Moralisieren ist unmoralisch!

Propaganda, Manipulation, Verschwörungstheorien, das sind alles Denkabkürzungen, die machen, dass wir uns in der unübersichtlichen Welt sicherer fühlen. (Das hier schließt an die Diskussion zum letzten Artikel an.)

Wissenschaft und Moral
Tarnen und Täuschen sind in der Natur allgegenwärtig. Man denke nur an die Mimikry der Schmetterlinge und an die Protzgeweihe der Hirsche. Der Mensch hat das Repertoire um die bewusste Manipulation erweitert, weiter nichts.
Ich vermeide es, in eine moralische Bewertung von Täuschung, Manipulation und Propaganda einzutreten und sage nur: Jedermann sollte grundsätzlich die Möglichkeit erhalten, manipulationstechnisch nachzurüsten, so dass er in der durch Manipulation, Manipulationsabwehr und Gegenmanipulation bestimmten Kommunikation seine Chancen wahren kann.

Das provoziert folgenden Kommentar:

Grade mündet es aber in ein ganz „greisligs“ Szenario, in dem wir uns in der Gesellschaft nicht mehr auf eine Wirklichkeit und Realität einigen können… Jeder baut sich grade seine Welt wie sie im gefällt, frei nach Pippi Langstrumpf. Das ist halt Mist…

Der Kommentator hat tatsächlich den zentralen Punkt getroffen. Um „Wirklichkeit und Realität“ im Sinne der Wissenschaft geht es aber gar nicht, sondern um Moral. Ich unterscheide, und darin folge ich David Hume und Immanuel Kant, zwischen zwei Reichen: Sein und Sollen. Im ersten Reich herrscht die Wissenschaft und auch der Zwang zur Einigung. Im zweiten Reich haben wir es mit absoluten Setzungen zu tun. Da geht es um Wahrheitsansprüche, die sich nicht beweisen lassen – ein weites Feld für Propaganda und Manipulation.

Erziehung manipuliert
In Erziehung und Bildung lassen sich solche Setzungen kaum umgehen: Du sollst nicht stehlen, du sollst das Eigentum anderer achten, du sollst zu deinen Untaten stehen, du sollst nicht lügen. Dafür gibt es keine Begründungen, nur die Erfahrung, dass sich die anderen meist an diese Regeln halten und dass das dem eigenen Wohl dient.

Elsbeth Stern vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung schreibt:

Der fragend-entwickelnde Unterricht ist in Deutschland die verbreitetste Form, um Wissen zu vermitteln. Man nennt das übrigens auch Osterhasenpädagogik, weil der Lehrer die Eier, das Wissen, versteckt, das von den Schülern gefunden werden soll.

Das ist eine perfide Art der Manipulation, könnte sich ein aufgeweckter Schüler sagen.

Von den Hindernissen zu einer völlig liberalen und manipulationsfreien Erziehung zeugt auch der folgende Dialog zwischen zwei Freundinnen:
– Stell dir mal vor, der Aaron will sich konfirmieren lassen!
– Na und?
– Ja, aber wir haben ihn extra nicht so religiös erzogen, dass er sich entscheiden kann.
– Ja, jetzt hat er sich doch entschieden!
– Aber Jörg, sein Vater tobt: „Aaron muss vorher sogar noch getauft werden!“

„Skepticism Reloaded“ Revisited

Street Epistemology wurde von Peter Boghossian, Professor für Philosophie an der Portland State University, entwickelt. Der Titel seines 2013 veröffentlichten Buches „A Manual for Creating Atheists“ zeigt die Stoßrichtung. Sie besteht im Kern aus der sokratischen Methode, bei der durch gezielte Fragen Überzeugungen identifiziert, verstanden und hinterfragt werden. Ziel ist es, den Menschen dabei zu helfen, kritisch zu denken und dieses kritische Denken auch auf ihre eigenen Überzeugungen über die Welt anzuwenden und letzten Endes zu Atheisten zu machen. Von Street Epistemology hörte ich erstmals durch den Vortrag eines atheistischen sogenannten Skeptikers. Titel: „Auf welche Art sollte man Menschen überzeugen?“ Das Gefälle ist offensichtlich: Hier erklärt ein Wahrheitsbesitzer, wie er mit Leuten umzugehen gedenkt, die er für der Wahrheit bedürftig hält. Es geht ums Überreden und Manipulieren.

