NATO-Osterweiterung und Ukraine-Krieg. Was hat die Aufklärung damit zu tun?

Geschichte hat mich früher nicht interessiert. Alles was ich wissen muss, ist in den Gesetzen, so habe ich lange Zeit geglaubt. Ich hatte Karl Raimund Popper wohl überinterpretiert. Diesen Irrtum konnte ich überwinden. Ich fragte mich, warum wir in der Bundesrepublik einen schlechten Bundeskanzler nicht so einfach loswerden können und warum es das konstruktive Misstrauensvotum gibt. Das Warum konnte ich der Geschichte der Weimarer Republik entnehmen: Antidemokratische Kräfte stürzten bestehende Regierungen, ohne eine neue zu wählen, und machten die Republik damit politisch handlungsunfähig. Schließlich akzeptierte ich auch diesen Satz: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ (Helmut Kohl im Deutschen Bundestag 1995). Ich möchte schon wissen, mit welcher Soße ich verspeist werde, sagte Alfred Grosser. Wem es genauso geht, der kann sich nicht mit den aktuellen Nachrichten und Talkshows begnügen. Er muss den Blick zurück und nach vorn wagen.

Wie konnte es so weit kommen?

Der jetzige Krieg in Europa wurde begonnen mit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022, acht Jahre nach der ebenfalls völkerrechtswidrigen Annexion der Krim. Die Frage „Wer hat angefangen?“ lässt sich selten einfach beantworten. Mir fällt dazu das Problem der „Interpunktion von Ereignisfolgen“ ein, das Paul Watzlawick beschrieben hat. Jede Geschichte hat eine Vorgeschichte, und diese Vorgeschichte hat selbst wieder eine Vorgeschichte. Gewöhnlich schließt sich die Folge der Ereignisse zu einem Kreis, ohne Anfang und ohne Ende.

Klaus von Dohnanyi schreibt, dass es schon seit dem 19. Jahrhundert eine imperialistische Grundlinie US-amerikanischer Außenpolitik gebe. Für das aktuelle Geschehen in der Ukraine bedeutsam ist die Feststellung von Zbigniew Brzezinski (von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter), dass Europa Amerikas essentieller geopolitischer Brückenkopf auf dem eurasischen Kontinent sei. Wladimir Putin hat wiederholt deutlich gemacht, dass er einen seinem Land feindlich gesinnten Hegemon nicht dulden wird. Was folgt, ist ein Spiel mit dem Feuer, auch angefacht durch das gebrochene Versprechen, dass es über die damaligen Ostgrenzen der DDR hinaus keine Erweiterung der NATO geben werde. Die US-Amerikaner haben ein wirksames Instrument für ihre Machtausweitung nach Osten: die NATO. So betrachtet, fällt mir eine eindeutige Schuldzuweisung schwer. Jeder Versuch führt mich in einen Argumentationzirkel.

Präambel zum Élysée-Vertrag von 1963

Der von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer vorangetriebene deutsch-französische Freundschaftsvertrag von 1963 setzt auf größere europäische Eigenständigkeit in militärischen und außenpolitischen Fragen. Beabsichtigt war eine größere Unabhängigkeit von NATO und USA. Das konnte den USA nicht gefallen. Artig stellte der Bundestag dem Vertrag eine Präambel voran, in der das ganze Vorhaben neutralisiert wird. Das wiederum konnte den Franzosen nicht gefallen, was Charles de Gaulle seinerzeit auch unmissverständlich zum Ausdruck brachte. Ein Studium der Originaldokumente des vierten Deutschen Bundestags lohnt sich. Das Vertragswerk einschließlich der zusätzlichen Präambel wurde in der 77. Sitzung des Deutschen Bundestages am 16. Mai 1963 verabschiedet. Interessant ist der Bericht des Auswärtigen Ausschusses und die Debatte dazu. Die Präambel stellt Ziele heraus, die dem Leitgedanken des Freundschaftsvertrags ganz grundsätzlich widersprechen, nämlich „die gemeinsame Verteidigung im Rahmen des nordatlantischen Bündnisses und die Integrierung der Streitkräfte der in diesem Bündnis zusammengeschlossenen Staaten“.

Wachstumszwang

Wenn wir wissen wollen, warum uns der Hegemon so in Bedrängnis bringt, müssen wir in der Geschichte noch ein ganzes Stück weiter zurückgehen. Tatsächlich geht es um die Rolle des Geldes in den westlichen Demokratien.

