Die Gier kam nicht erst mit der Moderne, mit der Industrialisierung, in die Welt. Sie war schon immer menschlich. Wohlgelitten war sie nicht. In den letzten 200 Jahren wurde sie popularisiert, auf die Spitze getrieben und letztendlich ziemlich schamlos zur Schau gestellt. Sichtbar wird das mit Larry Page, Elon Musk, Peter Thiel und weiteren kalifornischen Multimilliardären. »Die Utopie der Gier« (Ayn Rand) ist nahe.
Das Aufbrechen der Ordnung, in der ein jeder seine Platz hat und sich damit bescheidet, lässt sich grob mit der Erfindung des Buchdrucks datieren: 1451. Die Neuzeit beginnt und die Gier wird mit der »Eroberung des Paradieses« 1492 weltbewegend. Gier und Vorsehung genanntes Sendungsbewusstsein (Manifest Destiny) sind die formenden Kräfte Nordamerikas.
Gier zieht
John Locke hatte eine moderne Vorstellung davon, wie Eigentum entsteht. Eigentum wird vom Grundgesetz geschützt: Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet (Art 14 GG).
Man kann den Freiheitsbegriff für die grundlegende Errungenschaft der Aufklärung halten. Es ist eine starke Idee, die bei uns im Westen die Macht des Staates einschränkt und dem Schutz des Bürgers dient. Die Reichweite des Freiheitsbegriff ist auf die Verfassung eines Volkes beschränkt. Für bedeutender halte ich die materielle Basis, den Eigentumsbegriff. Eigentumsverhältnisse und -ansprüche, nicht etwa die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, bilden das Gewebe für die Beziehungen zwischen den Völkern.
Gier ist auf dem Meinungsmarkt nicht verkäuflich, Freiheit dagegen schon. Der Slogan »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« benennt die Ideale der Aufklärung. Wir sind gefordert, dahinter die kollektiv konstruierte Realität auszumachen.
In den Literaturhinweisen habe ich einige der mir wichtigen Bücher (und eine Fernsehserie) zum Verhältnis von Schein und Sein zusammengestellt.
Moderne
Damit kommen wir zur von Shoshana Zuboff so genannten Moderne. (Seitenzahlen in runden Klammern beziehen sich auf ihr Buch The Age of Surveillance Capitalism von 2019.) Sie schreibt, dass die erste Moderne den Zeitpunkt markiere, als sich das Leben vieler Menschen individualisierte, indem es sich von traditionellen Normen, Sinngebungen und Regeln löste (S. 33).
Arbeitsteilung, Serienfertigung und Massenproduktion machen vielen vieles erschwinglich: Autos Waschmaschinen, Kühlschränke. Neue Freiheitsräume werden sichtbar. Gier wird gesellschaftsfähig. Andererseits: Das T-Modell von Ford hat vermutlich mehr zur Emanzipation der Frauen beigetragen als irgendwelche feierlich vorgetragenen Erklärungen zur Gleichberechtigung.
Die technische Basis
Das Internet und die Suchmaschinen sind die materielle Basis dessen, was Shoshana Zuboff die zweite Moderne nennt. Von zentrale Bedeutung ist das Ranking von Suchergebnissen. Es verlangt die Bewertung der Relevanz von Informationsangeboten bezogen auf die Benutzeranfrage.
Im World Wide Web gibt es viele Milliarden Web-Seiten. Suchmaschinen wie Google sind die Navigationsgeräte in diesem riesigen Informationsangebot. Sie legen fest, in welcher Reihenfolge die Suchergebnisse in der Ergebnisliste
erscheinen.
Je weiter oben eine Seite erscheint, umso eher wird sie vom Adressaten auch tatsächlich wahrgenommen. Jeder Anbieter von Werbung ist darauf erpicht, eine möglichst gute Bewertung seiner Seiten durch die Suchmaschine zu bekommen.
Die Bewertungsverfahren sind sehr komplex. Die Suchmaschinenbetreiber tun gut daran, sie nicht im Detail bekannt zu geben. Informationsanbieter können nämlich die Eigenheiten der Berechnungsverfahren ausnutzen, um so mittels Search Engine Optimization (SEO) eine möglichst hohe Bewertung zu bekommen. Es wird also – anders als der Name sagt – nicht die Suchmaschine optimiert, sondern die Webpage.