So gesehen erscheint auch meine frühere Auseinandersetzung mit der Skeptikerbewegung in einem neuen Licht. Dass man dort den Atheismus als Skeptizismus verkauft und das auch noch mit moralischem Anspruch, fällt in die Kategorie Tarnen und Täuschen. Aber was soll daran verkehrt sein? Wer ein Gemeinwesen eine Gruppe oder Ähnliches zusammenhalten will, der darf vor Manipulation und vor Propaganda nicht zurückschrecken. Das ist zwar nicht mein Ding. Jedoch: Wer es moralisch verwerflich findet, den verschlingt das Paradoxon.

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20 Antworten zu Moralisieren ist unmoralisch!

  1. Rainer Gebauer sagt:

    „Wer es moralisch verwerflich findet, den verschlingt das Paradoxon.“

    Das Leben auf der Erde entstand im Zusammenhang mit der Atmosphäre, denn diese war zunächst Voraussetzung für die Entstehung des Lebens, herausgekommen ist schließlich das ständige und sich ständig verändernde Wechselspiel zwischen beiden: kein Leben ohne Atmosphäre und keine Atmosphäre ohne Leben.
    Wir leben im Anthropozän, dem Erdzeitalter, das entscheidend vom Menschen bzw. der Menschheit geprägt wird. Erfindungsreichtum und Anpassungsfähigkeit, vor allem aber die Sprache als evolutionärer Superbeschleuniger haben uns so erfolgreich gemacht, dass wir inzwischen ein globales Massenwesen sind. Mit dem Internet ist nun eine Art Logosphäre entstanden, wenn man den philosophischen Logos-Begriff (Logos=Sinn, Weltvernunft, aber eben auch nur „Wort“, also Sprache) mit dem globalen Kommunikationsraum verknüpft.
    In dieser Logosphäre (der Begriff ist nicht meine Erfindung, aber ich interpretiere ihn auf meine Weise) herrschen nach meiner Auffassung ähnlich turbulente Zustände wie in der Atmosphäre. Gut gegen Böse, Klug gegen Dumm, Arm gegen Reich, Engagiert gegen Gleichgültig, Dafür gegen Dagegen, Mächtig gegen Machtlos usw.) Deswegen tue ich mich seit jeher schwer mit menschlichen Wertesystemen, die festlegen wollen, was moralisch gut und richtig sein soll. Speziell das humanistische Menschenbild macht mir umso mehr Kopfschmerzen, je verbohrter es an seinen moralischen Werten festhält. Kant ist ein guter und kluger Mann, aber sein Wertesystem ist wirklichkeitsfremd, wenn es den Anspruch erhebt, universell anwendbar zu sein. Wer Beiträge von mir hier schon gelesen hat, erfährt damit nichts Neues.
    Spätestens seit dem Ukraine-Krieg und dem Erwachen des chinesischen Ungeheuers wird immer deutlicher, dass wir wohl irgendwann vom Paradoxon verschlungen werden. Denn jede lokale Gruppe, geworfen ins jeweilige Habitat mit seinen Lebensbedingungen, will für sich das Beste, hier und jetzt. Jedes lokale Hoch oder Tief, chaotisches Endprodukt der Erdumdrehung, strahlt oder verwüstet, hier und jetzt.
    Moral muss man sich leisten können.