Wir im Westen, Nordamerika und Westeuropa, empfinden uns als eine Wertegemeinschaft, in der Menschenrechte und Demokratie hochgehalten werden. Wir sehen uns als die legitimen Erben der Aufklärung. Die Aufklärung hat zwei Seiten, die durch den Philosophen John Locke (1632-1704) ihre frühe Ausprägung gefunden haben:

1. Die Gründung der Wissenschaft auf Erfahrung.

2. Die Gründung des Staatswesens auf den Volkswillen.

Von wessen Willen ist hier die Rede? Zum guten Staatsbürger wird der Händler, weil er Gewinne macht. Der Wert einer Tat liegt im Nutzen für die Allgemeinheit. Diese Nützlichkeitsethik des John Locke kontrastiert mit der Gesinnungsethik Immanuel Kants. Wir stoßen auf die Quelle des Liberalismus, der ausgehend von England die staatlichen Regelwerke in Europa und den USA durchdringt: Gut ist, was dem freien Handel dient, und der schrankenlose Markt ist gut für die begüterten und deshalb auch guten Staatsbürger. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde in England das allgemeine Wahlrecht als Gefahr für das Privateigentum angesehen (Przeworski, S. 29). Erst das britische Wahlrechtsgesetz von 1918 erweiterte das Wahlrecht auf Männer über 21, unabhängig davon, ob sie Eigentum besaßen oder nicht, und auf Frauen über 30, die sich jedoch immer noch durch Eigentum qualifizieren mussten (Representation of the People Act 1918). Ein Blick in unser Parlament zeigt: Dort geben Rechtsanwälte und Beamte den Ton an. Jedenfalls sind sie weit überrepräsentiert.

Der größte Einfluss kommt aber von dem Heer der Lobbyisten. Es sorgt dafür, dass in Deutschland eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h nicht durchführbar ist und auch dafür, dass der Abnabelungsprozess vom russischen Erdgas und Erdöl so zäh abläuft. Wenigstens über die Größe dieses Heeres gibt das Lobbyregister inzwischen Auskunft:

Zurzeit sind etwa 37.000 Personen berechtigt, Interessenvertretung gegenüber dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung auszuüben. Die russisch-US-amerikanische Schriftstellerin Ayn Rand hat der auf Eigennutz basierenden materialistischen Philosophie mit dem Buch Atlas Shrugged ein Denkmal gesetzt. Sie beschreibt den Grundgedanken in Kurzfassung so: Die Menschen müssen miteinander handeln wie Kaufleute, die Wert für Wert geben, in freiem, gegenseitigem Einverständnis und zum gegenseitigen Nutzen. Dieses Denken ist gerade in den USA weit verbreitet. Ich nenne seine Vertreter Fortschrittsapologeten. Sie verbinden eine Wachstumsideologie mit einem hohen moralischen Anspruch.

Der Aufklärung verdanken wir unseren Wohlstand und die Freiheitsrechte. Durch die Aufdeckung ihrer gedanklichen Wurzeln sind auch die negativen Folgen in unseren Blick geraten: ungezügeltes Wachstum, Imperialismus, Umweltzerstörung.

Wie kommen wir da raus?

Das Treffen in Ramstein vom 26.4.2022 hat deutlich gemacht, wer in der NATO das Sagen hat und wer zur Gefolgschaft gehört. Der Hegemon formuliert die Kriegsziele („Wir wollen Russland in dem Ausmaß geschwächt sehen, dass es die Art von Dingen, die es mit dem Einmarsch in die Ukraine getan hat, nicht mehr machen kann.“ Lloyd Austin) und er sagt, wo es langgeht, insbesondere welche Waffen die Verbündeten zu liefern habe. Der Bundeskanzler hebt pflichtschuldig die enge Abstimmung Deutschlands mit den Verbündeten hervor. Viel deutlicher lässt sich die eingeschränkte Souveränität nicht zum Ausdruck bringen. Als Prügelknabe ist der Bundeskanzler aber allemal gut. Klaus von Dohnanyi stellt eine Frage, die er selbst nicht zu beantworten wagt (2022, S. 79) : „Wenn es den USA in ihre Politik passen würde, würden sie dann Europa genauso fallen lassen wie jetzt Afghanistan oder andere Staaten zuvor?“

Die Abhängigen berufen sich gern auf eine übergeordnete Wertegemeinschaft, als gelte es, Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Stattdessen sollten sie immer mit dem Egoismus und dem Realismus der Mächtigen rechnen. Dem Bundeskanzler Olaf Scholz wird sein Zögern bezüglich der Waffenlieferungen an die Ukraine, vorgeworfen. Die Kritiker sollten aber bedenken, dass sein Amtseid das Wohl des deutschen Volkes beinhaltet und nicht das anderer Länder (Art 56 GG). Mit dem atomaren Schutzschirm der NATO verhält es sich ebenso. „Solange nicht die USA selbst angegriffen werden, wird ein Einsatz der Atombomben nicht erfolgen.“ Mit diesem Ausdruck von Realismus wird Präsident Biden in „Nationale Intressen“ zitiert (von Dohnanyi, 2022, S. 91). Man fragt sich, warum sich Deutschland von einem französischen Schutzschirm (Force de frappe) mehr versprechen sollte. Ein Blick auf die Landkarte ist ernüchternd.

Im Koalitionsvertrag der Ampel ist zu lesen: Wir „bekennen uns zur Aufrechterhaltung eines glaubwürdigen Abschreckungspotenzials“. Was ist damit wohl gemeint? Mir fällt jedenfalls keine Antwort auf die Frage ein, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen können.

Quellen

Dohnanyi, Klaus von: Nationale Interessen. Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche. 2022

Precht, Richard David: Eine Geschichte der Philosophie. Band 2. 2017

Przeworski, Adam: Krisen der Demokratie. 2020

Watzlawick, Paul und andere: Menschliche Kommunikation. 1969, 2000

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19 Antworten zu NATO-Osterweiterung und Ukraine-Krieg. Was hat die Aufklärung damit zu tun?

