Der Überfall Russlands auf die Ukraine, der Hamas-Anschlag auf Israel: ein Krieg ist entstanden, und ein weiterer ist dabei, sich zu entwickeln. Die Anführer der Angreifer wollen Krieg. Offensichtlich. Nur die? Und warum?
In der nun fast 80 Jahre dauernden Friedenszeit in Europa sind wir beseelt von dem Gedanken, dass kein Mensch Krieg will. Uns ging es ja gut dabei. Aber das geht vorbei. Wir erleben eine Zeitenwende.
Wer sind die Propagandisten und Manipulanten, die unsere Aufmerksamkeit unsere Emotionen steuern? Gerade in Kriegszeiten ist Durchblick gefragt. Diese Sprüche können helfen, den Schleier zu lüften:
- It’s the economy, stupid.
- Wem nützt es? (Cui bono?)
Als wesentliche, immer wieder zu beobachtende Auswirkungen von Kriegen und somit als Kriegsziele sieht Henrik Paulitz in seiner „Anleitung gegen den Krieg“ unter anderen (2016, 3. Aufl. 2019):
- Profite für Rüstungskonzerne und verbundene Großbanken
- Ressourcenkontrolle, d.h. die künstliche Verknappung natürlicher Ressourcen (u.a. Erdöl, Erdgas, Mineralstoffe), um Rohstoffpreise auf hohem Niveau zu stabilisieren
- Profite durch Geschäfte mit dem „Wiederaufbau“
- Erzwingung von Marktöffnungen und Fernhandelsbeziehungen im Interesse der Konzerne
Diese Auflistung hilft bei der Beantwortung der Frage: Wer profitiert? Sie sagt aber nicht, ob der Profiteur diese Auswirkungen auch beabsichtigt.
Wer allein aus dem Vorhandensein eines Zusammenhangs auf die Verursachung schließt, läuft Gefahr, in eine Denkfalle zu tappen. Aber genauer hinschauen lohnt sich. Für mich haben Vereine wie LobbyControl und Abgeordnetenwatch an Bedeutung gewonnen.
Die genannten Punkte helfen unter anderem, die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipeline und die Lobbyarbeit der Rüstungsindustrie richtig einzuordnen. Martin Reyher schreibt für Abgeordnetenwatch (02.12.2022):
Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin will die Bundeswehr mit dem Kampfjet F-35 ausstatten. Unter fragwürdigen Umständen konnte das Unternehmen kürzlich im Abgeordnetenrestaurant des Bundestags für seine Anliegen werben. Eingefädelt hatte die Lobbyveranstaltung ein Abgeordneter der SPD – die Bundestagsverwaltung fühlt sich von ihm hinters Licht geführt.
Was mir in der Liste der Kriegsziele fehlt ist der religiöse und weltanschauliche Eifer, der für die genannten Ziele möglicherweise instrumentalisiert wird. Wer kann schon ausschließen, dass vieles, was als tiefe Überzeugung daher kommt, tatsächlich nur auf Emotionalisierung und Propaganda beruht.
Gott der Herr sprach über Mose (2. Mose 3,8) zu seinem Volk:
Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Land in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.
Gott macht auch klar, dass diese Verheißung nicht ohne Krieg in Erfüllung gehen wird und er verspricht Beistand (2. Mose 23,27):
Ich will meinen Schrecken vor dir her senden und alle Völker verzagt machen, wohin du kommst, und ich will geben, dass alle deine Feinde vor dir fliehen.
Danach bietet Gott noch Kriegslisten wie diese hier (2. Mose 23,28-29):
Ich will Angst und Schrecken vor dir her senden, die vor dir her vertreiben die Hewiter, Kanaaniter und Hethiter. Aber ich will sie nicht in einem Jahr ausstoßen vor dir, auf dass nicht das Land wüst werde und sich die wilden Tiere wider dich mehren. Einzeln nacheinander will ich sie vor dir her ausstoßen, bis du zahlreich bist und das Land besitzt.
(Hervorhebung nicht von mir, sondern in der Bibel.)
Blackrock und J.P. Morgan wollen beim Wiederaufbau der Ukraine mitmischen. Der eine verliert, der andere gewinnt. Selbstlosigkeit ist der Marktwirtschaft fremd.
Mit über 10 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen ist BlackRock der weltgrößte Vermögensverwalter, so die Wikipedia. Vermögensverwaltung heißt, Vermögen zu schützen, zu mehren und weiterzugeben. Offensichtlich steht der Profit im Zentrum der Anstrengungen. Wer in der Ukraine Claims absteckt, der will vor allem eins: verdienen. Das erinnert mich an den Film Jenseits von Eden und den gescheiterten Kriegsgewinnler Cal, gespielt von James Dean.
Mir geht es in diesem Beitrag einzig um Mechanismen. Schuldzuweisungen liegen mir fern.
Nachtrag. Slavoj Žižek auf der heutigen Buchmesse Frankfurt:
„Ich verurteile den Angriff der Hamas auf die Israelis ohne Wenn und Aber. Ich gebe Israel auch das Recht, sich zu verteidigen und die Bedrohung zu zerstören“, setzte Žižek an. Sobald man aber den Hintergrund analysiere, gerate man in Verdacht, den Terrorismus unterstützen zu wollen, fuhr er fort
Die Rede wurde durch Zwischenrufe unterbrochen. Der Vorwurf der Relativierung wurde laut. So schlitterte die Eröffnung der Buchmesse knapp an einem Skandal vorbei. Eine solche Verengung der Diskussion halte ich für verhängnisvoll.