Auf der Landestagung des Vereins zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU) am 5. September 2013 in Fulda gab es einen Vortrag über „Mathematik mit dem Tablet in Klasse 8“. Angekündigt war ein Erfahrungsbericht über eine iPad-Klasse, die vor einem Jahr eingerichtet worden war. Die Fuldaer Zeitung berichtete damals darüber: „Premiere an der Freiherr-vom-Stein-Schule: 27 Mädchen und Jungen der 8c sind die erste iPad-Klasse im Landkreis Fulda. Sie arbeiten im Unterricht mit Tablet-PCs“. Die Rede war davon, dass das Projekt „im ersten Jahr von einem unabhängigen Institut wissenschaftlich begleitet“ wird (Fuldaer Zeitung vom 1.9.2012).
Jetzt also sollte das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Arbeit vorgestellt werden – dachte ich. Nett und freundlich beschrieb die Vortragende, was so alles an Gerätschaften angeschafft wurde und welche Lernsoftware zum Einsatz kam. Es ging ihr dabei vorrangig um Merkmale der eingesetzten Lehrprogramme. Diese wurden, je nach Gefallen, mit Begeisterung vorgestellt oder kritisiert – Pioniereifer.
Vorbehalte gegen einen übermäßigen Computereinsatz im Unterricht, die in der Welt der Pädagogik unüberhörbar geäußert werden und die auch im unmittelbar vorhergehenden Festvortrag zu dieser Jahrestagung zur Sprache kamen, wurden in dem Vortrag nicht thematisiert.
Ein kontrolliertes Experiment „iPad-Klasse“ hätte – bei positivem Ausgang – diesen Vorbehalten begegnen können. Diese Gelegenheit ist offenbar verpasst worden. Auf die Frage aus dem Publikum, wie der Lerneffekt im Vergleich zu einer Kontrollklasse denn nun ausgefallen sei, kam die Antwort: „Es gab keine Tests. Die Mathe-Klasse hatte unglaublich viel Spaß.“
Eigentlich macht das Studiendesign zu dieser iPad-Klasse, wenn es ein solches überhaupt gibt, einen kontrollierten Versuch von vornherein unmöglich: Da die Schüler beziehungsweise deren Eltern die iPads selbst zu bezahlen hatten, war die Teilnahme an der iPad-Klasse freiwillig. Damit liegt der typische Fall einer verzerrten Stichprobe vor. Ein aussagekräftiger Vergleich mit einer Kontrollgruppe ist damit sowieso schon ausgeschlossen.
Hoppla! Hier wurde offenbar ein Experiment an jungen Menschen ohne stringente Versuchplanung, Kontrolle und Auswertung durchgeführt. Die vor einem Jahr angekündigte wissenschaftliche Begleitung hat wohl nicht stattgefunden.
Ein Experiment an jungen Menschen ist aber nur erlaubt, wenn der Erkenntnisgewinn aus dem Versuch dessen Risiken aufwiegt. Die gewonnene Erkenntnis muss breit gestreut werden, um bei schlechtem Ausgang des Experiments Nachahmung wirksam verhindern und bei positivem Ausgang die weitere Untersuchung und die Verbreitung des computerunterstützten und mobilen Lernens befördern zu können. Für diese Randbedingungen muss gesorgt werden. Und genau das ist beim Experiment „iPad-Klasse“ offenbar unterblieben.
Mit den unkontrolliert eingeführten iPad-Klassen erleben wir etwas, das auch in anderen Zusammenhängen schon zu besichtigen war, beispielsweise beim Lesenlernen. Der Spiegel 25/2013 zitiert auf S. 98 im Artikel über „Die neue Schlechtschreibung“ den Hirnforscher Henning Scheich vom Leibniz Institut für Neurobiologie in Magdeburg: „Dass neue Lehrmethoden vor ihrer Einführung nicht in qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Studien überprüft werden müssen, entspricht unkontrollierten Menschenversuchen.“
Da ist es angezeigt, eine Parallele zu einem Gebiet zu ziehen, in dem das kontrollierte Experiment hohes Ansehen genießt: Das Gesundheitswesen und insbesondere die Welt der Pharmazie. Das aktuelle Buch „Die Pharma-Lüge“ von Ben Goldacre stellt dem Arzneimittelwesen zwar ein sehr schlechtes Zeugnis aus. Aber wir sehen: Es geht schlimmer. Im Gesundheitswesen gibt es immerhin ein paar grundlegende Regelungen. Wenn sich auch nicht alle Akteure daran halten, so wissen diese doch, was richtig und was falsch ist. Im Bildungswesen dagegen gibt es noch nicht einmal das. Es fehlt sogar ein grobes Koordinatensystem für die Orientierung in der Frage, was an Experimenten zulässig ist und was nicht.
