Das alte Denken im neuen

Analogy as the Fuel and Fire of Thinking. Douglas Hofstadter & Emmanuel Sander

Eine Theorie der Welt müsse mit dem Trennen anfangen, nicht mit dem Messen und Abwägen, meint die Anthropologin Mary Douglas, und sie bezieht sich dabei auf das Klassifikationssystem für die natürlichen Arten: „The problem of natural kinds surely begins with the elementary classification processes and the principles used for sorting. A theory of the world would need to start with dividing, not with grading“ (1986, S. 62).

Trennen

Um Klarheit und Sicherheit zu gewinnen, teilen wir die Gegenstandsbereiche vorzugsweise auf in Gegensätzliches. Uns drängt es zur Schwarz-Weiß-Malerei.

Diese Art Kontrastbetonung rechne ich den angeborenen Lehrmeistern zu. Sie sind überlebensdienlich, haben aber auch eine dunkle Kehrseite. Manche Denkfalle lässt sich damit erklären (Grams, 2020).

Das Klassifizieren ist charakteristisch für das Denken der klassischen Epoche (Barockzeit); Michel Foucault (1966/2012) grenzt es ab vom Denken der Antike mit ihren Analogien. Hervorstechendes Beispiel ist die Taxonomie der Arten von Carl von Linné (1735).

Analogien

Die Samenkörner des Eisenhuts sehen Augen ähnlich, also sollte die Pflanze gegen Augenkrankheiten helfen. Die Walnuss soll Kopfschmerzen lindern, denn ihr Inneres ähnelt dem Gehirn.

Solcherart magisches Denken ist heute keineswegs überwunden. Die populäre Homöopathie lebt davon, und in Esoterikkreisen wirkt die Lehre des Hermes Trismegistos bis heute: „Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie der Geist, so der Körper“.

Die Uhrmacher-Analogie zieht sich durch die Jahrhunderte und wird in unserer Zeit durch die Intelligent-Design-Bewegung aufgegriffen. Sie vergleicht die planvolle Bewegung der Welt mit einer Uhr: Wie es eines Uhrmachers bedarf, so auch eines Schöpfers der Welt (Lennox, 2007).

Dass sich Reste des alten Denkens bis heute erhalten haben, ist bemerkenswert. Weitaus interessanter finde ich jedoch, dass dieses Denken auch im heutigen Wissenschaftsbetrieb eine tragende Rolle spielt.

Es ist zwar etwas Neues entstanden, aber dieses Neue enthält Einsprengsel vom Alten, so wie es umgekehrt in der Antike wissenschaftliches Denken gab (Eratosthenes). Warum nur kommt mir jetzt ein altes chinesisches Symbol in den Sinn?

Yin und Yang

Unser Schwarz-Weiß ist Metaphysik vs Wissenschaft. Als Abgrenzungskriterium nehmen wir die Falsifizierbarkeit nach Karl Raimund Popper: Falsifizierbare Aussagen konstituieren die Wissenschaft, alles andere ist Metaphysik. Übersetzen wir die Dichotomie in Kants Vokabular: Auf der einen Seite haben wir die Erfahrung und die Dinge des Verstandes; jenseits sind die transzendentalen Ideen.

Verstandesdinge lassen sich überprüfen, transzendentale Ideen fallen in das Herrschaftsgebiet der Vernunft. Dort wird nichts widerlegt oder bewiesen; es geht um Analogien, deren Plausibilität und um den Wettstreit der Argumente.

Im Hoppla!-Blog sind uns schon Beispiele für transzendentale Ideen begegnet: Das Ich (damit verbunden: die erwartungsgetriebene Wahrnehmung) und die Gruppenselektion. Da gibt es immer eine ganze Menge Wissenschaft aber auch tragende Elemente, die der Metaphysik zuzuordnen sind.

Unsere mathematischen Modelle sind dann nicht Abbilder dessen, was ist. Sie sind Analogien; ihr Verhalten ist dem der modellierten Naturprozesse ähnlich.