  2. John Solar sagt:

    Moral muss man sich leisten können, ist tatsächlich der Punkt, genau wie Umweltschutz, Energiewende Emissionsfreiheit Kreislaufwirtschaft usw usw…

    Die Grundlage für den Gedanken hat der Club of Rome 2022 und die Erkenntnisse über Cambridge Analytica und die SCL Group gelegt….

    Dagegen ist die Skeptiker Bewegung (GWUP) nur ein mildes Lächeln Wert…..
    Sie versuchen halt auch ihre Propaganda, aber verwerflich ist daran nichts, außer das im Blog vorgebliche Diskussionen stattfinden die sich weigern andere Meinungen und Sichtweisen zu zu lassen. Aber wenn das halt deren linie ist und sie sich so wohlfühlen sollen sie…. die anderen Leser/Mitglieder sollten das halt einfach erkennen bzw. es sollte offen an Sie kommuniziert werden, das eben nicht alle Meinungen durchgelassen werden, sondern das vorab von einem Gatekeeper zensiert wird, getreu der Linie/den Mottos, den Einstellungen, Vorgaben der GWUP.

    Moral existiert auch nur im menschlichen System Tiere bzw. die Natur allgemein kennt keine Moral, sie ist einfach unerbittlich und tut was sie tut… vollkommen wertfrei und neutral, ob es uns passt oder nicht….

    • Timm Grams sagt:

      Solange er sich an das geltende Recht hält, hat jeder Verein gewisse Gestaltungsmöglichkeiten. Aber vertrauenserweckend wäre es schon, wenn es sich zumindest in groben Zügen an die eigenen Vorgaben hielte. Jeder hat natürlich das Recht, Vertrauen zu verspielen. Unmoralisch ist das nicht. Aber er ist auch kein Erfolgsrezept. Gemessen an der Medienpräsenz hat dieser Verein eine ziemlich kleine Mitgliederzahl. Aber das wurde schon von ein paar anderen Insidern angesprochen, unter anderem von Carl Sagan. Es blieb immer wirkungslos. Der Grundwiderspruch Skeptizismus/Atheismus gehört zur DNA des Vereins. Wem das nicht passt, der muss halt gehen. Wenn ich versuche, einen Schuh daraus zu machen, komme ich auf den Verdacht, dass der eigentliche Zweck des Vereins Lobbyismus ist. Und genau das ist für mich ein Grund, mich abzuwenden.

    • John Solar sagt:

      Zitat:“eigentliche Zweck des Vereins Lobbyismus ist. Und genau das ist für mich ein Grund, mich abzuwenden.“

      Exakt gleiche Ansicht, niederschwelliger Lobbyismus

      Unterstütze ich genau aus demselben Grund nicht.

      Manchmal hab ich auch so den Eindruck, es dient der Festigung des eigenen Glaubensbekenntnises, der Bespassung der Member und lenkt von wirklich wichtigen Dingen ab…

      Alles natürlich unter dem Deckmäntelchen der objektiven wahren Wissenschaft, was nicht evidenzbasiert und durch tausende Studien (welche dann aber nicht ausgewertet werden und auch wiederum hinterfragt) nachgewiesen existiert nicht.

      So nach dem Motto, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Was ja dann schon wieder eine gewisse Konservative Glaubensrichtung wäre…

      Na ja, jeder der hier über diesen Blog stößt, gerät zumindest ins Nachdenken, ob auch wir falsch oder richtig liegen.

  3. Frank Wohlgemuth sagt:

    „Wer ein Gemeinwesen eine Gruppe oder Ähnliches zusammenhalten will, der darf vor Manipulation und vor Propaganda nicht zurückschrecken.“

    Es geht viel weiter: Gruppen oder Gemeinwesen waren einmal, bei uns geht es inzwischen um ein Leben und Überleben der Menschheit, und da ist genau das Problem.