Ernsthafter als bei der Studie mit den iPad-Klassen ging es bei der Studie der Bertelsmann Stiftung „Lernen mit Laptops“ von 2002 zu. Allerdings war das Ergebnis ziemlich ernüchternd. Außer Computerkompetenz kam für die Schüler wenig herüber. Durch die Laptops im Unterricht wurde das verstärkt, was ich den „Trend zur Oberflächenkompetenz“ nenne. Diese Studie wäre Anlass genug gewesen, bei der iPad-Klasse genauer hinzusehen.
Wie mager das Ergebnis der Studie ist, kommt bereits in der folgenden Grafik zum Ausdruck, die einen Leistungsvergleich zwischen Laptop-Klasse und Kontrollgruppe zeigt. Die Laptop-Gruppe besteht aus 23 Jungen und 23 Mädchen, die Nicht-Laptop-Gruppe aus 23 Jungen und 21 Mädchen. Der leichte Vorsprung der Laptopgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe beim Sachrechnen wird im Bericht auch noch relativiert. Wichtig scheint mir zu sein, dass sich der von den Lehrern erwartete Vorteil des Laptop-Einsatzes bei Geometrie und Algebra nicht gezeigt hat.
Was ist zu tun?
Auch wenn Goldacres Buch vor allem die Mängel der Pharmazie aufzeigt, so wird doch auch deutlich, was schon erreicht worden ist und was zur Behebung der Mängel zu tun ist. Entlang der Argumentationslinien dieses Buches lassen sich Lehren für den Bildungsbereich gewinnen, denn beide Bereiche sind durchaus vergleichbar. Es geht da wie dort um den Menschen und sein Wohlergehen. Fehler im System führen in beiden Fällen zu schwerwiegenden Konsequenzen: zu Leid oder gar Tod da und zur Vernichtung von Lebenschancen dort. Was hier der Patient ist und der Arzt sind dort der Schüler und der Lehrer. Auf der einen Seite gibt es die Zulassungsbehörden und auf der anderen Seite die Schulämter.
Im Gesundheitswesen haben wir die evidenzbasierte Medizin, die den Nutzen für den Patienten mehren und Schäden vermeiden soll. Und was gibt es auf der Seite der Bildung? Ich sehe kein vergleichbares Konzept. Einfach weil eine Entscheidungsgrundlage, wie sie in der Medizin durch klinische Tests mit ihren strengen formalen Vorschriften geschaffen wird, im Bildungswesen fehlt.
Um die Situation im Bildungswesen zu verbessern, wäre das Formulieren entsprechender Vorschriften zur Schaffung einer starken Entscheidungsgrundlage ein wirksamer erster Schritt: Alle Studien und Experimente an Schulen müssten beantragt, erfasst, dokumentiert und publiziert werden. Die Regeln für kontrollierte Studien sind dabei verbindlich: Zufallsauswahl der Versuchspersonen und der Kontrollgruppe, Erfassung aller wichtigen Zielgrößen, Kontrolle von Störvariablen, Auswertung nach den Regeln der schließenden Statistik und unverzerrte Darstellung der Ergebnisse. Durch vollständige Transparenz kommen diese Studien voll zur Wirkung und Schaden für den Bildungsweg der betroffenen Schüler wird vermeidbar.
Lehren aus der Welt der Pharmazie
In diesem Zusammenhang halte ich es für nützlich, einige der Probleme unter die Lupe zu nehmen, die Goldacre für den Pharmabereich ausgemacht hat. Dann können wir auch sehen, was in Schulversuchen schief läuft oder was alles schief laufen könnte. Sind die Mängel erst einmal erkannt, kann man es ja besser machen.
Bei Goldacre geht es unter anderem um schlechte Studien und um die Fallen, in die man tappen kann:
- Offener Betrug.
- Vergleich mit einer „Schrottarznei“ – sprich schwachen Lehre.
- Manipulierte Studiendauer: Versuche so lange, bis das Gewünschte sichtbar wird.
- Zu kleine Studien: Marketing- bzw. Seeding-Studien.
- Nachträgliche Auswahl von Zielgrößen, die einen herbeigesehnten Effekt zeigen.
Zusammen mit der Neigung, nur solche Studien zu veröffentlichen, die einen erwünschten Effekte zeigen, gehören die unter Punkt 3 und 5 beschriebenen Verhaltensweisen zur Klasse „Fishing for Significance“: Nur das wird publiziert, was in die erhoffte Richtung zeigt, anderes wird verschwiegen.
Aber wenden wir uns dem Punkt 4 zu. Um beim Beispiel der iPad-Klassen zu bleiben: Warum werden die Klassen eigentlich mit einem Produktnamen der Firma Apple benannt? Das riecht schon sehr nach Marketing. Bereits Steve Jobs hatte vor, Schulen und Schulbuchverlage umzukrempeln (Der Spiegel 26/2013, S. 144). Inzwischen ist Apples App-Store mit Angeboten für den Unterricht gut ausgestattet. Und das hat seinen Grund: Schulen eignen sich ideal dafür, Kunden früh an ein Produkt zu binden. Und tatsächlich: Die Jugend ist fasziniert. Das iPad ist angesagt.
