ihnen unterstelle.
@ Frank Wohlgemuth
Wer von anderen Quellenangaben einfordert, der sollte selbst damit nicht zurückhaltend sein. Wie sind die psychologischen Untersuchungen Putins belegt? Ferndiagnosen lehnen seriöse Psychiater grundsätzlich ab. Das gilt für Putin wie für Trump (Goldwater-Regel).
Wenn es über Putin heißt:
dann lässt sich das vielleicht durch die eine oder andere öffentliche Rede Putins belegen. Zu bedenken wäre dann, wer die Adressaten sind: Sein eigenes Volk oder die Weltöffentlichkeit.
Ausufernde Spekulationen sollten wir – Sie, Realo und auch ich – unterlassen. Wir wollen doch Mitdiskutanten gewinnen.
Ein Psychologe wäre auch nicht im richtigen Fach, um sich zum Thema Psychopathologie zu äußern, aber es gibt tatsächlich mindestens einen ernsthaften Psychiater, der diese Ferndiagnose wagt:
https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/schwaechen-reizen-den-psychopathen-us-arzt-erklaert-putins-psyche_id_124851971.html
Was Putins Reden angeht, die bekomme ich natürlich nicht alle mit, aber Highlights, wie, dass er sich darüber lustig macht, dass die kleinen grünen Männchen in der Ostukraine uns so lange beschäftigten, werden auch schon mal in Nachrichten wie den Tagesthemen erwähnt. Das ist aber alles suchbar und man bekommt auch sofort Ergebnisse. Zum Verlauf der Krim-Annexion habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass Wikipedia da einen sehr ausführlichen Artikel mit guten Quellenangaben hat.
In der Tagesschau oder dem ZDF findet man auch sofort Interviews mit Historikern zu Putin:
https://www.tagesschau.de/ausland/russland-diktatur-applebaum-101.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/bundestagswahl-krieg-frieden-afd-bsw-spd-schloegel-100.html
Meine Frage nach einer Quelle kam bei einer ganz anderen Behauptung Realos:
Dazu wurde ich nicht fündig. Außerdem ist „ein Vertreiben der Russen vom schwarzen Meer“ nichts, was bei irgendeinem Ende des Ukrainekriegs herauskommen könnte. Was Kiesewetter damit unterstellt wird, ist nicht das Ziel der Bekämpfung russischer Militäreinrichtungen bereits auf russischem Gebiet, was militärisch dringend geboten ist, wenn man eine Unterwerfung der Ukraine verhindern will, sondern das Ziel eines territorialer Krieges gegen Russland, der die Grenzen Russlands verschiebt. Die Krim und die Ostukraine sind völkerrechtlich keine russischen Gebiete, sie sind nur unter Besetzung des russischen Aggressors, aber es gibt sehr wohl russische Gebiete am Schwarzen Meer, die auch im Falle eines vollständigen Rückzuges Russlands aus der Ukraine russisch bleiben werden.
Was Realo also behauptet, nämlich die westliche Forderung eines territorialen Krieges gegen Russland, wäre ein absoluter Bruch der außenpolitischen Haltung nicht nur der CDU der letzten 60 Jahre. Und nicht nur das: Kiesewetter war Oberst im Generalstab, man kann also davon ausgehen, dass er den Zustand des westeuropäischen Militärs insbesondere auch des deutschen mindestens so gut kennt wie jeder normale Zeitungsleser oder Verfolger der Tagesschau. Die geringe Truppenstärke und der desolate Zustand des Gerätes ist auch das Dauerthema seiner Interviews. Wenn Realo also sagt, Kiesewetter wolle die Russen vom schwarzen Meer vertreiben, ist das ähnlich glaubhaft, als würde Realo von einem Förster erzählen, der ihm gesagt hätte, dass an der Eiger Nordwand Palmen pflanzen wolle.
Bezeichnend ist dann auch die Herkunft dieser Aussage: „in einer Sendung bei Lanz“. Auch Lanz + Kiesewetter ist bei YouTube such- und auffindbar, ich habe da aber keine Formulierung gehört, die ich so hätte interpretieren können.
