Das Grundgesetz ist für alle da, nicht nur für Fachphilosophen und Politikwissenschaftler.
Die Idee
Im Hoppla!-Blog sind wir bereits mehrfach auf einen Begriff gestoßen, der im Grundgesetz ganz oben steht (Art. 1):
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Weiterhin wird die Menschenwürde sogar zur Basis der allgemeinen Menschenrechte erklärt:
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
Dass »Menschenwürde« nicht nur so hingesagt ist, sondern ein vor Gericht einklagbares Gut, stellt der Schlusssatz des Artikels fest:
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
Wir hatten schon damit zu tun
In der Diskussion mit Realo über Künstliche Intelligenz spielte ich letzthin mit dem Gedanken, dass die KI im Gegensatz zum Menschen keine Würde besitzt. Die Stärke des Konzepts der Menschenwürde wurde mir durch die Diskussion des Theaterstücks
Terror des Ferdinand von Schirach erst richtig nahegebracht.
In der Diskussion zum Fall Brosius-Gersdorf antwortet Frank Wohlgemut auf Pablo:
Da Du die Haltung vertrittst, dass direkt nach dem Text zu urteilen sei, bist Du bestimmt in der Lage, uns zu sagen, was sich denn genau hinter dem Begriff der Menschenwürde verbirgt. Es scheint ja etwas zu sein, was wir alle besitzen. Ab wann eigentlich: Direkt nach der Befruchtung? Nach 2 Wochen, nach 3 Monaten oder nach der Geburt? Aber was es ist, ist damit noch nicht gesagt, geschweige denn, was diese Würde verletzt und was nicht.
An das von Mussi empfohlene Buch »Menschenwürde« des Dietmar von der Pfordten von 2016 knüpfe ich hier an.
Universell gültig?
Von der Pfordten schreibt auf Seite 104:
Die Eigenschaft der Selbstbestimmung über die eigenen Belange also der sekundären Wünsche und Ziele gegenüber primärer Belangen, ist ein wesentliches Merkmal der Menschen aller Zeiten und Kulturen.
»Menschenwürde« im Sinne von Selbstbestimmung ist genauso universell wie die Aussage »Der Mensch hat zwei Ohren«. Moralisch bindend wird sie erst, wenn man den Begriff ausdrücklich derartig auflädt, und in diesem Sinne fährt von der Pfordten fort:
Da die Eigenschaft der Menschenwürde neben der faktischen auch eine normative Dimension hat, bedeutet das: Die große Menschenwürde besteht nicht nur faktisch universell. Sie gilt auch normativ-ethisch universell in allen Zeiten und Kulturen.
Diese normative Dimension halte ich für wünschenswert, zwingend ist sie nicht.
Wir haben nichts Besseres
Dabei bleibe ich: Die
Universalisierung der Menschenrechte ist Ideologie! Für uns in Europa sind die Menschenrechte die Basis des Zusammenlebens. Auch wenn das Konzept der Menschenwürde nicht universalisierbar ist: Wir haben nichts Besseres. Rainer Gebauer bleibt dem Univalisierungsgedanken zugeneigt. In der Diskussion zum Artikel Aufklärung paradox drückt er es so aus:
Wenn ein verabsolutierter Wert an der Realität scheitert, glauben wir aber trotzdem, das nicht zulassen zu dürfen, weil wir das ganze Wertesystem zu gefährden meinen. Das ist das humanistische Denken. Wer sich das nicht zu eigen macht, ist auf dem Holzweg. Der mit dem Stichwort „Bevormundung“ verlinkte Artikel versucht, diese Problematik anzusprechen, aber die universellen Menschenrechte stehen zum Schluss selbstverständlich weiterhin nicht zur Disposition.
Anmerkung: Meine Amazon-Kritik des Buches »Menschenwürde« schließe ich mit der Bemerkung:
Das Buch ist klar und verständlich geschrieben, so dass auch der Nichtphilosoph den Schwachpunkt der Ideologie deutlich sehen kann.
Das Argument, dass wir nichts besseres haben, und deswegen auf den Menschenwürdebegriff zugreifen müssen oder sollten kann ich nicht nachvollziehen.