  1. Rainer Gebauer sagt:

    „Der Aufklärung verdanken wir unseren Wohlstand und die Freiheitsrechte. Durch die Aufdeckung ihrer gedanklichen Wurzeln sind auch die negativen Folgen in unseren Blick geraten: ungezügeltes Wachstum, Imperialismus, Umweltzerstörung.

    Wie kommen wir da raus?“

    Der Aufklärung, die in vielerlei Hinsicht eine Art Kompendium des Humanismus ist, verdanken wir auch noch etwas anderes, nämlich die mehr oder weniger uneingeschränkte Dominanz menschlicher Interessen, wenn es um die Gestaltung des Lebens auf diesem Planeten geht. Ungezügeltes Wachstum, Imperialismus, Umweltzerstörung sind aus dieser Perspektive betrachtet lediglich das Ergebnis der Sicht des Menschen auf den Menschen, der sich als Krone der Schöpfung die Erde untertan machen soll.

    Indem wir der freien Entfaltung des menschlichen Individuums nur im Rahmen seines Umgangs mit seinen Mitmenschen genau definierte Grenzen setzen, wird der Entfaltungsrahmen, diese Erde, völlig außer Acht gelassen. Gewiss, es gibt immer mal wieder Regeln, in denen auch der Natur gedacht wird, aber solche Regeln verhindern bestenfalls mehr oder weniger schlimme Auswüchse beim Untertanmachen der Erde.

    Insbesondere die demokratisch konzipierten Gesellschaften verstehen sich umso vehementer als Bewahrer eines humanistischen Weltbildes, je mehr es von (Mit)Menschen bedroht scheint. Menschenwürde, individuelle Freiheit, Persönlichkeitsrechte usw. müssen überwiegend vor anderen Menschen beschützt werden, aber eben nicht nur davor. Wenn sich die Natur nicht um diese Menschenrechte schert – die Erde bebt, Gewässer treten über die Ufer, Stürme reißen alles nieder – , wird in Ermangelung eines haftbar zu machenden Verursachers lediglich an einer Verringerung der Schäden beim nächsten Mal gearbeitet und an Möglichkeiten, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die zuvor möglicherweise dabei versagt haben. Also selbst Naturkatastrophen werden in dem Sinne vermenschlicht, dass man sie nicht als natürlich gelten lässt.

    Der sich die Erde untertan machende Mensch ist derart auf sich selbst konzentriert, dass er das Objekt seines Bemühens über die Jahrhunderte hinweg beinahe komplett aus den Augen verloren hat. Heute nun, da er endlich zu begreifen beginnt, dass er nicht allein Subjekt, sondern als Erd-Teil zugleich Objekt ist, steht er vor dem Problem, dass die selbstgemachten Regeln für menschliches Zusammenleben womöglich nicht mehr uneingeschränkt aufrecht zu erhalten sind. Wie aber verändert man zumindest einige Regeln, ohne das ganze Regelgebäude ins Wanken zu bringen?

    Das zentrale Problem des Humanismus ist, dass man dem Gut „menschliches Leben“ ideell einen infinitesimalen Wert zugebilligt hat, für die Nicht-Mensch-Welt dagegen bedeutet dieser Wert so viel und so wenig wie irgendetwas anderes. Obwohl uns das im Grunde klar ist, meinen wir von unserem Anspruch nicht zurücktreten zu können, und wir lassen nicht ab vom Untertanmachen, sondern verlassen uns darauf, irgendwann in der Zukunft eine Lösung für alle jemals auftauchenden Nebenwirkungen zu finden.

    Die fatale Gleichsetzung der inneren Bedrohungen (Mensch gegen Mensch) mit den äußeren Bedrohungen (Welt gegen Mensch) durch den Humanismus macht es uns unmöglich, unser ethisch-moralisches Handeln den sachlichen Bedürfnissen gemäß auszurichten. Die Würde des Menschen ist als unantastbar definiert, unabhängig davon, wer oder was sie anzutasten versucht. Die Fatalität dieser Gleichsetzung ergibt sich schlicht daraus, dass das individuelle Menschenleben von Natur aus endlich ist, sowohl prinzipiell (Altern und Tod) als auch zufallsbedingt (Unfall, Krankheit usw.). Wir aber haben uns dem fortwährenden Zwang unterworfen, dieser Endlichkeit so lange und so gut es geht entgegen zu wirken.

    In der Kantischen Frage „Was können wir tun?“ manifestiert sich dieser humanistische Zwang: In ihr steckt die Aufforderung zum Handeln. Die Frage „Was können wir unterlassen?“ wird nicht gestellt. Jeder Ansatz der Nicht-Mensch-Welt, sich gegen menschliche Interessen zur Wehr zu setzen oder womöglich eigene auf Kosten menschlicher Interessen zu verfolgen (wo und wie auch immer man einen nichtmenschlichen Willen hierzu verankert), ist definitionsgemäß ein feindlicher Akt. Die Welt, die sich dem Untertangemachtwerden widersetzt, kann nicht akzeptiert werden.