    Die Besonderheit des Affen Mensch besteht darin, dass er für sich und ohne eine Gesellschaft, deren Teil er ist, nicht überlebensfähig ist. Unsere Gesellschaften, in denen wir bis heute überlebt haben, sind mit ihren Regeln, die ein Teil des Wissens sind, das in ihnen angesammelt wurde, Ergebnis einer langen kulturellen Evolution, die zwar seit ca. 2 Mio Jahre andauert, aber erst vor ca 100 000 Jahren zu dem zu führen begann, was wir heute meistens unter Kultur verstehen. Die Moral ist ein Teil dieser Kultur und als solches ist sie nicht universal, sondern gesellschaftsspezifisch. Das heißt, dass wir erst mit ihr argumentieren sollten, wenn wir alle sicher sind, eine universale gefunden zu haben. Ein Mann, der die westliche oder europäischen Moral ganz entschieden auch theoretisch ablehnt, ist Xi Jinping. Putin ist jemand, der sie praktisch ablehnt, ansonsten ist er, zumindest nach eigener Definition, Christ.

    Wenn ich mal von dem Problem mit der Moral absehe, dann bleibt aber immer noch, dass „Manipulation und Propaganda“ nur abwertende Begriffe für etwas sind, was spezifisch für das Menschsein ist, nämlich das Stellen des Nachwuchses in die Kultur, also die Regeln und das Wissen, der Gesellschaft, in der er leben wird. Auf Neudeutsch nennt man das auch Sozialisation. Jede Gesellschaft schafft auch Strukturen, die dafür sorgen, dass diese Sozialisation, also die Weitergabe der Kultur, klappt – sonst geht sie unter.

    Die Moral, deren wesentliche Teile wir schon im Kindesalter in das Gefühl überführen, ist aber entstanden, um die Gruppe überleben zu lassen. Eine Universalie dabei ist die goldene Regel (die Urform des Kant’schen kategorischen Imperativs), weil ohne sie keine Gemeinschaft überleben kann. Deshalb ist es auch unnötig, sie in Form der Empathie als Teil der genetischen Ausstattung zu begreifen. Wenn man von dem Schmu mit den Göttern absieht, kann man auch alle anderen Regeln einfach als Ausführungen zur goldenen Regel begreifen. Und das hat deshalb so gut geklappt, weil diese Regeln selbstverständlich nur für die Mitglieder der eigenen Gruppe galten – Mitglieder anderer Gruppe durften immer versklavt oder getötet, oder, wenn es nützlich war, auch in die Gruppe aufgenommen werden. Deshalb hatten die frühen Kulturen auch keine Schwierigkeiten mit anderen Hautfarben, die waren egal.

    Erst als die Christen gegen das ausdrückliche Wort ihres Gründers Jesus begannen, plötzlich auch Heiden in ihren Glauben aufzunehmen und damit die Gruppenzugehörigkeit durcheinanderbrachten, begann die Gruppengrenze unklar zu werden und schuf Probleme. Da man die Sklaven aber aus wirtschaftlichen Gründen brauchte, brauchte man allgemeine Merkmale, den potentiellen Sklaven ihr Menschsein abzusprechen. Nachdem wir inzwischen unsere Wirtschaftsform weitgehend geändert haben, lassen wir diese Grenzziehung zwischen verschiedenen Gruppen fallen, weil wir keine Sklaven mehr brauchen, aber wie beständig dieses kulturelle Erbe der schon in der Kindheit vermittelten Gefühle ist, ist am Überdauern des Rassismus zu sehen. Und da ist das eigentliche Problem: Kulturen und damit auch ihre Bestandteile wie Moral sind keine Ergebnisse individueller Entscheidungen sondern Ergebnisse langer und komplexer historischer Prozesse. Der Freiraum des Individuums war zwar kaum je so groß wie in unserer Gesellschaft heute, aber ist doch erheblich kleiner als wir meinen, wenn wir den Menschen als angeblich vernünftiges Individuum betrachten. Moral entsteht nicht als Konsens, was aus Konsens entsteht, sind Gesetze.