Hier wird vom Marketing ein ähnlicher Mechanismus eingesetzt wie bei den sogenannten Quengelkassen: In Augenhöhe locken Unmengen von Süßigkeiten und das Warten mit Kindern vor einer Kasse kann zum großen Geschrei ausarten. Auch wenn die Eltern ihrem Kind einen iPad-Computer freiwillig nicht kaufen würden: Der Kleine muss nur in die iPad-Klasse streben, schon hat er ihn. Haben wir’s nun endlich kapiert?
It’s the economy, stupid.
Ich freue mich, dass wieder mal jemand meine Studie aus dem Jahr 2002 zitiert. Wen das genauer interessiert: 2007 gab es dazu von meinem Team und mir noch eine weitere Studie, diesmal an 13 Schulen in Niedersachsen, darunter Gymnasien, Haupt- und Realschulen (allerdings mit – was den fachlichen Lernerfolg angeht – eher noch ernüchternderen Ergebnissen als in der Studie von 2002). Den Abschlussbericht findet man hier:
http://www.kranich-gymnasium.de/notebook/n21evaluationsbericht.pdf
Hier in Deutschland läuft übrigens gerade eine Untersuchung von Kerstin Mayrberger, die Projektinfo gibt es hier, aber auch da gibt es offenbar noch keine Ergebnisse: http://education2013.wordpress.com/about/
Auch wenn es in Deutschland noch keine Ergebnisse gibt, so gibt es doch einige Studien und Erfahrungsberichte aus dem Ausland (z. B. Norwegen, der Schweiz, Großbritannien). Es gibt sogar einige größere Studien zu Tablet-PCs, die allerdings auf iPads kaum übertragbar sind, weil sich die Eingabetechnik seit Mitte der 2000er Jahre doch erheblich weiterentwickelt hat. Mein Eindruck ist, dass die Schwelle, Tablet-PCs einzusetzen, gegenüber Laptops noch einmal sinkt, da die Geräte kleiner, schneller, handlicher, weniger fehleranfällig (das muss sich allerdings erstmal auf Dauer beweisen), einfacher bedienbar und billiger sind. Sie fügen sich dadurch möglicherweise nahtloser in den Unterricht ein – Lehrer können sie im Unterricht einsetzen wie ein Buch oder Heft, man kann sie schnell ein- und ausschalten, hat als Lehrer möglicherweise auch besser im Blick, was die Schüler machen, als in einer Laptopklasse, wo die Schüler hinter ihren Bildschirmen verschwinden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass mit Tablet-PCs die Digitalisierung des Schulbuchs tatsächlich ihren Durchbruch erlebt – die Initiativen von Apple weisen ja ganz klar in diese Richtung und auch die klassischen Schulbuchverlage haben mittlerweile alle digitale Versionen ihrer Schulbücher und digitale Zusatzmaterialien im Programm.
Gerade für Lehrer, bzw. Schulen, die bereits vorher viel mit digitalen Medien gearbeitet haben, haben sie dagegen eher Nachteile, da viele Programme für den PC auf dem Tablet (noch) nicht laufen (auch Lern-Management-Plattformen) und etablierte und gut funktionierende Systeme der Datenhaltung und Rechteverwaltung umgestellt werden müssen.
Ansonsten denke ich aber, dass sich am Ende vor allem die Erkenntnis wieder mal bestätigen wird, dass die Technik den Unterricht vielleicht verändert, aber ihn nicht automatisch besser macht. Wie mit jedem anderen Medium kann man guten und schlechten Unterricht mit TabletPCs machen.
Dabei wäre es natürlich schön, wenn man in kontrollierten Experimenten nachweisen würde, was wirkt – und wir hatten ja in der Erziehungswissenschaft spätestens mit den PISA-Studien eine empirische Wende, die endlich eine Evidenzbasierung auch in der deutschen Pädagogik hoffähig gemacht hat. Nur ist das mit den kontrollierten Experimenten im pädagogischen Kontext so eine Sache. Zwar kann man unter kontrollierten Bedingungen den Effekt bestimmter pädagogischer Maßnahmen und Methoden prüfen, solche Studien gibt es zuhauf – nur haben diese mit den Bedingungen, die ein Lehrer im Alltag seiner Schule vorfindet, häufig herzlich wenig zu tun. Mehr als 50 Jahre Unterrichtsforschung zeigen zudem, dass die Untersuchung von Unterricht komplex ist. Wenn Methode A bei Lehrer C in Klasse D erfolgreich ist, heißt das noch lange nicht, dass das auch bei Lehrer E in Klasse F der Fall ist. Um es mit Erich Weinert zu sagen: Man kann eben auf sehr vielfältige Weise guten oder schlechten Unterricht machen. Und daran wird auch der Einsatz von TabletPCs (oder welche Technik als nächstes durch die Schulen geschleift wird) nichts ändern.