Der Begriff in Verfassungen ist nicht Zweck an sich, sondern Mittel zum Zweck gegen einen übergriffigen Staat. Dieser lässt sich aber durch andere Begriffe vermeiden oder zumindest stark einschränken. Gewaltenteilung, Rechtsstaat, Freiheits- bzw. Bürgerrechte können so ausformuliert werden, dass man das verhindern kann, was man verhindern möchte. Der Menschenwürdebegriff ist dazu nicht notwendig.
Für mich ist der Begriff eine missbrauchsanfällige Formel, die von der jeweiligen absoluten Mehrheit nach Gusto interpretiert werden kann statt einer qualifizierten Mehrheit.
Der Begriff wird gebraucht, um einen Versorgungsanspruch durch den Staat zu legitimieren, aber wird dann ignoriert, wenn es darum geht den Steuerzahler so zu schröpfen, dass er einen großen Teil seiner Arbeitszeit für den Staat arbeitet und damit auch zum Objekt degradiert wird.
Jemanden einzusperren, tastet zweifellos die Menschenwürde an, trotzdem sperrt der Staat selbstverständlich bestimmte Straftäter ein. So absolut und unantastbar ist sie also doch nicht. Der erste Artikel des GG ist deswegen grunddämlich. Man tut so, als wäre man in einem heiligen Staat, der sich an hehre und absolute Prinzipien hält, die aber in der Praxis überhaupt nicht funktionieren.
Der Begriff wird verwendet, um Äußerungdelikte zu legitimieren und sogenannte „Hass und Hetze“ zu bekämpfen, aber wenn es darum geht, gegen rechte und konservative Menschen zu hetzen, sie als Nazis und Rechtsextremisten zu beschimpfen und zu brandmarken, dann ist es wieder in Ordnung. Dies zeigt klar, dass nichts absolut ist, und die „Menschenwürde“ überhaupt nicht unantastbar ist und der Staat alles dafür tut, um sie zu achten und zu schützen.
Der Begriff ist nicht gut. Der Begriff steht an oberster Stelle des Grundgesetzes und wird abgekultet, damit sich die Deutschen einreden können, ab 1945 zu besseren Menschen geworden zu sein. Man versteift sich auf leere Worthülsen, um Selbstreflexion zu vermeiden.
@Pablo
Du hast offensichtlich nicht verstanden, was ein Staat generell und selbstverständlich auch ein demokratischer Staat überhaupt ist. Du erwartest, dass die Polizei Dich schützt, dass Dir keiner eine über die Rübe zieht, wenn Du aus dem Haus gehst. Das heißt, dass der Staat nicht nur die Polizei bezahlt, sondern auch die Richter, die den verknacken, der Dir trotzdem eine über die Rübe gezogen hat. Dazu muss es Leute geben, die die Regeln machen, nach denen der Richter arbeitet, es muss Schulen geben, damit junge Menschen überhaupt fähig sind, den Polizei- und den Richterberuf oder irgendwelche anderen Berufe zu erlernen, es muss Straßen geben, damit die Polizei überhaupt zu Dir kommen kann, usw. Ich könnte jetzt von dieser Stelle aus den gesamten staatlichen Apparat und die Infrastruktur aufrollen, die Du als Bürger erwartest, von denen Du aber offensichtlich auch erwartest, dass irgendeine göttliche Hand die Mittel zur Verfügung stellt, die es braucht, Deine Ansprüche zu erfüllen – Du selbst willst ja offensichtlich nicht dafür aufkommen, wenn Du Dich beschwerst, dass Du als Steuerzahler geschröpft wirst und für den Staat arbeiten musst.
Solange Du nicht einmal begriffen hast, dass Du ein Teil dieses Staates bist, dass „der Staat Dich schröpft“, um Deine eigenen Forderungen zu erfüllen, solange sind Diskussionen mit Dir über kompliziertere Konzepte wie Verfassungen und Rechtsstaatlichkeit völlig witzlos. Was Du mit Deinem Beitrag allerdings leistest, ist eine Demonstration unserer Schulen, die ihren Bildungsauftrag nicht nur in den Fächern Mathematik und Deutsch nicht erfüllen.
@ Pablo
Die Bruchlinien trennen nicht das Wahre vom Falschen. Um Ideologien geht es. Für den inneren Zusammenhalt von Gruppen oder Völkern scheinen sie unverzichtbar zu sein. Gegensätze und Feindschaften stabilisieren das System. Das ist alles andere als schön aber wohl unvermeidlich. Carl Schmitt sagt dazu:
Wenn ich sage „Wir haben nichts Besseres“, dann ist das
selbstverständlich die Binnensicht des Westeuropäers.