    Das, was ich gerade beschrieben habe, ist wesentlich ein Blick in die Vergangenheit. Er sollte uns aber zeigen, dass es ein Merkmal unserer Art ist, an der Kultur unserer Eltern festzuhalten. Ohne diese Eigenschaft hätten wir nicht das genetisch vererbte Verhalten durch das kulturell erworbene ersetzen können, weil eine Evolution durch schrittweise Innovation nur unter dem gesicherten Bestand des Vorhandenen überhaupt möglich ist.

    Dass die einzelnen Mechanismen der kulturellen Evolution heute viel schwieriger zu beschreiben sind, hat Rainer Gebauer mit seiner „Logosphäre“ schon angedeutet.

    Eine weitere Anekdote zu den Hindernissen zu einer völlig liberalen und manipulationsfreien Erziehung:

    Ich stand bei meinem älteren Sohn vor dem selben „Problem“ wie der zitierte Jörg, konnte aber nur laut lachen. Freie Entscheidungen basieren auf Information, und eine Entscheidung zu einer Religion führt zu viel mehr als nur einer geänderten Vorliebe für bestimmte Ideen und berücksichtigt deshalb auch völlig andere Ebenen, die nur bedingt etwas mit Religion zu tun haben.

    Die Information, die ausreichte, den Entschluss vergessen zu machen, war folgende:
    „Du hast Dir erzählen lassen, welche finanziellen Erwartungshaltungen Deine Schulfreunde mit der Konfirmation verbinden.
    Diese Erwartungen sind berechtigt, wenn es sich um größere Familien und Freundeskreise handelt, die an ihrem religiösen oder kulturellen Christentum festhalten. Da werden solche Gesten der Unterordnung entsprechend belohnt. Die Christen in meiner Familie waren meine Eltern (beide tot) und sind meine beiden Geschwister. Die Großeltern mütterlicherseits sind zwar noch vorhanden, aber nicht kirchlich gebunden – viel ist da nicht zu erwarten. Unsere Freunde, die wir einladen würden, sind eher kirchenkritisch und werden verschenken, was auch ich bei derartigen Gelegenheiten zu verschenken pflege: Religionskritische Literatur als Gegengewicht zur religiösen Indoktrination, die gerade stattgefunden hat.

    In der Kurzfassung: Das kannst Du natürlich machen und ich werde nicht versuchen, Dich umzustimmen.
    Aber die Belohnung wird sich in Grenzen halten.“

  4. Mussi sagt:

    https://www.mpg.de/19397442/spieltheorie-moral?c=2191

    Ist zwar nicht die volle Studie, aber die Kollegen kommen zu einem anderen Ergebnis.

    • Timm Grams sagt:

      Eine solche spieltheoretische Simulation von der Entstehung des Guten habe ich 2009 in Darmstadt bei einer GWUP-Konferenz vorgestellt. Man darf dabei nicht vergessen, dass es sich um ein Spiel mit klar definierten und einfachen Rahmenbedingungen handelt. Staatenbildung, Kampf um Ressourcen, Verschwörungen, Manipulation und Propaganda finden in diesem Rahmen nicht statt:

      Ist das Gute göttlich oder Ergebnis der Evolution? Kooperatives Verhalten in einer Welt voller Egoisten. skeptiker 22 (2009) 2, S. 60-67
      https://www2.hs-fulda.de/~grams/OekoSimSpiele/KoopEgoProgramm/KoopEgoSkeptiker.pdf

      Im HR4 wurde über das Programm berichtet:
      https://www2.hs-fulda.de/~grams/OekoSimSpiele/KoopEgoProgramm/hr4%2019.April.2007.mp3

      Auch mein Buch “ Klüger irren – Denkfallen vermeiden mit System“ enthält eine Darstellung dieses Programms und seiner Ergebnisse.