Das Problem ist nicht, dass es das alte Denken im neuen gibt. Wir geraten in Schwierigkeiten, wenn wir das alte Denken für das neue halten, wenn wir uns auf etwas verlassen, worauf kein Verlass ist.

Ergänzung, 20.03.24: Poppers Dichotomie, hier Metaphysik da Wissenschaft, stößt bei komplexen Gebilden an Grenzen. Wir kommen um transzendentale Anteile zu ihrer Beschreibung nicht herum. Das haben wir beim Thema Bewusstsein erfahren. Ich habe gelernt, dass es neben der verstandesmäßigen empirischen Wissenschaft auch noch eine Metaphysik im Sinne einer Wissenschaft der Vernunft gibt. (Das heißt nicht, dass ich den Widerstand gegen eine Voraussetzungsmetaphysik im Sinne des ontologischen Naturalismus aufgebe. So etwas würde Kant wohl vernünfteln nennen.)

Die Dichotomien Verstand/Vernunft und Wissenschaft/Metaphysik verlieren an Bedeutung, wenn wir Wissenschaft als Rätsellösen im Sinne von Thomas Kuhn begreifen. Er schreibt (1967/1976, S. 157): Es

dürfen anomale Erfahrungen nicht mit falsifizierenden gleichgestellt werden. Ich glaube sogar, daß es letztere überhaupt nicht gibt. Wie schon wiederholt hervorgehoben worden ist, löst keine Theorie jemals alle Rätsel, mit denen sie zu einem bestimmten Zeitpunkt konfrontiert ist; auch sind die bereits erzielten Lösungen oft nicht vollkommen. Im Gegenteil, gerade die Unvollständigkeit und Unvollkommenheit der jeweiligen Übereinstimmung von Daten und Theorien definieren viele der Rätsel, welche die normale Wissenschaft charakterisieren. Wenn jede einzelne Nichtübereinstimmung ein Grund für die Ablehnung einer Theorie wäre, müßten alle Theorien allezeit abgelehnt werden.

Literaturhinweise

Douglas Hofstadter & Emmanuel Sander: Surfaces and Essences – Analogy as the Fuel and Fire of Thinking. 2013

Mary Douglas: How Institutions Think. 1986

Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. 1966/2003

John Lennox: Hat die Wissenschaft Gott begraben? 2002/2007

Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Köln: Anaconda 2011 (nach der zweiten Auflage von 1787)

Thomas Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. 1967/1976.

Timm Grams: Klüger irren – Denkfallen vermeiden mit System. 2. Auflage. 2020

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24 Antworten zu Das alte Denken im neuen

  1. Patrick Stein sagt:

    Natürlich steckt in jedem neuen Wissen etwas Altes. Es geht schließlich daraus hervor.
    Die Menschheit befindet sich in einem ständigen Entwicklungsprozess. Funktionierendes wird bewahrt, nicht Funktionierendes wird verworfen. Das ist die Theorie und wird von der Philosophie sehr gut beschrieben.
    Aber was steht in den Geschichtsbüchern?
    Es geht gar nicht um Wissenschaft, um schwarz oder weiß, um richtig oder falsch. Es geht um Deutungshoheit, Macht und Machterhalt. Es geht um Bündelungen um Ideen, um das Erzeugen von Gläubigen, dem Herstellen von alternativlosen Wahrheiten und damit einer bestimmten Meinung mit dem Zweck eine bestimmte Richtung einzuschlagen.
    Das Problem ist nicht das Lösen der Gleichung, sondern die Definition der Variablen.
    Mir fällt auch ein Gleichnis ein: „Form ist Leere. Leere ist Form.“

  2. Mussi sagt:

    Der Punkt dürfte sein, dass wir in Zeiten leben, wo über angeborene Dichothomien nicht mehr reflektiert wird, sondern sie unreflektiert ausgelebt werden.