Um keinen CDU-Bonzen zu unserer Haltung zu Ukraine und zum Zustand der Bundeswehr als Zeugen zu nehmen, empfehle ich das Gespräch zwischen Maischberger und Sönke Neitzel vom 16.10.24. Speziell um den Zustand der Bundeswehr geht es ab ca. der 12. Minute.
https://www.youtube.com/watch?v=ixnBTZkGG68
@ Frank Wohlgemuth 30. Dezember 2024 um 11:59 Uhr
Nochmals: Im Westen der Ukraine verloren viele Russen (Polizisten, Soldaten,…) ihre Jobs und übersiedelten zu ihren „Brüdern“ im Osten und auf der Krim. Die hatten dort „was zu Reden“, weil sie in der Mehrheit waren. Im Westen war es umgekehrt.
Die Russen wollten ihre Unabhängigkeit von der Ukraine, so wie die Ukraine ihre Unabhängigkeit von Russland wollte und auch bekam. Dann gab es Konflikte mit den rund 15 000 Toten auf beiden Seiten und die Russen griffen ein.
Ich halte fest: Sie sind der Ansicht, die Russen hätten nicht eingreifen dürfen und zuschauen müssen wie die Ukrainer, russische Firmen aber auch Wohnhäuser bombardiert haben um die Russen zu vertreiben?
Im TV habe ich gesehen, wie alte Frauen bei den Trümmern ihres Hauses herumgeirrt sind. Das hat mich persönlich besonders berührt. Damit hat der Krieg und die Vertreibung der Russen letztlich angefangen. Mich wundert das Eingreifen der Russen nicht…..
Herr Kiesewetter hat in einer Lanz Sendung geäußert, die Russen gehörten vom Schwarzen Meer vertrieben, sie hätten dort nichts zu suchen. Er dürfte sich „verplappert“ haben, aber mir gefällt diese Redewendung, seither benutze ich sie auch….
Die Sache mit der Psychologie ist ganz einfach. Es ist ein uraltes Muster, auch bei Kindern, dass zum Beispiel ein Bruder auch das Spielzeug seines Bruders haben möchte und es ihm einfach wegnimmt.
Wenn die Ukrainer ihren „großen Bruder“ seine „Schifferl“ wegnehmen wollen, oder gar seine „Bodenschätze“, so kracht es. Dieses „Spiel“ ist tief in der Psyche verankert. Bekanntlich heißt es: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.“ Sollte auch im Völkerrecht stehen….
Wäre eigentlich ganz einfach, aber es fließt viel Blut, weil sich viele nicht daran halten wollen….
Wenn wir uns mal die Zahlen des Unabhängigkeitsreferendums ansehen, die sind z.B. bei https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum_%C3%BCber_die_Unabh%C3%A4ngigkeit_der_Ukraine
nachzulesen, dann stellen wir fest, dass da in der Fläche zwei Bezirke leicht herausfallen: Donezk mit einer Beteiligung von „nur“ 76,73 und davon 83,9% für die Unabhängigkeit und Odessa mit einer Wahlbeteiligung von „nur“ 75,01% und davon 85,83% für die Unabhängigkeit. Selbst die Krim, von der ein Teil der Bevölkerung bereits in SU-Zeiten vertrieben worden war, kam nicht unter 50%.
Auch für die Anteile der russigsprachigen Bevölkerung in den einzelnen Bezirken der Ukraine gibt es Zahlen in https://de.wikipedia.org/wiki/Russen_in_der_Ukraine. Bis auf die Krim mit dem Kriegshafen Sewastopol sind das aber nur in den Bezirken Donezk und Luhansk nicht ganz 40%, dann gibt es noch 3 Bezirke zwischen 20 und 26%. Wenn ich das mit den Zahlen des Unabhängigkeitsreferendums kombiniere, ist nicht erkennbar, dass die russische Minderheit in der Ukraine in ihrem Willen zur Unabhängigkeit wesentlich anders war als die ukrainische Mehrheit. Auch ihre angeblichen Wanderbewegungen, für die ich keine Belege gefunden habe, klingen vor diesem Hintergrund nicht nur unglaubwürdig, sie hätten auch kaum zu neuen Mehrheiten im Osten geführt.