Überwachungskapitalismus
Die Erfolgsgeschichte von Google beginnt mit dem von Larry Page
entwickelten PageRank-Algorithmus (1997), der einzig die Vernetzung der Webpages in Rechnung stellt und vom Verhalten der Nutzer und deren Vorlieben nichts wissen will.
Ziel war die Verbesserung der Suchergebnisse für den Nutzer. Geld wurde durch die Lizenzierung von Dienstleistungen an Portale wie Yahoo! verdient. Google war der Goldstandard des Gewerbes.
Nach der Jahrtausendwende kam der Richtungswechsel. Der Blick richtete sich auf das im Datenmeer verborgene Benutzerverhalten – ein Schatz, der gehoben werden wollte. Die Gier sorgte dafür, dass dies dann auch geschah, und zwar unter konsequenter Geringschätzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung.
Kein Grund zur Klage? Niemand wird gezwungen mitzumachen. Ja, aber die Abstinenz hat einen hohen Preis. Sie geht gegen die menschliche Natur: Erst einmal angebissen, ist der Apfel unwiderstehlich (S. 341).
Heute gibt es AdWords, das die Wünsche des Webseitenanbieters berücksichtigt und das sich gute Platzierungen bezahlen lässt (Targeted Advertising). Die Platzierung, bezogen auf Schlüsselwörter der Anfrage, wird durch eine Art Auktion festgelegt. Abgerechnet wird nach Anzahl der Klicks auf die Seite (S. 76).
Viele Klicks senken die Kosten je Klick (S. 83 ff.) . Das scheint dem Profitinteresse von Google zuwiderzulaufen. Andererseits aber soll das Google‐System Leute anziehen und bei der Stange halten; genau das gelingt mit Seiten mit hohen Klickzahlen. Deshalb wird sich ein Seitenanbieter bemühen, seine Seite besonders attraktiv zu gestalten. Das zahlt sich dann für ihn und für AdWords aus.
Und so kommt das Benutzerverhalten ins Spiel: Je besser ein Seiteninhalt zum prognostizierten Benutzerverhalten passt, umso besser wird die Seite platziert. Das sorgt für mehr Klicks und verbessert den Profit für AdWords und den Seitenanbieter.
Totalitarismus
Der Überwachungskapitalismus ist eine neue Wirtschaftsordnung, die menschliche Erfahrung als kostenlosen Rohstoff für versteckte kommerzielle Praktiken der Ausbeutung, Vorhersage und des Verkaufs beansprucht. Resultat ist eine beispiellose Konzentration von Reichtum, Wissen und Macht. Das Volk wird seiner Souveränität und wichtiger Menschenrechte beraubt.
Damit entsteht die Vorstellung eines unkorrigierbaren totalitären Staates als Träger ewiger Wahrheiten. Für Larry Page sind die totalistischen Ambitionen von Google eine logische Konsequenz des Engagements für die Perfektionierung der Gesellschaft (S. 401).
Die Idee ist in der Geschichte schon mehrfach gescheitert. Es gibt keinen Grund für die Vermutung, dass das diesmal anders sein wird.
Literaturhinweise
Phineas Taylor (PT) Barnum: The True Life of the World’s Greatest Showman. 1888
Edward Bernays: Propaganda. 1928
Gustave Le Bon: Psychologie der Massen. 1895/2009
George Orwell: 1984. 1948
Ayn Rand: Atlas Shrugged. 1957
Shoshana Zuboff: The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power. 2019
Mad Men. Fernsehserie 2007 – 2015
Das hier ist sehr einseitig:
Mit noch deutlich schlimmeren Methodiken arbeitet Putin und Surkow und Dugin und Bischof Tychon selbst!
https://www.piper.de/buecher/schwarzbuch-putin-isbn-978-3-492-60339-3-ebook
Zusammengefasst:
“
Das „Schwarzbuch Putin“ beschreibt Russlands systematische Strategie der Destabilisierung westlicher Demokratien durch Oligarchengelder, Energieabhängigkeiten und gezielte Desinformation.
Dabei werden rechte, linke und ökologische Extrempositionen instrumentalisiert, um gesellschaftliche Spaltung zu fördern.