    • Timm Grams sagt:

      Nicht nur die angeborenen, sondern auch die kulturell bedingten Grenzziehungen und Normalitätserwartungen bieten „Triggerpunkte“. Werden sie berührt, dann „überwiegt die affektive gegenüber der kognitiven Komponente von Einstellungen“ (Mau, Lux, Westheuser, 2023, S. 246 f.). Wer beispielsweise versucht, zum Krieg in der Ukraine oder im Gaza-Streifen eine differenzierende Position einzunehmen, der wird bei uns schnell als Putintroll bzw. Antisemit verortet.

  3. Realo sagt:

    Ich meine, es geht einerseits darum, die Welt so weit zu ergründen um zu überleben und andererseits möglichst viele Mechanismen, die im Zusammenhang mit der Existenz der Welt stehen, möglichst zu verstehen.

    Dafür haben „Lebewesen“ Mechanismen entwickelt, die man immer besser versteht und sogar nachahmen kann.

    „Trennen“ und „verbinden“, „Analysen“ und „Synthesen“ sind grundlegend.

    „Trennen“, um sozusagen „punktweise Stichproben“ (im Auge, Nervenenden) der allenfalls auch „abgebildeten Realität“ zu erhalten, sind grundsätzlich. Es geht auch darum, eine „Klassenzugehörigkeit“, (vorerst der „Punktobjekte“) zu ermitteln.

    Diese „Objektabbildungen“ können (logisch) verknüpft werden um typische, auch dynamische, „Musterkomponenten“, typische „Muster“ und auch „Analogien“ zu erkennen, um letztlich auch möglichst komplexe Beziehungen zwischen „Objekten“ analysieren zu können.

    Es scheint ein Tabubruch, nach physikalisch erklärbaren „Empfindungsphänomenen“ oder womöglich sogar nach einem „Bewusstsein“ zu suchen. Möglicherweise könnte vielleicht dieses allgemeine Konzept der „Musterverarbeitung“ Korrelationen mit Empfindungen/Bewusstsein aufzeigen.

    Interessant ist, dass Menschen abstrakte „Objektbezeichner“ für praktisch „alles“ verwenden, z.B. den „Namen Excel“ für das bekannte Computerprogramm. Allerdings ist bemerkenswert, dass viele Menschen sich sträuben, einen „Bezeichner“ für die letztlich transzendenten Mechanismen der „Weltentstehung“ zu akzeptieren.

    Vermutete Analogien können, müssen aber nicht real sein. Man sollte versuchen herauszufinden wo Analogien existieren?

    Ein ehemaliger Vortragender (an einer Ingenieursschule) vermutete (sehr vorsichtig), dass so etwas wie „Bioresonanzen“ in der Biologie künftig eine Rolle spielen könnten. Eventuell sogar in der Homöopathie. Heutzutage gibt es in der Medizin zahlreiche Anwendungen z.B. MRT.

    Ich vermute, dass es Theologen gibt die von einer „Künstlichen – Intelligenz – Design – Bewegung sprechen würden, bevor es „Menschen“ überhaupt gab, zumal die Evolution „intelligente Mechanismen“ hervorgebracht hat (z.B. DNA Variationen aus so etwas wie „Zufallsgenerator“ Mechanismen, neuronale Informationsverarbeitung).

    Das Problem wäre nur, damit wäre ein „personaler Einfluss“ ausgeschlossen. Es ist nun einmal so, dass aber auch sehr viele „Personen“ auf die „Welt Einfluss genommen haben“, was keinesfalls grundsätzlich bestritten werden kann.

    Die „Uhrmacher-Analogie“ war ein anschaulicher Vergleich solange man nicht mit KI argumentieren konnte. Ich habe den KI Begriff (als eine Art besonderes „Intelligenz Training“, „Analysen und Synthesen“) erstmals ca. 1955 im Zusammenhang mit modernen Erziehungskonzepten in katholischen Internaten „aufgeschnappt“. Theologen haben den Begriff „KI“ eher nur „intern“ verwendet, weil man sie sonst für verrückt gehalten hätte. Es war Theologen traditionell ein Anliegen, ihre Konzepte anschaulich, bildhaft (als „Muster“) zu verbreiten.