Das große Geschäft
Digitale Medien wie Computer, Smartphones und Spielekonsolen verändern zweifellos unser Leben. Nicht wenige Menschen sagen, man solle unsere Kinder frühzeitig an diese Medien gewöhnen, da sie zu unserem Alltag gehören. Alkohol und Nikotin gehören auch zu unserem Alltag, doch kommt niemand auf die Idee, sie dreizehnjährigen Kindern zu verabreichen, damit sie für das spätere Erwachsenendasein gewappnet sind.
Tablets sind erst kurz auf dem Markt und sollen jetzt den Unterricht bereichern. Es gibt keine Studien, die belegen, dass der Umgang mit dem Tablet-PC tatsächlich das Lernen verbessern oder fördern könnte. Die Verfügbarkeit von Computern verbessert nicht die Leistung in der Schule, laut Pisa-Studie ist das Gegenteil eher der Fall. Warum also der Hype um die iPads?
Seit geraumer Zeit versuchen die Unternehmen Apple, Microsoft und Google auf dem Schulsektor Fuß zu fassen, denn der Wachstumsmarkt „Paducation“ ist riesig. Marktführer ist Apple mit seinem iPad. Der Grund des Engagements der Computer-Industrie liegt nahe: Zum einen kann man große Mengen an Hard- und Software absetzen zum zweiten wird die Markenbindung der jungen Menschen gefördert. Im Drogenmilieu nennt man das anfixen.
Das mag nun etwas hart klingen, funktioniert aber genau so. Hatte man vor einigen Jahren das Handy noch in der Jackentasche, am Hosenbund oder in der Handtasche, sieht man immer öfter vor allem junge Menschen, die das sogenannte Smartphone gar nicht mehr aus der Hand geben, sondern permanent „in Bereitschaft“ sind, digital zu kommunizieren. Schauen Sie sich in einer Fußgängerzone, im Café etc. um. Sobald diese Menschen kein „Netz“ haben, werden sie nervös. Aber dieser Eindruck ist sicher subjektiv.
Trotzdem: Machen Sie doch mal einen Test mit Ihren Studenten oder mit Oberstufenschülern, also sogenannten „Digital Natives“. Stellen Sie die Frage: Was würden Sie tun, wenn zweifelsfrei bewiesen wäre, das Handystrahlung (Elektromagnetische Strahlung) Krebs erzeugt? Das Ergebnis würde mich doch sehr interessieren. Die Antwort könnte ich mir aber auch denken. Die Befragten würden antworten, dass sie ihre Handynutzung einschränken und auf strahlungsarme Geräte achten würden. Gleiches kennt man aus der Tabakforschung: dort gaben befragte Raucher an, weniger rauchen bzw. leichte Zigaretten rauchen. Weder die Handynutzer noch die Raucher kämen mehrheitlich auf die Idee, mit dem schädlichen Tun aufhören, was sicher die beste Lösung wäre.
Etwa 250 000 Vierzehn- bis Vierundzwanzigjährige gelten laut Suchtbeauftragter der Bundesregierung als internetabhängig, weitere 1,4 Millionen als problematische Internetnutzer. Die digitale Mediennutzung von Neuntklässlern im Jahr 2009, also noch vor dem Smartphone- und Tablet-Boom, lag bei über sieben Stunden täglich. Welche Auswirkungen dieser Medienkonsum haben wird, ist noch nicht abzusehen, aber immer öfter fällt das Schlagwort „Digitale Demenz“.
Kinder sind fasziniert von digitalen Spielzeugen wie Smartphones und Tablets, denn sie sind neugierig, und die Geräte bringen meist viel Spaß, vom Mobbing in sozialen Netzwerken mal angesehen. Natürlich kann man mit diesen kleinen handlichen Computern schöne Dinge tun: spielen zum Beispiel, mit Abstrichen sogar musizieren, Filme anschauen, sich im Internet aufhalten. Im Unterricht haben diese digitalen Geräte allerdings nichts verloren. Die Welt ist analog, und auf diese Welt sollten wir unsere Kinder vorbereiten.
Ein weiterer Einwand gegen Tablet-PCs im Unterricht ist die Strahlenbelastung im Klassenzimmer. Schon 2007 hatte der Bayerische Landtag den Verzicht auf WLAN in Schulen auf Grund der Strahlenbelastung empfohlen. Frankreich hat 2009 Handys und WLAN für Kinder unter zwölf Jahren wegen der Gefahr der gesundheitlichen Belastung verboten. Selbst das Deutsche Bundesamt für Strahlenschutz schreibt in seiner Broschüre für den Schulunterricht, dass elektromagnetisch Felder wie sie durch WLAN und Handystrahlung entstehen, gesundheitsschädlich seien können. Sicher, die Studienlage bezüglich potentieller Gefahren der elektromagnetischen Strahlung ist nicht eindeutig. Studienergebnisse hängen meist von den Auftraggebern und ihren Interessen ab. Im EMF-Portal des durch das Bundesamt für Strahlenschutzes geführten Homepage finden sich eine hohe Anzahl Studien, die ein Gefährdungspotential auch weit unterhalb der Grenzwerte aufzeigen. Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.diagnose-funk.de oder regional unter http://www.mowo-flieden.de.
