Wer will Krieg?

Der Überfall Russlands auf die Ukraine, der Hamas-Anschlag auf Israel: ein Krieg ist entstanden, und ein weiterer ist dabei, sich zu entwickeln. Die Anführer der Angreifer wollen Krieg. Offensichtlich. Nur die? Und warum?

In der nun fast 80 Jahre dauernden Friedenszeit in Europa sind wir beseelt von dem Gedanken, dass kein Mensch Krieg will. Uns ging es ja gut dabei. Aber das geht vorbei. Wir erleben eine Zeitenwende.

Wer sind die Propagandisten und Manipulanten, die unsere Aufmerksamkeit unsere Emotionen steuern? Gerade in Kriegszeiten ist Durchblick gefragt. Diese Sprüche können helfen, den Schleier zu lüften:

  • It’s the economy, stupid.
  • Wem nützt es? (Cui bono?)

Als wesentliche, immer wieder zu beobachtende Auswirkungen von Kriegen und somit als Kriegsziele sieht Henrik Paulitz in seiner „Anleitung gegen den Krieg“ unter anderen (2016, 3. Aufl. 2019):

  • Profite für Rüstungskonzerne und verbundene Großbanken
  • Ressourcenkontrolle, d.h. die künstliche Verknappung natürlicher Ressourcen (u.a. Erdöl, Erdgas, Mineralstoffe), um Rohstoffpreise auf hohem Niveau zu stabilisieren
  • Profite durch Geschäfte mit dem „Wiederaufbau“
  • Erzwingung von Marktöffnungen und Fernhandelsbeziehungen im Interesse der Konzerne

Diese Auflistung hilft bei der Beantwortung der Frage: Wer profitiert? Sie sagt aber nicht, ob der Profiteur diese Auswirkungen auch beabsichtigt.

Wer allein aus dem Vorhandensein eines Zusammenhangs auf die Verursachung schließt, läuft Gefahr, in eine Denkfalle zu tappen. Aber genauer hinschauen lohnt sich. Für mich haben Vereine wie LobbyControl und Abgeordnetenwatch an Bedeutung gewonnen.

Die genannten Punkte helfen unter anderem, die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipeline und die Lobbyarbeit der Rüstungsindustrie richtig einzuordnen. Martin Reyher schreibt für Abgeordnetenwatch (02.12.2022):

Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin will die Bundeswehr mit dem Kampfjet F-35 ausstatten. Unter fragwürdigen Umständen konnte das Unternehmen kürzlich im Abgeordnetenrestaurant des Bundestags für seine Anliegen werben. Eingefädelt hatte die Lobbyveranstaltung ein Abgeordneter der SPD – die Bundestagsverwaltung fühlt sich von ihm hinters Licht geführt.

Was mir in der Liste der Kriegsziele fehlt ist der religiöse und weltanschauliche Eifer, der für die genannten Ziele möglicherweise instrumentalisiert wird. Wer kann schon ausschließen, dass vieles, was als tiefe Überzeugung daher kommt, tatsächlich nur auf Emotionalisierung und Propaganda beruht.

Gott der Herr sprach über Mose (2. Mose 3,8) zu seinem Volk:

Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Land in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.

Gott macht auch klar, dass diese Verheißung nicht ohne Krieg in Erfüllung gehen wird und er verspricht Beistand (2. Mose 23,27):

Ich will meinen Schrecken vor dir her senden und alle Völker verzagt machen, wohin du kommst, und ich will geben, dass alle deine Feinde vor dir fliehen.

Danach bietet Gott noch Kriegslisten wie diese hier (2. Mose 23,28-29):

Ich will Angst und Schrecken vor dir her senden, die vor dir her vertreiben die Hewiter, Kanaaniter und Hethiter. Aber ich will sie nicht in einem Jahr ausstoßen vor dir, auf dass nicht das Land wüst werde und sich die wilden Tiere wider dich mehren. Einzeln nacheinander will ich sie vor dir her ausstoßen, bis du zahlreich bist und das Land besitzt.

(Hervorhebung nicht von mir, sondern in der Bibel.)

Blackrock und J.P. Morgan wollen beim Wiederaufbau der Ukraine mitmischen. Der eine verliert, der andere gewinnt. Selbstlosigkeit ist der Marktwirtschaft fremd.

Mit über 10 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen ist BlackRock der weltgrößte Vermögensverwalter, so die Wikipedia. Vermögensverwaltung heißt, Vermögen zu schützen, zu mehren und weiterzugeben. Offensichtlich steht der Profit im Zentrum der Anstrengungen. Wer in der Ukraine Claims absteckt, der will vor allem eins: verdienen. Das erinnert mich an den Film Jenseits von Eden und den gescheiterten Kriegsgewinnler Cal, gespielt von James Dean.

Mir geht es in diesem Beitrag einzig um Mechanismen. Schuldzuweisungen liegen mir fern.

Nachtrag. Slavoj Žižek auf der heutigen Buchmesse Frankfurt:

„Ich verurteile den Angriff der Hamas auf die Israelis ohne Wenn und Aber. Ich gebe Israel auch das Recht, sich zu verteidigen und die Bedrohung zu zerstören“, setzte Žižek an. Sobald man aber den Hintergrund analysiere, gerate man in Verdacht, den Terrorismus unterstützen zu wollen, fuhr er fort

Die Rede wurde durch Zwischenrufe unterbrochen. Der Vorwurf der Relativierung wurde laut. So schlitterte die Eröffnung der Buchmesse knapp an einem Skandal vorbei. Eine solche Verengung der Diskussion halte ich für verhängnisvoll.

Nachtrag, 6.11.23: Gestern, beim Hinweg zur Verleihung das Winfried-Preises der Stadt Fulda an Navid Kermani fragte ich mich, wie der Versöhner Kermani und der Missionar Bonifatius zusammenpassen. Kermani hat am Schluss seine Dankesrede eine für mich befriedigende Antwort gegeben: Bonifatius fällte mit einer Axt die Eiche zu Ehren des Kriegsgottes. Das befürchtete Donnerwetter blieb aus. Es war einfach Ruhe. Durch Beschränkung auf diesen Aspekt der Bonifatiussage hat Kermani elegant die Kurve gekriegt. Mich jedenfalls hat es überzeugt.

Bericht der Fuldaer Zeitung

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26 Antworten zu Wer will Krieg?

  1. Timm Grams sagt:

    Offen gelassen habe ich ganz bewusst, wie wir uns zu den genannten Konflikten stellen sollen, können, müssen. So empfinde ich: Der Ukraine gebührt unser Beistand im Rahmen der internationalen Ordnung. Israel hat darüber hinaus unsere Solidarität. Adjektivismus liegt mir nicht. „Vollständig“, „uneingeschränkt“, „unbedingt“ sind unpassende Beifügungen. Um das einzusehen, ersetze man nur das Wort „Solidarität“ durch die ältere Formulierung „Brüderlichkeit“.

  2. Realo sagt:

    Zitat: „Was mir in der Liste der Kriegsziele fehlt ist der religiöse und weltanschauliche Eifer, der für die genannten Ziele möglicherweise instrumentalisiert wird.“

    Diese Aspekte möchte ich nochmals erweitern.

    Die Bibel kann praktisch beliebig interpretiert werden, man kann „alles herauslesen“ was einem „beliebt“, bzw. ganz nach der „psychischen Einstellung“. Die kann bekanntlich auch sehr „krankhaft“ sein. Manche Gruppierungen „stricken“ sich ihre Religion so „zurecht“, dass extreme Grausamkeiten gerechtfertigt werden.

    Israel hat es sehr schwer, mit dieser Problematik realistisch zurecht zu kommen und die Probleme angemessen zu lösen.

    Ich sehe vor allem auch einen gewaltigen Widerspruch darin, dass in Europa oder auch Amerika viele Moslems einwandern, sogar moslemische Staaten (z.B. Bosnien, Kosovo) oder Stadtteile begründet wurden und andererseits in moslemischen Ländern nicht einmal ein „Brudervolk“ akzeptiert wird und auch keine Flüchtlinge.

    Es sieht so aus, als würden Islamische Kreise tatsächlich ernsthaft die Weltherrschaft des Islam anstreben, was ein Massaker auslösen könnte….