Über die Unvermeidbarkeit des Freund-Feind-Denkens grüble ich schon seit langer Zeit. Eigene Erfahrungen konnte ich in meiner 15-Jährigen Mitgliedschaft in der Skeptikerbewegung sammeln.
@ Frank Wohlgemuth
Ich habe Pablo so verstanden, dass er sich auf den „Menschenwürdebegriff“ bezieht. Der ist hauptsächlich der „Hebel“, bei dem unsere „Flüchtlingslobby“ ansetzt, um Kasse zu machen.
Ohnehin knappe Wohnungen an Zuwanderer zu vermieten, Jobs in der Flüchtlingsbetreuung, von Sozialarbeitern, Lehrern, Übersetzern, juristischen Beratern,…. zu schaffen, für die der Steuerzahler aufkommen muss. Die „Kundschaft“ wird mit Slogans wie „Refugees welcome“, einfach ins Land gebeten, letztlich um die oft schwer arbeitenden Steuerzahler auch fürs eigene „Geschäft“ abzuzocken. Da macht man es sich zu leicht.
Ich bin für faire Kooperation, damit auch ärmere Länder zu Wohlstand kommen. In diesen Ländern sollten nützliche Firmen gegründet, Arbeitsplätze geschaffen werden, zum gegenseitigen Vorteil.
Einfach Leute, noch dazu aus völlig fremden Kulturkreisen, einfach ins Land zu bitten um unsere Steuerzahler mit der „Menschenwürde Masche“ abzuzocken, ist keine gute Geschäftsidee…. Das birgt auch noch großes Konfliktpotential.
Auch D. Trump hat in Amerika herausgefunden, was ein wichtiger Beitrag zur Explosion der Staatsschulden war……
Die Menschenwürde würde ich nicht vollends als Ideologie abtun.
Wir kennen psychische Reaktionen wieden Reflex(z.B.Ekel), Triebe ( z.b. Lebenserhaltung, Sex), Instinkte (z.B. Gefahr), Intuitionen( z.B. den Beobachter im Rücken), Emotionen, Motive und allgemein Empfindungen.
Ideologien kämpfen mit diesen psychologischen Merkmalen mit den Inneren Werten, die Häufig Grund und Ausgangslage für weitere Gedanken sind.
Denken wir an Wittgenstein und Sprachphilosophie, wissen wir nicht so genau, was nun wie Bedeutung erlangt?
Ist Ekel nur ein Wort oder Ausdruck einer Sprache?
Auch Angst und Mut haben ihre Grundlegung in den Emotionen, auch wenn beides in den jeweiligen Sprachen Widerhall findet.
Menschenwürde wird als Innerer Wert bezeichnet. Aber welcher der psychologischen Merkmale ist es nun?
Ich gebe recht, Menschenwürde als Ideologie zu bezeichnen, wenn er überhöht interlektualisiert wird, aber nicht, wenn ein psychologisches Merkmal zutrifft.
Das ist eher einer Frage der Begriffsdeutung und Bedeutung, die durchaus instrumentalisiert werden kann.
Ideologien greifen nur auf einen begrenzten Kanon von Inneren Werten zurück und bauen darauf Gedankengerüste auf.
Wesentlicher dürfte die ‚freie Entwicklung der Persönlichkeit‘ sein.
Würde ist ein ( wesentlichster) Teil davon sein.
Mir macht es eher den Eindruck, dass in Anlehnung an Chomsky nicht eine Universalgrammatik entscheidend ist, sondern eine Universalbedeutungsebene; sprachübergreifend.
Die Menschenwürde bezieht sich auf die einzelne Person und ist insofern ein Schlüsselbegriff der westlichen, der individualistischen Weltsicht. Wenn es dabei nur um die Selbstbestimmung ginge, dann hätte der Begriff nichts Ideologisches an sich. So gesehen beschreibt er bloß, was ist, das SEIN. Art. 1 GG geht über diese Bestimmung weit hinaus und sagt, was wir tun SOLLEN: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« In dieser Kombination wird die Menschenwürde zum zentralen Element einer Ideologie. Das wird auch dadurch deutlich, dass es zumindest eine konträre Ideologie gibt, die nicht individualistisch sondern kollektivistisch ist. Art 3 (5) der Verfassung der DDR sagt beispielsweise:
Ein weiteres Beispiel für eine nicht individualistische Ideologie ist die chinesische Ideologie der einen Welt.