    Heutzutage ist der Begriff „KI“ alltäglich in den Medien…..

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Allerdings ist bemerkenswert, dass viele Menschen sich sträuben, einen „Bezeichner“ für die letztlich transzendenten Mechanismen der „Weltentstehung“ zu akzeptieren.

      Wozu sollten wir den auch brauchen? Er hat im eigentlichen Wortsinn keine Wirklichkeit. Deshalb gibt es auch Religionen, die ohne ihn auskommen. Seine Wirklichkeit in den Religionen, die ihn haben, besteht auch nur in der subjektiven Ebene eines imaginären Ansprechpartners, der die Illusion eines Ansprechpartners und damit dann doch eines Einflusses herstellt.
      Der evolutionäre Nutzen der Religionen, den haben sie unverkennbar, liegt nicht in ihrer Welt- bzw. Gotteserkenntnis, sondern in der Stabilisierung der Tradition. Deshalb ist ihr wirklicher Gegner auch nicht die Wissenschaft, sondern ein religionsfernes Schulsystem. Das haben ihre Verkauforganisationen, vulgo Kirchen, inzwischen auch schon begriffen, auch wenn sie es nicht wie Boko Haram im Namen tragen.

      Ein ehemaliger Vortragender (an einer Ingenieursschule) vermutete (sehr vorsichtig), dass so etwas wie „Bioresonanzen“ in der Biologie künftig eine Rolle spielen könnten. Eventuell sogar in der Homöopathie.

      Bitte nicht. Über die Homöopathie auch nur nachzudenken, lohnt sich erst, nachdem man festgestellt hat, dass sie überhaupt wirkt, dass sie also eine Wirkung produziert, die über den Placeboeffekt hinausgeht. Es dürfte in der Medizin nichts geben, was häufiger untersucht wurde, meistens von Menschen, die diese Wirkung beweisen wollten – und sie sind trotzdem nicht fündig geworden. Vor einem Nachweis der Wirkung ist es absolut witzlos, über Mechanismen dieser Wirkung zu spekulieren.

  4. Kinseher Richard sagt:

    Ein einfaches Beispiel zum Thema:

    Unsere Vorfahren haben bemerkt, dass es in der Natur Erscheinungen gibt, die sich immer wieder wiederholen (z.B. Jahreszeiten, Mondzyklen, Gezeiten) – und um diese Beobachtungen zu ordnen, wurden Kalender entwickelt.
    Um Kalenderdaten darzustellen, gibt es mehrere Möglichkeiten – z.B. mit Uhren.

    Uhren sind Messgeräte, die dazu gemacht sind um mit Hilfe der Messgröße ´Sekunde´ Kalenderdaten in Form von ´Uhrzeit´ darzustellen.
    Von Uhren kann man deshalb nur Kalenderdaten in Form von ´Uhrzeit´ ablesen.

    Von/Mit Uhren kann man aber keine ´Zeit´ messen bzw. ablesen – denn bisher haben weder Physik noch Philosophie eine konkrete Definition für ´Zeit´ vorgestellt.
    Um zu verstehen, warum/wie ´Zeit vergeht´, muss man erklären, warum z.B. eine Sekunde ´vergeht´.

    Uhrwerke sind Maschinen, die nach den Gesetzen der Thermodynamik funktionieren. Wenn man die Feder des Uhrwerks aufzieht oder eine Batterie einlegt, dann fügt man damit potentielle Energie zu. Diese wird in kinetische Energie umgewandelt und treibt dabei das Uhrwerk und die angefügte Anzeige an.

    Zeit ´vergeht´ in einem Uhrwerk also nur dann, wenn es dort einen einseitig gerichteten Fluss von Energie gibt. Man kann also sagen: Wenn Zeit nur vergeht, wenn es einen einseitig gerichteten Fluss von Energie gibt – dann kann man definieren: ZEIT IST ENERGIE.
    D.h. weil Zeit nur dann vergeht, wenn wir einen einseitig gerichteten Fluss von Energie haben – kann auch der sogenannte ´Zeitpfeil´ nur eine einzige Richtung haben: von einem höheren Energieniveau zu einem niedrigeren Energieniveau.