Russische Akteure nutzen Softpower über Spenden an Eliteuniversitäten, Medien und Parteien ebenso wie harte Einflussnahme über Pipelines, Gasspeicher und Netzbeteiligungen. Zentralfiguren wie Surkow und Dugin propagieren hybride Kriegsführung, bei der Wahrheit gezielt verwischt wird. Die Autoren analysieren dies faktenbasiert und warnen vor der ideologischen Anschlussfähigkeit dieser Taktiken an rechte und verschwörungsideologische Kreise im Westen.
“
On Top:
Fernsehserie: Die fünfte Kolonne (Fernsehserie) deutsche Fernsehserie (1963–1968) mit Reinhard Glemnitz –> auf einigen Video Plattformen ihres Vertrauens abrufbar
@ russischer AFD Abfangjäger 5. Juni 2025 um 13:23 Uhr
Ihre Sicht ist auch recht einseitig:
Es ist selbstverständlich so, dass umgekehrt, natürlich auch Europa an der Destabilisierung Russlands durch Westkapitalisten, Förderung von politischen „Westmarionetten“, Sanktionen und an gezielter Desinformation interessiert ist. Die Nato hat sich nach Osten „erweitert“, nicht umgekehrt. Es ist klar, dass Russlands Bodenschätze Begehrlichkeiten bei den Anlegern hervorrufen…..
Dagegen gäbe es sogar eine Regel: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut“. Friede könnte ganz einfach sein…..
Angeblich gehen die Russen selbst davon aus, dass es eine Art „inneren psychischen Zwang“ gibt, vom Meer in das innere des Festlandes zu ziehen. Da entsteht zwingend eine Konkurrenzsituation zwischen Einwanderer und Eingesessenen. Z.B. Indianer und Zuwanderer in Amerika. Die Indianer brauchten für ihr artgerechtes Leben viel zu viel Boden und wurden von den stärkeren Zuwanderern zurückgedrängt…..
Aus der Vergangenheit (Napoleon, Hitler), haben die Russen gelernt und mit rund 5000 Atombomben vorgesorgt, dass sie ihre Unabhängigkeit und ihre Bodenschätze bewahren können.
Für die gesellschaftliche Spaltung im Westen sorgen wir selber, weil es eben viele, recht egoistische Meinungen gibt. Das Geld können sich die Russen sparen.
Psychologie Studenten haben mir ehemals (in meiner 68er WG) beigebracht, dass ein westlich egoistischer Mensch nicht nur will dass es ihm selbst gut geht, er will auch noch Macht und Anerkennung, anderen Menschen Vorschriften machen, z.B. heutzutage einen „Veggie Day“ aufzwingen. Er zieht auch „psychischen Gewinn“ daraus, wenn es anderen Menschen schlechter geht, darben müssen und dafür werden Vorwände gesucht.
Dass in diesem Sinne rechte, linke und ökologische Extrempositionen instrumentalisiert werden ist klar. Wenn es sich so verhält wie es Psychologen sehen, ist klar dass so eine gesellschaftliche Spaltung gefördert wird. Dazu kommt das politische „Intrigenspiel“. Es wird sogar versucht, die Justiz hineinzuziehen.
Letztlich spielen alle mit der „Wahrheit“, jeder hat seine eigene „Wahrheit“….
Wer russische Desinformationskampagnen relativiert, indem er reflexartig auf „den Westen“ zeigt, übernimmt genau die Taktik, die Surkow & Co. perfektioniert haben: moralische Gleichsetzung statt Aufklärung. Kritik an NATO-Fehlern ist legitim – aber sie ersetzt nicht die Verantwortung Putins für systematische Destabilisierung, Oligarchenmacht und hybride Kriegsführung.
Etwas ist falsch, allein weil es der Gegner sagt. Das ist Arthur Schopenhauers Kunstgriff 32 (»Die Kunst, Recht zu behalten«).
Herr Grams, das ist genau der Trick, auf den so viele reinfallen:
Mit einem Schopenhauer-Zitat soll’s nach kluger Debatte klingen, dabei lenkt es nur vom eigentlichen Problem ab. Es geht eben nicht darum, wer etwas sagt, sondern weshalb – und wessen Spiel damit gespielt wird.