Das wäre Anlass für eine neue Wortschöpfung: Grundiologie.
@ Timm Grams 17. August 2025 um 18:47 Uhr
Zitat: „Ein weiteres Beispiel für eine nicht individualistische Ideologie ist die chinesische Ideologie der einen Welt.“
In China spielt das Konzept der „sozialen Harmonie“ eine zentrale Rolle. Die Idee, sich in die Gemeinschaft einzufügen und Konflikte zu vermeiden, ist tief in ihrer konfuzianischen Philosophie verwurzelt.
Angeblich gehen Chinesen zum Psychiater, weil sie befürchten zu wenig „angepasst“ zu sein, womöglich bei den Mitmenschen „anzuecken“
Der Beitrag Konfuzius und die Demokratie des Deutschlandfunks läuft auf die Frage hinaus, die auch mich seit langem umtreibt – besonders intensiv seit Beginn des Ukraine Kriegs:
@ Timm Grams 19. August 2025 um 09:25 Uhr
Zitat: „Ist, pointiert gesprochen, Demokratie eine westliche oder eine globale Idee?“
Es scheint, dass Demokratie eigentlich eine globale Idee war. Griechen, Römer, …. selbst indigene Stämme, sollen bereits Formen von Demokratie entwickelt haben.
Im Westen mussten, meistens durchaus freiwillig, die Amerikaner beim „Großversuch Demokratie“ mitmachen. Nach längerer Zeit sind durchaus Probleme, z.B. eine große Staatsverschuldung und Probleme zwischen größeren Gruppierungen aufgetreten, die fast schon einen drohenden Bürgerkrieg befürchten lassen.
Salopp gesagt, haben auch die Russen als „Versuchskarnickel“ für den Kommunismus herhalten müssen. Letztlich sind sie gescheitert, weil sie einerseits auf keine „sozialen Harmonie“ als Basis aufbauen konnten, andererseits haben ihre Anführer die Vernunft überschätzt und den Markt unterschätzt.
Das Volk entscheidet emotional, bleibt letztlich die Frage, wer die „Wohltaten“ bezahlt. Es ist letztlich der kleine Bürger.
(Die Reichen sollen zahlen, das funktioniert nicht und wäre wieder eine ganz andere Geschichte).
Um den Kern der Sache herumreden und wilde Spekulationen bringen uns nicht weiter. Wenn wir hier von Demokratie sprechen, dann ist die moderne Variante gemeint, die mit der US-amerikanischen und später mit der französischen Verfassung Gestalt annahm.
Samuel Huntington ordnet in seinem Buch »Kampf der Kulturen« von 2002 die Rolle des westlichen Denkens so ein (S. 93):
Und weiter (S. 93):
Weitere Alternativen wurden seinerzeit nicht ins Auge gefasst, obwohl existent und für die Mehrheit der Weltbevölkerung relevant – eine im Grunde unverständliche Blickverengung.
@ Timm Grams 19. August 2025 um 18:12 Uhr
Zitat: „Es wurzelt in der Perspektive des Kalten Krieges, dass nämlich die einzige Alternative zum Kommunismus die liberale Demokratie ist und dass der Untergang der ersteren die Universalität der letzteren herbeiführt.
Weitere Alternativen wurden seinerzeit nicht ins Auge gefasst, obwohl existent und für die Mehrheit der Weltbevölkerung relevant – eine im Grunde unverständliche Blickverengung.“
Wir haben jetzt rund 35 Jahre Erfahrung mit der „Universalität der Demokratie“. Die Demokratie hat sich, eher nicht zu ihrem Vorteil, weiterentwickelt.
Früher gab es den Kommunismus, als eine Art politisches „Konkurrenzsystem“. Ich hatte das Gefühl, dass im Westen besonders darauf geachtet wurde, dass möglichst keine Firmen zusammenkrachen und es möglichst wenige Arbeitslose gibt.
Das hat sich schlagartig nach 1990 verändert. Es kam zu Firmenzusammenbrüchen und Arbeitslosigkeit in Europa. Die Gesellschaft wurde stark von wirtschaftlichen, politischen und sozialen Umbrüchen geprägt.
Zwischen politischen Gruppierungen entwickelten sich Feindschaften, manche befürchten womöglich Bürgerkriege…..