  3. Frank Wohlgemuth sagt:

    Hinter

    It’s the economy, stupid

    und einem weiter ausgeführten

    Wem nützt es? (Cui bono?)

    kommt die wichtige Einschränkung

    Diese Auflistung hilft bei der Beantwortung der Frage: Wer profitiert? Sie sagt aber nicht, ob der Profiteur diese Auswirkungen auch beabsichtigt.

    die wir leider zu oft übersehen: Selbst eine unklare Todesursache eines reichen Menschen beweist nicht, dass der Erbe ein Mörder ist.

    Dass Krieg immer in irgendeiner Form eine Materialschlacht ist, ist genauso selbstverständlich, wie wir es als unmoralisch empfinden, dass jemand kommt, um daran zu verdienen. Und mit dem moralischen Urteil fällen wir dann auch gern einen Schuldspruch.

    Unpassend ist nur, dass wir in diesen beiden Fällen keinen Schuldigen zu suchen brauchen, weil der Aggressor eindeutig ist. Das ändert sich auch nicht, wenn wir uns die Vergangenheit ansehen und feststellen, das an dieser Vergangenheit einige beteiligt waren. Insofern stimme ich auch dem Herrn Slavoj Žižek zu.

    Was mir bei dieser ganzen Betrachtung allerdings zu kurz kommt ist, dass jeder Hinweis auf Hanlon’s Razor fehlt:
    „Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend zu erklären ist“.

    Was die beiden Kriege in der Ukraine und Israel unterscheidet sind die Kriegsziele: (auf die von Realo angebrachten „Gründe“ für den Überfall auf die Ukraine bin ich an anderer Stelle schon eingegangen, das möchte ich nicht wiederholen)
    Putin hat inzwischen oft genug betont, dass der Fehler, den er zu korrigieren gedenkt, in der Auflösung der Sowjetunion, oder in einem weiter zurückgreifenden Begriff, in der Auflösung des großrussischen Reiches besteht. Das sollte man ihm ruhig glauben, es passt auch zu seiner Rehabilitation Stalins und den letzten Rückgriffen in Reden und Denkmälern auf das russische Zarenreich.

    Das heißt aber nicht, dass er den Krieg will, er will nur das Ergebnis und nimmt den Krieg in Kauf, sofern der den Bestand seiner eigenen Herrschaft nicht gefährdet. So hat er kurz Tschetschenien platt gemacht, so sollte es auch in der Ukraine gehen. Die Opfer auf beiden Seiten sind ihm egal, solange sie ihn nicht gefährden.

    Aus seinen Aussagen vom Anfang des Krieges über dessen Dauer kann man schließen, dass seine Information zur Wehrhaftigkeit dieses Staates und seiner Bevölkerung grob falsch war. Dass er diesen Krieg angefangen hätte, wenn er gewusst hätte, wie teuer er werden würde, glaube ich nicht. Was also vorlag, war eine falsche Information über die Ukraine, eine richtige über den technischen Zustand der Nato, sowie der Unglaube daran, dass die von ihm verwöhnten Westler sich in der Abwehr seiner Aggression von ihrer Bequemlichkeit entfernen würden.

    Seine Zielsetzung ist in meinen Augen nicht besonders ehrenhaft, aber ich gehe davon aus, dass es bei Putin Dummheit (=falscher Informationsstand) war, die ihn den Krieg (zu diesem Zeitpunkt) hat anfangen lassen. Und ich gehe davon aus, dass die Signale des Zögerns, wie sie z.B. Scholz in der Angst vor dem ganz großen Krieg immer wieder abgibt, Putin in dieser Dummheit bestärken, zumal dieses Zögern ihm immer auch Zeit gibt, mehr Kräfte zu sammeln, nachdem die ursprünglichen nicht reichten.

    Das aktuelle Kriegsziel der Hamas ist ein anderes als ein militärischer Sieg, von dem sie wissen, dass er so nicht möglich ist. Der Hamas ging es darum, Israel zu einer Reaktion zu zwingen, die die Annäherung Israels an die arabischen Staaten stört bzw. unmöglich macht. Die Technik dabei ist simpel: Man versteckt sich hinter einer Zivilbevölkerung und schießt aus dieser Deckung nicht nur Raketen, sondern hindert diese Zivilbevölkerung noch an der Flucht, so dass jede israelische Reaktion auf die Raketenabschüsse Zivilisten treffen muss. Daraus lässt sich dann gut Empörung gegen Israel generieren.

    Bei den Palästinensern ist also Dummheit höchstens bei denen im Spiel, die sich von der Hamas zu Protesten gegen Israel instrumentalisieren lassen und genau dafür ist dieser Krieg in seiner ganzen Grausamkeit wirklich gewollt.

    • Realo sagt:

      @ Frank Wohlgemuth

      Zitat: „Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend zu erklären ist“.

      Ich würde statt „Dummheit“ eher den Begriff „Fehleinschätzung“ verwenden.

      Hitler und später der IS haben vermutet, sie könnten die Konkurrenz der ehemals dominierenden Systeme, „Kapitalismus“ gegen „Kommunismus“, sozusagen als „lachender Dritter“ nutzen um die Weltherrschaft zu erreichen.

      Beide sind krachend gescheitert. Einfach deswegen, weil Amerika und Russland dies offensichtlich erkannt und sofort kooperiert haben.

      Der Kommunismus hat sich in Europa praktisch von selbst zerlegt, weil er an die Mentalität (Konkurrenz und Wettbewerb) psychologisch nicht angepasst war. Der „Markt“ konnte nicht realistisch ersetzt werden.

      Es fragt sich, ob im Westen nicht irgendwann der „Wettbewerb“ zum „Bürgerkrieg“ (Sturm aufs Capitol) ausartet. Oder womöglich die schwierige Situation in Israel völlig entartet.

      Der Ukrainekrieg war praktisch zwingend, weil eine „Natoerweiterung“ womöglich um Russland, unrealistisch war. Ein von der Westpropaganda ins Amt beförderter neuer Staatschef, brauchte nur noch dafür zu sorgen, dass Russlands Bodenschätze vom Westkapital eingesackt werden können.

      Die Ukraine sollte mit ihrer Staatsgründung die Russe samt ihrer Flotte vom Schwarzen Meer „vertreiben“. Derartiges lässt sich kein „Atomstaat“ gefallen,….

      Vermutlich will Russland gar nicht die Sowjetunion, oder das großrussische Reich neu installieren. Sie werden eher ein Rohstoffkartell begründen wollen. Andere (und nur) an Bodenschätzen reiche Staaten werden sich gerne und freiwillig unter Russlands „Atomschirm“ begeben.

      Fragt sich ob „Deutschlands Almosen“ (Marokko) reichen um das zu verhindern?

      Gegenüber der Ukraine dürften die Russen auf Atomwaffen verzichten. Die Russen erweisen der Ukraine, ihrem „kleinen Bruder“, die „Ehre“ eines Kampfes „Mann gegen Mann“. Scholz dürfte, ganz realistisch, eher nicht mit dieser „Ehre“ rechnen….

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      @ Realo

      Der Ukrainekrieg war praktisch zwingend, weil eine „Natoerweiterung“ womöglich um Russland, unrealistisch war. Ein von der Westpropaganda ins Amt beförderter neuer Staatschef, brauchte nur noch dafür zu sorgen, dass Russlands Bodenschätze vom Westkapital eingesackt werden können.

      Diese Geschichte erzählen sie regelmäßig. Aber sie bleiben die Erklärung schuldig, wie das überhaupt hätte funktionieren können. Die „Westpropaganda“ schafft es nicht mal in ihren Ursprungsländern, zu wirklich vorhersagbarem Wahlverhalten zu führen. Vorhersehbare „Wahl“-Ergebnisse sind eine Domäne von Diktaturen.

      Gegenüber der Ukraine dürften die Russen auf Atomwaffen verzichten. Die Russen erweisen der Ukraine, ihrem „kleinen Bruder“, die „Ehre“ eines Kampfes „Mann gegen Mann“. Scholz dürfte, ganz realistisch, eher nicht mit dieser „Ehre“ rechnen….

      Und da ist auch wieder diese nette Drohung: Wenn Ihr so weiter macht, haut Euch der Putin die Atombombe auf den Kopf.

      Die Unberechenbarkeit ist bereits alte sowjetische Strategie, deren Image auch gepflegt wird, aber man handelt nicht wirklich so. Auch wenn Putin Verträge nur hält, solange sie ihm nützlich erscheinen, bleibt er dabei rational. Und er weiß, dass Russland nach einem Atomkrieg, den er anfinge, anschließend so platt sein würde, wie die Ziele, die er ungehindert bombardieren lassen kann.