An der Stelle kommen wir dann zu den Russen, die die Unabhängigkeit von der Ukraine wollten.
Schon kurz nach der Krimannexion, wo er auch eine wesentliche Rolle gespielt hatte, hatten westliche Geheimdienste den russischen Geheimdienstoffizier Igor (Strelkow) Girkin als zentrale Gestalt dieser russischen Unabhängigkeitsbewegung identifiziert (https://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Wsewolodowitsch_Girkin ). Der gab im November 2014 der in Moskau erscheinenden Zeitung Sawtra ein Interview, in dem er erzählte, „wie er seit Februar erst die Besetzung der Krim mitorganisiert und nach deren Anschluss an die Russische Föderation einen Krieg im Donbass vom Zaun gebrochen hat.“ https://www.sueddeutsche.de/politik/russischer-geheimdienstler-zur-ostukraine-den-ausloeser-zum-krieg-habe-ich-gedrueckt-1.2231494
https://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Wsewolodowitsch_Girkin#Krieg_im_Donbass
Zusammengefasst heißt das, dass es sich bereits beim angeblichen Aufstand der russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine um eine verdeckte militärische Operation Russlands handelte. Die 15 000 Toten, auf die Sie sich so gerne beziehen, gehen also nicht auf das ukrainische, sondern bereits auf das russische Konto und nur ein professioneller Erzähler putinscher Märchen kann auf die aberwitzige Idee kommen, in diesen Toten einen außerhalb des russischen Imperialismus‘ nachvollziehbaren Grund für weiteres russisches Eingreifen zu sehen.
s.o. in meiner Antwort an Timm Grams
@ Frank Wohlgemuth 30. Dezember 2024 um 12:46 Uhr
Zitat: „Seine Zielsetzung ist ein großrussisches Reich, das über die Grenzen der ehemaligen Sowjetunion hinausgeht. Dafür nimmt er auch Kriege in Kauf.“
Das scheint eher die Zielsetzung der NATO Osterweiterung. Die abgetretenen Gebiete sind Fakt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Russen keine „Wegelagerei“ dulden, z.B. Schwarzes Meer, Ostsee, aber dass sie z.B. Polen zurückhaben wollen, nach den Streitereien ehemals, kann ich mir weniger vorstellen.
Aber dass „reiche Staaten“ mit vielen Bodenschätze freiwillig unter den Atomschirm der Russen flüchten, um ein Rohstoffkartell zu begründen, das ist gut denkbar…. Das hat aber mit den Grenzen der SU nichts zu tun.
Auch das West Kapital, betrauert den Tod der Soldaten nicht übermäßig….
Mich verblüfft es, wenn Sie Putin sozusagen „immer alles“ zutrauen, aber ausgerechnet keinen Einsatz von Atomwaffen im Extremfall. Das dicht besiedelte Europa wäre stärker betroffen als das dünn besiedelte Russland…
Noch dazu konnte Deutschland von günstigen Energiepreisen profitieren, hat Russland bereits einmal im WK2 großes Leid zugefügt und haben selber gar keine A Bomben, sind praktisch „bloßfüßig“. Scholz sieht das ganz realistisch. Humanitäre Hilfe ist angebracht, aber keine Waffen die das Leiden der Ukrainer nur sinnlos verlängern und die Russen provozieren.
Bei unserer Vergangenheit steht uns „Kriegstreiberei“ nicht zu. Das sieht sogar die AfD ein….
Ich bin für niemals wieder Krieg…
Da ich nicht durchzudringen scheine, wenn ich mich darüber wundere, wenn jemand die Aufnahme eines darum bittenden souveränen Staates in ein Bündnis zum aggressiven Akt dieses Bündnisses erklärt und ihn sogar mit einer kriegerischen Übernahme vergleicht, hilft vielleicht eine Stimme aus Polen:
Der Kommentar von Szczepan Twardoch richtete sich an all die westlichen Nacherzähler putinscher Märchen und trägt den Titel „Liebe westeuropäische Intellektuelle: Ihr habt keine Ahnung von Russland“.
