Im Hoppla!-Blog soll es auch um Unterhaltungsmathematik gehen. Einige Puzzles habe ich bereits gebracht. Heute wird es ernst. Ich bringe einen Gedanken, den der aktuelle Spiegel unter dem Titel »Was Donald Trump von David Ricardo lernen könnte« gebracht hat (DER SPIEGEL Nr. 18/26.4.2025). Ich sag’s einmal in meinen Worten: Zwei Länder erzeugen ein Produkt X. In einem ist die Produktivität je Person gleich x1 und in dem anderen Land gleich x2. Für ein weiteres Produkt Y sind die Produktivitäten gleich y1 bzw. y2. Die beiden Länder wirtschaften jedes für sich allein und die Beschäftigtenzahlen in den beiden Sparten mögen für ein ausgeglichenes Wirtschaftsergebnis sorgen. Wir nehmen nun an, dass die Produktivitäten je Produkt in den beiden Ländern unterschiedlich sind. Unter welchen Bedingungen lohnt sich ein Warentransfer?
Für einen Gesamtzugewinn, der dann zwischen den Ländern aufgeteilt werden kann, kann es sich lohnen, im ersten Land d1 Personen von der Y-Produktion in die X-Produktion zu versetzen und im zweiten Land d2 Personen von der X-Produktion in die Y-Produktion. Gesucht ist eine allgemeine formelmäßige Bedingung dafür, dass der Warenaustausch für beide Länder gewinnbringend ist. Das heißt, dass beide Länder von jedem der beiden Produkte dann mehr haben. Warenaustausch kann sich für ein Land sogar dann lohnen, wenn es in allen Produktsparten produktiver als das andere ist. Das spricht gegen Trumps wirtschaftlichen Isolationismus.
Globalisierung ist nicht nur gut. Sie steigert die Macht der sowieso schon mächtigen Konzerne ins Unermessliche. Die in die Demokratie eingebaute Tendenz ihrer grenzenlosen Ausweitung ist ihr Untergang.ang. Die USA führen uns das in der kaum noch zu verhehlenden Gegnerschaft von Donald Trump (contra Globalisierung) und Elon Musk (Pro-Fraktion) vor Augen.
Spoiler: Ich mache die Rechnung, um den Spiegel-Artikel besser zu verstehen. Bei den gewählten Bezeichnungen verändert sich mit Beginn des Warenaustauschs die Gesamtmenge des Produktes X um den Wert
d1x1-d2x2.
Dieser Wert ist positiv, wenn
d2/d1<x1/x2.
Für das Produkt Y ergibt sich diese Ungleichung:
y1/y2<d2/d1
Mit den Werten aus der SPIEGEL-Grafik sind beide Ungleichungen erfüllt:
x1=6 Fl/Pe, x2=2 Fl/Pe, y1=5 Ba/Pe, y2 =4 Ba/Pe, d1=1 Pe, d2= 2 Pe.

@ Timm Grams
Donald Trump verteufelt die Globalisierung – die in Amerika „völlig falsch gelaufen“ ist.
Der Ami Kapitalismus wollte darauf hinaus, dass Amerika möglichst viele Werkbänke auslagert, dafür aber möglichst alle Finanzen der Welt (besonders die Gelder für die Pensionsanlagen) nach Amerika holt.
Übertrieben gesagt, alle Amerikaner werden künftig nur noch „Anlageberater“, wirklich „arbeiten“ sollen die Anderen. Nur haben die Amis nicht genügend „Dumme“ gefunden, die ihr Geld zwecks (Pension) Anlage nach Amerika schicken wollen. Das Risiko in einigen Jahrzehnten ohne Pension dazustehen, war ihnen zu groß…
Außerdem ist der Anlagemarkt schwer in Richtung Kriminalität entartet. Es gibt zu viele Menschen, die den Medien z.B. keine „Geldanlage Propaganda“ mehr glauben….