Diese Gleichsetzerei („alle Seiten machen’s irgendwie“) ist genau der Nebel, den russische Desinformation braucht, um Zweifel zu säen.
Am Ende hilft so ein Kommentar nicht der Aufklärung, sondern denjenigen, die gezielt Gesellschaften spalten wollen. Wer das nicht erkennt oder relativiert, wird zum „nützlichen Idioten“ der Propaganda.
Zwei oder drei aus unserem Kreis meinen, allein sie seien befähigt, die russische Propaganda zu durchschauen. Sie irren sich. Der leninistische Begriff der »Agitprop« ist den älteren unter uns aus der Jugendzeit in der sowjetisch besetzten Zone bekannt.
Da haben Sie wohl recht, die Manipulation via Social media erfolgt von Rechts von links von oben von unten von Ost von West von Süd….
Trump media
Gates und seine 20.000 Good Journalism Network Schergen
Think Tanks
Big Tech
Greentech
Europa
magreb usw usw…
Putin ist nur mal wieder ein Bauernopfer und er muss halt gerade den Arsch hinhalten für den Rest der Saubande!
@ russischer AFD Abfangjäger 7. Juni 2025 um 19:14 Uhr
Die Methoden der Kriegspropaganda sind uralt. Und die Propaganda Profis, egal aus welchem Land, wissen genau wie man junge unerfahrene Soldaten kriegslüstern macht.
Ein Unterschied gegenüber früher ist eigentlich nur, dass wir (derzeit noch) eine Demokratie haben und relativ frei die Meinung sagen dürfen. Man wird nur als „Putintroll“ bezeichnet, zur Einschüchterung.
Mich haben nach dem Krieg, hauptsächlich die zahlreichen Kriegskrüppel in meiner Umgebung „aufgeklärt“. Die meisten waren erschüttert darüber, dass sie der Nazipropaganda geglaubt haben.
Aber auch Geschichtslehrer wurden offensichtlich eingebunden, uns Jungen die Naziideologie tüchtig auszutreiben.
Ich bin bestürzt darüber, dass man mit ähnlichen Musterargumenten, mit denen unsere Elterngeneration manipuliert wurde, jetzt das potentielle Kanonenfutter manipuliert. (Kanonenfutter deswegen, weil D keine Atombomben hat…)
Hitler führte bekanntlich Krieg, um die Welt am „deutschen Wesen genesen zu lassen“. Unser „Kanonenfutter“ soll die Russen an der Demokratie genesen lassen….
Man erweitert die Nato nach Osten und spricht gleichzeitig von einem Angriffskrieg der Russen. Manche glauben ernsthaft, das würden sich die Russen gefallen lassen, Völkerrechtstricks hin oder her…..
Bei den Kriegsverbrecherprozessen wurde Jahrzehnte vielen Menschen, die in Ihrem Sinne nicht die Gesellschaft spalten wollten, Beihilfe zum Massenmord vorgeworfen, weil sie gegen Hitlers Treiben nichts unternommen hätten.
Obwohl noch nicht einmal alle Übeltäter unter der Erde sind, schickt man sich an, ausgerechnet deutsche Soldaten in ehemaliges Russisches Einflussgebiet zu schicken, womöglich um die Russen aus der Ostsee zu vertreiben. Normalerweise wird man aus Erfahrung klüger….
Das alles, obwohl sich die Amerikaner vor dem drohenden Desaster zurückgezogen haben, weil sie offensichtlich keine Lust haben, sich mit den Russen gegenseitig Atombomben um den Schädel zu hauen….
Zum „nützlichen Idioten“ der Propaganda wird das Kanonenfutter, nachher sind alle gescheiter, wie immer im Krieg.
Lieber Realo,
Ihr Text wirkt wie aus dem Lehrbuch sowjetischer „Reflexiver Kontrolle“: ein bisschen Antikriegspathos, eine Prise moralischer Überhöhung, und am Ende ein Hufeisen, das direkt im Schoß des Kremls landet.
Wer ernsthaft behauptet, Putins Angriffskrieg sei die Folge von NATO-Erweiterung, ist entweder 1:1 auf die „Narrative Warfare“-Module der russischen Militärakademie hereingefallen – oder hat vielleicht sogar dort mitgeschrieben.