Mein Blog-Artikel konzentriert sich auf die Frage welche Vor- oder Nachteile der Computereinsatz im Mathematik-Unterricht mit sich bringt. Und dabei denke ich vor alle an Lehrprogramme wie die im MNU-Festvortrag angesprochenen Programme zum Zählenlernen für die Kleinen und die Dynamischen Geometriesysteme für die Größeren. Dass es um Tablet-Computer geht, spielt für mich dabei eher eine untergeordnete Rolle, da die von mir ins Auge gefasste Lehrsoftware bereits auf Desktop-Computern vollkommen zur Geltung kommt. Kleinformatige Rechner sind da kein Gewinn – eher im Gegenteil.
Die bisherigen Kommentare zum Artikel haben einen größeren Blickwinkel. Darin geht es um die Veränderung der gesamten Schulpraxis aufgrund des Computer- bzw. Tablet-Einsatzes. Dabei kommen die folgenden Felder ins Blickfeld:
Mir geht es vor allem um den dritten Punkt. Ich frage also, was die Lehrprogramme bringen. Wird das Lernen durch Lehrprogramme vereinfacht? Helfen die Lehrprogramme dabei, den Schülern und Studenten die Grundlagen der Mathematik nahezubringen? Oder sorgen sie nur dafür, dass Zeit vertrödelt wird? Was meint die Spiel-und-Spaß-Fraktion dazu?
Einen weitgehend ausgewogenen Standpunkt vertreten die Professoren Hans-Georg Weigand, Universität Würzburg, und Thomas Weth, Universität Erlangen-Nürnberg. In ihrem Buch „Computer im Mathematikunterricht – Neue Wege zu alten Zielen“ aus dem Jahre 2002 schreiben sie auf S. 12: „Bei all diesen Überlegungen zur Bedeutung des Werkzeugs in der Mathematik und im Mathematikunterricht sollte aber nicht vergessen werden, dass der Einsatz eines Werkzeugs kein Selbstzweck ist, sondern dass es die Ziele des Unterrichts sind, die seinen Einsatz rechtfertigen und dass es die Art und Weise des Einsatzes ist, die ein Werkzeug zu einem sinnvollen pädagogischen Werkzeug werden lässt.“
Das Buch ist anregend und bietet Stoff für Diskussionen. Der Widerhall einer solchen Diskussion ist im MNU-Festvortrag zu vernehmen.
Auch ich bin der Meinung, dass dieses „Experiment“ mehr Fragen aufwirft als es beantwortet.
Zur harschen Kritik an der Firma Apple in diesem Zusammenhang möchte ich entgegnen: Es handelt sich um das Experiment „Tablet“ und wird eben anhand des iPads durchgeführt.
Die leidige „iPad“ versus den „Rest der Welt“-Diskussion, Apple ist teuer, man ist ausgeliefert, usw. will ich hier nicht führen … und nun kommt ein aber …
… aber ein paar Dinge muss ich sagen:
— iBooksAuthor (http://www.apple.com/de/ibooks-author/) wäre ggf. geeignet, Inhalte im Unterricht zu erstellen. Kreieren, nicht konsumieren. Vielleicht gibt es so etwas auch für andere Plattformen.
— Aus eigener Erfahrung mit iPad, Android-Tablets, Macs und Windows-PCs (und ja, Linux ist auch dabei) im direkten Vergleich bin ich zur Meinung gekommen: Ja, das Apple-Hardware-Software-Dienste-Gespann ist „besser“ als die Konkurrenz.
„Besser“ bedeutet: Robusterer Betrieb, geschmeidigerer Workflow, und weil das Auge nicht nur beim Essen eine große Rolle spielt: schöneres Arbeiten.
— Ich kann keine besondere auf Schulen zielende Marketing-Strategie von Apple sehen, von der die Verantwortlichen der iPad-Klasse eingefangen wurden. „Besondere“ im Sinn, dass nur die „Bösen“ (iOS = Apple) so etwas im Sinn haben. Es ist ja nicht so, dass die „Guten“ (Android = Google … Google????) oder die „Unbedeutenden“ (Microsoft) ihre Produkte verschenken wollen oder diesen Markt ignorieren.
Das Produkt „iPad“ ist „hip“ und angesagt, einfach besser und etwas teurer als die Konkurrenz. Wenn das die Strategie ist, dann bleibe ich gerne bei Apple, Macs und i-Geräten. (Der „Hip“-Teil ist mir egal.) Privat fahre ich aber keinen Mercedes oder BMW.
Pingback: iPad-Klassen: unkontrollierte Experimente an ju...
