Meinungsmache

Wer bemerkt, dass er ein Opfer von Meinungsmache, von Propaganda oder Manipulation ist, der wird diese Techniken äußerst verwerflich finden. Wenn er dann ein wenig darüber nachdenkt, wird es ihm vermutlich so gehen wie mir.

Mein Erwachen fand bereits in der Grundschulzeit statt. Angesichts der Schwierigkeiten, meine Verwandten im Westen zu besuchen, erschien mir der Spruch „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“ ziemlich daneben. Später, beim sehr realen Mauerbau, ich war von meinen Eltern bereits in den Westen  „verschleppt“  worden (so der DDR-Jargon), tat mir diese Propaganda nur noch weh.

Nun kommt der Moment der Blickweitung. Die andere Seite, die ich nun kennenlernen durfte, besteht nicht aus lauter Unschuldslämmern. Vielleicht ist es sogar so, dass sie die Propaganda perfektioniert hat, so dass wir sie gar nicht mehr so richtig als Propaganda wahrnehmen können. Ich gehe sogar soweit, zu sagen, dass wir hier im Westen die Propaganda gezielt diskreditieren. Die bösen Meinungskneter werden gut sichtbar gemacht, so dass die „guten“ Meinungskneter ungestört ihre Arbeit machen können.

Seit meinem Studium fasziniert mich die Werbepsychologie. Ich mag die Fernsehserie Mad Men. Wer sich knapp und wirkungsvoll ausdrücken will, der kann von den Werbeleuten einiges lernen. Zwei Beispiele aus meiner Sammlung: Das Bild einer Kirsche, daneben der Spruch „Esst mehr Obst“, Mon Chéri. Oder dies: Bild der Mondlandefähre, begleitet vom Spruch „It’s ugly, but it gets you there“, VW. Die Kampagne sorgte für einen Siegeszug des Käfers in Amerika.

Das Wort Propaganda hat einen negativen Beiklang, wie für mich anfangs auch. Dabei ist Propaganda, heute spricht man lieber von Public Relations, im Grunde unerlässlich. Ohne sie wäre die demokratische, pluralistische Gesellschaft ziemlich chaotisch. Das Ordnen und Fruchtbarmachen und letztlich Kanalisieren all der verschiedenen Bestrebungen, macht Entwicklungen möglich, gedeihliche und oftmals auch ungedeihliche. So gesehen ist Propaganda ein Fortschrittsmotor, der leider auch missbraucht werden kann, beispielsweise für die Bedarfsweckung für Dinge die niemand wirklich braucht. Denn wer braucht schon einen Mercedes-SUV mit 557 PS, der für jedes Gelände gut ist? Der Konsumismus ist eine der Ursachen für unsere Überlebenssorgen, langfristig gesehen.

Ich halte es für eine fundamentale Aufgabe der Demokratie, hier für mehr Transparenz zu sorgen. Denn auch die verdeckte Arbeit der gutmeinenden Meinungskneter ist potentiell gefährlich. An allem was wir gut finden, und auch an allen Übeln dieser Welt, hat Propaganda einen gewichtigen Anteil. Wo kommt das her?

Nebenbei: In einer Vorlesung über Werbepsychologie Mitte der 60er Jahre hörte ich erstmals den Namen Karl Popper. Ein Student warf dem Professor vor, dass seine Ausführungen nicht dem Popper-Kriterium genügen würden. Es war die Zeit des Positivismusstreits. Der Professor nannte den Einwand klug.

US-Amerika ist das Land der perfektionierten Werbung. Die moderne Propaganda entstand dort aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs:

Die Manipulatoren der patriotischen Meinung machten sich die mentalen Klischees und die emotionalen Gewohnheiten der Öffentlichkeit zunutze, um Massenreaktionen gegen die angeblichen Gräueltaten, den Terror und die Tyrannei des Feindes zu erzeugen. (Edward Bernays, Propaganda, 1928, Chapter II: The New Propaganda. Automatisch übersetzt von DeepL.)

Propaganda ist im Grunde unvermeidbar und dient der Wohlfahrt, meint Bernays:
Der Fortschritt und die Entwicklung Amerikas sei Folge der aktiven Missionierung durch Minderheiten (Werbeleute, Manager, Politiker), deren eigennützige Interessen mit öffentlichen Interessen zusammenfallen. Aber er sieht auch die dunklen Seiten:

Society has consented to permit free competition to be organized by leadership and propaganda… The instruments by which public opinion is organized and focused may be misused. But such organization and focusing are necessary to orderly life.(Propaganda, 1928. Organizing Chaos.).