Übrigens: Dass Sie mit so viel Nostalgie auf Geschichtslehrer und Kriegsversehrte zurückblicken, aber gleichzeitig Deutschlands osteuropäische Nachbarn als bloßes „russisches Einflussgebiet“ abtun, verrät mehr über Ihr Weltbild als Ihnen vielleicht lieb ist.
Darf ich Sie fragen: Haben Sie Ihre Argumente selbst formuliert – oder wurden die aus Lubyanka freundlicherweise zugespielt?
An die Leser des Hoppla!-Blogs: Übergehen Sie substanzlose Agitation kommentarlos! Ansonsten droht ein endloses sinnloses Gewürge. Ich werde versuchen, bereits im Vorfeld dagegen anzugehen.
Seit vier Tagen erhalte ich über Google Newsfeed ostentativ die Meldung: »Uni Hamburg prüft Doktorarbeit von Brosius-Gersdorf.«
Das scheint mir ein Fall von Meinungsmache zu sein.
Bei den Zeitschriften, den Zeitungen und auch beim Rundfunk weiß man wenigstens, wer die Meinungsmacher sind. Bei den Suchmaschinen fehlt diese Transparenz.
Shoshana Zuboff weist auf Forschungsergebnisse hin, denen zufolge Gesellschaften wie Google Meldungen so auswählen und gewichten, wie es ihren kommerziellen Interessen dient (S. 185 f.).
@ Timm Grams
Es könnte sein, dass man die Gesellschaften wie Google unterschätzt, wenn man ihnen nur kommerzielle Interessen unterstellt, die haben auch eine politische Agenda. So hat z.B. Musk nie ein Hehl daraus gemacht, dass er die AfD unterstützt. Nachdem Google und Co mit Trumps Hilfe die amerikanische Demokratie praktisch geschliffen und ihrem Desinformationsregime unterworfen haben, sind die Europäer noch widerspenstig und versuchen, diese Gesellschaften zumindest teilweise zu bändigen, indem sie die Erzeugung von Hass zu verhindern suchen und Korrekturen von Fake-News verlangen.
Ich halte auch dieses Schüren des von der Fachwelt schon lange widerlegten Verdachtes gegen Brosius-Gersdorf für eine direkte Unterstützung der AfD, deren Strategiepapier gerade an die Öffentlichkeit kam:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-strategie-104.html
Es geht hier um die Schwächung der Demokratie durch die gezielte Spaltung der Gesellschaft. Die Diffamierungen der Brosius-Gersdorf waren so angelegt, dass die Katholiken in CDU/CSU auf der Gefühlsebene durch „Brosius-Gersdorf frisst ungeborene Kinder“ getriggert wurden, sie letztlich mit dem Argument abzulehnen, sie sei nicht katholisch genug. Die Geschichte mit dem angeblichen Betrug in der Dissertation bzw. Habilitation von Brosius-Gersdorf mit solchen Meldungen aktiv zu halten, transportiert dann auf der Gefühlsebene ein „Seht Ihr, mit der Frau ist doch etwas nicht in Ordnung“. Es geht darum, eine Einigung zwischen CDU/CSU und SPD zu verhindern und damit die Arbeit der Regierungskoalition zu behindern.
Mir will es einfach nicht gelingen, wirtschaftliche Interessen und Politik als voneinander getrennte Felder zu sehen. Ich sehe nur ein Unten und ein Oben, ganz im Sinne der Marxschen Gliederung in Basis und Überbau.
Gier (Basis) verlangt den unregulierte Markt (Überbau). Das findet Ausdruck im Atlas-Netzwerk. Gänzlich unverblümt wird die Weltanschauung des unregulierten Marktes von der Atlas Society vertreten.
Die gesellschaftliche Situation in den USA, die mit Verzögerung wohl auch bei uns Wirklichkeit wird, ist für mich eine Spaltung in Marktliberale und Identitäre. Auf der einen Seite sehe ich Elon Musk, Peter Thiel und andere Tech-Giganten mit ihren digitalen Monopolen und auf der anderen Seite Populisten wie Donald Trump und JD Vance, die nur dann für Ordnung sind, wenn sie ihnen etwas einbringt.