    Der Humanismus wird lernen müssen, dass er scheitern könnte, wenn er Werte definiert, die prinzipiell nicht hinterfragt werden dürfen.

    • Frank Stößel sagt:

      Sehr geehrter Herr Gebauer, gestatten Sie mir bitte, Ihren engagierten Appell an „den Humanismus“ aus meiner Sicht als Alltags-Humanist zu betrachten.
      Ihre Kritik am Humanismus hinkt aus meiner Sicht ein wenig, weil sie an einen Begriff adressiert wird, anstatt an Menschen, die Humanismus informell oder formell vertreten. Gleicht „der Humanismus“ nicht einer begrifflichen Wolke, auf welcher so viele miteinander streitende VertreterInnen von Religionen und Weltanschauungen wandeln oder die sie für alles Mögliche verantwortlich machen? Wenn Religion mit ihrem Anspruch „Macht Euch die Erde untertan.“ nicht mehr weiter weiß, greift sie gerne auf „den Humanismus“ zurück, manchmal sogar nicht ganz zu Unrecht, wie auch ich meine. Macht man es sich aber dennoch nicht etwas einfach, wenn man z.B. die Schuld am Elend in der Dritten Welt dem Humanismus zuschreibt? Das tat 1992 der christliche Menschenrechtler Rupert Neudeck in seiner Schrift „Das Versagen des Humanismus“ (Beltz 1992). Selbst der Stellvertreter Gottes auf Erden Jorge Mario Bergoglio konfrontierte Europa mit der vollkommen richtigen Frage „Was ist mit dir los, du humanistisches Europa?“ Der Begriff Humanismus ist also beinahe auf alles Mögliche so flexibel anwendbar wie die Formel „Jesus ist das Licht und die Auferstehung“ und vieles Andere aus dem Bauchladen des Meinens und Glaubens. Als historische Größe ist Humanismus seit dem Altertum über die Epochen von Renaissance und Aufklärung hinaus bis heute wohl bekannt. Im Gedächtnis der Völker sind ihre RepräsentantInnen und Gruppierungen nicht so wirkmächtig, wie manch ein Verfechter des angewandten Humanismus sich das z.B. in der aktuellen Politik wünscht. Viele allzu menschliche Ansichten darüber, was Humanismus ausmacht, wandeln sich im Dialog der Menschen über die Definition des Humanismus anders als im Dialog der Religionen in sich und untereinander. Weltlicher Humanismus will sich nicht auf heilige Schriften als von Gott und Göttern empfangene Werte beziehen. Andererseits oszillieren die universalen Werte der Menschheit zwischen weltlichem und religiösem Humanismus hin und her. Religiöser Humanismus, aus meiner Sicht eine „Condradictio in se“. Sie wird gerne und nicht nur in den abrahamitischen Religionen in Anspruch genommen. „Der Humanismus“ soll dann als Handlungsanweisung dienen, wenn es darum geht, sich in zwischenmenschlichen Krisensituationen human, humanitär oder einfach nur wie ein menschlicher Mensch zu verhalten, ohne sich auf von Gott gegebene Lehrsätze zu beziehen und ohne die Belohnung für „humanistisches Verhalten“ im vermeintlichen Jenseits zu erwarten. Ganz zu Recht trauen Sie der „Nicht-Mensch-Welt“ , die es seit „der Menschwerdung“ noch einige Zeit lang wohl nicht wieder geben wird, nicht die Macht zu, den Raubbau der Menschen am gemeinsam belebten Planet Erde zu beenden. Wenn wir nach neuestem Stand unseres Wissens davon ausgehen, dass unser Planet sich im Laufe seiner Existenz zu einem Superorganismus entwickelt hat, in welchem wir Menschen zwar neben den anderen Lebewesen (Bakterien, Pilze, Pflanzen und Tiere) auch eine Rolle spielen, tanzen wir mit der derzeitigen räuberischen Aneignung der Ressourcen nach dem Gottesgebot „Macht Euch die Erde untertan.“ unserer Erde buchstäblich und wider besseren Wissens auf der Nase herum, ohne zu merken, dass dieses Tänzchen einem Tanz auf dem Vulkan gleich kommt. VertreterInnen von Aufklärung und Wissenschaftsfortschritt bleiben machtlos, wenn man immer noch glaubt, die absolute Gewalt über unseren Planeten Erde samt aller mit ihm verbundenen Naturgewalten erringen zu können. Säkulare Humanistinnen und Humanisten glauben eher nicht an die Erlaubnis Gottes, sich die Erde untertan machen zu dürfen, und dennoch sind sie oft ebenso bequeme Menschen wie jene, die sich mit Gottvertrauen dem „Untertanmachen“ der Erde ohne Rücksicht auf Verluste widmen. Angesichts des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels ändert sich aktuell dieser Glaube. Man möchte mit und ohne Humanismus angesichts der sehr gewagten Politik nach alttestamentarischer Tradition die Bremse ziehen, meidet aber vorsichtigerweise eine Vollbremsung. Dass auf der Suche nach optimalen humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Lösungen weitere Fehler auftreten werden, ist auch mit Hilfe digitaler Ansätze nicht auszuschließen. Was HumanistInnen in dieser schier ausweglosen Situation Zuversicht geben kann, ist aber, dass wir heute im Erkennen, Diskutieren und Korrigieren von Fehlern beim ressourcenschonenden Umgang mit den naturräumlichen Gegebenheiten unserer Erde vernetzter und schneller kommunizieren und agieren. Sich den Herausforderungen zur Pflege unseres Planeten Erde zu stellen und nicht in Weltuntergangsstimmung zu verfallen, für den „der Humanismus“ verantwortlich sein soll, ist das Gebot der Stunde. Ihre Mahnung an „den Humanismus“, er würde scheitern, würde er Werte definieren, die man prinzipiell nicht hinterfragen dürfe, geht ins Leere, solange Sie nicht sagen, welche Werte Sie persönlich meinen, doch nicht dieser „Die Würde des Menschen ist unantastbar oder? Das wäre aus meiner Sicht nicht hinnehmbar. Nicht einmal die „Antastbarkeit ganzer Pflanzen- und Tierarten“ steht zur Disposition, weil wir Menschen von den Lebewesen der Nicht-Mensch-Welt mehr abhängen als diese von uns. Tatsächlich haben sich Menschen in Satzungen ihrer freigeistigen, freidenkerischen, gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Organisationen auf den Humanismus bzw. auf dessen Grundprinzipien berufen, sich der Natur, der Umwelt und der Mitwelt aber nicht ernsthaft und glaubhaft genug zugewandt. Erfreulich ist, dass diese ungute Entwicklung sich momentan verändert. Besagte Organisationen erleben in ihren Gruppierungen ein um sich greifendes Umdenken. Sichtbar geworden ist dies im Erstarken der „Grünen Bewegung“ in der Partei der Grünen selbst als auch in der Gesamtgesellschaft über Parteigrenzen hinweg. Fehlerfrei wird allerdings auch diese weltweite Bewegung im Sinne eines wahren Humanismus nicht arbeiten können, weil es den Humanismus nicht gibt, bzw. er so menschengemacht ist wie die Religionen auch. Im diversen Verständnis der Völker für ein „Bis-hierher-und-nicht-weiter!“ beim „Untertanmachen“ untereinander als auch der belebten und nicht belebten „Nicht-Mensch-Welt“ wird eine nahezu einstimmige Akzeptanz (UN) in der gemeinsamen planetarischen Verantwortung schwer sein. Sie sollte aber dennoch ein gemeinsames Ziel der Vereinten Nationen bleiben. Würden wir „den Humanismus“ nur als Methode des offenen Dialogs betrachten, wie das Paul Kurtz einmal tat, würde uns auch das alleine nicht weiter helfen. Wollen Sie aber mit Ihrer Mahnung die Bedeutung des skeptischen Denkens im humanistischen Dialog anmahnen, dann bin ich ganz bei Ihnen.