    • John Solar sagt:

      Baut ihr Buch (“Klüger irren – Denkfallen vermeiden mit System“) auf den Thesen von Rolf Dobellis Büchern auf?
      Bzw. hatten Sie die Bücher von Dobelli oder seine Thesen gelesen und kannten Sie bevor sie Ihr Buch schrieben?

      – Die Kunst des klaren Denkens
      – Die Kunst des digitalen Lebens
      – Klar denken Klug handeln

    • Timm Grams sagt:

      @John Solar
      Dobellis Buch Die Kunst des klaren Denkens ist von 2011. Mein System der Denkfallen ist erstmals in meinem Buch Denkfallen und Programmierfehler von 1990 erschienen. Meine Seite Denkfallen und Paradoxa, die ich seit 1998 schreibe, hat schon einigen der Erfolgsautoren als Vorlage gedient, beispielsweise auch dem von mir hochgeschätzten Christian Hesse. Dass Sie mich als Autor auf dieselbe Stufe stellen wie Dobelli, das berührt mich unangenehm.

    • John Solar sagt:

      War keine Absicht, ich werde nun die Bücher von Ihnen und Dobelli lesen und alsdann eine Meinung bilden und alsdann mitteilen

      Ich wollte nur wissen ob es dort Zusammenhänge gibt, ich dachte ihr Buch wäre aus 2016.

    • Timm Grams sagt:

      Das Vorwort meines Buches sollte Klarheit schaffen.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      aus dem Link: „Spieltheorie untersucht, wie man sich in Konfliktsituationen rational entscheidet.“

      Derartige Emulationen gehen bereits vom Konzept eines vernünftigen Menschen aus, dem man soetwas wie ein Dilemma überhaupt klarmachen kann. Mit diesem Menschenbild sind die Macher dieser Emulationen aber nicht allein: Auch unter Anthropologen kann man hören, dass das Besondere am Menschen, als er begann Faustkeile zu machen, darin bestand, dass er diese Form wählte und herstellte, weil er einen Zweck damit verband, dass er also eine Klinge schuf, um zu schneiden.

      Wenn wir allerdings von diesem kausalanaltytisch denkenden Frühmenschen ausgehen, müssen wir uns dann doch wundern, wie lange er von Geröllwerkzeugen des Oldowan zu den Faustkeilen des Acheuléen brauchte, und wie lange er die beibehielt, bzw. in wie kleinen Schritten er sie in langen Zeiträumen änderte.

      Wenn man sich diese ganz langsamen Entwicklungen über hunderttausende von Jahren ansieht, ist es erheblich wahrscheinlicher dass die Frühmenschen sich nichts dabei gedacht haben, dass sie also auch nicht selbst gemerkt haben, ob eine Form nun besser war als die andere, sondern, dass genauso wie in der Genetik, einfach die Gruppen mit dem besseren Werkzeug besser überlebten und man ansonsten alles so machte, wie man es gelernt hatte. Kopierfehler bewährten sich, oder auch nicht und begrenzten sich so selbst in der Weitergabe durch die Behinderung der Gemeinschaften, die sie trugen.