https://www.nzz.ch/feuilleton/ukraine-krieg-schluss-mit-westsplaining-ld.1676881
Wer eine weniger emotionale Zusammenfassung der historischen Fakten zu diesem Thema wünscht, wird hier fündig:
Andreas Rüsch in der NZZ: Die Nato wächst und wächst – doch der Grund dafür liegt allein in Russland
https://www.nzz.ch/meinung/russland-finnland-und-der-mythos-der-aggressiven-nato-expansion-ld.1733153
Was mich überhaupt nicht verblüfft, ist, dass Sie ein Scheitern des Überfalls auf die Ukraine einen Extremfall nennen und versuchen, Putins Strategie der Verunsicherung weiterzutragen. Aber Putin kündigt Angriffe nicht an, oder höchstens, indem er jede Angriffsabsicht dementiert. Die Äußerungen Putins haben weder etwas mit der gegenwärtigen noch mit einer geplanten Realität zu tun, sondern sind immer nur Mittel der Manipulation. Sein Reden von seiner atomaren Macht soll Angst schüren, weil er weiß, dass er mit Angst demokratische Prozesse beeinflussen kann. Bidens Kommentar zu dem Thema hat völlig gereicht und Putin wird das Risiko der angekündigten Antwort kaum eingehen. Sehr schön in diesem Zusammenhang waren Putins Wutausbrüche und Drohungen auf die Aufnahmeanträge Finnlands und Schwedens in die NATO und die Stille, die eingetreten ist, seit die beiden Länder aufgenommen und so seinem gefühlten Machtbereich entzogen wurden. Seitdem tritt er z.B. mit den Beschädigungen von Seekabeln nur noch unter dem Tisch nach dem Schienbein wie ein kleines Kind.
@ Frank Wohlgemuth
Die Vorgangsweise der Nato in der Nato Osterweiterung war „samtpfotig“ und eigentlich genial. Nur ist sie halt schief gegangen…
Allerdings hat die Nato der Ukraine die Aufnahme in die Nato verweigert, was naheliegend ist. Es hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit einen sofortigen Atomkrieg in Europa bedeutet.
Zumal völlig klar ist, dass Russland seine Krimhäfen samt Zugang niemals frei geben würde und Russland A Bomben in der „Hinterhand“ hat.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie einer auf die Idee kommen kann, an „Völkerrechtstricks“ zu glauben und die harte Realität ignoriert?
Man erkennt die neuen „realistischen Sichtweisen“ recht gut, weil z.B. Trump einfach Grönland einkassieren will. Die Dänen können das höchstens „beweinen“, haben aber keine Chance das zu verhindern.
Trump ist es offensichtlich zu blöd, irgendwelche „Geschichten“ zu konstruieren, die heutzutage ohnehin keiner mehr glaubt.
Die „Bettelmasche“, wenn z.B. Grönland „bittet“ bei Dänemark zu bleiben, bzw. Amerika beitreten zu dürfen, das können Sie vergessen. Sie würden dort „betteln“ wo sie mehr herausschlagen können und das ist einer Großmacht völlig egal.
Dass Amerika oder Russland seine A Bomben einsetzen würde, wenn es ihnen an den Kragen gehen würde, ist naheliegend. Noch dazu, wenn der Gegner keine hat…..
Die Angriffe auf die Kabel sind einfach die Antwort auf „Nordstream“. Bekanntlich gilt im Krieg: „Aug um Aug“….
Die Sache mit den Bevölkerungszahlen sind eigentlich ganz einfach, sofern man sich überhaupt darum schert. Es gab rund 20 % Russen in der Ukraine, die Russen haben sich rund 20 % Gebiet geschnappt…..
Selbstverständlich wurden auf beiden Seiten die Menschen von „Scharfmachern kriegslüstern“ gemacht und die Leute sind danach übereinander hergefallen. Ist immer so, habe ich von Geschichtslehrern und Kriegskrüppel die mich „aufgeklärt“ haben, erfahren.
Wenn Russland die Nato Osterweiterung beendet hat, ist es auch kein Wunder, dass die Georgischen Häfen eher bei Russland bleiben und die Krasnodar Häfen natürlich auch.