(Die Gesellschaft ist übereingekommen, dass der freie Wettbewerb durch Führung und Propaganda organisiert wird… Die Instrumente, mit denen die öffentliche Meinung organisiert und konzentriert wird, können mißbraucht werden. Aber eine solche Organisation und Fokussierung ist für ein geordnetes Leben notwendig.)

Gerade eben flattert mir der neueste Newsletter von Abgeordnetenwatch.de ins Haus (30. Okt. 2022, 09:58). Er zeigt, wie wichtig meine Forderungen nach Transparenz ist:

Genau wie das Haus von Finanzminister Christian Lindner, will das Verkehrsministerium die Recherchen von abgeordnetenwatch.de in der PorscheGate-Affäre ins Leere laufen lassen. Unsere Aufforderung, sämtliche Kontakte zu den Porsche-Lobbyisten zu veröffentlichen, hat das Verkehrsministerium jetzt unter einem skandalösen Vorwand abgeblockt.

Die Lobbykontakte zu Porsche würden angeblich einem „Schutzbereich“ unterliegen – übersetzt behauptet das Verkehrsministerium: Wenn die Kontakte zwischen dem Ministerium und Lobbyakteuren bekannt würden, könnten diese künftig von einer Kontaktaufnahme zur Regierung abgeschreckt werden.

Weiterführene Literatur
Edward Bernays: Propaganda. 1928
Vance Packard: The Hidden Persuaders. 1957
Cass R Sunstein, Richard Thaler: Nudge. Improving decisions about health, wealth, and happiness. 2008

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16 Antworten zu Meinungsmache

  1. John Solar sagt:

    Ich habe bereits jetzte ein paar sehr interessante Stellen aus dem Buch 2052 Bericht an den Club of Rome entdeckt (erste 60ig Seiten)

    Diese Zitate treffen sehr gezielt meine Sicht, und ich weiss nicht bin ich Opfer der Propaganda… aber das Cloud Thinking hatte ich hier in diesem Blog auch schon oft bemerkt….

    Ich möchte noch ein paar Dinge aus dem Buch 2052 Bericht an den Club of Rome zitieren:

    A) technische Innovationen:
    Als Reaktion auf die Erkenntnis, die benötigte Technik entweder nicht verfügbar oder nicht profitabel genug war begannen Regierungen entschieden einzugreifen und strategisch wichtige Industrien im eigenen Land zu fördern. Priorität bekamen die Bereiche Energie (einschließlich Verkehr), wasser, Landwirtschaft, Abfallbehandlung und Gesundheitswesen, zusammen mit der Infrastruktur.

    Länder, die in der Lage oder nicht willens waren, solchen Ansatz staatlicher Führung zu verfolgen, blieben weiterhin auf ressourcenabbauende Industrien angewiesen. Dies führte zu einer neuen globalen Teilung, je nachdem, ob ein Land Zugang zu sauberen Technologien hatte oder nicht.

    B) im Rückblick aus dem Jahr 2052 betrachtet, wird deutlich werden, dass der Übergang zu einer umweltverträglichen Wirtschaft dort am erfolgreichsten verlief, wo man die neue Wirtschaft mit einer Kombination aus Ordnungsrecht und SchadstoffSteuern (Co2 Zert) unterstützte und finanzierte.
    Zudem hatte es sich als wichtig erwiesen, starken Minderheiten entgegenzutreten die ihre eigenen kurzfristigen Interessen verfolgten.

    C) In den nächsten Jahrzehnten (wurde 2012 überlegt und niedergeschrieben) bildet sich ein globales Bewusstsein heraus, zusätzliche geistige Sphäre, deren Wesen und wahre Dimension,jetzt noch unklar ist, in den nächsten 10 bis 15 Jahren erkennbar wird.
    Vom cloudcomputing wird die Welt zum Cloud thinking und womöglich sogar zum Cloud feeling voranschreiten.

    D) Mit Beginn der zweiten Hälfte des 21 jahrhunderts ist der Krieg zwischen den Generationen vorüber. Die Menschheit findet sich in einer gerechteren und nachhaltigeren Welt wieder. Den Jungen geht es besser, zu Lasten der älteren.