  2. Mussi sagt:

    @Gebauer
    Punktlandung!

  3. Timm Grams sagt:

    Leidenschaftliches Infragestellen und Zweifeln liegt mir. Aber so konsequent wie Rainer habe ich es noch nicht geschafft.

  4. Mussi sagt:

    @Gebauer/Grams
    Die Herausforderung des Humanismus in der Verteilungsdynamik wird sein, dass Humanismus im Sinne der Thermodynamik diesen in ein globales T-Konto gepackt hat!

    Viel Spass beim Rätsellösen!

  5. Timm Grams sagt:

    @Rainer, Frank
    Vom Leben und Sterben der Normen

    Den Humanismus charakterisiert, wenn der Name überhaupt einen Sinn haben soll, die Hochschätzung des Menschen. Die Moderne geht zwar nicht mehr von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen aus und formuliert als allgemeines Leitbild für die Menschen- und Grundrechte den Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dieser Satz ist normativ und unhinterfragbar – zumindest in den westlichen Gesellschaften. Er definiert eine Richtung, in die die Gesellschaft geht. Diese Entwicklung hat uns persönliche Sicherheit, Freiheit und Wohlstand gebracht und auch die negativen Folgen, die immer stärker sichtbar werden: „Ungezügeltes Wachstum, Imperialismus, Umweltzerstörung sind aus dieser Perspektive betrachtet lediglich das Ergebnis der Sicht des Menschen auf den Menschen…“ (Rainer).

    Das Problem ist, dass sich ein erfolgreiches Verhaltensmodell nicht ohne weiteres ändern lässt. Es droht das Schicksal aller Lebensformen dieser Erde. Sie gehen irgendwann einmal unter. So gesehen kann der Humanismus dieser Prägung nicht dauerhaft sein.

    Humanismus kann aber auch heißen, dem Menschen zugewandt sein. Dann ist das etwas sehr Praktisches, hier und jetzt: Sich „in zwischenmenschlichen Krisensituationen human, humanitär oder einfach nur wie ein menschlicher Mensch zu verhalten“ (Frank).

