Am letzten Dienstag, 23.09.2025, auf der UN-Vollversammlung gab’s wieder mal Trump in Reinform. Sein Auftritt hat mich an einen gut abgehangenen Witz erinnert:
Zwei Männer in der Wüste, sie rennen um ihr Leben, weil ein Löwe hinter ihnen her ist. Einer der beiden hält kurz an und holt sich ein paar Adidas-Schuhe aus dem Rucksack. Der andere: »Du glaubst doch nicht, dass du damit jetzt schneller bist als der Löwe?« – »Das wohl nicht, aber schneller als du bin ich dann schon.«
In seiner einstündigen Rede – geplant waren eigentlich 15 Minuten – redete Donald Trump begeistert von sich und seinen Großtaten, oder was er dafür hält. Das machte die eine Hälfte seiner Rede aus, die andere Hälfte widmete er mit Hingabe dem Verächtlichmachen all jener, die nicht auf seiner Linie sind. Seine besondere Verachtung gilt den Europäern mit ihrer Klima- und Migrationspolitik.
Ausschnitte aus seiner Rede, so wiedergegeben von WELT News:
In meiner ersten Amtszeit habe ich die größte Wirtschaft in der Geschichte der Welt aufgebaut. […] Ich habe sieben Kriege beendet. Und in allen Fällen handelte es sich um Kriege, in denen unzählige Menschen getötet wurden. Dazu gehören Kambodscha und Thailand, Kosovo und Serbien, Kongo und Ruanda, ein brutaler, gewalttätiger Krieg, Pakistan und Indien, Israel und Iran, Ägypten und Äthiopien sowie Armenien und Aserbaidschan. Alle waren dabei. Kein Präsident oder Premierminister und auch kein anderes Land hat jemals etwas Vergleichbares geleistet. Und ich habe es in nur sieben Monaten geschafft. Das hat es noch nie gegeben. So etwas hat es noch nie gegeben. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das geschafft habe.
Im FAZ-Faktencheck sehen die Heldentaten nicht ganz so groß aus. Aber ganz falsch ist es nicht, was Trump so von sich gibt. Er nennt es wahrheitshaltige Übertreibung: »Truthful Hyperbole«.
Dann geht er mit den Vereinten Nationen ins Gericht:
Die UNO löst nicht nur nicht die Probleme, die sie lösen sollte – viel zu oft schafft sie sogar neue Probleme, die wir lösen müssen. Das beste Beispiel dafür ist das wichtigste politische Thema unserer Zeit: die Krise der unkontrollierten Migration. […] Sowohl die Einwanderung als auch ihre selbstmörderischen Energiekonzepte werden den Untergang Westeuropas bedeuten.
Und da ist natürlich auch noch sein Lieblingsfeind:
Joe Bidens Politik hat Mördern, Banden, Menschenschmugglern, Kinderhändlern, Drogenkartellen und Gefangenen Macht verliehen.
Damit hat Donald Trump tatsächlich einen wunden Punkt getroffen.
Statista Research Department, 26.06.2025:
Ende März 2024 betrug der Anteil der ausländischen Strafgefangenen in Deutschland 37,4 Prozent. Damit stieg der Ausländeranteil bei den Gefängnisinsassen das dritte Jahr in Folge und auf einen erneuten Höchststand.
Statista Research Department, 20.06.2025:
Der Anteil der Bevölkerung in Deutschland ohne deutschen Pass wächst immer weiter. Im Jahr 2024 betrug der Ausländeranteil in Deutschland 14,8 Prozent.
Weiter Donald Trump in New York:
Deutschland wurde auf einen sehr kranken Weg geführt, sowohl in Bezug auf die Einwanderung als auch in Bezug auf die Energiepolitik. Sie wollten grün werden und gingen dabei bankrott. […] Meiner Meinung nach ist das der größte Betrug, der jemals an der Welt begangen wurde. Klimawandel – egal, was passiert, Sie sind daran beteiligt. Keine globale Erwärmung mehr, keine globale Abkühlung mehr. All diese Vorhersagen der Vereinten Nationen und vieler anderer, oft aus schlechten Gründen, waren falsch. Sie wurden von dummen Menschen gemacht. Aber natürlich das Schicksal ihrer Länder, und angesichts dieser Länder keine Chance auf Erfolg. Wenn Sie sich nicht von diesem grünen Betrug lösen, wird Ihr Land scheitern.
Bereits vor seiner UN-Rede kommentierte die Tagesschau Donald Trumps Kurs (ARD 1, 29.08.2025 18:01 Uhr):
Das Tempo, das er dabei vorlegt, könnte einem den Atem verschlagen – vor allem, wenn man bedenkt, dass es dabei nicht nur um ein besseres Wirtschaften in den USA geht, sondern auch um eine Neugestaltung der globalen Handelsbeziehungen, so der Ökonom Rolf Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft.
»Trump hat bisher – und das war auch in seiner ersten Amtszeit so – immer nach dem Prinzip verfahren, wir verlieren zwar alle. Aber die USA verlieren am wenigsten«, so Langhammer. »Also eine Art Negativ-Summenspiel. Und dann bin ich der Gewinner.«
Trumps Denken tritt in seiner Zeit als New Yorker Immobilien-Tycoon hervor, besonders wenn er seinen Konkurrenten bei der Bewerbung um das Gelände für das Hyatt-Hotel aussticht (TRUMP. The Art of the Deal. Chapter 6 GRAND HOTEL.1987).
Und damit sind wir zurück beim Witz vom Wettrennen in der Wüste. Er trifft vielleicht den Kern der internationalen Handelsbeziehungen und das Geschacher um die Zölle ziemlich gut. Da könnte Trumps Egoismus sogar funktionieren. Ganz anders liegt die Sache bei der Klimakrise. Da verfolgt uns nicht ein Löwe, sondern wir sitzen alle in einem überladenen Boot.