    E) Wir verhalten uns nun schon so lange und gleichsam automatisch so, das wir die Realität gar nicht sehen:
    Wir sind unseren Kindern nicht mehr wirklich eine Hilfe viele von ihnen sind in eine ungünstige Startposition geraten.
    (Natürlich tun das nicht alle von uns, manche fördern auch sehr gut die nächsten Generationen)

    F) Analysen zufolge sind die heute (2012) bekannte und verfügbare Technik und die nachhaltigen Energiequellen (Wind, Pv, Wasser, Biomasse, Geothermie) ausreichend, die Energiewende des 21 jahrhunderts in die Tat umzusetzen und für das Jahr 2052 eine Welt zu schaffen, die viel freundlicher aussieht als die oben in einer Szenarioanalyse beschriebene….

    • Timm Grams sagt:

      Apropos Propaganda: Im Streit mit einem Freund bringt es nichts, wenn ich behaupte, dass wir in fünf Jahren im Rückblick sehen werden, dass ich recht gehabt habe. Eine solche Argumentationsfigur ist schlicht und einfach Quatsch (Punkt B). Was Cloud thinking und Cloud feeling angeht, lassen die Erfahrungen mit dem Internet keine allzu optimistischen Prognosen zu (Punkt C). Dass wir angesichts der Überbevölkerung zu einer umfassenden Nachhaltigkeit kommen werden, ist kaum mehr als ein Wunschtraum (Punkt F). Zu den restlichen Punkten gilt in etwa das, was ich zu B gesagt habe. Waghalsige Aussagen werden auch durch einen Pseudorückblick nicht besser. Mancher Wunschtraum ist mir dennoch sehr sympathisch.

      Die an Popper geschulte Skepsis gegenüber kühnen Prognosen habe ich in Fachzeitungen (Das Elend der Zuverlässigkeitswachstumsmodelle) und hier im Blog kundgetan (Prognosen und Singularitäten).

    • John Solar sagt:

      @Timm Grams
      Dieses, [das] können Sie nicht wissen, ist Stil des Buches. (Moderator: Anrede geändert)

      Es werden Szenarien skizziert immer aus einem jeweiligen Fachgebiet von einem Fachmann, der sich innerhalb seines Kompetenzkreises befindet und weltweit anerkannter „Experte“ auf seinem Gebiet ist, anschließend gibt der der „Quasi“ Oberautor Jorgen Randers, seine persönliche Annahme und Einschätzung dazu ab.
      Vieles relativiert sich und bei ganz vielen Dingen stehen bei mir schon Anmerkungen wie sich die Thematik ganz anders entwickelt hat oder überholt hat… Bei bestimmten Teilbereichen sind die Analysen aber wirklich exakt schon eingetreten…

      Kurzes Beispiel:

      Zitat Buch:

      “ an dieser Stelle möchte ich auf einen weiteren Generationenkonflikt aufmerksam machen. Dieser ist ebenfalls ein völlig offensichtliches, allgemein ignoriertes Problem, größer als das oben genannte; Es wird aber wohl über die nächsten 40 Jahre nicht wahrgenommen werden, weil es keine Interessengruppe gibt, die es sichtbar machen kann.
      Gemeint ist der Interessenskonflikt zwischen der jetzigen und allen zukünftigen Generationen also den noch Ungeborenen. Die Menschheit ist dabei, die Welt in einen für zukünftige Bewohner sehr viel weniger attraktiven Ort zu verwandeln.
      Zwar investieren wir weiterhin in wissen, Instituion und technische Infrastruktur, mit der Absicht, eine bessere Welt zu hinterlassen.
      Ich bin jedoch nicht sicher, ob die ungeborenen Kinder mit unseren Bemühungen zufrieden sein werden. Wir werden weiter optimieren, aber in erster Linie für unsere eigene Generation und die unserer Kinder.
      Infolgedessen werden es unsere Enkel in der Welt schwer haben.“

      Dort steht bei mir nur als Anmerkung 2018 Greta Thunberg und FFF und S4F tauchten auf der Weltbühne auf…

      Deshalb ist meine Sicht auf die Zukunft auch deutlich positiver als die ihrige und der hier anwesenden Kommentatoren, ich sehe wie dreckig die Welt bereits einmal war um 1970/80 herum (als ich klein war war mein Näschen auf höhe der unverbleiten Auspuffabgase unterwegs) und wie sauber sie bereits jetzt in unseren Wohlständigen Ländern ist. Warum sollte sich das nicht auf die ganze Welt übertragen lassen? Jetzt wo die fossil/atomare Energie immer teurer wird und die solare Energeie einschließlich ihrer Derivate (Wind,Wasser,Geothermie etc) rentabel und immer günstiger wird?