  6. Rainer Gebauer sagt:

    Timm: „Den Humanismus charakterisiert, wenn der Name überhaupt einen Sinn haben soll, die Hochschätzung des Menschen.“

    Ich würde diese treffende Kurzbeschreibung des Humanismus-Begriffs noch weitertreiben und von einer Überschätzung des Menschen (durch den Menschen) sprechen, sogar im doppelten Sinn: Wir überschätzen permanent sowohl unsere Bedeutung als auch unsere Fähigkeiten. In Anbetracht des zivilisatorischen und vor allem technischen Fortschritts können wir im Grunde gar nicht anders, denn das, was wir der Welt, in der wir leben, abgetrotzt haben, ist überwältigend, Stichwort Anthropozän.

    Das Reptil in uns dagegen unterschätzen wir, sowohl seine (unter-bewusste) Macht als auch seine Nicht-Menschlichkeit (um nicht zu sagen Unmenschlichkeit), denn wir mögen es gar nicht, von irgendetwas in uns beherrscht zu werden, also reden wir es so klein es geht. Aus der Sicht dieses Reptils ist Humanismus im Schillerschen Sinn (alle Menschen werden Brüder) völlig unrealistisch. Anteilnahme, Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft usw. entwickeln wir im Rahmen unserer lokalen Gruppe, weil Kooperation hier funktioniert und überlebenstechnische Vorteile bringt, nicht aber global, das ist evolutionstechnisch unsinnig. Ein Menschheits-Humanismus (oh Wortgewalt) mit 8 Milliarden freiheitsbewussten Selbstverwirklichern ist ein Widerspruch in sich selbst. Menschliche Empathiefähigkeit bezieht sich auf den Nachbarn, den ich in den Arm nehmen kann, wenn er Trost und Hilfe braucht. Für den Verhungernden in Afrika oder den Niedergebombten in der Ukraine empfinde ich nur in dem Sinne etwas, dass ich nicht in seiner Haut stecken möchte und ihm deshalb von Herzen wünsche, er möge irgendwie durchkommen.

    Auf Timms Frage „Wie kommen wir da raus?“ hat Baron von Münchhausen eine wunderbare Antwort, die im Grunde die einzige ist: der eigene Schopf.

  7. Frank Stößel sagt:

    Der Humanismus, und schon gar nicht der christlich-abendländische, wie er in Europa so gerne beschworen wird, wird die durch den Klimawandel gestellten Aufgaben bewältigen, indem er sich „am Schopf“ packt. Diese Schlussfolgerung entpuppt sich wieder einmal als Schall und Rauch. Sie sagen nicht, mit welchem Ziel und wie der Ihrerseits gewünschte Humanismus das tun sollte. Nach meiner Ansicht sind unsere planetarischen Probleme so Welt umfassend, dass sie eigentlich nur mit einer föderal-planetarischen Regierung, welche die Vereinten Nationen zu bilden hätten, anzupacken wären. Von einer derartigen Weltregierung aber sind wir weit entfernt. Wir haben nicht ganz zu Unrecht Angst vor dem Missbrauch einer solchen Machtfülle, weil wir als Völker, Nationen und Staaten mit so unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen uns selbst nicht über den Weg trauen. Einem Ertrinkenden deswegen zuzurufen „Zieh dich doch selbst am Schopf aus deiner Misere!“ ist so hilfreich wie der Zuruf „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“

    • Timm Grams sagt:

      Aus Rainers und meinen Diskussionsbeiträgen ist ersichtlich, dass wir den Humanismus nicht als Lösung, sondern als Teil des Problems ansehen. Humanismus wird dieses Problem, das auch durch den Humanismus bedingt ist, nicht lösen. Rainers Münchhausen-Metapher ist sehr treffend.

      Das heißt nur, dass etwas Neues kommen muss, was die Werte angeht. Die Frage ist nur: was? Ian Morris behauptet, dass wir das aus prinzipiellen Gründen gar nicht wissen können. Vermutlich muss die Katastrophe erst durchlitten sein. „Genauso wird es kommen – es sei denn es kommt ganz anders“ (Ian Morris, „Beute, Ernte, Öl“, 2020, S. 212).

  8. Frank Wohlgemuth sagt:

    Nur ein kleiner Hinweis zur Geschichte:

    „Wladimir Putin hat wiederholt deutlich gemacht, dass er einen seinem Land feindlich gesinnten Hegemon nicht dulden wird. Was folgt, ist ein Spiel mit dem Feuer, auch angefacht durch das gebrochene Versprechen, dass es über die damaligen Ostgrenzen der DDR hinaus keine Erweiterung der NATO geben werde. Die US-Amerikaner haben ein wirksames Instrument für ihre Machtausweitung nach Osten: die NATO.“

    Ganz abgesehen davon, dass es Putin, wie er teilweise auch selbst sagt, um die Reinstallation eines großrussischen Reiches geht, dass also alle anderen Gründe seines Handels immer vorgeschoben sind:
    Das mündliche Versprechen, dass es keine Osterweiterung geben würde, war vielleicht ernst gemeint, auf jeden Fall bekam man damit die Russen an den Verhandlungstisch für den Zwei-plus-vier-Vertrag. Während dieser Verhandlungen kam es zu einem Klimawechsel zwischen den Verhandelnden, der das Thema Osterweiterung der Nato anscheinend unwichtig machte, sonst hätten die Profis aus Russland auf einer schriftlichen Fixierung bestanden. Es gibt, auch wieder mündlich, nach dem Vertrag eine russische Zusicherung, dass natürlich jedes Land seine Bündniszugehörigkeit selbst bestimmen kann.