@ Timm Grams
Politische Entwicklungen sind keine Musikmoden, die einfach um den Globus schwappen, sondern hängen stärker von der lokalen Geschichte ab. Es ist zwar richtig, dass ein derartiges Erstarken wie das der AfD bisher kaum vorstellbar war, es ist auch richtig, dass die Dummheit zu und die Bildung abnimmt – ich vermute, dass Sie das bei den Studienanfängern in Fulda genauso feststellen, wie die Betriebe, die versuchen, Schulabgänger direkt einzustellen. Aber wir sind trotzdem in der breiten Masse noch weit von der Dummheit in den USA entfernt und unsere Politik ist sich bis auf die AfD auch der Tatsache bewusst, dass man den Wählern noch nicht jeden Blödsinn verkaufen kann.
Wir haben hier den Kirchen weitgehend die Deutungshoheit über unser Leben entrissen, wir haben nicht die Tradition, uns gegen den eigenen Staat mit Waffen wehren zu wollen, wir haben auch noch, der BBC sei Dank, einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Universitäten, die sich zu wehren wissen (Den „Aufstand“ ausgerechnet der sonst gut angepassten Juristen gegen die Diffamierung von Brosius-Gersdorf finde ich in diesem Zusammenhang ganz beachtlich).
Ich finde den Zustand dieser Republik und auch der EU auch nicht gerade berauschend, aber ganz so schwarz wie Sie sehe ich noch nicht und habe auch Gründe dafür.
@ Timm Grams 28. Juli 2025 um 19:57 Uhr
Zitat: „Shoshana Zuboff weist auf Forschungsergebnisse hin, denen zufolge Gesellschaften wie Google Meldungen so auswählen und gewichten, wie es ihren kommerziellen Interessen dient (S. 185 f.).“
Das ist absolut naheliegend. In meiner Jugend hieß es: „Jeder Krämer lobt seine Ware“. Das Zitat stammt angeblich von Horaz.
Aus meiner Erinnerung ist mir nur ein einziger Fall untergekommen, wo es nicht so war. Ein kleiner Ladenbesitzer hatte seine Kunden ausdrücklich vor dem Kauf von Zucker gewarnt, weil der schädlich für die Gesundheit wäre…..
@ Wohlgemuth
Musk hat seine Kindheit in Südafrika verbracht und da ist die politische Situation extrem nationalistisch und rassistisch geprägt, von beiden Seiten….
Die Humanität und die Demokratie ist für Lobbys, z.B. die Flüchtlingslobby, hauptsächlich ein Vorwand die Steuerzahler zum eigenen Nutzen abzuzocken. Die Staatsschulden werden immer größer und der Wohlstand sinkt…. Kein Wunder dass es Trump ins Amt geschafft hat und auch die AfD immer größer wird….
Der SPD, die eigentlich die Arbeitnehmer vertreten sollte, verliert das Personal der Flüchtlingslobby eher an die Grünen und die Steuerzahler an die AfD und wird immer kleiner. Eigentlich sollte sie die größte Partei sein, weil nun einmal die meisten Menschen eher „kleine Arbeitnehmer“ sind.
Eine große Koalition wäre eigentlich naheliegend. Die CDU sorgt für eine bestens funktionierende Wirtschaft und die SPD für ordentliche und faire Arbeitsbedingungen. Randgruppen interessieren sich besonders für die Umwelt, die Heimat oder die „Neidhammel“.
@ Realo
Wollen oder können Sie den Unterschied nicht sehen? Es geht nicht um Werbung für Produkte und Dienstleistungen nach klaren Regeln, die unter anderem Schleichwerbung verbieten. Unter den Bedingungen der Regellosigkeit sind digitale Monopole entstanden und damit eine gefährliche Asymmetrie des Wissens. Zuboff auf S. 191:
Mein Newsfeed-Beispiel zeigt, wie diese Asymmetrie unter den Bedingungen des Überwachungskapitalismus für die politische Einflussnahme genutzt wird – unkontrollierbar.