Die Chinesen z.B. haben die Werkbänke gerne angenommen, hat „ehrliche“ Arbeit doch eine wichtige, auch „therapeutische Bedeutung“ für die Arbeiter. Das ist auch Trump aufgefallen, weil z.B. viele arbeitslos gewordenen Auto Arbeiter drogensüchtig wurden und deren Elend immer größer wurde…..
So ist es für mich kein Wunder, dass Trump das verrückte Treiben mit einer „Zoll Rosskur“ für Amerika beenden muss und wieder ein Realitätssinn einkehrt. Reformen helfen nicht nur den Amerikanern, sondern auch den Lieferanten, irgendwann säßen sie so und so auf ihren Forderungen und bekämen nur noch wertloses Papier“…. Die „Zollforderungen“ sind nur ein „Anstoß“, Deals mit Amerika abzuschließen, Trump ist sehr „flexibel“….
Man sollte Trump bei der Behebung der offensichtlichen Probleme entgegen kommen, alle würden davon profitieren…..
Aus besseren Zeiten gibt es viele Jobs in Amerika, für die der Steuerzahler aufkommen muss, aber nichts davon hat.
E. Musk hat offensichtlich möglichst viele davon hinausgeworfen. Die Jobs die den Amis tatsächlich „abgehen“, werden wieder zurückgeholt, die anderen müssen sich einen neuen Job suchen…. Auch eine „Rosskur“ für die Amerikaner, aber kaum zu vermeiden.
@ Realo
Was wollen Sie damit sagen:
Für die angehenden Pensionäre dieser Welt ist es offenbar lukrativer in die Hightech-Unternehmen Amerikas zu investieren und nicht in Werkbänke dort. Genauso funktioniert die internationale Arbeitsteilung, die Globalisierung.
@ Timm Grams
Zitat: „Für die angehenden Pensionäre dieser Welt ist es offenbar lukrativer in die Hightech-Unternehmen Amerikas zu investieren und nicht in Werkbänke dort. Genauso funktioniert die internationale Arbeitsteilung, die Globalisierung.“
Wenn man an die „ehrsamen“ Aktienmärkte und an die Versprechungen der Anlage und Vermögensberater glaubt, ist alles ok.
Das Problem ist, es geht, anders als bei üblichen Geschäften, die halbwegs kontrolliert werden können, um Zahlungen in der Zukunft, in z.B. 40 Jahren. Und diese Zukunft ist grundsätzlich ungewiss…
Da kann man sich, besonders um die Gruppe der „Premium Anleger“, noch so sehr „kümmern“, am Faktum der „ungewissen Zukunft“ kommt keiner vorbei….
Beim Umlageverfahren arbeiten eben die Jungen plus ihren „Helfern“ (Maschinen, Roboter, KI Systeme,…..) nicht nur für die eigenen Löhne, sondern auch die Pensionen….
Selbstverständlich könnte auch das Umlageverfahren und auch die ganze Gesellschaft, samt der Demokratie einem Massenwahn zum Opfer fallen, alles revolutionär zerstört werden…..
Offen gesagt, ich glaube nicht an die „ehrsamen“ Aktienmärkte und an die Versprechungen der Anlage und Vermögensberater. Der Konkurrenzdruck ist Realität.
Wenn man auch noch beobachten kann, wie absurd die Anlagemärkte „verkommen sind“, alles „schnelllebig“ geworden ist….
[Moderator: Sie schweifen ab. Thema ist die Globalisierung und wie die US-amerikanische Administration dazu steht.]
Waren- und Dienstleistungstransfer sind das eine, die Akkumulation des Kapitals das andere. Was sagt das alles über Stärke und Schwäche eines Staates?