      Einen Roundup inkl meiner Rechtschreibschwäche habe ich nun mal für mich aufgeschrieben, evtl. will jemand darüber disputieren.
      https://herzausfels.de/2022/11/01/ipcc-pathways-2022-und-gejammer-in-den-asozialen-netzwerken-weltweite-energiewende/

    • John Solar sagt:

      Eventuell, haben Sie Spass daran die Zahlen Spiele von dem Autor von 2052 nach zu vollziehen, er stellt ja seine Datenbasis und seine dynamische Tabellenkalkulation bereit unter:
      http://www.2052.info/

      Da Sie ja auf diesem Gebiet ihr Fachgebiet haben würde mich ganz neugierig machen was sie von der Kalkulation halten?

    • Timm Grams sagt:

      @John Solar

      Sie zitieren aus dem Buch 2052 von Jørgen Randers: „Gemeint ist der Interessenskonflikt zwischen der jetzigen und allen zukünftigen Generationen also den noch Ungeborenen. Die Menschheit ist dabei, die Welt in einen für zukünftige Bewohner sehr viel weniger attraktiven Ort zu verwandeln.
      Zwar investieren wir weiterhin in wissen, Instituion und technische Infrastruktur, mit der Absicht, eine bessere Welt zu hinterlassen.
      Ich bin jedoch nicht sicher, ob die ungeborenen Kinder mit unseren Bemühungen zufrieden sein werden. Wir werden weiter optimieren, aber in erster Linie für unsere eigene Generation und die unserer Kinder.
      Infolgedessen werden es unsere Enkel in der Welt schwer haben.“

      Genau deshalb bin ich weniger zuversichtlich als Sie. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass unser Wertekanon uns in die Irre führt. Klar: Wir lösen immer die drängendsten Probleme, und das sieht immer nach gewaltigen Erfolgen aus. Die Schwierigkeiten, aber auch die Erfolge werden immer größer. Grenzenlos? Genau da fange ich an zu zweifeln.

      Das Problem ist, dass wir immer in der Box bleiben. Wir nehmen die expansive (aggressive?) Marktwirtschaft, ein Ergebnis des Liberalismus, als gegeben hin. Dabei müssten wir nicht unser Verhalten innerhalb der Box ändern, sondern wir sollten darüber nachdenken, das Wertesystem, die Box selbst, zu verändern. Wie das gehen wird, wer weiß? Schon jetzt gibt es aber Fingerzeige: mehr direkte Demokratie, Pflege der regionalen Kulturen (Patrick Deneen: Why liberalism failed, 2018), Kommunitarismus, illiberale Demokratie, Ruf nach einem starken Führer, Small is beautiful.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      @ John Solar
      „Deshalb ist meine Sicht auf die Zukunft auch deutlich positiver als die ihrige und der hier anwesenden Kommentatoren, ich sehe wie dreckig die Welt bereits einmal war um 1970/80 herum (als ich klein war war mein Näschen auf höhe der unverbleiten Auspuffabgase unterwegs) und wie sauber sie bereits jetzt in unseren Wohlständigen Ländern ist. Warum sollte sich das nicht auf die ganze Welt übertragen lassen?“

      Sehen wir uns an, was passiert, wenn wir unseren Wohlstand auf die Welt übertragen: Weltweit haben wir momentan ca 38 Milliarden Tonnen co2 Ausstoß. Deutschland hat davon ca 9,2 t pro Kopf, wenn also alle 8 Milliarden da so gut wären wie wir, wären wir bei fast dem doppelten co2 Ausstoß von heute. Mit anderen Worten: Wir sind so „sauber“, weil wir es uns leisten können, aber leben davon, dass andere viel „sauberer“ sind als wir, weil sie so arm sind.