      Sie sind natürlich keiner. Aber Ihre Rhetorik hat erstaunliche Ähnlichkeit mit der eines Putin-Trolls.

      [Moderator: Bitte keine Anspielungen ad-hominem.]

  4. Realo sagt:

    @ Wohlgemuth Frank

    Zitat: „Diese Geschichte erzählen sie regelmäßig. Aber sie bleiben die Erklärung schuldig, wie das überhaupt hätte funktionieren können.“

    Die „Westpropaganda“ hat es geschafft, in den ehemaligen Ostblockstaaten einen Umsturz zu organisieren. 2014 nach den Kämpfen auf dem Majdan, wurde Präsident Viktor Janukowitsch „in die Wüste“ geschickt. In Russland hat bekanntlich Nawalny eine recht gut „Westpresse“.

    „Ukraine Nazis“ haben in die Welt hinaus posaunt, ich habe das so „aufgeschnappt“, dass die Russen Putin in die Wüste schicken würden, wenn er akzeptiert, dass der Flottenhafen auf der Krim an die Nato verhökert wird.

    Das klingt plausibel, zumal sich die halbe Welt „totlachen“ würde, wenn die stolze Schwarzmeerflotte wie die „Wildenten im Schwarzen Meer herumirren“ würde und womöglich die Soldaten bei vorbeifahrenden Schiffen um Essen betteln müssten…..

    Zitat Realo: „Gegenüber der Ukraine dürften die Russen auf Atomwaffen verzichten. Die Russen erweisen der Ukraine, ihrem „kleinen Bruder“, die „Ehre“ eines Kampfes „Mann gegen Mann“. Scholz dürfte, ganz realistisch, eher nicht mit dieser „Ehre“ rechnen….“

    Zitat Wohlgemuth Frank: „Und da ist auch wieder diese nette Drohung: Wenn Ihr so weiter macht, haut Euch der Putin die Atombombe auf den Kopf.
    ……….
    Und er weiß, dass Russland nach einem Atomkrieg, den er anfinge, anschließend so platt sein würde, wie die Ziele, die er ungehindert bombardieren lassen kann.“

    Amerika, GB und Frankreich, auf der anderen Seite die Russen, werden sich kaum gegenseitig Atombomben „um den Schädel schlagen“. Auf der anderen Seite das „barfüßige Deutschland“, das dürfte Scholz zu denken geben…. Das „dünn besiedelte“ Russland „erträgt“ Atombomben besser, als das dicht besiedelte Europa….

    Ich würde Ihnen mit Ihrer Argumentation absolut zustimmen, hätte sich die Nato nicht nach Osten, sondern der W.P. nach Westen „erweitert“, z.B. Griechenland, Italien.…. War aber genau umgekehrt.

    Ich bin dafür, dass möglichst die „ganze Wahrheit“ auf den Tisch kommt. Realitäten zu ignorieren bringt nichts.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Die „Westpropaganda“ hat es geschafft, in den ehemaligen Ostblockstaaten einen Umsturz zu organisieren. 2014 nach den Kämpfen auf dem Majdan, wurde Präsident Viktor Janukowitsch „in die Wüste“ geschickt.

      Das ist schon wieder diese lustige Behauptung, die Sie immer noch nicht belegt haben.
      Ich warte immer noch darauf, dass Sie mal nachvollziehbar erklären, wie die „Westpropaganda“ in der Lage sein soll, für einen Umsturz zu sorgen, der anschließend in einer für die dortige Landschaft erstaunlich freien Wahl unter internationaler Beobachtung bestätigt wird.

      Zur wiederholten Atombombendrohung kann ich nur wieder bemerken, dass ich sie für Unsinn halte.

  5. Realo sagt:

    @ Frank Wohlgemuth

    Sie tun so, als wäre Werbung, z.B. politische Werbung oder Produktwerbung in den Medien „sinnlose Folklore“. Als wollten die Unternehmen nur ihr Geld völlig nutzlos loswerden, weil sie zu viel davon haben.

    Natürlich wollen sie ihre Produkte besser verkaufen, oder sich gegen die politischen Mitbewerber durchzusetzen. Es reicht, durch geschickte Werbung und Versprechungen etwas mehr Stimmen zu bekommen als die Konkurrenz und um auf die Menschen Einfluss zu gewinnen. Verstehe nicht, wie man die Wirkung der Werbung ignorieren kann. Ohne „Werbung und Manipulation“ wäre Hitlers Krieg nicht möglich gewesen.

    Die „Inszenierungen“ von Nawalny und Co werden offensichtlich vom Westen massiv unterstützt. Selbst wenn irgendwo in Russland „leere Papierseiten“ in die Luft gehalten werden, kommen sofort Journalisten angerannt und machen eine Story daraus, die den Osten destabilisieren soll. Das ist eine Unterstützung der Opposition in Russland, zumal die Journalisten aus irgendwelchen Quellen finanziert werden. Der „Osten“ schaut übrigens neugierig „Westfernsehen“.

    Ähnliche Muster der „Werbung und Manipulation“ sehen und sahen wir alltäglich im Fernsehen, das wird Ihnen doch nicht entgangen sein.

    Ich kann nachvollziehen dass Sie mich für einen Troll halten, weil Sie natürlich das Konzept der Manipulation verstehen. Aber ich mache das nur, weil ich nicht will, dass die „Trotteleien“ unserer Eltern/Großelterngeneration wiederholt werden, Mich hat man intensivst dagegen immun gemacht.

    Mich ärgert es maßlos, wenn zuerst Menschen von den Regierenden manipuliert, in einen Krieg gezwungen, zu Verbrechern gemacht werden und danach in vielen „Kriegsverbrecherprozessen“ verurteilt wurden, wie zuletzt eine 96 Jährige die als 19 jähriges Mädchen in einer Nazi Schreibstube gearbeitet hat. Sie wurde wegen Beihilfe zum Massenmord vor Gericht angeklagt und sie wurde sogar, als sie skurriler Weise mit ihrem Rollator geflüchtet war, von der Polizei eingefangen.

    Mir ist zwar völlig klar, dass immer Gruppen andere Gruppen im Krieg unterwerfen wollten, mit welchen abenteuerlichen Begründungen auch immer (Darwin). Amerika und Russland hatten die Weltherrschaft, die Nazis wollten sie anstreben („Lebensraum“).

    Jetzt geht es um die Bodenschätze Russlands. Oder darum dass auch die Moslems die Weltherrschaft anstreben, damit die „Unterworfenen“ für die Moslems „arbeiten müssen“, sozusagen als Dank dafür, dass die Menschen in der „einzig wahre Religion“ unterwiesen werden.

    Übrigens mit der „1,2,3 Methode“, ähnlich wie die Nazis. (1. Israel muss weg, 2. Europa muss islamisiert werden, 3. die ganze Welt wird islamisch. So sehen es jedenfalls die „schlichteren Gemüter“ unter den Moslems)

    Nach fast 80 Jahren Frieden gab es die Hoffnung, die Politiker würden künftig vernünftig kooperieren, besonders auch wegen der A,B,C Waffentechnik und jetzt diese absurden Entwicklungen…

    Da kann ich einfach nicht den “Mund halten“.

    • Mossack Fonseca sagt:

      Sie betreiben hier bewusst oder unbewusst das Spielchen,der Täter Opfer Umkehr, Russland will auch noch die Bodenschätze im „Donezbecken“.
      Nicht umgekehrt.

      Weil Putin weiss das wir viele der dort vorhandenen Bodenschätze für die Transformation brauchen.

      Nicht die Ukraine (inkl deren Oligarchen) hat Russland angegriffen sondern Russland versucht die Ukraine einzunehmen.

      Sie meinen einerseits sie würden Propaganda des Westens erkennen, ignorieren im Gegenzug vollkommen das Russland ein Meister der Manipulation und Propaganda ist.

      Nachzulesen in Golineh Atais Buch „Die Wahrheit ist der Feind“

      – Vulkan Files: https://www.youtube.com/watch?v=Kig6ntVnH-w&t=1s
      – Russlands neue Söldner Arte Doku: https://youtu.be/kUeVhXpMe_s?si=zR8fClViu4P7Xk0M
      – Gas aus dem schwarzen Meer: https://www.youtube.com/watch?v=CgJo1s69fXk&pp=ygUQZm9uc2VjYSBydXNzbGFuZA%3D%3D

      – Wie gering der Anteil der LNG Importe derzeit ist sehen sie hier:
      https://www.zeit.de/wirtschaft/energiemonitor-deutschland-gaspreis-spritpreis-energieversorgung

      Allerdings lässt uns die eigene Industrie und Wirtschaft nicht vom Wickel und die niedrigeren Kosten kommen bei uns nicht an. Sowhohl die Erzeugerpreise sind um 40 % gefallen als auch die Energiepreise.