Ilpo Halonen (dafnord, http://www.euneos.fi) schreibt im Pingback-Kommentar: „… Unkontrollierte Experimente mit Tablet-PCs im Unterricht sind in Finnland normal, weil die Lehrer total frei bei der Wahl ihrer Unterrichtsmethoden und -materialien sind. Eine Folge dieser Freiheit sind die guten PISA-Resultate der finnischen Schüler. Freiheit ist keine Anarchie im Unterricht. Als Folge der Experimente sind die finnischen Lehrer besser informiert über die Bedürfnisse der Zeit als sonst.“
Meine Antwort an Ilpo Halonen: Die Freiheit der Lehrer bei der Wahl der Lehrmittel und Unterrichtsmethoden halte auch ich für ein hohes Gut. Aber was spricht dagegen, die Lehrer bei ihrer Wahl im Sinne einer evidenzbasierten Pädagogik zu unterstützen? Wo bleibt der Nachweis, dass die Erfolge der finnischen Schulen auf Computernutzung zurückzuführen sind und nicht etwa auf andere Besonderheiten wie bessere Betreuung der Schüler? Wer sagt einem, welche Nutzungsformen erfolgversprechend sind und welche nicht? Kontrollierte Experimente könnten da Klarheit schaffen.
Mir geht es vor allem um Lehrprogramme, insbesondere diejenigen für das Fach Mathematik. Helfen die Lehrprogramme dabei, den Schülern und Studenten die Grundlagen der Mathematik nahezubringen? Oder sorgen sie nur dafür, dass Zeit vertrödelt wird? Was ist mit der Fingerfertigkeit, die besonders beim Schreiben und beim Arbeiten mit Zirkel und Lineal gefördert wird?
Zu Uwe Werner: Ob man „Mercedes oder BMW“ fährt oder VW ist erst in zweiter Linie zu entscheiden: Ob man die Produkte von Apple, Samsung oder sonstwem einsetzt, wird erst relevant, wenn der Nutzen der Technologie erwiesen ist.
Auch wenn der Post schon ziemlich alt ist, kann ich das nicht so stehenlassen.
1. Ich war Lehrer an Gymnasien, bin aber außer Dienst.
2. Ich gebe workshops für Lehrer, die iPads im Unterricht einsetzen.
So… Da ich gerade im Urlaub bin, habe ich nur bedingt Motivation mich mit oben zu findenden „Thesen“ auseinanderzusetzen… Ich mache das jetzt Kalkutta und knapp weil ich so viel geballten Unsinn nicht kommentarlos stehen lassen kann.
Zunächst einmal gibt es einen gravierenden UNTERSCHIED zu Lapotop-Klassen bzw. Zum Einsatz von Computern im Unterricht. Das iPad ist KEIN „verkleinerter PC“… Das ist Unsinn…!
Grundsätzliches:
– Akkulaufzeit 8-10h (auch nach Jahren!)
– keine Trojaner/Viren
– leicht zu administrieren
– Hard-/Software arbeitet problemlos und verlässlich
– Workflow auf iPad ist ein völlig anderer und wesentlich effektiver als auf jedem anderen System
– das iPad ist ein Werkzeug! Ich habe jederzeit eine Möglichkeit zu schreiben, zu fotografieren, zu filmen, Audios aufzunehmen etc. Jederzeit bedeutet überall und immer!
Mobiles Lernen bedeutet: ich habe meine Materialien immer und überall dabei, vor dem Fußballtraining, in der Straßenbahn, bei Freunden, bei der Oma etc.
Im Apple App-Store gibt es zur Zeit ca. 70.000 Apps die unter dem Thema „Bildung“ laufen. Auch wenn diese Apps nicht zwingend notwendig sind, so bereichern doch viele die Art des Lehrens und Lernens. Einfachstes Beispiel: Jeder Schüler kann auf „seinem“ iPad ein 3D-Modell eines Atoms selbst drehen und anschauen. Damit wird auch ein großer maßgeblicher Unterschied zum Laptop deutlich: Ich kann Dinge „anfassen“. Das ist nicht zu unterschätzen! Ich kann auf dem iPad ein Periodensystem darstellen (inklusive zb der 3D-Modulation), Geometrie zb mit „Geogebra“ lernen/anwenden, mit „GarageBand“ Musik machen, genauso aber die Szene einer Lektüre vertonen, einen Radiospot zu einem (Unterrichts-) Thema produzieren, ein Hörspiel zu einem gesellschaftlichen Inhalt produzieren, mit z.B. „Explain everything“ als Lehrer oder Schüler eigene Lehr-/Lernfilme erstellen und so unendlich viel mehr.
Der Autor des Posts oben hat den Gedankenschritt noch nicht vollzogen, inwieweit sich Lern-/Lehrsituationen verändern, wenn ich meinen Schülern, statt als Arbeitsauftrag „ein Essay“ zu schreiben, als Lehrer sagen kann: wer möchte, schreibt ein Essay, wer möchte, macht ein Standbild und beschriftet es, wer möchte, produziert einen Radiobeitrag, wer möchte, dreht einen Film etc. und vieles mehr.