@ Timm Grams 29. Juli 2025 um 18:45 Uhr
Zitat: „Wollen oder können Sie den Unterschied nicht sehen? Es geht nicht um Werbung für Produkte und Dienstleistungen nach klaren Regeln, die unter anderem Schleichwerbung verbieten. Unter den Bedingungen der Regellosigkeit sind digitale Monopole entstanden und damit eine gefährliche Asymmetrie des Wissens. Zuboff auf S. 191:“
Den „theoretischen Unterschied“ zwischen den klaren Regeln und der Realität, den kenne ich natürlich. Es ist mir auch klar, dass es praktisch in allen politischen Systemen Menschengruppen gibt, die auch „Bescheid wissen“ und die im realen Leben, (hinter den Kulissen) „die Strippen ziehen“.
„Überwachungskapitalkonzerne“, arbeiten natürlich näher an den „Quellen der Erkenntnis“ und haben heutzutage bessere technische Möglichkeiten als andere Gruppen. Aber auch früher die Stasi auch die Kirchen, politischen Parteien oder heutzutage die bestens ausgestatteten Geheimdienste, da meine ich nicht die Deutschen, sind nicht gerade naiv und unwissend.
Ausländische Geheimdienste können, noch besser als die Kapitalkonzerne, Telefon, Computer und Nachrichtennetze z.B. mittels Satelliten oder „Backdoor Systemen anzapfen“ und nach wichtigen Informationen zielgerichtet scannen.
Dass es offensichtlich schon immer nur schwer kontrollierbare illegale politische Einflussnahme gab, ist naheliegend. Darüber kann ich mich nicht mehr aufregen. Hitler und Stalin haben mit großer Brutalität und vielen Toten versucht derartiges zu verhindern…..
Wenn Sie davon schreiben, »dass es offensichtlich schon immer nur schwer kontrollierbare illegale politische Einflussnahme gab«, dann trifft das nicht den von mir angesprochenen Punkt. Mir geht es nicht um das, was es schon immer gab, sondern um das, was erst etwa 1997 in unser Leben getreten ist. Shoshana Zuboff nennt es die zweite Moderne.
@ Timm Grams 30. Juli 2025 um 04:25 Uhr
Ich habe zu wenig feinsinnig darauf geachtet, was Ihr besonderes Anliegen ist.
Ich bin stark von der Psychologie beeinflusst und da ist mir aufgefallen, dass „alles schon irgendwie dagewesen ist“. Der Mensch ist kaum besser geworden, vor allem aber hat er aus den Kriegsereignissen nur für rund 70 Jahre gelernt, („Nie wieder Krieg“).
Jetzt reagiert er genau so dumm und naiv wie die Elterngeneration. Die gleichen Propagandamuster (z.B. die Welt möge am westlichen Wesen (der „Demokratie“) „genesen“) wie damals, werden uns eingetrichtert und von vielen Menschen geglaubt. Der Unterschied ist nur, jetzt stehen wir auch noch „barfüßig“, also ohne Atombomben, da und unsere einzige traurige „Rolle“ für unsere Jugend ist auch noch, das „Kanonenfutter“ spielen zu müssen.
Sie haben natürlich völlig recht. Die Tricks die Menschen zu manipulieren um sie danach aus eigennützigen Gründen massiv abzuzocken, sind wegen der neuen Medien viel stärker geworden.
Ich habe fast schon mein ganzes Leben gebraucht um mich mit den grundlegenden Mechanismen dieser „Abzockerbanden“ vertraut zu machen. Auch um meine große Neugier zu befriedigen. Heute genügt ein „Nachmittag“ und man weiß was Sache ist.
Man braucht sich im Browser nur die Nachrichten herunterladen und viele Beiträge haben den einzigen Grund einem zu manipulieren, wie früher am Jahrmarkt, als man von den „Bauernfängern“ hereingelegt und abgezockt wurde. Vielleicht braucht man wirklich lange Erfahrung bis einem das auffällt.
Es wird sogar ein Unterschied gemacht, wird man in der 250 000 oder in der 500 000 „Euro Klasse“ mit „Anlageversprechen“ abgezockt. Oder soll einem eine Wärmepumpe angedreht werden, ein Auto, ein Holzhaus oder eine politische Sichtweise….. Die Tricks, zuerst Vertrauen und Kompetenz aufzubauen und danach zuzuschlagen sind abenteuerlich.
Dass Sie letztlich auf diese zusätzliche neu extreme Fehlentwicklung hinweisen wollen, auch um die Menschen sensibler dafür zu machen, finde ich natürlich gut.