      Und was bedeutet eigentlich sauber? Wir haben mit hohem chemischen Einsatz eine noch sehr hohe landwirtschaftliche Produktion, von der wir aber nicht wissen, wie lange noch – denn auch die Frontscheiben unserer Autos bleiben immer sauberer – weil die Insekten verschwinden. Die Folgen für unsere Ökosysteme sind bis auf einen Satz noch nicht vorhersehbar: Die Systeme werden nicht stabiler. Eine ähnliche Artenverarmung gilt übrigens – leider nicht so spektakulär – für unsere Böden, auch mit unklarer Prognose. Das bedeutet, dass wir in der Landwirtschaft auf der einen Seite die Chemie brauchen, um eine hohe Produktion zu erhalten, auf der anderen Seite mit genau dieser Chemie die Grundlagen dafür schaffen, dass die Produktivität sehr wahrscheinlich geringer wird. (Sorry, wenn ich hier keine Bücher aufzähle, in denen das steht, obwohl ich sicher bin, dass es sie gibt. Ich habe mal Biologie studiert und was ich hier zusammenfasse, stammt aus einer jahrzehntelangen, fachlich gefilterten, Aufnahme vieler Quellen.)

      Mit Ihrem Beispiel kommen Sie mir ein bisschen vor, wie jemand, der grün angestrichenen Beton für eine saubere und gesunde Umwelt hält, weil weil man diese Fläche so gut fegen kann. Das Beispiel mit der unverbleiten Benzin ist symptomatisch: Unsere Politik der letzten ~zig Jahre hat sich darauf konzentriert, Emissionen abzustellen, die mit dem neuen Wissen eine Haftbarkeit der Industrie für Personenschäden zu Folge hätten. Ansonsten ist unsere Politik weiterhin im wesentlichen lobby-getrieben, hat also das vorrangige Ziel, den Großspendern der Parteien kurz- bis mittelfristige Profite zu ermöglichen, um das Wachstum des Kapitals von sehr wenigen Leuten hoch zu halten – wir nennen das dann Wirtschaftswachstum, und einige Ideologen glauben immer noch an den „Trickle down effect“.

      Zumindest bei uns sieht das noch relativ nett aus, weil wir dabei relativ demokratisch sind und den unteren Rand der Gesellschaft nicht verhungern lassen. Aber man braucht nicht von expansionistischen Schwerstverbrechern wie Putin auszugehen, um insgesamt etwas dunkler zu sehen; die verbreitetere Politiker-Variante zur schnelleren Verwüstung dieses Globus‘ sind einfach Deppen, deren einzige Maximierung in der Sicherheit der Macht der momentanen Elite ist, Beispiele sind Xi Jinping, Trump, Bolzonaro,Erdogan usw.. Auch wenn der eine davon gerade eine Wahl knapp verloren hat, ist diese Sorte insgesamt anscheinend auf dem Vormarsch, weil sie es versteht, durch Desinformation Wähler zu triggern. Ich bin ein ziemlich optimistischer Mensch und gehe deshalb nicht davon aus, dass wir es schaffen werden, uns auszurotten. Aber ich bin froh darüber, wahrscheinlich schon zu alt zu sein, um mir das Ergebnis noch selbst ansehen zu müssen.

      Bei der Unvernunft großer politischer Systeme, die als wesentliches Ziel immer den Selbsterhalt des eigenen Systems haben, sehe ich als wahrscheinlichstes Ergebnis eine Ökokratie, wobei es egal ist, ob die mit einer geeinten Menschheit stattfindet oder weiterhin mit vielen sich bekämpfenden Staaten. Unter Ökokratie verstehe ich auch keine Gewaltherrschaft der Grünen, sondern globale Lebensbedingungen, die so sind, dass unser ökologischer Entscheidungsspielraum gegen Null geht; die Erde wird uns vorgeben, was wir zu tun haben, wenn wir überhaupt überleben wollen.

      Die schönen Beispiele, die Sie aufzählen, mögen sich für die Beteiligten gut anfühlen, aber sie sind in ihrer Wirkung zu gering und zu langsam, als dass sie wesentlich helfen würden. Und sie sind möglich durch den Wohlstand dieser momentanen kleinen Insel der Glückseligkeit. Die restliche Welt sieht anders aus und stellt den größten Teil der Menschheit. Außerdem haben wir alle ein Wahrnehmungsproblem: Komplexe Systeme neigen dazu, die Wirkung von Störgrößen zu puffern, so dass die sichtbaren Stör-Effekte sehr klein sind – bis die Puffergrenze erreicht ist. Danach bricht der betroffene Regelkreis scheinbar plötzlich zusammen.