Mit einem Tablet zu lernen verändert Lernen eminent! Es verändert MOTIVATION, und vor allem vergrößert es meine methodisch-didaktischen Möglichkeiten! Es ergänzt den vorhandenen „Medienkoffer“ mit einem „Werkzeugkoffer“, der mir jederzeit alles liefert was ich brauche und das mit einem Gewicht von ca. 500g.
Es gibt sehr wohl Studien, die belegen, dass ipads im Unterricht das Lernen optimieren und verbessern. UNABHÄNGIGE Studien unserer Uni Köln. Ich schicke das gerne zu.
Warum Apple? Ich hab das oben schon angerissen, nochmal kurz:
– stabiles System
– Sicherheit
– Administration
– Bildungs-Apps
– Updates! Kaum jemand weiß, dass zb Samsung bei einem großen Android-Update (4x>5x) die Geräte gegen dieses sperrt. Weil sie neue Geräte verkaufen möchten. Zum Vergleich: (ipad2 von 2010) läuft auch mit iOS 8 (2014).
Ich kenne Schulen, die haben seit Beginn ipads im Verleih innerhalb der Schule (4-5 Jahre). Auch diese Geräte funktionieren noch heute problemlos! Das schafft man mit keinem Windows-Laptop, den man sowieso nicht mit einem Tablet vergleichen DARF!
Bevor man sich mit der Thematik so kritisch auseinandersetzt, sollte man zunächst mal lernen umzudenken, an welcher Stelle Technik nicht nur vorhandenes ersetzt (z.B. statt mitzuschreiben auf Papier, dies dann auf dem Tablet zu machen), sondern an welcher Stelle Technik meine Möglichkeiten des Unterrichtens so verändert, dass ich Dinge tun kann, die vorher nicht möglich waren!
Interessierte können an dieser Stelle gerne mal das „SAMR-Modell“ googlen.
Normalerweise lösche ich in Diskussionsbeiträgen die Rückverweise auf kommerzielle Seiten, wie die von Herrn Sippel. Da ich aber die Ökonomisierung der Bildung zum Thema gemacht habe, hilft der Rückverweis bei der rechten Einordnung dieses Diskussionsbeitrags. Der Rückverweis bleibt deshalb stehen.
„Der Autor des Posts oben hat den Gedankenschritt noch nicht vollzogen, inwieweit sich Lern-/Lehrsituationen verändern, wenn ich meinen Schülern, statt als Arbeitsauftrag „ein Essay“ zu schreiben, als Lehrer sagen kann: wer möchte, schreibt ein Essay, wer möchte, macht ein Standbild und beschriftet es, wer möchte, produziert einen Radiobeitrag, wer möchte, dreht einen Film etc. und vieles mehr.“
Das ist ja hart: Wie viele Fehler auf einmal kann man eigentlich als Lehrer (sorry, Ex-Lehrer) machen?
Pflicht 1:
Was ich lehre, muss ich mindestens mit Skill level 4 (https://hr.od.nih.gov/workingatnih/competencies/proficiencyscale.htm) beherrschen! Ich halte es für eine abenteuerliche Selbstüberschätzung, wenn jemand meint, er würde von der Schreibtheorie bis zur Regie und Schnitt alle Fächer beherrschen, die man erst an in verschiedenen Studiengängen und etlichen Berufsjahren Praxis erlernen kann. Der Autor sitzt diesem Irrtum auf, weil er annimmt, dass das, was die Oberfläche einer App zum Thema X anbietet, das Fachgebiet X vollends abbildet.
Handyhybris ist eine Form der Hysterie, (Affektivität, großes Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung, Narzissmus i.V.m. Omnipotenz und Allwissenheit) die dadurch hervorgerufen wird, dass Handynutzer angesichts der Möglichkeiten, die das Handy bietet, nämlich fast alles per Knopfdruck erreichen und
bewirken zu können, die Leistungsmerkmale ihrer Geräte als ihrer Person zugehörig betrachten. („Man könnte glatt durchdrehen angesichts
dieser Möglichkeiten und sich für allwissend bis allmächtig halten“).
Pflicht 2:
Was ich auftrage, muss ich kontrollieren und beurteilen können. Wer gibt den Schülern ein profundes Feedback für ihre Arbeiten? Kann das der Lehrer, der das von sich meint oder sind es die Fachexperten? Der Lehrer, der heute IT-Ausbildung in der Schule macht, hat häufig keine Informatik- oder Anwendungsinformatikausbildung, von den kognitiven Neurowissenschaften bekam er auch kein Diplom. Er sollte als Erzieher jedoch wissen, dass junge Menschen Führung und Vorbilder brauchen. Jemand ohne Ahnung von dem, was er tut, kann beides nicht geben. Was ich erwarte,
(A) das muss ich genau so mitteilen.
(B) das muss ich genau so einfordern können.
(C) das muss ich genau so kontrollieren können.