Es sollten tatsächlich realistische, möglichst psychologisch (nicht nur mit „Vernunft“), gut begründbare Alternativen ins Auge gefasst werden, um diese unverständliche „Blickverengung“ im Zusammenhang mit der Demokratie zu beheben.
@ Realo
Das ist mir zu fusselig. Zurück zum Kern der Sache.
»Alternativen ins Auge fassen« kann heißen: Die Ideologie der anderen Seite studieren und
1. auf diese Weise die Beweggründe des Feindes erkunden, um ihnen rational entgegnen zu können oder
2. lernen, was dort besser läuft oder
3. diese Ideologie übernehmen, falls sie der eigenen vorzuziehen ist.
Die erste Möglichkeit halte ich für geboten, wenn es darum geht, internationale Konflikte zu entschärfen, die zweite dient dem Piecemeal Social Engineering im Sinne von Karl Raimund Popper; die dritte geschieht bestenfalls unter Zwang infolge eines Krieges.
@ Timm Grams 20. August 2025 um 20:46 Uhr
Mit ihrem Beitrag »Alternativen ins Auge fassen« kommen Sie genau zum Kern der Sache, auf der rationalen „Vernunft Ebene“.
Allenfalls noch auf der „Gier Ebene“, wenn es „nur“ um die zum Überleben wichtigen Ressourcen geht.
Aber schwierig wird es, wenn man auch noch die nicht mehr rationale, höchst komplexe „Psychologie Ebene“ berücksichtigen sollte.
Verweise auf meinen Beitrag vom 6.6.25.
Ein wesentlicher psychologischer Aspekt der Würde ist die Macht und zwar speziell die Selbstermächtigung der Selbstbestimmung.
Diesen Aspekt kann man sowohl individuell als auch kollektivistisch sehen.
Dazu hat man die Menschenrechte in politische und soziale Klassifiziert. Zu beiden wird die Menschenwürde als Grundbedingung angesehen.
Ideologischer wird es bei der systemisch strukturellen gesellschaftlichen Machtfrage.
Insofern denke ich schon, dass die Menschenwürde universell ist, aber eben die politische Machtfrage nicht.
Im Grunde konzentriert es sich auf die Frage, was gestehe ich jemanden zu und was setzt sich durch?
@ Realo
Sie sprechen von Gier und vom „psychischen Gewinn“. Wie passt das zum Thema? Es geht doch darum, wie sich Gruppen bilden und zusammenhalten und um die Rolle der Ideologien.
Zur Dynamik der Gruppenbildung, eigentlich ein Thema das Soziologie, haben Biologen wie Edward Osborne Wilson und Politikwissenschaftler wie Robert Axelrod sicherlich mehr beizutragen als Psychologen. Auch den Soziologen traue ich da einiges zu.
Den Psychologen geht es weniger um die Gruppenbildung als um die gruppeninterne Dynamik: Gruppendenken, Konformitätsdruck, Werbung.
@ Mussi
Im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte geht es um das Recht des Individuums, nämlich dass jeder einzelne »seine wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte ebenso wie seine bürgerlichen und politischen Rechte genießen kann«. »Kollektivistisch gesehen« wird da nichts
Diesen internationalen Pakt haben die meisten Staaten der UN abgenickt, ebenso wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Das eine sind die feierlichen Erklärungen, da ist man gerne dabei. Spreu und Weizen scheiden sich aber bei den Fragen der Durchsetzung (Recht auf Individualbeschwerden, Individual Complaints). Da hapert es gewaltig.
@ Timm Grams
Es geht bei Ihnen unter Punkt 1 darum, Beweggründe des Feindes zu erkunden. Und besonders die „psychologischen Beweggründe“ scheinen im „Bruderkrieg“ zwischen Ukrainern und Russen eine besonders große Rolle zu spielen. (Bei der Nato geht es natürlich nur schlicht und einfach um „Gier“, sich Russlands Bodenschätze zu schnappen.)
Beide Länder haben Jahrhunderte erfolgreich kooperiert. Letztlich ist es zum Konflikt gekommen, die Ukrainer sind verbittert darüber, weil die Russen ihr Gas einfach über Nordstream verkauft haben und die Ukraine aus den Geschäft verdrängt haben. Die Russen sind verbittert, weil man ihre Flotte vom schwarzen Meer vertreiben wollte….