      Und als (Ex-)Biologe kann ich Ihnen sagen, dass in die Erforschung dieser Systeme, die bitter nötig wäre, nicht genügend investiert wird, weil die Ergebnisse bekanntermaßen nicht besonders wirtschaftsförderlich sind. Das war einer der Gründe, warum ich mich anschließend in die Informatik „verdrückt“ habe.

    • Timm Grams sagt:

      @ Frank Wohlgemuth
      „Deppen“ trifft es meiner Meinung nach nicht so ganz. Es sind Manipulanten, die das Propaganda-Handwerk bestens beherrschen. Hinzu kommt, dass auch in den westlichen Völkern zunehmend nach dem „starken Mann“ gerufen wird. Das liegt auch an einer zunehmenden Entfremdung der Bürger von den staatlichen Institutionen. Patrick Deneen meint, dass das in den liberalen Demokratien zwangsläufig passiert. Hinzu kommt, dass uns die expansive Marktwirtschaft zu anspruchsvollen verschwenderischen Wesen erzielt.

    • John Solar sagt:

      @ Frank Wohlgemuth
      @ Timm Grams

      Es muss am Alter liegen….

      Ich bin 41 und mit diesem Mindset und Zukunftsaussichten würde ich evtl. noch 30 -50 Jahre Trübsal blasen; undenkbar für mich.

      Ich bin auch kein naiver Optimist, aber ein Faktenbasierter Positivist.

      Ich hatte mir jetzt überlegt ihre Zahlen zu wiederlegen (könnte ich) die sind von anbeginn falsch, Sie sind sogar schlechter wie sie angeben, aber das Problem scheint mir bei euch viel tiefgründiger zu sein, ihr habt die Entwicklung der Welt nicht anhand von Numbers wirklich nachvollzogen.

      Warum nicht beschreibt euch Hans Rosling in seinem Buch Factfulness
      https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1052821235

      Vaclav Havel:

      Nein, ich bin kein Optimist in dem Sinn, dass ich glaube, es wird alles gut gehen; ich bin aber auch kein Pessimist in dem Sinn, dasss ich glaube, es wird alles schlecht ausgehen. Ich empfinde Hoffnung. Dens ohne Hoffnung wird es keinen Fortschritt geben, Hoffnung ist wichtig wie das leben selbst.

      Wahrheit über erneuerbare Energien = Sonnenstrategie (Dr. Whatson):
      https://www.youtube.com/watch?v=Mvm1KAAhVSA

      E Autos für Alle Arte –> Ganz am Anfang kommt schon Bäcker schüren und erklärt seine Co2 Reduktion in seiner großen Bäckerei Augen auf beim Brezenkauf.:
      https://www.youtube.com/watch?v=plQB7chZ2_Y

      Sonne im Tank(Prof Doppelbauer):
      von 200 gr/co2/km –> 2-10 gr/co2/km
      https://www.youtube.com/watch?v=cdOZqrpgPGk

      Mir ist es zu mühsam euch vom Gegenteil zu überzeugen, das soll jemand anders machen;

      Vielleicht heben diese Berichte mal eure Stimmung und wenn nicht, dann kann ich nicht helfen…

    • Timm Grams sagt:

      Hans Rosling hat mich anfangs auch begeistert. Dann habe ich mir sein Buch genauer angesehen. Mein Resümee gibt’s in Faktenjongleure und Statistikzauberer zu lesen.

    • solar sagt:

      Ich bleibe entspannt und vorsichtig optimistisch, ich werde ja offensichtlich vieles noch erleben und Ich sehe einfach nicht das die Welt Durchwegs schlechter wird!

      Sonnenstrategie, Emissionsvermeidung und einfangen der Emissionen und das könnte jetzte alles klappen dank der Energie Preis Spekulanten🤣🤗🙋‍♂️☀️🌞💨🍃🌊🏞️

      Hier wieder so eine kleine Unschärfe aus der medialen Gaspreis Panik:

      https://herzausfels.de/2022/11/10/gaspipelines-spanien/

      Wussten wir das alle? Die Atomlobby schwurbelt auch wieder mächtig 🤣🤣🤣🤣

      Dobellis Bücher wiederholen immer wieder denselben Shit, jetzt lese ich dann Ihr Buch!