      – Ein Jahr Fake News the Best of Russian Tv Propaganda:
      https://www.youtube.com/watch?v=Arya8y_0EG8&pp=ygUQZm9uc2VjYSBydXNzbGFuZA%3D%3D

      Womit aber wohl weder Putin, noch Xi, noch die Scheichs gerechnet haben…. Die Welt ändert sich schneller als „manche“ Denken….

      https://www.solarserver.de/2023/10/24/world-energy-outlook-2023-kippunkt-zugunsten-der-erneuerbaren/

      Und das Blackrock die Ukraine auf 100% Renewables umbauen will und Singer dort gerade eine Bank mit Selensky gegründet hat verwundert mich nicht….
      Das alte Spiel des großen Kapitals…. Alles in der Financial Times zu finden aber hinter Paywall.

      „Was ist schon ein Bankraub, gegen die Gründung einer Bank…..“ Brecht

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Ich hatte gefragt, wie man „Westpropaganda“ einen Staat zum Einsturz bringen kann und Sie erzählen dann etwas von Produktwerbung. Könnten Sie den Zusammenhang mal etwas näher erläutern?

      Auch dass Hitlers Krieg ohne die Göbbel’sche Propaganda in Verbindung mit der Gleichschaltung der Medien kaum möglich gewesen wäre, ist bekannt. Aber auch wenn Sie das unpräzise mit Werbung beschreiben, um überzuleiten, wird Ihr Anfang nicht klarer.

      Ich kann auch präziser fragen, um derartiges Geschwaller zu unterbinden:

      Welches waren die Medien und worin bestand die Propaganda, mit denen man die Oststaaten zum Zusammenbruch gebracht hat?

      Und was ist daran manipulativ, wenn „wir“ über die Opposition in Russland genauso berichten wie über die Opposition in den USA? (Dass „wir“ über Trump berichten, wird von dem übrigens nicht als Unterstützung empfunden)

      Es ist auch Unsinn, dass „wir“ hinter jedem Oppositionellen herlaufen, wenn er nur ein weißes Stück Papier hochhält. Da Sie da offensichtlich nicht zwischen Anlass und Inhalt unterscheiden können: Gegenstand dieser Berichterstattung war der sich auflösende Rechtsstaat in Russland.

      Aber Sie haben Recht damit, dass diese Berichte parteiisch sind. Allerdings verstehe ich nicht, wie man nicht für eine Opposition Partei ergreifen kann, die eingesperrt wird oder durch unaufgekärte Morde zu Tode kommt, weil sie sich gegen den Krieg äußert oder Korruption anprangert. Unsere Presse ergreift tatsächlich auch Partei für Julian Assange oder Edward Snowdon, und das ist gut so.

      Bezahlt wird sie dabei übrigens von ihren Lesern bzw. Zuschauern. Teilweise direkt, teilweise über Werbung.

      Ihre gesamte „Argumentation“ offenbart ein völliges Unverständnis davon, was eine freie Presse ist und wie sie funktioniert.

      btw. Wenn überhaupt, dann geht es in diesem Krieg um die Bodenschätze der Ukraine und nicht um die Russlands. Aber, ehrlich gesagt, scheint mir, dass es den Ukrainern um etwas anderes geht als um ihre Bodenschätze. Vielleicht hat irgend so ein Westpropagandist, kann sein, dass es John Locke war, ihnen etwas von Demokratie vorgegaukelt.

  6. Timm Grams sagt:

    Wie die Propaganda in der Ukraine läuft, darüber weiß ich zu wenig. Einen kleinen Eindruck davon bieten uns die emotionsgeladenen Worte der Ukraine-Botschafter.

    Bleiben wir im Lande. Im Fernsehen werden in letzter Zeit ständig Bilder von Wunderwerken der Wehrtechnik vorgeführt, beispielsweise der Panzer Leopard II, der in dem wildesten Gelände und in voller Fahrt des Rohr ausgerichtet hält. Emotionsgeladene Schreckensbilder aus dem Krieg machen uns gefügig. So werden in kürzester Zeit einst Friedensbewegte zu Kriegstreibern gemacht. Das Kriegsministerium heißt Verteidigungsministerium, was es schon lange nicht mehr ist. Schulden für die Aufrüstung werden umdeklariert und heißen jetzt Sondervermögen. Das sind nur einige Beispiele für Täuschwörter der Kriegspopaganda.

    Was haben wir davon? Inflation und ausgebremste Klimawende. Der Aktienkurs von Rheinmetall hat sich während des Ukraine-Krieges verdreifacht, also innerhalb von 20 Monaten.

    Dass es auf der anderen Seite, bei den Russen, Kriegshetze gibt, setzt uns nicht ins Recht. Auf unserer Seite funktioniert sie nämlich auch. Ich erinnere nur an die Rede von US-Außenminister Colin Powell im UN-Hauptquartier, New York, vom 5.2.2003, in der er von Massenvernichtungswaffen sprach, um den Krieg gegen Irak zu rechtfertigen. Dabei war für jedermann einsehbar, dass es diese nicht gab. Der Angriffskrieg war ein klarer Bruch des Völkerrechts. Angerichtet wurden ein Chaos und eine Völkerwanderung, unter denen auch die Europäer immer noch zu leiden haben.

    Jedem Wahrheitsanspruch, egal von welcher Seite, sollten wir mit Skepsis begegnen: Traue keinem erhabenen Motiv, wenn sich auch ein niedriges finden lässt.

    Vorgegaukelt wird uns, es ginge um westliche oder östliche Werte. Nein. Um Bodenschätze geht es (Bsp. Ostukraine), um Infrastruktur (Bsp. Nordstream) und um Raum. Dann gibt es noch das Täuschwort Kollateralschaden. Der Anteil der in Kriegen getöteten Zivilisten stieg im Laufe des letzten Jahrhunderts von 5 % im Ersten Weltkrieg auf 90–95 % in den Kriegen, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts stattgefunden haben. Das sollen unbeabsichtigte Nebenwirkungen von Streubomben, Landminen, Städtezerstörung und Embargos sein?

    In Kriegen werden Menschen getötet. Diese schlichte Erkenntnis wird in dem Maße wieder originell, in dem der Mythos des humanen Kriegs die wahre Geschichte des systematischen Tötens von Menschen verdrängen will.

    Das schreibt Goedart Palm.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Darüber, dass die Begründungen für den Irakkrieg gelogen waren, brauchen wir uns nicht zu streiten. Bei uns haben schon damals fast alle Medien in diesem Sinn berichtet, unser Außenminister hat es damals in relativ undiplomatischer Manier auch gegenüber dem „großen Bruder“ kritisiert, auch unsere Beteiligung hielt sich in Grenzen. Insofern hat unsere Regierung wie auch unsere Presse gar nicht so schlecht funktioniert. Nur Frau Merkel versuchte aus der Opposition heraus den Weg in den amerikanischen Hintern zu finden. (btw: Powell selbst bezeichnete seine Rede vor der UN anschließend als den Schandfleck in seiner Karriere, das Unbehagen ist im Rückblick also nicht nur bei uns)

      Aber diesen Kommentar halte ich tatsächlich für unpassend:

      Emotionsgeladene Schreckensbilder aus dem Krieg machen uns gefügig. So werden in kürzester Zeit einst Friedensbewegte zu Kriegstreibern gemacht. Das Kriegsministerium heißt Verteidigungsministerium, was es schon lange nicht mehr ist. Schulden für die Aufrüstung werden umdeklariert und heißen jetzt Sondervermögen. Das sind nur einige Beispiele für Täuschwörter der Kriegspopaganda.

      Ist jemand, der dafür ist, den Überfall auf die Ukraine mit allen Mitteln zurückzudrängen, wirklich ein Kriegstreiber? Dabei ist es völlig egal ob der nun wegen Rohstoffen oder aus imperialistischem Anspruch erfolgt ist. Auf lange Sicht halte ich das Signal, das gegeben würde, wenn die demokratischen Staaten nicht den Atem hätten, die Abwehr dieses Überfalles bis zum völligen Zurückdrängen zu unterstützen, für kriegstreibender als die weitergehende Unterstützung der Ukraine. Die historische Erfahrung ist doch, dass Appeasement bzw. ein einseitiger Rüstungsabbau, wie er in Westeuropa in der Praxis stattgefunden hat, Aggressoren eher ermutigt als bremst.