      Was dabei aber stattfand, war, dass Verhalten individuell durch Lernen übernommen wurde, und zwar nicht nur innerhalb eines bestimmten Funktionskreises, sondern irgendwann allgemein, so dass sogar ein abstraktes funktionsktreisunabhäniges Kommunikationssystem wie die Sprache irgendwann möglich wurde. In der restlichen Tierwelt haben wir zwar auch mit zunehmender Individualität eine zunehmende Komplexität in der Entscheidungsfindung, aber letztlich verhalten sich auch sehr hochentwickelte Säuger weitgehend instinktiv, ihr Verhalten ist weitgehend genetisch „programmiert“. Dabei kann auch gezeigt werden, dass es auch in der Genetik über Verwandtenselektion möglich ist, zu Kooperation bist zum Altruismus zu kommen. Und nicht nur Menschen handeln im sozialen Verband, das gibt es bei sehr vielen Tierarten und es sorgt automatisch dafür, dass die Evolution eine weitere Ebene bekommt, in der sie wirkt: der soziale Verband mit den Eigenschaften des Individuums, die ihn begünstigen (siehe Frans de Waal: „Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote“. Rutger Bredman macht in „Im Grunde gut“ gleich die Genetik für alles soziale im Menschen verantwortlich, aber in seinen wesentlichen Beispielen zeigt er nur den immer bereits sozialisierten, also kulturell bestimmten, Menschen und lässt das Problem der Evolution unserer Besonderheiten, die viel tiefgreifender sind als das Sozialverhalten, außen vor.).

      Das besondere am Menschen ist aber, dass er in der Lage ist, nach Regelwerken zu leben, die individuell gelernt werden und sogar im Gegensatz zu den immer noch vorhandenen Instinktregeln stehen können. Und das muss schon der Fall gewesen sein, bevor der Mensch über eine Sprache in unserem Sinn verfügte, also bevor er abstrakt und gemeinsam denken konnte und diese Regeln in Worte fassen. Ohne diese besondere Fähigkeit hätte er auch nicht die Sprache akkumulieren können, in der er die Kultur wie auch die materiellen Bauwerke zu der Komplexität trieb, die ihn heute als außerhalb der Natur erscheinen lassen.

      Vor dem Hintergrund erscheint es mir sinnvoll, davon auszugehen, dass auch unser kulturgesteuertes Sozialverhalten und also deren Verhaltenssensorium, die Moral, sich ursprünglich evolutionär entwickelt hat, durch die Kopie in der nächsten Generation und durch ein „Aussortieren“ ungünstiger Kopierfehler über die geringere Lebenstüchtigkeit nicht des Individuums sondern der Gruppe.

    • John Solar sagt:

      Also das Buch „Die Kunst des digitalen Lebens“ habe ich durch, ich kann nichts negatives daran erkennen, er beschreibt doch exakt, was hier manche übersehen,
      News sind Zucker für den Geist
      News vernebeln unsere Sicht auf die Welt mehr als das sie uns klarheit bringen
      News sind nicht gut Recherchiert sondern dienen der Unterhaltung
      News (negative) verkaufen sich besser und lösen Depression und seelisches und körperliches Ungemach aus (außerdem stehlen sie uns bis zu einem Monat Lebenszeit pro Jahr)

      Confirmation Bias, Hindside Bias…

      Bisher nichts schlechtes, sondern eher ein Appell zu „meinen“ man könnte sich durch den Propaganda Nebel ein Bild machen wird eher falsch sein..

      News Ausstieg mit einer 30ig Tage Crashnewskur wird empfohlen :-)

    • Timm Grams sagt:

      @John Solar
      Das hat mit meinem Buch „Klug irren – Denkfallen vermeiden mit System“ doch nichts zu tun. Ich beziehe mich allein auf das erste der von Ihnen genannten Bücher, das für meine Themen Relevanz haben könnte. Dort finden sie nur plattgedrückte Varianten der von Daniel Kahnemann, Gerd Gigerenzer, Walter Krämer, mir und anderen besprochenen Denkfallen. Eine gewisse Originalität beanspruche ich mit dem „System der Denkfallen“. Dobellis Verzicht auf News habe ich nie verstanden. Da ich das Entlarven von Fake News als eine sinnvolle Aufgabe ansehe, kommt für mich ein solcher Verzicht natürlich nicht infrage. Deshalb hat mich die Lektüre seines diesbezüglichen Buches nie gereizt. Ich wende mich da lieber dem Bernhard Pörksen zu.

      Besonders unangenehm aufgefallen ist mir Rolf Dobelli vor ein paar Jahren, festgehalten in Wie verlässlich ist Wissenschaft?

