Humanisten kontra Richard Dawkins über Rassen und Identitäten

Dass sich die AHA, die American Humanist Association, von Richard Dawkins distanziert, ist folgerichtig.

Established in 1953, the Humanist of the Year Award is conferred annually by the American Humanist Association (AHA), recognizing the awardee as an exemplar of humanist values. Communication of scientific concepts to the public is an important aspect of advancing the cause of humanism. Richard Dawkins was honored in 1996 by the AHA as Humanist of the Year for his significant contributions in this area.

Regrettably, Richard Dawkins has over the past several years accumulated a history of making statements that use the guise of scientific discourse to demean marginalized groups, an approach antithetical to humanist values. His latest statement implies that the identities of transgender individuals are fraudulent, while also simultaneously attacking Black identity as one that can be assumed when convenient. His subsequent attempts at clarification are inadequate and convey neither sensitivity nor sincerity.

Consequently, the AHA Board has concluded that Richard Dawkins is no longer deserving of being honored by the AHA, and has voted to withdraw, effective immediately, the 1996 Humanist of the Year award. (APRIL 19, 2021  NEWS)

Dawkins hat mit seinem aggressiven Atheismus noch nie ins Bild gepasst. Das ist diesen Leuten wohl zu spät aufgefallen. Die guten alten Gründe für eine Distanzierung sind nun jenseits des Verfallsdatums. Da müssen neue her, seien sie  auch noch so schlecht. Der Entzug der Ehrerbietung ist richtig, die Begründung falsch. Was war der Stein des Anstoßes? Richard Dawkins twitterte am 10.4.2021:

In 2015, Rachel Dolezal, a white chapter president of NAACP, was vilified for identifying as Black. Some men choose to identify as women, and some women choose to identify as men. You will be vilified if you deny that they literally are what they identify as. Discuss.

Ich finde, darüber kann man durchaus diskutieren. Dass es dem Richard Dawkins zuweilen an Feingefühl mangelt, daran haben wir uns ja schon gewöhnt. Die Diskussion wird von beiden Seiten ziemlich erbittert geführt, und das, obwohl von beiden Seiten keine harten Fakten ins Feld geführt werden können. Ich erinnere an die hier geführte Debatte zur Frage Darf „Rasse“ im Grundgesetz stehen?

Rasse ist kein wissenschaftlicher Begriff; er beschreibt eine ziemlich willkürliche Zuschreibung. Auch die Identitäten im Sinne der Identitätspolitik sind Zuschreibungen oder Selbstzuschreibungen, wie im Falle der Rachel Dolezal.

Bei Haushunden gilt eine Rasse als solche, wenn sie als Rasse definiert wurde. In der Regel geschieht das durch einen Zuchtverband, kann aber ebenso durch einen Züchter oder von Einzelpersonen vorgenommen werden. Die meisten bekannten Hunderassen werden durch Verbände und Vereine beschrieben. Es gibt dabei keine Normen bzw. einheitliche wissenschaftliche Grundlagen für die Benennung. (Wikipedia, 30.06.2021)

Deshalb kann „Rasse“ auch nicht wissenschaftlich „überholt“ oder „veraltet“ sein, wie seinerzeit die Diskussionsteilnehmer Frank und Pablo meinten. Kurz gesagt: Die Rasse kann nichts dafür, dass der Rassismus so übel ist. Mit Abschaffung des Begriffs der Rasse verschwindet der Rassismus leider nicht.

Sprachvorschriften von oben kommen unten nicht gut an. Ich vermute, dass Donald Trump seine Anhängerschaft mit Tweets wie diesem vom 26.7.2017 begeistern konnte:

After consultation with my Generals and military experts, please be advised that the United States Government will not accept or allow Transgender individuals to serve in any capacity in the U.S. Military. Our military must be focused on decisive and overwhelming victory and cannot be burdened with the tremendous medical costs and disruption that transgender in the military would entail. Thank you

Der Fall Humanisten kontra Dawkins wird die Diskussion nicht beenden. Im Gegenteil: er befeuert sie.

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Eine Antwort zu Humanisten kontra Richard Dawkins über Rassen und Identitäten

  1. Eike Grams sagt:

    Menschen, die sich oberflächlich als ein Teil einer diskriminierten Minderheit darstellen, um mehr Ansehen zu erlangen, handeln zynisch

    Die die daraus den Schluss zu ziehen, dass man sich generell aus Bequemlichkeit zu einer afroamerikanischen oder zu einer anderen Minderheit zählen kann, handeln ebenso zynisch.

    Es ist weder bequem noch lustig, einer marginalisierten oder einer unter Repressionen leidenden Minderheit anzugehören.

    Beide sollen und müssen dafür sanktioniert werden, weil sie denen gegenüber, die wirklich unter ihrer Abstammung oder ihrer Geschlechtzuschreibung leiden, unverantwortlich handeln.

    Zum Stichwort Oberflächlichkeit: eine Diskussion zwischen weißen heterosexuellen Männern, inwieweit es bei marginalisierten Bevölkerungsgruppen um bloße „Befindlichkeiten“ geht, kann auch nur oberflächlich sein.

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