    Mit der Definition ´ZEIT IST ENERGIE´ ist aber die Idee der gekrümmten 4D-RaumZEIT sinnlos:
    A) Energie ist keine Dimension
    B) Energie kann nicht gekrümmt werden

    Und damit sind wir wieder beim Thema dieses Blogs: Die Wissenschaft hat bisher keine Definition für ´Zeit´ vorgelegt – behauptet aber, dass es die 4D-Raumzeit geben muss. Somit wird diese Idee zu einer esoterischen Glaubensdoktrin, die nicht hinterfragt werden darf.(In der Esoterik ist es üblich zu glauben, dass es das was man sich vorstellen kann, auch tatsächlich gibt: Belege für Behauptungen braucht die Esoterik nicht.)

    Mit der Idee der 4D-Raumzeit wird die Wissenschaft zur Esoterik.

  5. Realo sagt:

    @ Frank Wohlgemuth 14. März 2024 um 11:00 Uhr

    Ich kann mir gut vorstellen, dass vielen Menschen weder „Mechanismen“ noch „Bezeichner“ im Zusammenhang mit Religion oder „Weltentstehung“ interessieren, es ist ihnen einfach völlig gleichgültig….

    „Bezeichner“ oder „Namen“ sind allerdings für viele Berufe wichtig. Bei Medizinern ist es offensichtlich, dass es für sie wichtig ist, ob der Herr Meier oder der Herr Müller am Blinddarm operiert wird.

    Programmierer „arbeiten“ hauptsächlich mit „informellen Objekten“ die, um referenziert werden zu können, grundsätzlich einen „Bezeichner“ (oder eine „Adresse“) haben müssen und die allenfalls nur für wenige Millisekunden (bei der Programmlaufzeit) eine Bedeutung haben.

    Der ehemalige Vortragende hat im Zusammenhang mit Homöopathie vor allem vermutet, dass die dynamischen Bewegungsmuster von atomaren – molekularen Strukturen, besonders im Resonanzfall und wenn „besondere Kräfte“ auftreten sollten, von Bedeutung sein könnten. Die Anregung derartiger Bewegungsmuster sollte von den zugeführten Stoffen ausgehen und die Dynamik trotz der Verdünnung erhalten bleiben.

    Er vertrat die Meinung, dass z.B. die Wasserstoff- Sauerstoffatome (H2O) keine stabilen „Beziehungen“ eingehen, sondern in rascher Folge unterschiedliche nur temporäre Bindungen eingehen. Allerdings konnte man das kaum beobachten, nicht messen und es soll auch keine mathematischen Modelle geben….

    Daher kann man die dynamischen und die Resonanzeffekte (derzeit???) in der Homöopathie praktisch nicht nutzen, wie z.B. in der Radiotechnik, wo alles bestens beobachtet, gemessen und berechnet werden kann….

  6. Mussi sagt:

    @ Grams

    Kumulative Kultur ist mit lernen verbunden.
    Ich denke auch, dass wir uns wieder mehr damit auseinandersetzen müssten, wie Reflex, Trieb, Instinkt, Intuition, Emotion, Motivation/Bedürfnis, Verstand/Vernunft mit Kultur, also lernen- Prägung,Konditionierung, Imitation, Wiederholung usw. , zusammen hängen.
    Es ist nicht nur eine Frage der Freiheit, sondern insbesondere der der Unterdrückung.
    Es ist die Frage, was uns treibt und was uns anzieht und was dazwischen bzw. darüber hinaus geht?
    Es ist die Frage, was uns steuert und lenkt, wo wir manipuliert werden sollen. Es sind die Grundlagen von Identität und Charakter.
    Und es sind die Grundlagen von Entscheidung und Handlung.
    Möglicherweise stellen wir fest, dass unser Verhalten doch nicht so frei ist, wie wir uns das wünschten.
    Die Ausprägung dessen, was der menschliche Geist vermag, ist gewaltig. Aber die Grundlage dafür dürfte sehr verhaltensbiologisch sein.
    Bsp. aktuell: Revierverhalten…

  7. Timm Grams sagt:

    Altes Denken, neues Denken und der Aufruhr in der GWUP.