      Auch erinnere ich mich an den Plagiatsvorwurf seitens Nassim Nicholas Taleb: Der einst mit ihm befreundete Rolf Dobelli habe sich für seine Bücher bei ihm bedient (Der Spiegel 39 / 2013, S. 129).

    • John Solar sagt:

      danke für den Hinweis auf Pörksen und den anderen Artikel,
      das ist sehr gut und trifft ganz gut was ich meine.

      Die Widerlegung des News Bullshit, der ja exponentiell wächst und durch Maschinen Generiert und gestreut wird kann man sich m.e. aber schenken die Realität ist eine andere.

      Selbst die Prognosen aus dem Buch 2052 Bericht an den Club of Rome (Welche zum Großteil aus 2012 stammen) sind schon wieder falsch/überholt wenn man sich Numbers ansieht….

      Das eine kurze Buch von Dobelli kann ich alldieweil trotzdem empfehlen, das geht gut runter und beschreibt schon sehr gut die News = wie Zucker für den Körper nur Zucker fürs Gehirn….

    • Timm Grams sagt:

      @John Solar

      Die Widerlegung des News Bullshit, der ja exponentiell wächst und durch Maschinen Generiert und gestreut wird kann man sich m.e. aber schenken die Realität ist eine andere.

      Von der Bullshits-Lawine wird nur der erdrückt, der sich auf dem Müllhaufen des Internets herumtreibt. Das tue ich gewöhnlich nicht. Neben manchem Mainstream-Blatt lese ich auch manchmal Aufsätze, die daneben liegen und die mir seriös erscheinen. Zuweilen gehe ich Hinweisen meiner Kommentatoren nach und habe dadurch schon manche Perle entdeckt. Ihnen habe ich beispielsweise den Hinweis auf Edward Bernays Buch „Propaganda“ zu verdanken.
      Ich bin mit meiner Auswahl ganz zufrieden. In meinen Blogartikeln sage ich grundsätzlich, worauf ich mich beziehe.
      Noch mal: News-Verzicht kommt für mich nicht in Frage, denn ich will ja Fake-News entlarven. Auf den allgemeinen Quatsch im Internet gehe ich grundsätzlich nicht ein. Wenn mir einer meiner Kommentatoren mit Quatsch kommt, dann sage ich ihm das, entweder im Kommentarteil, oder durch direkte Kommunikation. Wer mit anonymisierten E-Mail-Adressen arbeitet, der geht dann halt manchmal leer aus und wird einfach gestrichen.

  5. Mussi sagt:

    Wenn ich das nicht ganz falsch sehe,hatte die Spietheorie in der Unterscheidung zwischen nichtkooperativ und selbst bei kooperativ aber immer nur den ‚Kampf‘ um das Singuläre im Blick.
    Den Tausch,den Gegenwert, hat sie in meinen Augen bis heute nicht verstanden.

    • Timm Grams sagt:

      Sie schreiben, die Spietheorie habe „in der Unterscheidung zwischen nichtkooperativ und selbst bei kooperativ aber immer nur den ‚Kampf‘ um das Singuläre im Blick. Den Tausch,den Gegenwert, hat sie in meinen Augen bis heute nicht verstanden.“ Damit tun Sie diesen Leuten möglicherweise Unrecht. Die Spieltheorie liefert supereinfache Modelle für sehr unterschiedliche Situationen. Man muss neben den Aussagen dann immer auch ihre Gültigkeitsgrenzen im Blick haben

  6. Mussi sagt:

    @ Grams

    Möglicherweise bin ich nicht gerecht, ja.

    Der Schlüsselbegriff ist Gegenwert.

    Diese Betrachtung hat bisher keine Relevanz in der Theorie gehabt. Möglicherweise auf Grund der Suche nach der ‚einen‘ Ursache/Bedingung.

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