Vielleicht schafft diese Schrift von Rosa Luxemburg Klarheit, nämlich Die Akkumulation des Kapitals Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus (1913, 32. Kapitel, Der Militarismus auf dem Gebiet der Kapitalakkumulation):
Ohne bereits allzu tief eingedrungen zu sein, verstärkt sich mein Gefühl, dass das Handelsbilanzdefizit der USA mit dem aufgeblähten militärischen Apparat der USA zu tun hat. Einfach gesagt: Was beim Militär an Gütern landet, steht für den Export nicht zur Verfügung. Der Rohstoffdeal zwischen der Ukraine und den USA vom 02.05.25 zeigt jedenfalls, dass die USA trotz ihres Handelsbilanzdefizits ihre Interessen durchsetzen können. Noch einmal Rosa Luxemburg:
Dann gibt’s ja auch noch die Anomalie bei den Wechselkursen: Der US-Dollar ist, gemessen an der Außenhandelsbilanz, zu hoch bewertet. Ein Nachteil ist das aber nicht.
Zahlen zum Thema:
Militärausgaben der Staaten
Außenhandelsquoten
USA: Handelsbilanzsaldo von 2014 bis 2024
Zollschranken hoch, Stacheln ausfahren. Das sieht nicht nach Friedfertigkeit aus. Cui bono?
Quelle: Axios PM, Mike Allen, 02.05.25
Fallgrube Positivismus
Durch meinen Hang zur mathematischen Modellierung habe ich mich zu einem Plädoyer für den Neoliberalismus und die Globalisierung hinreißen lassen. Dabei habe ich es schon einmal besser gewusst. Es ist gut, sich hin und wieder an die Mahnung von Adorno und Horkheimer zu erinnern:
Durch diese Bedenken wird die mathematische Modellierung nicht falsch. Sie mahnen aber, sich der Voraussetzungen und Bedingungen und politischen Rahmensetzungen gewahr zu werden.
@ Grams
Im höheren Alter beginnt man, sein Leben und seine Sichtweisen kritisch zu hinterfragen.
Bei mir als begeisterten Techniker, haben die Psychologiestudenten bei den endlosen Diskussionen in der 68er WG, recht früh zu einem „anderen Denken“ mit viel Skepsis geführt (Stichwort: Konjunktiv 2). Ich hatte von Kind an, viele, hauptsächlich vom Krieg körperlich und psychisch zerstörte Existenzen in meiner Umgebung beobachten können/müssen. Das ist „praktische Psychologie“.
Mein Resümee: Neoliberalismus und Globalisierung (auch Kapitalismus – Kommunismus, Nationalismus – Internationalismus, Religion – Atheismus,….) können positiv und negativ zugleich sein. Besonders aber, können alle Systeme in einer dynamischen Umgebung mit Intelligenzen „entarten“, weil sie für bestimmte Interessen „gezielt ausgenutzt“ werden.
Frau Reichinnek z.B. ist sehr mitfühlend mit Flüchtlingen und sehr betroffen von deren Schicksal. Das Problem ist nur, uns selbst ist es früher so schlecht gegangen wie diesen bedauernswerten Menschen und von den rund 8 Milliarden Menschen, müssen geschätzt 4 Milliarden noch immer so elend leben. Es ist völlig unrealistisch, wenn die alle zu uns kommen und auf Hilfe hoffen, wir würden uns offensichtlich selber ruinieren…..
Die Chinesischen Kommunisten scheinen relativ erfolgreich gewesen zu sein. Sie haben es einfach mit wirksamer kapitalistischer Methodik geschafft, ihr Milliardenvolk sehr schnell aus der Armut herauszuführen. Einen gewissen Hang zur Kooperation dürften sie ihrer traditionellen „Lebensphilosophie“ (Konfuzianismus, Taoismus) verdanken….
@ Realo
Auch wenn der falsche Eindruck entstehen konnte: Um meine »Sichtweise« geht es nicht. Es geht um Trump und dessen »Gründe«. Als ein Anhänger der Wachstumsideologie des Kapitalismus müsste er auf Globalisierung setzen und sein Hin und Her beim Zoll wäre tatsächlich falsch begründet.
Trumps Puppenbeispiel spricht aber für eine Abkehr von dieser Wachstumsideologie – und dazu passt dann auch seine Zollpolitik.