  2. John Solar sagt:

    Zitat:
    „dängendsten Probleme, und das sieht immer nach gewaltigen Erfolgen aus. Die Schwierigkeiten, aber auch die Erfolge werden immer größer. Grenzenlos? Genau da fange ich an zu zweifeln.“

    Das kann aber doch auch nur ein Gefühl sein, die Numbers zeigen doch anderes oder sehen Sie das anders?

    Zitat:“Das Problem ist, dass wir immer in der Box bleiben. Wir nehmen die expansive (aggressive?) Marktwirtschaft, ein Ergebnis des Liberalismus, als gegeben hin. Dabei müssten wir nicht unser Verhalten innerhalb der Box ändern, sondern wir sollten darüber nachdenken, das Wertesystem, die Box selbst, zu verändern. Wie das gehen wird, wer weiß? Schon jetzt gibt es aber Fingerzeige: mehr direkte Demokratie, Pflege der regionalen Kulturen (Patrick Deneen: Why liberalism failed, 2018)“

    Das geschieht doch eben gerade wir ändern uns wir denken drüber nach, die EU pumpt Förermittel in Forschungen zu Postwachstum… De Growth, verbindung von ökologisch verträglichem Wachstum

    Ich und viele in meinem Umfeld ändern uns, fahren nur noch elektrisch mit Pv, wir nutzen keine Fossilen mehr, wir fliegen nicht mehr, bis die Emissionen mal deutlich runter gehen, wir werden effizienter, wir müssen primär jetzt mal den Fuel Switch hinbekommen, weniger Fleisch essen, Renaturieren (mir gehört bereits ein Biotop), ich investiere Geld nur in Renewables, nachhaltiges etc…

    Genau das beschreibt auch das Buch 2052, dort wird es als Krieg der Generationen bezeichnet, der jüngeren Generation wird es zu lasten der Älteren besser gehen, ebenso werden wir in den Überentwickelten Ländern wohlstandsfedern lassen müssen dafür wird es der ärmeren Bevölkerung besser gehen, zu lasten von uns.

    Nehme diese Änderungen nur ich war, will ich sie nur wahr nehmen, finden sie sonst nicht statt?
    Ich habe kein Problem von meinem Wohlstand zurückzutreten, ich habe am Ende immer noch weit mehr als nötig!

  3. Mussi sagt:

    @ Wohlgemut / Grams

    Selbst der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik.
    Woher kommt,trotz des Führers, diese Zuspitzung der Macht auf eine Person in einer Demokratie?
    Es ist die Verantwortungs- und Entscheidungsverlagerung bei Dilemmata und Paradoxe in einer Funktion.
    In der Regel übernimmt das biologisch der Vater in einer Familie.
    Wir,also nicht nur die Väter des GG,sind auf diese Vaterfigur geprägt,sondern wissen,dass letztendlich ‚einer‘ entscheiden und verantworten ‚muss‘.
    Wir haben aber durch Wahl Einfluss darauf,wen wir an dieser Spitze haben wollen.
    Feministische Aussenpolitik macht schon Sinn!

    Es ist also die Frage,wen wir nicht nur dafür stark machen,sondern stark werden lassen.
    Führen und Folgen bekommt da eine durchaus zwiespältige Bedeutung.

  4. Timm Grams sagt:

    @John Solar
    @Mussi
    Der Artikel Kritische Masse von Rainer Gebauer könnte als Antwort passen.

  5. John Solar sagt:

    Ich hätte noch eine weitere passende literarische Quelle anzubieten.
    Diese würde die Panik der Klimaaktivisten ganz gut erklären können. Gustave Le Bon: Psychologie der Massen.

    Genau diese Technik wird auch gerade in Bayern vor der Landtagswahl von den Parteien genutzt, beziehungsweise spezielle Teile dieser Techniken🤗

    Hab ich jetzt schon erwähnt, dass ich Politik saumäßig dick habe!?

  6. John Solar sagt:

    Nur in der Mediathek versteckt:

    Die Macher von Simplicissimus entmystifizieren die gefährlichsten Hacker der Welt. Sie nennen sich Fancy Bear oder Cozy Bear und sind Eliteeinheiten russischer Geheimdienste.
    Ihre Ziele: Der Bundestag, die US-Wahlen und aktuell die Ukraine.

    https://www.ardmediathek.de/film/putins-baeren/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9zZGIvc3RJZC8xNTg4

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