    Sinan klingt sehr überzeugend, wenn er andere der Meinungsmache bezichtigt. Er lässt Filterblasen platzen. Wer genau hinhört merkt, wie sehr Sinan selbst in einer Filterblase steckt: Verabsolutierung und Universalisierung des kritischen Rationalismus westlicher Prägung.

    https://youtu.be/KazM8JXIJPc?si=8gwX05uzeuHhUsi9

  8. Mussi sagt:

    @ Grams

    Hahaha…ich habe es mir nicht zu Ende angeschaut. Brauchte ich auch nicht.
    Diese ganzen Diskurse und Konflikte drehen sich lediglich um ‚Natur oder Kultur/ Körper oder Geist‘ und ‚Natur UND Kultur/Körper und Geist‘ und den jeweiligen Einstellungen dazu.

    Die dazu letztendlich Frage, woher die Dichotomien, Polaritäten, Gegensätzlichkeiten, Unterschiede, woher die Logik usw. kommen, wird nicht diskutiert. Axiome werden gesetzt und dann landen wir bei Gödel-Unvollständigkeit und Russel-Widerspruch.
    Herje…wo bin ich nur gelandet… ;-)

  9. Mussi sagt:

    Habermas hat das kommunikative Handeln philosophiert.
    Aber aus genau daraus ist erkennbar, wass Nautur=Kultur bedeuten sollte!

    [tg: Das versteh ich nicht. Noch mal langsam, für Dummies.]

  10. Mussi sagt:

    Um das zu konkretisieren:
    Revierverhalten ist Wohnung,Nahrung, Kampf-Flucht, Verteidigung-Angriff, Migration, Krieg, Suchen-Finden usw usw. Wir sollten doch nicht so tun, als ob das nicht die Wirklichkeit ist.
    Alle, aber auch wirklich ALLE haben die gleichen Bedürfnisse!
    Mir ist es ein Rätsel, da keine Lösung zu finden!

  11. Realo sagt:

    @ Mussi 15. März 2024 um 09:23 Uhr

    Bei Ihren Fragen geht es um die grundsätzlichen Fragen zur „Motivation“ die Menschen „antreibt“. Es dürfte an der Umsetzung und Interpretation von „Empfindungen für das Bewusstsein“ liegen. Dass gewisse Empfindungen das generative Verhalten steuern, ist offensichtlich.

    Aber ich habe die Vermutung, manche wollen nicht wirklich wissen, „zumindest das Volk“ sollte es nicht wissen, wie es zu Empfindungen und den Folgen kommt. Ein allgemeines Wissen und Verstehen könnte verhängnisvolle Folgen haben. Die Katholiken meinen eher, die „Schäfchen müssen nicht alles wissen“. Aber auch Atheisten und Zweiflern stellt es die Haare auf, bei diesem Thema. Nazis dürften neugierig gewesen sein?

    Wären früher z.B. alle Menschen „Pazifisten“ geworden, so hätte das den Darwinismus „ausgehebelt“, die Entwicklung der Menschen behindert. Die Realität dürfte sein, dass Empfindungen und Instinkte auch mittels Drogen manipuliert werden um Menschen kriegslüstern zu machen.

    Das Problem ist nur, im Zeitalter der A, B, C Waffen kommt es nicht mehr auf die „Stärke der einzelnen Kämpfer“ an, da erfolgt keine natürliche Auswahl mehr, sondern auf völlig andere Umstände. (Z.B. Dichte der Besiedelung, Forschungsstand). Selbst ein sehr kleines Volk, sozusagen fast „einzelne Menschen“, könnten bei drohender (oder auch nach vollzogener) Vernichtung mit den o.a. Waffen, Rache nehmen und ein sehr großes Volk „ausrotten“….