    Die nächste Position ist wieder schriftlich:
    In der Nato-Russland-Grundakte von 1997 wurde die freie Bündniswahl und die Unverletzlichkeit der Grenzen für alle verbindlich festgelegt.
    https://www.deutschlandfunk.de/nato-russland-grundakte-100.html

    Wer sich hiernach noch auf das „gebrochene Versprechen“ bezieht, negiert den geschichtlichen Ablauf und spricht damit gleichzeitig den Russen jede Form von Vertragsfähigkeit ab, weil er damit sagt, dass sie egal, was sie unterschreiben, ein Recht haben, sich auch auf widerrufene Zusagen der Vergangenheit zu berufen. Spätestens seit der Nato-Russland-Grundakte war dieses immer wieder zitierte Versprechen nicht nur von der Nato zurückgenommen, sondern das wurde damit auch offiziell von russischer Seite gutiert.

    Außerdem verkennt, wer immer an dieses Versprechen erinnert, einen wesentlichen Punkt: Die Nato ist nur bedingt Akteur ihrer Osterweiterung. Die Erweiterung der Nato geht primär immer von denen aus, die um Einlass bitten.

    • Timm Grams sagt:

      Ich bin mir bei der Frage „Was ist Propaganda, was ist ernst gemeint?“ meiner Antworten nicht so sicher wie Sie.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      @ Timm Grams
      Ist das wirklich so? Wo ich mir tatsächlich sicher bin, das ist das technische und personelle Eindampfen der westeuropäischen Nato seit dem Zusammenbruch der SU fast bis zur völligen Dysfunktionalität. Das erzählen nicht nur die immer wieder fortgeführten Meldungen unserer Presse, das kenne ich auch aus internen Quellen. Putin hat seinen Krieg angefangen, weil er die Kriegsunwilligkeit der Nato aus dem parlamentarischen Beirat der Nato, an dem die Russen bis zur Krimannektion teilnehmen durfte, kannte. Das Verhalten der Nato nach diesem Verhalten gab ihm ersteinmal weiter recht. Ab dem Zeitpinkt war es nicht die Nato, sondern nur die Amerikaner, die anfingen, die Ukraine wehrtechnisch zu unterstützen.

      „Das Treffen in Ramstein vom 26.4.2022 hat deutlich gemacht, wer in der NATO das Sagen hat und wer zur Gefolgschaft gehört. Der Hegemon formuliert die Kriegsziele („Wir wollen Russland in dem Ausmaß geschwächt sehen, dass es die Art von Dingen, die es mit dem Einmarsch in die Ukraine getan hat, nicht mehr machen kann.“ Lloyd Austin) und er sagt, wo es langgeht, insbesondere welche Waffen die Verbündeten zu liefern habe. Der Bundeskanzler hebt pflichtschuldig die enge Abstimmung Deutschlands mit den Verbündeten hervor. Viel deutlicher lässt sich die eingeschränkte Souveränität nicht zum Ausdruck bringen.“
      Der Logik könnte ich folgen, wenn mir ein alternatives Kriegsziel einfiele.

      Haben Sie eins?

      Aber es sollte der eben gemachten historischen Erfahrung gerecht werden, dass Russland bei der Verfolgung seines Zieles einer Wiederherstellung eines großrussischen Reiches ungeachtet aller geschlossenen Verträge nur einen Maßstab zu haben scheint: Seine Vorstellung von seiner militärischen und wirtschaftlichen Kraft zur Durchführung seiner Pläne.

    • Timm Grams sagt:

      Auf das von mir gerügte Austin-Zitat „Wir wollen Russland in dem Ausmaß geschwächt sehen, dass es die Art von Dingen, die es mit dem Einmarsch in die Ukraine getan hat, nicht mehr machen kann“ erwidern Sie:

      Der Logik könnte ich folgen, wenn mir ein alternatives Kriegsziel einfiele. Haben Sie eins?

      Es steht mir nicht zu, ein Kriegsziel zu haben. Aber genannt wurden schon einige: Sofortige Verhandlungen, Wiederherstellen der Kontaktlinie vom 24.2.22, Herstellung der Souveränität in den Grenzen von vor 2014, Rückeroberung der Krim. Ein solches Ziel zu erklären, wäre einzig und allein Sache der Ukraine. Stört Sie denn nicht, dass es der Außenminister der USA tut?

  9. Frank Wohlgemuth sagt:

    ;-) Meine Frage war schlecht formuliert. Sie hätte heißen sollen, ob Ihnen ein anderes Kriegsziel einfiele – Kriegsziele haben tun selbstverständlich nur die Beteiligten.