      Unser Verteidigungsministerium verkam tatsächlich seit der Beendigung des kalten Krieges durch die Auflösung der Sowjetunion / des Warschauer Paktes immer mehr zu einem Ministerium für militärische Folklore, weil sich niemand mehr einen Angriffs-Krieg wie den gegen die Ukraine vorstellen konnte. Das war nicht nur bei uns so, fast die gesamte westeuropäische NATO sparte ihr Militär bis fast zur völligen Funktionsuntüchtigkeit zusammen. Bei jedem Auslandseinsatz auch nur in geringer Truppenstärke hatte die Bundeswehr Mühe, die Menschen, die immerhin auf einen Beschluss des Bundestags ihre Haut riskieren sollten, richtig auszurüsten – man erreichte das, indem man das Geforderte aus der gesamten Bundeswehr irgendwie zusammenkratzte. Die Soldaten fuhren allerdings regelmäßig auch mit einer persönlichen Ausrüstung, die privat gekauft war. Wenn Sie heute in den Spind eines Soldaten aus der kämpfenden Truppe sehen, werden Sie feststellen, dass die Qualität und Ausstattung der persönlichen Ausrüstung besser geworden ist, dass aber immer noch ein erheblicher Teil dieser Ausstattung privat gekauft wird.

      Die Waffensysteme sind praktisch alle immer noch sehr weit weg von einer Einsatzfähigkeit in Sollstärke, die Personalstärke der Bundeswehr ist von 476.000 im Jahr 1991 auf 183.000 im Jahr 2022 gefallen. Selbst die funktionstüchtigen Waffen sind teilweise wegen des Personalmangels nicht einsatzfähig. Wir wissen, dass wir uns heute kaum selbständig verteidigen könnten, wenn Putin uns angriffe.

      Auch die Verteidigung gegen einen Angriff ist ein Krieg, aber diese Bundeswehr ist momentan nicht kriegsfähig, weil man den Namen Verteidigungsministerium seit ca 3 Jahrzehnten nicht mehr ernst genommen hat, weil man eine alte römische Regel für überholt hielt: Si vis pacem para bellum.

      Mit den jetzt eingeplanten Mitteln wird man die Bundeswehr vielleicht in 5 – 10 Jahren technisch kriegsfähig im Sinne von verteidigungsfähig machen können, wobei das Personalproblem noch völlig ungelöst ist – ein Ansatz zu seiner Lösung ist nicht erkennbar. Dass ich trotzdem und trotz der Rhetorik einiger russischer Politiker gut schlafen kann, liegt daran, dass 1. die Russen in der Ukraine ihre militärischen Fähigkeiten offengelegt haben und 2. die Ukrainer gerade dabei sind, mit ihrer Verteidigung unter gewaltigen personellen und finanziellen Kosten das russische Militär zu dezimieren. Insofern kämpfen die da tatsächlich, um uns genügend Zeit zu geben, uns verteidigungsfähig zu machen.

      Ich verstehe Ihre Ängste, aber sich von diesen Ängsten leiten zu lassen, bedeutet auf lange Sicht die Übergabe dieses Planeten an imperialistische Diktatoren wie Putin und Xi.

    • Timm Grams sagt:

      @ Frank Wohlgemuth
      Reine Fakten sind nur sehr wenige im Angebot. Vieles ist verfälscht. Darüber hinaus haben wir viel Propaganda, ein schier unübersehbares Meer von Meinungen und ein paar Hauptströmungen. Ich sehe mich herausgefordert, in diesem Wust eine Meinung zu bilden.

      Ist jemand, der dafür ist, den Überfall auf die Ukraine mit allen Mitteln zurückzudrängen, wirklich ein Kriegstreiber?

      Die Frage ist bestenfalls rhetorisch gemeint. Die Frage ist doch, wie man diesem völkerrechtswidrigen Angriff am besten begegnet. Es gibt diejenigen, die ausschließlich die militärische Option sehen. Die anfänglichen Bemühungen um Friedensverhandlungen werden nicht genauer beleuchtet, vor allem die Gründe für ihr Scheitern bleiben im Dunkeln.

      In Erinnerung ist mir eine kleine Anfrage der Fraktion der Linken im Deutschen Bundestag (Deutscher Bundestag, Drucksache 20/6106). Aus der Vorbemerkung:

      Im Vorfeld seines Besuchs in Kiew soll Boris Johnson Wolodymyr Selenskyj aufgefordert haben, keine Zugeständnisse an Wladimir Putin zu machen. Bei Stellungnahmen Ende April 2022 gaben sowohl die britische als auch die US-amerikanische Regierung einen militärischen Sieg der Ukraine über Russland als strategisches Ziel aus.

      (Da die in der Kleinen Anfrage zitierten Quellen inzwischen verschüttet sind, ziehe ich ersatzweise den Faktenfinder der Tagesschau zu Rate.)
      Die 29 Fragen diese kleinen Anfrage werden von der Bundesregierung ausweichend beantwortet. Standardfloskel:

      Der Bundesregierung liegen keine eigenen, über Medienberichte hinausgehen­den Erkenntnisse im Sinne der Fragestellungen vor. Der Inhalt vertraulicher Gespräche zwischen anderen Staaten liegt im Übrigen nicht im Verantwor­tungsbereich der Bundesregierung.

      Immer wieder wird behauptet, dass man mit Putin nicht verhandeln könne. Dabei gibt es auch in jüngster Zeit handfeste Gegenbeispiele. Das sind für mich Anzeichen von Kriegstreiberei.

      Dabei ist aber auch klar, dass man früher oder später verhandeln muss. Das zeichnet sich immer deutlicher ab, denn keine der kriegführenden Parteien wird aller Voraussicht nach ihre Kriegsziele erreichen können. Absehbar ist ein lang andauernder Stellungskrieg. Dieser wird sich positiv auf den Aktienkurs von Rheinmetall und die Gewinne von Kraus-Maffei Wegmann auswirken. Wollen wir das?

      Enden wird das spätestens dann, wenn sowohl die Ukraine als auch Russland nicht mehr genug junge Menschen haben, die sie an die Front schicken können.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      @ Timm Grams

      Immer wieder wird behauptet, dass man mit Putin nicht verhandeln könne. Dabei gibt es auch in jüngster Zeit handfeste Gegenbeispiele. Das sind für mich Anzeichen von Kriegstreiberei.

      Ist die Tatsache, dass man sich mit Putin auf irgendwelche kurzfristigen Verträge einigen kann, die ihm in ihrer Gültigkeitsdauer auch genügend Vorteile bringen, wirklich ein Beleg dafür, dass man ihm bei langfristigen Verträgen trauen kann? Das ist nämlich die entscheidende Bedingung auch für Waffenstillstandsverhandlungen, bei denen man ansonsten davon ausgehen kann, dass er sie führt, um eine Erholungspause für neue Angriffe zu erhalten. (In diesem Zusammenhang: Wenn Lukaschenko, ein Mann von Putins Gnaden, gerade für Waffenstillstandsverhandlungen plädiert, verstehe ich das so, dass Putin diese Pause gerade braucht.)

      Während wir hier sicher in unseren Sesseln sitzen, ist die Front in der Ukraine eine „Menschensenke“, und die westliche Ukraine in der gesamten Fläche ein Ziel für einen täglichen Raketen- / Drohnenregen, der nur dank westlicher Luftabwehrtechnik einigermaßen unter Opfern überstanden werden kann. Aber man sollte sich von den täglichen Nachrichten den Blick auf das Ganze nicht trüben lassen. In seinen internen Reden betont Putin immer wieder sein Kriegsziel: des Endes der Ukraine als eigenständigem Staat und die Beseitigung der Nazi-Clique, die dieses Land regiert.