    Es ist nicht nur eine Frage von Freiheit, oder Unterdrückung, die Existenzfähigkeit der Menschen steht auf dem Spiel. Womöglich stehen wir vor dem Dilemma uns selber auszurotten, oder an der Übervölkerung zugrunde zu gehen?

    Womöglich löst sich selbst dieses Dilemma ganz von selbst, ……

  12. Mussi sagt:

    @ Realo

    Sie denken immerhin über eine Weiterentwicklung der Aufklärung nach!
    Sicherheit und Risiko, Schutz und Gefährdung sind auch so zwei Abstraktapaare, die sich konkret bei Schutz der Umwelt oder Schutz des Wohlstandes äußern. Oder Sicherheit des Arbeitsplatzes oder Risiko der Armut.
    Ja, ich bin ein fan der Aufklärung!
    Der nächste Aspekt ist Abhängigkeit-Unabhängigkeit, z.B. bei der Energie.
    Die Spieltheorie lebt davon.
    Und nochmals ja, ich denke, wenn wir uns fragen, was sich konkret zwischen der Metaebene und dem Materiellen abspielt, dann stellen wir fest, es ist doch eigentlich gar nicht so schwierig.
    Es gibt Menschen, die glauben, dieses ‚Spiel‘ genauestens erkannt zu haben und dazu zähle ich Putin, Trump, Bolsonaro usw. .
    Sie sprachen von Mechanismen. Reden wir darüber! Gerade im Sinne Aller!
    Ein Paar hätte ich noch: Spiritualität und Funktionalismus.
    Das ist Russlands Handeln aus meiner Perspektive.

    Vielleicht noch eines zur Reflektion zu Putin und Trump oder Xi usw.
    Schon mal darüber nachgedacht, wie Dominanz- Unterwerfung über Suggestion ‚funktioniert‘. Ist übrigens der Kern des Videos.

  13. Mussi sagt:

    @ Grams : Habermas

    Ist es im Verlauf des Diskurses deutlicher geworden?
    Hinter Sprache steht Bedeutung…

    Bedeutung wird fassbarer, wenn wir Persönlichkeit mit Eigenschaften/Attributen beschreiben.

    Ich habe jetzt Null Interesse eine Diskussion zum Bewusstsein zu entfachen, aber Bedeutung scheint mir in der Forschung etwas unterbelichtet und Zusammenhänge doch evident.

  14. Mussi sagt:

    Vielleicht noch ein Aspekt zur Ausgangsthese des Trennens:
    Es gibt solche, die Dominanz schätzen, aber sich auch davon befreien möchten. Und es gibt solche, die Unterwerfung schätzen, aber auch solche, die sich davon befreien möchten.
    Diese Wechselwirkungen lassen sich in einer Demokratie besser leben.
    Man erkennt es erst wirklich, wenn man verbindet. Und da ist Realo auf der richtigen Spur gewesen.
    Trennen und verbinden…oder/und…
    das ist alles an dem ‚Geheimnis‘.
    Soweit zur Absurdität des Sein aus meiner Sicht.

  15. Realo sagt:

    @ Mussi 15. März 2024 um 13:06 Uhr

    Ihnen scheinen „Abstraktapaare“, auch so etwas wie „Gegensätzlichkeiten“, eher aus philosophischer Sicht wichtig. Aber auch Mediziner nutzen das „Gegenspieler Prinzip“ (Agonist – Antagonist) und natürlich auch die Techniker, z.B. bei „Brückenschaltungen“. Damit kann man jeden „Zwischenstatus“ zwischen den Extremen abbilden, bzw. realisieren.

    Besonders den Russen ist klar, dass …

    [Moderator: Rest gestrichen, da weit ab vom Thema des Artikels.]