    Aber mal sehen, was da genannt wurde: (Ich bitte zu beachten, dass ich selbst auch weder Kriegsziele habe noch haben kann -s.o.- ich versuche eine Sicht von der Seite der Ukraine, so, wie sie sich mir in ihrem Verhalten darstellt)

    Sofortige Verhandlungen sind kein Kriegsziel – im Gegenteil: Bei einem verhandlungsunwilligen Putin sind sie nur ein anderer Ausdruck für Kapitulation mit all den Folgen einer russischen Herrschaft, die gerade demonstriert werden. Die Ukrainer wissen, warum und wofür sie kämpfen, und es war von Beginn an ihre eigene Entscheidung, sich zu verteidigen: „Ich brauche Munition und keine Mitfahrgelegenheit.“

    Eine Wiederherstellen der Kontaktlinie vom 24.2.22 wäre nur eine Verschnaufpause für einen immer noch annektionswilligen Putin und immer noch die fehlende Herstellung der Souveränität in den Grenzen von vor 2014, d.h. ohne die Krim.

    Die Grenzen von vor 2014 alleine sind nur ein Teilerfolg, weil bei der jetzt gezeigten Einstellung Putins der Moment gefürchtet werden müsste, an dem er sich den Überfall wieder zutraut.

    Vor diesem Hintergrund stört es mich nicht, diese Formulierung des Kriegszieles aus dem Mund des amerikanischen Außenministers zu hören, weil es in meinen Augen das einzig logische Kriegsziel aus der Sicht der Ukraine ist. Es handelt sich also eher um eine Perspektivenübernahme als um eine Bevormundung, ein Akt kognitiver Empathie.

    • Timm Grams sagt:

      Sie fragten mich, ob ich mir alternative Kriegsziele vorstellen könne. Meine Antwort war: Ja. Ich spekuliere nicht über das, was in den Köpfen anderer vorgeht. Deswegen werde ich Ihnen in diesen Punkten auch nicht widersprechen.

  10. Kalle sagt:

    Weil hier wiederholt das Wort Propaganda auftauchte und ich dazu erst kürzlich interessante Ausführungen von Scobel sowohl zu Putin als auch der AFD gehört habe anhand von Adornos Warnungen.

    Ich habe mir das Buch Über Tyrannei bestellt und werde berichten. Ich fand Snyders Wege in die Unfreiheit schon sehr interessant.

    Putins Propaganda:
    https://www.youtube.com/watch?v=7P0rZthdHrM

    Adorno und die Rechte Propaganda anhand AFD:
    https://youtu.be/hFOgVDuO7_M

    Ansonsten kann ich derzeit nur die Auswirkungen auf die Energiepreise und Rohstoffmärkte beobachten und anschieben, dass wir unabhängiger von fossiler/atomarer Energie werden.
    Ansonsten mache ich mir wirklich über den Propagandamüll und die Spekulanten […] Sorgen, ich kann es nicht beurteilen, was Possoch hier erklärt, aber sollte es real sein…
    https://youtu.be/ImUG-ys0Ndg

    Dann ist wieder die Frage, was überhaupt noch wahr oder unwahr was ist, Fakt oder Fake…

  11. Der Artikel zeigt schön die historische Kontinuität des US-amerkanischen Imperialismus. Es sind dieselben Beweggründe wie in der frühen Phase des Kolonialismus, in dessen Schlepptau die Missionare den Heiden den christlichen Glauben aufzwangen. Damit wurde das ursprüngliche rein wirtschaftliche Motiv moralisch gerechtfertigt. Diese Position der Rechtfertigung betreibt derzeit die deutsche Regierung in fast religiösem Eifer, und man fragt sich, ist es bloßer Opportunismus oder politisches Kalkül. Die wirtschaftlichen Folgen für uns dürften jedenfalls dramatisch sein. Ich wundere mich lediglich über die Gelassenheit unserer Mitbürger, oder gibt es einfach keine Stimme, denn die Medien fahren genau auf der Mittellinie des Maistream. Precht und Welzer thematisieren das. Ich vermisse die Zeit, in der politische Konflikte medial offen ausgetragen wurden. Scheinbar ist die Angst vor shitstorms zu groß.
    Denk ich an Deutschland in der Nacht …

  12. Realo sagt:

    @ Timm Grams

    Ich sehe es praktisch genauso wie Sie es in „Nato Osterweiterung“ ausgeführt haben.

    Nur könnte ich mir zu Ihrer nachstehenden Textpassage durchaus kreative Lösungsansätze vorstellen.

    Zitat aus o.a. Beitrag: „Im Koalitionsvertrag der Ampel ist zu lesen: Wir „bekennen uns zur Aufrechterhaltung eines glaubwürdigen Abschreckungspotenzials“. Was ist damit wohl gemeint? Mir fällt jedenfalls keine Antwort auf die Frage ein, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen können.“

    Es ist natürlich nur gemeint, dass wir mit der Amerikanischen Sicht übereinstimmen (müssen) und natürlich nur solange dies auch Amerika für zweckmäßig hält.

    Bekommt Amerika z.B. einen „friedfertigen Präsidenten“ wie z.B. Trump, der bekanntlich innerhalb einiger Tage Frieden schließen würde, müssen eben auch wir schnellstens für eine „friedfertige Regierung“ z.B. mit Schröder, Wagenknecht und Lafontaine sorgen und die schleunigst nach Moskau schicken.

    Auf „Flexibilität“ kommt es an.

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