Pflicht 3:
Der Lehrer hat einen Fachauftrag (selbst im Fach Arbeitslehre) zu erfüllen, damit die Schüler über ein Minimum an Fachwissen besitzen, um die Grundlagen der weiterführenden Ausbildung zu verstehen. Die Fachsprache müssen die Schüler beherrschen. Die Fachsprache ist nicht die Repräsentation (und nicht die Implementierung) einer App, sondern die Menge der Grundbegriffe des betreffenden Fachgebiets zuzüglich ihrer Verwendungen.
Pflicht 4:
Der Lehrer hat den Auftrag, die Schüler mit den kommenden Aufgaben vertraut zu machen. Indem er ihnen einen Fotoapparat oder eine Videokamera in die Hand drückt, ohne ihnen Grundwissen vermittelt zuhaben und ohne einen konkreten Auftrag zu benennen, der ihren bereits erworbenen Fähigkeiten und Kenntnissen entspricht, macht der die Ausbildung zu einem Witz, zu einer Unmöglichkeit, einer Verkaufsshow für Gimmicks, einer Luftnummer, einer weiteren virtuellen Sinnlosigkeit, die nichts mit ihrem Leben zu tun hat.
Lernbegleiter spielen im Sinne Frattons („Bringe mir nichts bei“, „Erkläre mir nicht”, „Er¬ziehe mich nicht“ und „Motiviere mich nicht“), wie das die Bildungspolitik in BW bekundet (http://www.baden-wuerttemberg.de/de/bw-gestalten/schlaues-baden-wuerttemberg/schule/gemeinschaftsschule-faq/) kann jeder Labrador oder jede Katze deutlich besser – ganz sicher.
(Die meisten Schüler haben nach dem Abitur den tiefen Wunsch, ganz weit weg zu fahren und ganz lange abzuschalten. Das ist der Wunsch nach Erdung, nach Erfahrung, nach Realität und nach echtem Leben mit echtem Risiko. Leider haben viele junge Menschen dazu keine Chance mehr, weil sie von keinem gelernt haben, potenziell tödliche Risiken richtig einzuschätzen. )
Mein Sohn besucht die 8. Klasse, wo die Lehrer das Projekt „Laptopjahrgang“ eingeführt haben. Dabei wurden den Eltern folgende Vorteile genannt:
a) Durch die Tastaturnutzung seien Verbesserungen bei Lese‑Rechtschreib‑Schwäche zu erwarten.
b) Die vielfach schlecht lesbaren Texte werden lesbar.
c) Die Schüler können ihre Schreibfehler erkennen.
d) Überarbeitungen und Fehlerkorrekturen werden erleichtert.
e) Die geringe Frustrationstoleranz von Schülern wird weniger herausgefordert.
f) Schüler mit LRS erlernen den Umgang mit der automatisierten Rechtschreibprüfung.
g) Das vielfach vorhandene Zettel‑Chaos aus Arbeitsblättern wird beseitigt.
h) Unterrichtsmaterialien können nicht mehr vergessen werden.
Wonach sieht diese Liste aus?
Die schwer beschulbaren Kinder werden wieder in die Reihe geführt. Die Lehrer erhalten eine weitere Chance, etwas zu verbessern, weil die Standards beim Lesen, Schreiben und Rechnen (und sich selbst organisieren) fehlen.
Inzwischen zeigten sich zahlreiche Defizite, u.a. verloren einige Kinder ihre Anfangsbegeisterung. Das deutlichste Problem ist, dass die Schüler ihrer Arbeitsstruktur verloren haben, ohne das direkt zu bemerken.
Sie konnten die Zuordnung nicht mehr herstellen, ob eine Aufgabe nun in Powerpoint oder in Word oder als pdf bearbeitet worden war, ob sie komplett erledigt, schon kontrolliert oder noch ergänzt werden musste, welcher Inhalt wo stand (um noch einmal nachzulesen). All das ging in einem einzigen Chaos unter.
Was wir in der Wirtschaftsinformatik als Medienbruch für problematisch halten, erzeugt in den Köpfen der Kinder so etwas wie mentale Rupturen, die alle Lernvorgänge stören. Bekannt sind diese Effekte seit Kandel/Hawkins 1992, den verantwortlichen Lehrern und Schulleitern sind sie egal.
Der systematische Fehler der Lehrer und Eltern ist: Sie halten ihre Kinder für kleine Erwachsene, die ‚eigentlich‘ schon alles beherrschen, wenn man es nur schafft, ihnen ‚möglichst früh‘ alles beizubringen, z.B. eine Zeichensprache oder den iPad.
Diese Perspektive der Eltern oder Lehrer erscheint mir völlig falsch. Sie stammt von Menschen, die vergessen haben, wie schwierig ihre Kindheit, ihre Jugend und ihr Lernen war und auch sein musste, um überhaupt so weit zu kommen, und, dass sie von oben herab die falsche Perspektive einnehmen.
Manche nennen das ‚Nachträgliches Besserwissen‘ (Massimo Piattelli‑Palmarini, Die Illusion zu wissen, 1997, S.104f.) und nehmen es in die Liste der größten Denkfallen auf.