  16. Mussi sagt:

    @ Realo

    Schauen Sie sich das Video nochmal an.
    Dominaz-Unterwerfung ist vielleicht zu scharf. Nehmen sie Auf-/Abwertung oder Über-/Unterlegenheit oder objektiv-subjektiv und Suggestion.
    Ja, materiell gibt es auch ‚Gegenspieler‘. Warum dann nicht Körper und Geist?

  17. Mussi sagt:

    @ Grams

    Ich befürchte, auch die GWUP versucht aus Dichothomien Linearität und Homogenität, sprich Konsitenz, zu machen.
    Sie haben die richtigen Schlüsse gezogen. Es geht nicht.
    Witzig ist es aber schon, gerade wegen der Ernsthaftigkeit … ;-)

  18. Realo sagt:

    @ Mussi 15. März 2024 um 16:41 Uhr

    Zitat: “Warum dann nicht Körper und Geist?“

    Vermutlich deswegen, weil „Körper“ der Kategorie „Materie“ angehört und Geist nicht materiell, eben typisch „Information“ ist. In der Informatik treten schwere logische Widersprüche auf, wenn man Kategorien nicht beachtet.

  19. Mussi sagt:

    @ Realo

    Information ist ein Begriff der Physik. Also muss Geist auch physikalisch sein.
    Den logischen Widerspruch habe ich angesprochen.

    Krasser Kategorienfehler

  20. Timm Grams sagt:

    Am 20.03.24 habe ich den Artikel ergänzt um eine Anmerkung, die verdeutlicht, warum es in der Diskussion manchmal knallt, obwohl die Meinungen gar nicht auseinander liegen. Für mich sind beispielsweise Wendungen wie diese Anlass zu Kritik:

    „Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten.“

    Die Wissenschaft hat gezeigt, dass … “

    „… ist falsifiziert.“

    Darin kommt meines Erachtens eine Bestimmtheit zum Ausdruck, die nicht gerechtfertigt ist. Der Gegner wird schachmatt gesetzt oder mit Gewalt eingemeindet. Das lässt sich nicht jeder gefallen.
    An solcher Rigorosität sind Kant, Popper, Albert und andere nicht ganz unschuldig.
    Popper sagt zwar, dass sich Wissenschaft dadurch auszeichnet, dass ihre Theorien grundsätzlich falsifizierbar sind. Bei konkreten Urteilen über Theorien hält er sich aber zurück. Soweit ich sehen kann, spricht er nicht einmal im Zusammenhang mit dem geozentrischen Weltsystem von Falsifizierung. Popper schreibt in Vermutungen und Widerlegungen I, Kapitel 3, Abschnitt 1, dass Galilei zwar die Überlegenheit des kopernikanischen Systems betonte.

    Gleichzeitig aber vermutete er, dass es eine wahre Beschreibung der Welt war: Er hielt es für eine wahre Theorie.

    Eine solche wahre Theorie würde das geozentrische Weltsystem falsifizieren. Aber diesen Schritt, der Galilei in große Schwierigkeiten brachte, geht Popper nicht mit.

    • Frank Wohlgemuth sagt:

      Das ist mir auch alles zu theoretisch und zeigt die Wissenschaft in einer Sphäre der Klarheit, in der sie sich nur selten befindet.
      Ich weiß nicht, von wem sie stammt, aber die folgende Weisheit trifft es nach meiner Meinung besser:

      Die weniger überzeugenden Theorien sterben mit ihren Vertretern.
      Das Beispiel, das dazu passt, ist die Plattentektonik von Alfred Wegener.

      Aber es ist nicht nur die Beharrlichkeit der alten Herren, die den Fortschritt bremst, manchmal stehen auch wirtschaftliche Interessen dahinter, die die entsprechenden Gegengutachten auslösen und so verhindern, dass sich eine neue Qualität der Beschreibung durchsetzt. Auch Wissenschaft ist ein Markt und auch eine Professorenstelle ist eine Marktposition.

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