Psychologen und Friedensstifter sollten sich um Versöhnung bemühen, damit der Konflikt nicht zum Weltkrieg entartet.
Es geht im Ukrainekonflikt um Psychologie, besonders um enttäuschte Gefühle wie Dankbarkeit (für Lebensmittellieferungen), aber auch (wie praktisch immer) um Gruppenidentität, Autoritarismus und Gehorsam, Aggression und Frustration, Kognitive Verzerrungen, Massenpsychologie und emotionale Ansteckung, Trauma und Vergeltung (Holodomor)…..
Verweise auf meinen Beitrag.
@ Realo
Psychologisieren ist nicht nur im vorliegenden Fall unfruchtbar. Es geht um die Regeln des Zusammenlebens und die dahinterstehenden Ideen. Mussi sieht das meines Erachtens schon richtig, wenn er den
individuellen vom kollektivistischen Aspekt unterscheidet. Das sind Alternativen, die zur Debatte anstehen. Nicht einverstanden bin ich damit, dass er beide der Menschenwürde zuordnet, da diese für mich den Individualismus charakterisiert.
Ich würde behaupten, auch eine Gruppe/Gesellschaft besteht aus Individuen, auch wenn sie kollektivistisch organisiert ist
Es ist ein Unterschied, ob das »Wohl des Volkes« oder die »Würde des Menschen« als oberstes schützenswertes Gut des Staates gilt. Ich habe beide Systeme erlebt. Ein Vorgang wie die Entnazifizierung eines Achtjährigen wäre in der BRD wohl nicht möglich gewesen. Meine Mutter hat erst durch meine Abschiedsvorlesung davon erfahren. Sie war fassungslos. Das wiederum machte mich fassungslos: Man hat ihr offenbar damals nichts davon gesagt.
Wenn kollektivistische Systeme die politischen Individualrechte missachtet, dann kommt es eben zur Wende.
In meinen Augen tariert sich gerade wieder global etwas aus. Deshalb sehe ich auch noch längst nicht das Ende der Geschichte, wie zur Wende und danach gemeint.
Durch die Globalisierung, was man durchaus als kollektivistischen Aspekt betrachten kann, sind Kulturräume aufgelöst worden. Globalisierung als Vereinheitlichungsmaschine.
Momentan findet eine Rückbesinnung auf diese Kulturräume statt, welches sich in Nationalismus und Identitätssuche ausdrückt.
Pluralismus der Kulturen ist zu begrüssen.
Es ist der eigentliche Kern des Liberalismus und eben nicht die Ökonomie(Kapitalismus).
Das hat der politische Liberalismus momentan nicht verstanden.
Er hat das Fundament seiner Wehrhaftigkeit verloren.
Das bereitet faschistischen Tendenzen den Boden, in kurzer Zeit wieder Fuss zu fassen.
Er versucht sich durchzusetzen.
Letztendlich ist es aber der National(-Kultur)Liberalismus, der sich durchsetzen wird; in der Ferne. Ob man es jetzt nationalliberal oder liberalnational nennt, ist dabei unerheblich.
Die derzeitigen Spannungen, Bereitschaft Interessen mit Gewalt durchzusetzen,widersprechen Habermas Konzept des Kommunikativen Handelns, mit dem wir lange gut gelebt haben. Verharren wir noch darin?
Es gilt, diese Idee hoch zu halten. Darin ein Mittel gegen Autoritarismus, Totalitarismus und Tyrannei zu finden. Falls das nicht gelingt, dann wird es vorläufig schwierig mit dem Frieden.
Es gibt Charaktäre, Identitäten und Psychogramme, die absolut herrschen wollen, Beherrschung als legitimes für nur sich akzeptieren. Welche Mittel und Instrumente setzt man dagegen ein?
Was mutet man sich und anderen dagegen zu, wenn ‚jemand‘ hoheitlich diesen Kulturraum bestimmend besetzen will?
Das ist wohl die aktuellste gesellschaftliche Frage momentan.
Nils C. Kumkar und ‚Polarisierung, Die Ordnung der Polik‘ und dem Fazit, dass Demokratie nicht mit einem Mindestmass an Polarisierung auskommt, kann ich viel abgewinnen. Es macht aber auch die Krise des politischen Liberalismus deutlich, der sich gegen die Hegemonie nur ‚einer richtigen‘ Meinung und Ansicht und Anscjauung zu wehren hat.