      Vorausgegangen zu den beiden Angriffen auf die ukrainische Souveränität – 2014 die Besetzung der Krim und eines Streifens an der Ostgrenze, 2022 der Angriff auf die gesamte Ukraine – sind Schritte einer weiteren Westintegration der Ukraine, d.h. normale Politik im Rahmen der Souveränität eines Staates, die völkerrechtlich nicht den Hauch einer Aggression darstellen. Das heißt, die Ursache dieser beiden Angriffe liegt in der Ablehnung der Souveränität der Ukraine durch Putin und seiner Überzeugung, diesen Überfall militärisch führen zu können. Der Testlauf 2014 hatte ihm außerdem gezeigt, dass sich der Westen trotz seiner Zusicherung, die Souveränität der Ukraine zu garantieren, praktisch nicht rührte.

      Nach dieser Vorgeschichte würde ich als Ukrainer aus Gründen der eigenen Sicherheit selbst einem Waffenstillstand nur unter der Bedingung zustimmen, dass gleichzeitig die NATO Truppen bei mir stationiert, um auszuschließen, dass Russland durch die Verschnaufpause einen militärischen Vorteil erhält. Aber das Ziel jeder weitergehenden Verhandlung wäre selbstverständlich die völlige Wiederherstellung der Souveränität der Ukraine in den international bestätigten Grenzen.

      Aus internationaler Sicht: Alles andere wäre eine Belohnung des Völkerrechtsbruches und damit ein falsches Signal für die Zukunft.

      Die Forschung bezweifelt diesen Zusammenhang, legt aber in der Konsequenz ein noch stärkeres Gewicht auf Vorsorge durch Rüstung.
      Aus dem Artikel „Appeasement-Politik“ in Wikipedia:

      Die inzwischen fest im politischen Diskurs verwurzelte Argumentation, Zugeständnisse an aggressiv auftretende Gegner würden von diesen als Zeichen von Schwäche und Einladung zu weiteren Übergriffen interpretiert, wurde vom US-amerikanischen Sicherheitsexperten Daryl G. Press anhand inzwischen freigegebener Geheimdokumente überprüft und verworfen. Bei Entscheidungen über riskante Aktionen spiele, so Press, das frühere Verhalten des Gegners in ähnlichen Situationen keine entscheidende Rolle; der Fokus richte sich vielmehr auf das Kräfteverhältnis der den Parteien aktuell zur Verfügung stehenden Machtmittel und auf das Gewicht der auf dem Spiel stehenden Interessen.

      Da sind wir dann wieder bei „Si vis pacem, para bellum“.

    • Timm Grams sagt:

      @ Frank Wohlgemuth

      Grenzen und Einflusssphären sind veränderlich. Ein Blick nach Taiwan genügt. Die Wiederherstellung der Ukraine in den Grenzen von vor 2014 ist für mich kaum vorstellbar. Wechselseitige Schuldzuweisungen sind an der Tagesordnung und nicht friedenstiftend.

      Auf der Suche nach Klarheit müssen wir uns fragen, wer vom Krieg profitiert. Nutznießer sind jedenfalls die Rüstungskonzerne. Am vehementesten fordern jene Bundestagsabgeordnete die Lieferungen von möglichst vielen und möglichst schweren Waffen, deren Spaß am Krieg eher gering scheint: Wehrdienst haben sie nicht geleistet. Zumindest in einem Fall aber sind die Kontakte zur Waffenlobby offensichtlich.

      Der Wiederaufbau der Ukraine verspricht ebenfalls Gewinne. Wieder aufbauen kann man aber nur, was vorher kaputt gemacht wurde.
      Handelsblatt, 21.06.2023:

      Für den Wiederaufbau und die langfristige ökonomische Erholung der Ukraine seien private Unternehmen zwingend notwendig, und zudem seien sie eine lukrative Chance, sagt Bruce Stokes, Wirtschaftsexperte an der Washingtoner Denkfabrik German Marshall Fund. „Potenzielle neue Geschäftsabschlüsse in Milliardenhöhe“ seien möglich. „Amerikanische Unternehmen sollten ihren Anteil daran frühzeitig sichern.“
      Früh mit dabei ist der US-Vermögensverwalter BlackRock, der in London zusammen mit JP Morgan Chase einen „Investitionsfond zur Wiederherstellung der ukrainischen Wirtschaft“ präsentieren wollte.

      Ich spreche von Prinzipien und Mechanismen. Spekulationen und Schuldzuweisungen interessieren mich nicht. (Anders als auf dieser abstrakten Ebene ist das Elend in der Ukraine und in Ghaza nicht auszuhalten. Wegschauen ist unmöglich. Eine Meinung müssen wir uns bilden.)

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      @ Timm Grams

      Auf der Suche nach Klarheit müssen wir uns fragen, wer vom Krieg profitiert. Nutznießer sind jedenfalls die Rüstungskonzerne. Am vehementesten fordern jene Bundestagsabgeordnete die Lieferungen von möglichst vielen und möglichst schweren Waffen, deren Spaß am Krieg eher gering scheint: Wehrdienst haben sie nicht geleistet. Zumindest in einem Fall aber sind die Kontakte zur Waffenlobby offensichtlich.

      Abgesehen vom allgemeinen ‚cui bono‘ sehe ich hier nicht die Spur eines Eingehens auf irgendwelche Argumente sondern ein reines ad-hominem. Und indem Sie auf die Argumentation nicht eingehen, machen Sie gleichzeitig die subtile Unterstellung, dass jeder, der nicht nur ‚cui bono‘ sieht, entweder selbst Lobbyist oder dumm ist. Vornehm klingt das dann so:

      Ich spreche von Prinzipien und Mechanismen. Spekulationen und Schuldzuweisungen interessieren mich nicht.

      Dabei führen Sie nicht einmal einen Beleg an, dass die Profiteure bzw. ihre Lobbyisten, die es zwangsläufig gibt, am Zustandekommen der momentanen Situation überhaupt beteiligt waren. Das wäre aber nötig, wenn wir sicherstellen wollen, dass die betrachteten Prinzipien und Mechanismen die Situation beschreiben, um die es geht.

      Sie sind dabei, in die Falle zu gehen, vor der Sie selbst gewarnt haben:

      Diese Auflistung hilft bei der Beantwortung der Frage: Wer profitiert? Sie sagt aber nicht, ob der Profiteur diese Auswirkungen auch beabsichtigt.

      Hier müsste man noch ergänzen: Sie besagt nicht einmal, dass der Profiteur überhaupt Einfluss auf diese Auswirkungen hatte.

      Um meinen Eindruck in einem Bild zu beschreiben: Wir sehen gerade zu, wie ein stadtbekannter Nazi auf einen Juden eindrischt, und Ihr Kommentar dazu ist „Bevor wir weiter versuchen, dem Nazi in den Arm zu fallen, sollten wir uns erst einmal ansehen, was die Erben des Juden machen.“

      Ich habe argumentiert wie ich argumentiert habe, weil ich versucht habe, die Situation aus der Sicht der Ukraine zu sehen, aus keinem anderen Grund. Das ist zwangsläufig nur eine Annäherung und dabei ist es ziemlich egal, ob ich einmal Wehrdienst geleistet habe. Habe ich übrigens, sogar in Calw – aber das ist eine ganz andere Geschichte.

      Der Blick auf den Profiteur führt nicht zwangsläufig zu Klarheit, er kann die Sicht auch vernebeln.

    • Timm Grams sagt:

      @ Frank Wohlgemuth

      Wenn mir jemand Abend für Abend etwas von einem „Pflaster für den Darm“ erzählt, dann vermute ich Absicht dahinter. Ich kann mich auch nicht von dem Eindruck frei machen, dass ich manipuliert werden soll, wenn mir seit Monaten in den Nachrichten jedesmal ein sechzig Tonnen schwerer Panzer bei eleganten Fahrten durch Manövergelände vorgeführt wird. Das ist Propaganda!

      Indem Sie „subtile Unterstellungen“ unterstellen, machen Sie eine Diskussion unmöglich. Sie bemerken den Unterschied: Meine Behauptung, nämlich dass Ihre Behaupung eine Unterstellung ist, ist keine Unterstellung.

      Mein Ad-hominem-Argument ist sachlich begründet und keineswegs herabsetzend. Marie-Agnes Strack-Zimmermann wird sich wiedererkennen, hat aber keinen Grund, beleidigt zu sein. Anders als Michael Roth und Anton Hofreiter musste ich mich 18 Monate lang mit dem Töten und Getötetwerden auseinandersetzen. An diesem Ad-hominem-Argument kann ich nichts Verwerfliches erkennen. Warum Sie sich angegriffen fühlen, ist mir rätselhaft.

      Sie verlangen einen Beleg dafür,

      dass die Profiteure bzw. ihre Lobbyisten, die es zwangsläufig gibt, am Zustandekommen der momentanen Situation überhaupt beteiligt waren.

      Das ist zu viel verlangt. Was die Offenlegung von Gesprächsinhalten von Lobbykontakten angeht, ist die Regierung ausgesprochen zugeknöpft. Dass es diese Gespräche gibt, ist offensichtlich.

  7. Realo sagt:

    @ Mossack Fonseca 3. November 2023 um 13:48

    Ich wünsche beiden, den Russen und den Ukrainern dass sie sich einigen und in Frieden, möglichst auch wieder in Freundschaft miteinander leben können.

    Allerdings bleibt auch bei uns eine „Hälfte der Wahrheit“ unter dem Tisch.

    Es stimmt, dass Russland am 24.2.2022 in die Ukraine einmarschiert ist. Aber es verwundert mich offen gesagt nicht.

    Russland hatte schon sehr lange Zugang zum Schwarzen Meer und einen Flottenhafen den ein Land einfach nicht ohne Krieg aufgibt. Russland lässt sich nicht vom „Schwarzen Meer vertreiben“ wie es auch Herr Kiesewetter zugunsten der Ukraine formuliert hat.

    Bei der Sezession der Ukraine gab es neben den Ukrainern viele Russen und auch noch andere Volksgruppen. Auf die wurde zu wenig Rücksicht genommen, sogar die Verwendung der eigenen Muttersprache wurde verboten und es kam zu Unruhen.

    Mir ist aber auch klar, dass die Ukrainer früher in „schweren Zeiten“ den Russen Getreide geliefert haben und sich dafür mehr Dankbarkeit von den Russen erwartet hätten als die aufbringen konnten.

    Beide sollten die Probleme realistisch sehen und den Blick in die Zukunft richten. Die Ukrainer brauchen neue Arbeitsplätze die in der Landwirtschaft verloren gingen. Russland braucht Abnehmer zur Veredelung der Rohstoffe und könnte Rabatte anbieten. Russland braucht einen gesicherten Schwarzmeerzugang, könnte den Ukrainern aber eine faire Mitbenutzung anbieten.

    Die ganze Welt könnte von der Kooperation profitieren, wie es vor der Krise war.

    Meine Eltern/Großelterngeneration hat ehemals im Krieg den Russen, Ukrainern,… großes Leid zugefügt. Bei Veteranentreffen nach dem Krieg haben sich die ehemaligen Feinde versöhnt.

    Veteranen der russische Seite haben sogar Deutschen die verzweifelt wegen ihrer eigenen „Untaten“ waren, recht nett vergeben. Ich bin sicher, sie würden sich nichts mehr wünschen als einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine.

  8. Realo sagt:

    @ Frank Wohlgemuth 3. November 2023 um 16:36 Uhr

    Wie man mit „Westpropaganda“ einen Staat zum „Einsturz bringen kann“, kann ich am Beispiel DDR erläutern.

    So wie Göbbels ehemals als Kommunikationsmittel der „Volksempfänger“ als „Meinungs Multiplikator“ zur Verfügung stand, war es im Osten das „Westfernsehen“ , „RIAS Berlin“ und die „Stimme Amerikas“.

    Die „Meinungsbildung“ wurde nicht nur über die Medien gefördert, sondern indirekt z.B. auch mittels des KaDeWe und natürlich auch über große in Aussicht gestellte Kredite an bestimmte Gruppen im „Nehmerland“.

    Den Ostbürgern wurde ein „Paradies“ im Westen vorgegaukelt. Gebildeteren Schichten im Osten war klar, dass die Produktivität im Osten zu niedrig war, letztlich sie die „ausgebeutete Schicht“ waren, weil sich Mehrleistung nicht wirklich lohnte. Sie zogen/flüchteten in den Westen, manche wurden sehr erfolgreich.

    Im Osten wurde über die Medien mittels einer Art von „Kulturexport“ z.B. Musik
    „Go West…“ (https://www.youtube.com/watch?v=lXgH_NBMACA) ein neues „Lebensgefühl“ installiert, es kam zu Demos und zum Umsturz. Viele verloren allerdings ihre Jobs und die Begeisterung über den Westen ist „abgekühlt“.

    Sehr begehrt waren die Westkredite, vermutlich waren die der „Köder“ für die anderen „übergelaufenen“ Staaten. Allerdings wurden die Kredite ein Problem für den „Zahlmeister“, die Wirtschaft kann zusammenkrachen, wenn es keine „ordentliche Deckung“ gibt. Der „Arbeitseifer“ reicht nicht und andere „Vermögen“ (Bodenschätze) rücken zunehmend in weite Ferne.

    Würde man den Russen unterstellen hinter den Bodenschätzen der Ukraine her zu sein, so ist das so ähnlich, als würde man einen Milliardär unterstellen, einer alten Frau ihren Geldbeutel aus dem Einkaufskorb klauen zu wollen.

    Die Russen sind offensichtlich in der Hauptsache am Erhalt ihres Korridor zu ihren Schwarzmeerhäfen interessiert, den sie sich unter keinen Umständen abnehmen lassen.

    Die Ukrainer wollten vermutlich mit den russischen Bodenschätzen als „Mitgift“, stolz in die EU/Nato “einheiraten“. Jetzt stehen sie, vom Krieg arg „zerzaust“ und „hilfsbedürftig“ vor der Tür.

    Ich vermute, die Ukrainer fühlen sich als eine Art von „Ernährer(stand)“ Russlands, als etwas „Besseres“, durchaus früher sehr wichtig. Aber jetzt übernehmen Maschinen, letztlich auch Kunstdünger, die „Rolle“ vieler Landarbeiter. Russland ist, selbst bei Getreide, Konkurrent der Ukraine am Weltmarkt geworden. Die Ukraine wollte als Antwort Russland bei den Transitwegen unter Druck setzen, das scheint gescheitert.

    Ich kann die schweren psychologischen Probleme zwischen den beiden Staaten nachvollziehen und wünsche ihnen dass sie die Probleme überwinden können und künftig wieder kooperieren.

    Die Bilder von Francois Mitterrand und Helmut Kohl in Verdun, als sie gemeinsam und Hand in Hand die Toten, Opfer der menschlichen Unzulänglichkeit, betrauern konnten, fand ich extrem berührend.

    Die Russen und Ukrainer sollten möglichst bald auch so weit sein….

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Wenn wir jetzt tatsächlich davon ausgingen, dass es die „West-Propaganda“ war, die die DDR zum Zusammenbruch brachte, müssten wir auch erklären, warum es, überspitzt, Gerhard Löwenthal war, der die DDR zerstörte´, und warum es Karl-Eduard von Schnitzler nicht gelang, mit seiner Ost-Propaganda die BRD zu vernichten. In dem Zusammenhang sollten wir auch mal klären, warum der freie Journalismus aus dem Westen es angeblich immer wieder schafft, einen östlichen Staat zum Zusammenbruch oder zu einer Revolte zu bringen, während von russischer Seite immer Militär beteiligt werden muss, um eine „Revolte“ herzustellen.

      Sie ahnen wahrscheinlich, dass ich nicht viel von dieser Theorie halte. Ihr Versuch wäre nicht ganz so kläglich gewesen, wenn Sie statt des Westfernsehens wenigstens Radio Free Europe / Radio Liberty vorgeschoben hätten, also tatsächlich eine CIA-Veranstaltung.

      Aber genauso, wie Ihnen der freie Journalismus überhaupt unverständlich ist, sind Sie offensichtlich auch nicht in der Lage, den Unterschied zwischen Staatsfernsehen und und unserem öffentlich rechtlichen Rundfunk zu begreifen. Beim Staatsfernsehen werden die Inhalte von der Politik bestimmt, so dass z.B. RT für Russland in einigen Fällen (bei Corona war das offensichtlich) das Gegenteil von dem berichtet, was RT für Deutschland berichtet. Der öffentlich rechtliche Rundfunk ist journalistischen Prinzipien verpflichtet. Der berichtet im Zweifelsfall auch gegen die eigene Regierung, und es ist ein Skandal, wenn herauskommt, dass Politiker versuchen, Einfluss auf die Inhalte zu nehmen. Der öffentlich rechtliche Rundfunk Deutschlands wird teilweise zwar auch im Ausland wahrgenommen, aber er wird nicht für das Ausland produziert.

      Was diese zusammenbrechenden Staaten des Ostens alle gemeinsam hatten, war ein Staatsbankrott, der sie keine ausländischen Kredite mehr bedienen ließ, geschweige denn zuließ, neue Kredite zu bekommen, und die zunehmende Unfähigkeit, die eigene Bevölkerung zu versorgen: das, was sie sehr milde mit geringer Produktivität beschreiben. Und für diese Zustände war keine Westpropaganda verantwortlich, sondern die selbstgemachte schlechte Politik.

    • Mossack Fonseca sagt:

      „Der öffentlich rechtliche Rundfunk Deutschlands wird teilweise zwar auch im Ausland wahrgenommen, aber er wird nicht für das Ausland produziert.“

      Teilwahrheit, auch wir haben Auslands Propaganda Sender.

      Deutsche Welle ist ein Beispiel dafür.

      Allerdings ist das natürlich keinesfalls mit Russlands oder Chinas oder Amerikas Propaganda zu vergleichen.

  9. Realo sagt:

    @ Timm Grams 4. November 2023 um 12:56 Uhr

    Sie sehen eigentlich vieles so wie die Alterskohorte die kurz nach dem Krieg geprägt wurde. Auch ich gehöre dazu.

    Eher neu, abgesehen von den Türkenkriegen und Kreuzzügen, sind nur die Auseinandersetzungen mit den islamischen Ländern. Für die gilt nur der Islam und sie unternehmen alles um unsere Werte lächerlich zu machen.

    Das haben sie mit der Inszenierung vom „Nine Eleven“ drastisch vorgemacht. Da alle Attentäter getötet wurden, was vorhersehbar war, gab es praktisch keine Möglichkeit, als den dahinter stehenden, überlebenden „Organisator“ Bin Laden zu suchen und zur Verantwortung zu ziehen, was rund 10 Jahre gedauert hat.

    3000 Tote und theoretisch, gemäß unserer Werte, keine Möglichkeit für Sanktionen. Ich vermute, dass dies letztlich der Grund für Großmächte ist, das Völkerrecht nicht immer zu beachten. Ich vermute auch, die USA, Russland und China erkennen die Legitimität des Internationalen Gerichtshofs aus ähnlichen Gründen nicht an. Sie wollen sich nicht vorführen lassen.

    Hamas nutzt fast prinzipiell Geisel, oder nutzt geschützte Infrastruktur, wie Krankenhäuser, letztlich offenbar sogar Rettungsautos. Damit zeigen sie auf, dass wir unsere eigenen Werte nicht achten wenn z.B. die Hamas dennoch bekämpft werden muss.

    Auch bei der Völkerwanderung „fühlen“ uns hauptsächlich Moslems „auf den Zahn“, ob wir unsere humanen Werte ernst nehmen. Gleichzeitig könnten Moslems auch bei uns irgendwann die Mehrheit bilden und uns erklären wo „es lang geht“. Jetzt ist es wieder einmal soweit, dass sie bei einer Demo in Essen sogar die Errichtung eines Kalifat forderten.

    Bei Kriegen dürfte es im Prinzip um Ressourcen gehen. Dazu gehört auch die Ausbeutung menschliche Arbeitskraft. Manche meinen, die Moslems wollen uns (Ungläubige) in ihrem Glauben unterweisen, dafür müssen die Ungläubigen für sie arbeiten…..

  10. Timm Grams sagt:

    @ Realo

    Damit sind wir bei der alles entscheidenden Frage gelandet: Was ist Ursache, was Wirkung? Soweit ich weiß, war Osama bin Laden der Spross einer superreichen Familie aus Saudi‐Arabien. Beim Auszug aus Ägyptenland ging es hauptsächlich um Landnahme, Vertreibung der ansässigen Bevölkerung und Raub. Moses genialer Schachzug war, dafür die Religion zu instrumentalisieren. So lese ich das zweite Buch Mose. Die Kreuzzüge bieten weiteres Material für diese Sichtweise.

    Religionen sind menschengemacht. Man traue keinem erhabenen Motiv, wenn sich auch ein niedriges finden lässt.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Timm Grams

      Religionen sind menschengemacht.

      Sie sind zwar menschengemacht, wurden aber m.W. historisch nie mit aktuellen politischen Zielen für diese formuliert.

      Die redaktionelle Bearbeitung der jüdischen religiösen Überlieferung ab dem 8. Jahrhundert vor unsere Zeitrechnung so wie die des Koran ab ca 800 hatte außer der Konsolidierung einer jüdischen bzw. einer arabischen sozialen Identität keine konkreten politischen Ziele.

      Religionen entstanden, weil diese Erzählungen hilfreich bei der Definition und Erhaltung der sie tragenden Gemeinschaft waren. Ihre Änderung erfolgte immer in kleinen Sprüngen – sie sind damit evoluierende Subjekte. Weil wir klassischerweise bereits als Kinder in sie gestellt werden, übernehmen wir ihren Kern ins Unbewusste, in unsere gefühlsmäßigen Bewertungen und Entscheidungen. Die Stärke dieser gefühlsmäßigen Bindung wird durch die Stärke der gefühlsmäßigen Bindung an unsere Familie bestimmt und unsere Abhängigkeit von ihr von unserer Abhängigkeit von der Familie. Das heißt in der Folge, dass besonders die monotheistischen Religionen, die im Verbund mit einem starken, evtl. sogar gewaltbetonten Patriarchat tradiert werden, sehr gut benutzt werden können, um Angst zu erzeugen und damit auch die Reaktion auf diese Angst, die Aggression erfolgreich zu kanalisieren. Das ist aktuell im arabischen Raum, aber auch in Russland zu beobachten.

    • Timm Grams sagt:

      @ Frank Wohlgemuth 7. November 2023

      Die redaktionelle Bearbeitung der jüdischen religiösen Überlieferung ab dem 8. Jahrhundert vor unsere Zeitrechnung so wie die des Koran ab ca 800 hatte außer der Konsolidierung einer jüdischen bzw. einer arabischen sozialen Identität keine konkreten politischen Ziele.

      Die Bibel selbst sagt mir etwas anderes. Was, das habe ich im Artikel versucht darzulegen.

  11. Realo sagt:

    @ Timm Grams

    Zitat: „Religionen sind menschengemacht.“

    Ich habe Theologen so verstanden, dass Religionen von Menschen „interpretiert“ werden.

    Es geht um so etwas wie existente informelle „Objektbeziehungen“, wie z.B. bei den Naturgesetzen. Das Problem ist nur, dass wir sie nicht vollständig und korrekt kennen. Die existieren zweifellos und werden meines Wissens von Theologen mit dem Begriff „Gott“ verknüpft.

    Wenn unter bestimmten Bedingungen auf der Erde z.B. Flüsse nur bergab aber nicht bergauf strömen. Oder auch dass Menschen in Wüstengebieten Wasser sparen müssen, sonst müssen viele verdursten. Das sind z.B. für Moslems die in der Wüste leben, ganz wichtige „Objektbeziehungen“.

    Es gibt demnach „Objektbeziehungen“ die für bestimmte Religionen, für bestimmte Menschengruppen, offensichtlich wichtig sind.

    Derartige Objektbeziehungen gab es auch schon als es noch keine Menschen gab…. wohl auch dann noch, wenn es keine Menschen mehr gibt. Derartige Beziehungen haben sogar Leben zustande gebracht. Manche Beziehungen haben Menschen korrekt verstanden, andere Beziehungen werden vermutet, manches als „wahr“ angenommene, dürfte objektiv „falsch“ sein.

    Wir sind gezwungen Entscheidungen zu treffen, weil wir uns z.B. ernähren müssen. Auch das Zusammenleben muss irgendwie geregelt sein. Es wäre höchst fatal, würde die Hälfte der Autofahrer links und die andere Hälfte im gleichen Gebiet zur gleichen Zeit rechts fahren.

    Die „Religionen“ sind theoretisch die genau als richtig“ bzw. „optimal“, angenommene Information, die korrekte Formulierung, das „wissenschaftliche Verständnis“ und die „Interpretationen“ sind das Problem.

    Für Psychologen ist interessant, wie „Sachverhalte“ oder auch Religionen interpretiert werden. Es ist für diese Berufsgruppe nicht neu, dass es recht „abenteuerliche Interpretationen“ gibt, bis hin zu „schizophrenen“ oder anderen psychologisch bedeutsamen Interpretationen.

    Es ist die Frage, ob die Psychologie und andere Wissenschaften zur Lösung der kriegerischen Konflikte künftig etwas beitragen können?

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